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»Wenn auf einem Berge weder Halm noch Gras wachsen, sind in seinem Inneren bestimmt kostbare Erze verborgen«, lächelte verschmitzt der Alte.

»Das ist die richtige Antwort für deine lose Zunge«, meinte Asmik und schnitt ihm eine Grimasse.

Nun erhob sich der Jäger und machte sich wieder an die Verfolgung des Fuchses.

Bald hatten sie die Spur des Räubers im Schnee wiedergefunden, doch urplötzlich war sie an einem der steilen Abhänge verschwunden. Weggeflogen konnte der Fuchs nicht sein. Wo war er aber geblieben? Ratlos blickten sich die Kinder um.

Der Großvater aber rief:

»Er hat sich einen neuen Streich ausgedacht. Seht nur, da unten.«

Die Kinder beugten sich vor und sahen, daß der Schnee eingedrückt war, als habe sich ein Tier darin gerollt. Die Stelle lag etwa zehn Meter tiefer als die von der sie hinabsahen.

»Der Fuchs ist also zehn Meter in die Tiefe gesprungen. Das fällt ihm nicht schwer. Warte nur, wir klettern hinunter und werden deine Spur bald wieder haben.«

Großvater hatte recht, zu guter Letzt langten die Kinder und der alte Jäger schließlich bei Meister Reinekes Bau an.

Tschambar machte sich gleich daran, in den Bau hineinzukriechen, doch der Zugang war zu eng. Der Hund blieb stecken und mußte von den Kindern und dem Großvater mit vereinten Kräften an den Hinterbeinen herausgezogen werden. Nachdem Tschambar die Witterung des Fuchses genommen hatte, war er nicht mehr zu beruhigen; er ließ seine lange rote Zunge zum Maul heraushängen, kratzte und grub mit den Pfoten und bellte dabei wütend.

»Nun versucht mal, ohne Spaten, Spitzhacke und Schaufel bis zur Höhle zu gelangen«, sagte der Jäger. —»Wenn man die Höhle ausräuchert, dann entkommt er uns durch seinen Notausgang.«

»Wo hat er denn den Notausgang?« fragte Kamo.

»Da drüben wird er sein«, sagte der Großvater und wies auf einen zweiten, etwa zwanzig Meter entfernten Zugang zum Bau. »Das ist ein alter, sehr schlauer Fuchs und kein Anfänger.«

Nun besprachen die Kinder und der Großvater, wie dem Schlaumeier beizukommen sei. Kamo hatte Papier in der Tasche. Das wurde in den Bau gestopft und angezündet, während der Jäger, das Gewehr im Anschlag, an dem zweiten Ausgang Aufstellung nahm.

Als dem Fuchs der Rauch lästig wurde, kam er vorsichtig aus dem Bau heraus. Da krachte auch schon der Schuß des Großvaters, und das prächtige Tier rollte in den Schnee.

»Da hast du deinen Lohn, du Gänsedieb«, rief Großvater Assatur.

Tschambar bellte wie toll.

Die Kinder kamen herbeigelaufen und hoben den erlegten Fuchs auf. Es war ein herrliches Tier mit einem schönen dicken Pelz und buschigem Schwanz.

Asmik hüpfte aufgeregt um den toten Räuber herum und schrie immerzu:

»Jetzt kannst du uns keine Gänse mehr stehlen. Jetzt ist es aus damit!«

»Ja, einen der schlimmsten Feinde unserer Geflügelfarm haben wir zur Strecke gebracht«, erklärte Kamo und lachte befriedigt.

Tschambar, der inzwischen einen Hasen aufgespürt hatte, jagte laut kläffend hinter ihm her.

»Den wird er wohl nicht einholen — der Schnee ist gefroren«, meinte der Großvater. »Wäre der Schnee weniger hart, dann könnte er ihn vielleicht fangen.«

»Aber Tschambar ist doch so groß, und der Hase so klein. Warum kann Tschambar ein so kleines Tier nicht einholen?« wollte Asmik wissen.

»Nun, weil der eine um sein Leben läuft und der andere nur zum Vergnügen«, antwortete Großvater Assatur und bog von dem Fußpfad in eine Schlucht ab. »Dort ist eine schöne Quelle. Wir wollen uns ein wenig ausruhen, etwas essen und dann nach Hause gehen«, schlug er den Kindern vor.

In der Schlucht ließen sie sich an der Quelle nieder. Den Fuchs warfen sie neben sich in den Schnee. Großvater Assatur zog einen Brotlaib und kaltes Lammfleisch aus seinem Beutel, und alle ließen es sich gut schmecken.

