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»Das war eine schöne Geschichte«, rief sie.

»Es ist sicher nur ein Märchen«, meinte Armjon.

»Wieso denn ein Märchen?« sagte der Großvater ärgerlich. »So ist es gewesen und nicht anders.«

Unter Wasser...

Jetzt ließen sich die jungen Naturforscher nicht länger halten. Seto stürzte sich als erster ins Wasser. Er konnte wirklich schwimmen wie ein Fisch.

Das Wasser im See war so kalt, daß die Jungen, blaugefroren und zitternd, schon nach kurzer Zeit ans Ufer stiegen, um sich in der Sonne aufzuwärmen. Dann gingen sie erneut ins Wasser, und Seto versuchte, bis in die Mitte des Sees zu schwimmen.

Als er zurückkam, rief er den Freunden aufgeregt zu:

»In der Mitte bildet das Wasser Ringe! Könnt ihr es von hier sehen?«

Die Jungen blickten angestrengt hinüber. Tatsächlich, in der Mitte brodelte das Wasser, und es bildeten sich Ringe.

»Wir wollen die Geologen rufen und sie fragen, was das bedeuten kann«, riet Kamo.

Er winkte, und die beiden Geologen kamen von dem Berggipfel herunter und traten dicht an das Ufer. Aschot Stepanowitsch flüsterte seinem Kollegen etwas zu, der nickte zustimmend.

»Auf dem Grund muß eine Öffnung sein, durch die das Wasser in das Innere des Berges abfließt. Das wirkt wie ein Trichter. Bravo, Kinder, ihr habt die Augen offengehalten! « lobte Aschot Stepanowitsch.

Armjon lächelte befriedigt, als sei ihm soeben nur das bestätigt worden, was er schon lange wußte.

»Aber woher kommen diese Ringe?« fragte Grikor.

»Gieß mal Wasser in ein Gefäß, das ein Loch hat, dann wirst du sehen, daß sich auch da Kreise bilden, während das Wasser abfließt«, antwortete Seto und sah Grikor an.

»Was machen wir jetzt?« sagte Kamo verzweifelt. »Wir müssen doch feststellen, was da wirklich los ist. Du bist jetzt unsere ganze Hoffnung, Seto. Wir anderen schaffen es nicht. In der Mitte ist es viel zu tief.«

Seto war Feuer und Flamme. Er war entschlossen, wo nun alles auf ihn ankam, sogar in die Hölle zu steigen.

So stürzte er sich beherzt ins Wasser.

»Und wenn ich ertrinken müßte«, scherzte Aschot Stepanowitsch, indem er sich auszukleiden begann, »ich muß auch nachsehen. So etwas muß man sich aus der Nähe betrachten!«

Als Seto die Stelle erreicht hatte, an der das Wasser Ringe bildete, tauchte er. Der Strudel erfaßte ihn und zog ihn ungestüm nach unten, bis zu einem schmalen Spalt auf dem Grunde des Sees. Seto kämpfte gegen die Strömung an, die unter dem Wasser so stark war, daß er nichts dagegen auszurichten vermochte. Sie zog ihn mit ungeheurer Gewalt in die Tiefe. Zwischen Setos Beinen hindurch ergoß sich das Wasser aus dem See in den Spalt und drohte den Jungen mit in den Strudel hineinzuziehen.

Die Kinder am Ufer beobachteten, daß die Kreise auf dem Wasser sich rasch vergrößerten. Blasen stiegen auf und zerplatzten an der Oberfläche.

»Seto ertrinkt!« schrie Kamo entsetzt.

Da sahen sie, wie Aschot Stepanowitsch in weit ausholenden Stößen zu der Stelle schwamm, tauchte und Seto mit einem energischen Ruck an die Oberfläche riß. Er brachte den kühnen Freund rasch ans Ufer.

Nachdem Seto sich erholt hatte, erzählte er:

»Da unten ist ein Fluß, ein unterirdischer Fluß. Wäre der Spalt auf dem Grund weiter gewesen, dann hätte mich der Strudel unweigerlich ins Innere des Berges gerissen.«

»Du hättest dich ruhig reißen lassen sollen«, sagte Grikor scheinbar ernst. »Denk mal, wie interessant, wenn du ganz woanders aufgetaucht wärst, zum Beispiel im Sewan.«

Aber Seto war nicht nach Lachen zumute. Das Abenteuer hätte schlimm ausgehen können.

»Dafür gibt es ein einfacheres und weniger gefährliches Mittel«, sagte Aschot Stepanowitsch.

Er zwinkerte Armjon zu.

»Wir wissen immer noch nicht, wohin das Wasser fließt«. sagte Kamo mißmutig.

»Kannst ja mal nachsehen! Vielleicht nach dem Kasach, vielleicht nach dem Daralagös ...«, meinte Grikor ein wenig spöttisch.

»Kann man das nicht feststellen?«

»Wozu haben wir eigentlich das Petroleum hergeschleppt?« fragte Armjon und schmunzelte. »Habt ihr schon mal darüber nachgedacht?«

»A-a-ah!« rief Asmik. »Jetzt weiß ich es. Ihr wollt das Petroleum in das Abflußloch gießen?«

Alle sahen Armjon bewundernd an: er war wirklich ein kluger Kopf.

»Wir werden das Petroleum hier reingießen, die Frage ist nur, wo es wieder zum Vorschein kommt«, erklärte Armjon. »Meine Pioniergruppe ist am Gilli-See, um aufzupassen: Atschik Arutjunjan, Sorik Owsepjan, Sonja Wartasarjan und wahrscheinlich noch ein paar andere sind längst dort. Sie werden den See nicht aus den Augen lassen, und wenn sich Petroleumflecke auf dem Wasser zeigen, werden sie es uns sagen. Aram Michailowitsch wird wohl auch dort sein.«

»Wie können wir aber die schweren Ballons an dem von Seto entdeckten Spalt zerschlagen?« fragte Kamo.

»Fünf Ballons?... Das hieße ja fünfmal untertauchen. Und dazu noch die Ballons unter Wasser zerschlagen?... Nein, das geht nicht«, sagte Seto, »ihr habt doch gesehen, wie schwer es war, mich wieder rauszuziehen.«

»Wir wollen doch mal sehen, ob euch nicht ein guter Gedanke kommt«, sagte Aschot Stepanowitsch und sah in die erhitzten Gesichter der Kinder. »Wir sagen nichts«, flüsterte er seinem Kollegen zu. »Diese Burschen sind erstaunlich hell und erfinderisch.«

»Du hast recht«, sagte Armjon zu Seto. »Außerdem würde das Petroleum, wenn wir die Ballons einzeln zerschlagen, auseinanderfließen. Wir müssen aber dafür sorgen, daß das ganze Petroleum auf einmal in den Spalt kommt, wenn es einen Sinn haben soll... Wenn wir irgendein großes Gefäß hätten, das fünfzehn Liter faßt. . . vielleicht einen Krug.«

»Einen Wasserkrug?« Großvater Assatur horchte auf. »Ein Krug wäre leicht zu beschaffen. Nicht weit von hier ist ein Nomadenlager. Es liegt auf der anderen Seite, nach dem Kasach zu.«

Kamo war sofort bereit, nach dem Krug zu gehen; er wurde aber von Seto zurückgehalten.

»Ich habe doch schon gesagt, daß ich meine Schuld wieder-gutmachen möchte, laß mich gehen«, und halbangezogen stürmte er davon.

Kamo rief ihm nach:

»Biete ihnen alle unsere Glasballons zum Tausche an und sage ihnen, daß dich der Großvater Assatur geschickt hat, den kennen die Nomaden gut.«