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»Den Bienen zu trinken geben.« Und schon war er wieder verschwunden.

Stolz langte er mit dem Samowar in der Imkerei an und rief Armjon zu:

»Schnell, fülle ihn mit Wasser.. . So.. . Dann drehen wir den Hahn ein ganz klein wenig auf... Siehst du, was für ein dünnes Bächlein da herausfließt... Das muß jeden Tag gemacht werden. Das ist das Richtige für die Bienen.«

Die Jungen brachten die übrigen Fässer zur Geflügelfarm und füllten alle vorhandenen Tröge und Wannen.

Das war ein lustiges Geschnatter. Die Enten und Gänse waren so ungestüm, daß viel Wasser verschüttet wurde, und manche bekamen dafür gar nichts, denn die Stärkeren drängten wie immer die Schwachen zur Seite.

»Grikor, lauf schnell und bitte den Gruppenführer um zwei weitere Wagen!« schlug Kamo vor. »Vielleicht können wir auch noch unserer Gerste Wasser geben.«

Hätte man nicht diese Unmengen von Wasser immer vor Augen gehabt, wäre die Zeit der Dürre sicher leichter zu ertragen gewesen... Aber so dehnte sich unten im Tal das unübersehbare Becken des Sewan aus.

Der geheimnisvolle ,Wassermann' im Gilli-See ließ von Zeit zu Zeit sein unheimliches Gebrüll erschallen.

»Wir haben Gott vergessen, Leute, nun straft er uns dafür!« flehte die alte Sona und schwenkte verzweifelt die Arme.

»Rede keinen Unsinn!« fuhr sie der Großvater an. »Seid ihr früher nicht dreimal im Jahr zum Gottesdienst gelaufen? Habt ihr nicht Opfer gebracht und gefastet? Nun, und hat es damals keine Dürre gegeben? Hast du vergessen, wie im Japanischen Krieg der Himmel verschlossen war, wie das Volk damals unter Durst gelitten hat?«

»Solche alten Männer wie du haben uns nun ins Unglück gebracht«, greinte die alte Sona. »Hast dich mit Kindern eingelassen und bist selber kindisch geworden... «

Die alte Sona schlug vor, ,das Wasser zu pflügen', das war ein alter Brauch, den die abergläubischen Bauern gepflegt hatten, weil sie glaubten, damit Regen herbeizurufen.

Von Sona angeführt, liefen die Frauen zum Gilli-See, spannten sich selber wie Pferde vor den Pflug und begannen das Wasser umzupflügen, dabei verursachten sie einen gewaltigen Lärm.

Am Abend verhöhnte der Kolchosvorsitzende Bagrat in der Versammlung die abergläubischen Frauen.

»Euer ,Pflügen' wird euch nichts anderes einbringen als Spott und Hohn«, sagte er. »Besser wäre es, wenn wir alle zusammen zum Gilli-See zögen und so viel Wasser heranholten, wie jeder tragen kann.«

»Was soll das? Sind wir in den Kolchos eingetreten, um Wasser zu schleppen?« kreischte die alte Sona.

»Der Kolchos ist kein mit Honig gefüllter Krug, in den du wie ein Marder hineinkriechen kannst, um dich satt zu fressen und dann schlafen zu gehen«, empörte sich Großvater Assatur. »Kommt zum Gilli-See, Leute. Das ist ein vortrefflicher Gedanke von Bagrat.«

Um Bagrats Vorschlag in die Tat umzusetzen, machte Aram Michailowitsch die Parteiorganisation des Dorfes mobil, Kamo den Jugendverband, Armjon die Pioniere seiner Gruppe und Asmik ihre Freundinnen.

»Sämtliche Fuhrwerke und Wagen sofort anspannen!« befahl der Kolchosvorsitzende. »Ihr habt zwanzig Minuten Zeit. Alle im Dorf vorhandenen Pferde, Esel, Maultiere zusammen-treiben! Alles heranschaffen, was sich an Fässern und Krügen finden läßt! Alle Kannen aus der Molkerei holen! «

Jeder brachte, was er gerade hatte, der eine einen Eimer, der andere einen Burdjuk[6], der dritte einen Krug oder selbst eine Teekanne. Kurz, alles, was sich mit Wasser füllen ließ. In den Herzen der Menschen war die Hoffnung erwacht, die Felder doch noch vor der Dürre retten zu können.

Als alles zur Stelle war, schrie Bagrat über die Köpfe der Bauern hinweg:

»Los! Auf zum Gilli!«

Das ganze Dorf zog nach Wasser aus.

Eine klare, ruhige Nacht brach an, und der Vollmond warf sein milchiges Licht über die von der Sonne versengten Felder.