Von Tschambar war noch immer nichts zu sehen; irgendwo jagte er hinter dem Hasen her.

Als alles aufgegessen war, beugte sich der Großvater zur Quelle nieder und trank Wasser aus der hohlen Hand. Dann räusperte er sich befriedigt und streckte die Hand aus, um den Fuchs aufzunehmen, aber — o weh — der Fuchs war nicht mehr da

»Jungens, mein Gewehr!« schrie der Großvater.

Der Fuchs war wie vom Erdboden verschwunden... Wahrscheinlich hatte sich der Tunichtgut nur totgestellt, und während die Kinder und der Großvater sich erfrischten, war er über die Hügel davongeschlichen und machte sich jetzt aus einem sicheren Versteck über den alten Jäger lustig.

Die Kinder konnten sich vor Stauren über soviel Schlauheit gar nicht fassen.

»Uns einen solchen Streich zu spielen, so ein Teufelskerl«, schimpfte der Alte, den nichts härter treffen konnte als der Verlust einer Beute, die er schon sicher zu haben glaubte. Großvater Assatur war sehr niedergeschlagen. Die Sonne war bereits untergegangen. Vom See her wehte ein eisiger Wind, und die Kinder zitterten vor Kälte. Es schien aussichtslos, den Fuchs heute weiter zu verfolgen.

»Kommt nach Hause, Kinder«, sagte der Großvater. »Heute ist nichts mehr zu machen. Aber ich will lieber meinen Bart einbüßen als endgültig auf den Balg dieses Räubers verzichten.«

»Wie konnte er nur davonlaufen, Großväterchen?« fragte Armjon. »Du hattest ihn doch getötet.«

»Das ist es ja«, meinte der alte Jäger kleinlaut. »Er war eben nicht tot, sondern wohl nur leicht verwundet, und muß betäubt gewesen sein. Als ich dann auf den unseligen Einfall kam, an der Quelle Rast zu machen, ist er wieder zu sich gekommen und hat sich davongeschlichen. Na, warte nur, Freundchen, mit dir rechne ich noch ab! «

Ein Leckermaul, dem der Honig schmeckt

Alles schien von nun an einen reibungslosen Verlauf zu Æ nehmen. Nur ein bemerkenswerter Zwischenfall ereignete sich noch in diesem Winter.

Großvater Assatur wollte eines Morgens nachsehen, ob in dem Schuppen, in dem die Bienenstöcke standen, die Temperatur nicht gefallen sei. — Der Frost hatte sich verschärft. Vom See her wehte ein eisiger Wind; er fegte über die Ebene, und über den kahlen Abhängen des Tschantschakar tobte ein Schneesturm.

Der Alte verstopfte alle Ritzen in der Stallwand sorgfältig mit Stroh und sah sich auch von außen noch einmal alle vier Wände an, ob er nicht irgendwo ein Spältchen übersehen hatte.

Plötzlich bemerkte er im Schnee Spuren, die sich in einer dünnen Kette bis zum Stall hinzogen. Sie sahen aus wie die Abdrücke von Katzenpfoten.

In den Stall zurückgekehrt, machte sich der Großvater daran, die Bienenkörbe auf das genaueste zu untersuchen. Während er noch damit beschäftigt war, knarrte die Tür, und Grikor kam herein.

»Was willst du denn hier?« fragte der Großvater barsch.

Grikor tat, als sei er ganz bestürzt.

»Ist es die Möglichkeit? Wo bin ich nur hingeraten? Da sieht man wieder, was der Honig für eine Anziehungskraft hat! Man wird von dem süßen Zeug förmlich mitgerissen und bleibt dran kleben. «

»Hör auf mit dem Unsinn«, rief der Großvater etwas ungehalten. »Anstatt zu schwatzen, wollen wir lieber nachsehen, was für ein nichtsnutziger Honigdieb sich an die Bienenstöcke herangeschlichen hat.«

Der Großvater hatte nämlich entdeckt, daß an einem der Bienenstöcke das Flugloch gewaltsam erweitert und der Honig samt den Waben aufgefressen worden war.

Großvater Assatur, der den Bienenstock betrübt von allen Seiten gemustert hatte, vermutete, in der Nacht müsse sich ein Marder eingeschlichen und den Schaden angerichtet haben.

»Wir werden ihn lehren, Honig zu stehlen«, polterte der Alte. »Hole deine Kameraden, wir wollen uns auf die Lauer legen und ihn fangen, und dann werden wir dem frechen Räuber das Fell abziehen.«