Eine Surna[7] ertönte. Eine Trommel fiel ein. Die Musik hielt die Menschen wach und munter. Scherzworte flogen hin und her. Gelächter erscholl. Es wurde ein Lied angestimmt. Das Plätschern des Wassers und das Klirren der Eimer, die Musik und der Gesang vertrieben die Stille über dem Gilli-See.

Auch ein mit Fässern beladenes Lastauto, das zum Kolchos gehörte, fuhr zum See hinunter. Ratternd und knatternd folgten die Traktoren; sie zogen mit Fässern und Tonnen beladene Anhänger hinter sich her. Eine Anzahl Frauen und Kinder bildeten den Schluß des Zuges, alle trugen Gefäße, um Wasser zu schöpfen.

Als sämtliche Behälter gefüllt waren, zog die Wasserkarawane singend zurück, die einen im Lastauto, die anderen mit den Gespannen. Wer zu Fuß ging, trieb Esel oder Maultiere vor sich her, an denen Krüge und Kannen festgebunden waren.

Alle waren froh gestimmt und von dem einen Gedanken beseelt, die verdurstende Saat zu retten; es war ein buntes, lebendiges Bild.

Als der Zug die Anhöhe erreicht hatte, auf der die Felder lagen, wurden die Gefäße ausgeleert. Das frische, kalte Wasser strömte mit lustigem Plätschern auf das durstende Land. Gierig sog die dürre Erde das Wasser ein, das leise glucksend versickerte, als wollte der Acker sagen: Ach, das tut gut, gebt mir noch mehr zu trinken!

In dieser Nacht wurde die Reise zum Gilli-See noch einige Male wiederholt.

Der alte Krug erzählt

Wie kleine Kinder, die nach einer überstandenen Krankheit wiederaufleben, begannen sich die Felder allmählich zu erholen. Nur die Vögel in der Farm schlichen noch immer matt und lustlos umher. Ihre Federn hatten jeden Glanz verloren. Wenn man genau hinhörte, schien sogar das Summen der Bienen unlustig zu klingen, denn auf den Wiesen blühten auch nach dem Bewässern keine Blumen.

In zwei der zu Bienenstöcken verwandten Krüge gingen sogar die Völker ein. Großvater Assatur nahm gerade den Honig und die restlichen Waben aus dem einen Krug heraus, stellte ihn in die Sonne und wandte sich dem zweiten zu.

»Armjon, lauf bitte zum Lagerverwalter und sage ihm, er möchte kommen, um den Honig in Empfang zu nehmen«, rief er.

Mit seinem langen Dolch löste der Großvater das Wachs aus dem Krug, mit dem die Waben an der Innenwand hafteten. Den Honig legte er auf ein sauberes Holzbrett.

Plötzlich stieß er mit der Dolchspitze gegen etwas Hartes. Vorsichtig schälte er die Wabe heraus. Zwischen dem Wachs und dem Honig funkelte ein blanker Gegenstand. Verstohlen sah sich der Großvater um, ob ihn wohl jemand beobachtet habe.

Ein Arbeiter kam aus dem Lager, nahm das Brett mit dem Honig in Empfang und fragte, indem er auf den zweiten Krug wies:

»Und was soll mit dem Honig werden?«

Verlegen stotterte der Großvater:

»Den will ich auf die halbvollen Krüge verteilen.«

Der Arbeiter dachte, der Großvater wolle seiner Frau ein wenig Honig mitnehmen, und entfernte sich ohne weitere Fra-gen. Armjon war noch nicht zurückgekommen.

Allein geblieben, schälte der Alte noch einige Waben heraus und erstarrte: der Krug war zur Hälfte mit goldenen Ringen, Halsketten und Münzen gefüllt.

Bei diesem Anblick verlor der alte Mann gänzlich die Fassung. Er schloß die Augen und mußte sich vor Schreck Halt suchend auf die Erde setzen.

Nachdem er sich ein wenig erholt hatte, nahm er einen Sack und tat die gefundenen Kostbarkeiten hinein. Seine Hände zitterten so sehr, daß sie ihm kaum gehorchten. Die Münzen, die an den Wänden des Kruges klebten, ließen sich nur mit Mühe ablösen.

Großvater Assatur beeilte sich. Er fürchtete, jemand werde ihn bei dieser Beschäftigung überraschen. Aber er wollte auch nicht eine einzige Münze in dem Kruge zurücklassen, um sich nicht dadurch zu verraten.

Als er das irdene Gefäß bis auf den Grund geleert und gesäubert hatte, nahm er den Sack über die Schulter und ging damit nach Hause. Der Sack war schwer, und scheu und unsicher keuchte der Alte die Straße entlang. Dabei meinte er, das ganze Dorf sähe ihn neugierig fragend an.

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6

Burdjuk = schlauchartiger Behälter für Wein.

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7

Surna = Musikinstrument.