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Nicht minder erstaunt waren auch die Geologen, als sie zurückkamen.

»Diese Art der wilden Schafe wird in der Naturkunde als armenischer Mufflon bezeichnet«, erklärte Aschot Stepanowitsch. »Mufflons kommen eigentlich nur in Armenien vor und werden außerdem vielleicht mal im nördlichen Irak oder im armenischen Gebiet der Türkei angetroffen. Man hat sie jetzt auch mit Erfolg in anderen, westlicheren Gegenden an-gesiedelt.«

»Was haben Sie rausbekommen?« fragte Armjon den Geologen aufgeregt. »Hat es einen Zweck, noch mal mit dem Petroleum zu tauchen, oder fließt das Wasser nach dem Kasach zu ab?«

»Nach der Struktur des Felsens zu urteilen, muß das Wasser zum Sewan abfließen«, sagte Aschot Stepanowitsch. »Das Wagnis lohnt sich«, fügte er hinzu, »um einen Unfall zu verhüten, müssen wir aber erst ganz genau überlegen, wie man das Petroleum am besten in den Spalt gießen kann. Auf keinen Fall dürfen wir unüberlegt handeln.«

»Das ist nicht so schlimm, wir werden es schon schaffen!« rief Kamo ungeduldig. Er war kein Freund langer Überlegungen.

»Mit dem Strudel läßt sich nicht spaßen«, warnte der Großvater. »Wartet ein wenig, Kinder, ich will euch einen Gehilfen geben, dann wird alles gut gehen«, sagte er und stieg einen Abhang hinauf.

»Wenn wir erst unseren Braten gegessen und uns den Bauch tüchtig vollgeschlagen haben, werden wir mit dem Strudel schon fertig werden«, meinte Grikor. »Ich will mal in den Wald laufen und Reisig holen.«

Kamo war ärgerlich:

»Lauft doch nicht alle davon!« schrie er dem Großvater und Grikor nach.

»Keine Übereilung, Kamo«, beschwichtigte ihn Aschot Stepanowitsch. »Warte mal, was der Großvater vorhat. Mit dem Strudel muß man vorsichtig sein, da hat er recht. Du hast doch gesehen, daß Seto beinah ertrunken wäre.«

Inzwischen war Grikor schon hinter dem Bergrücken verschwunden. Nach kaum zwanzig Minuten kam er mit einem großen Bündel Reisig zurück.

Grikor ließ sich mitsamt seiner Last wie eine Kugel den Abhang hinabrollen und hüpfte dann auf seinem gesunden Bein geschwind heran.

»Macht schnell Feuer«, schrie er, »mir ist schon ganz schwach vor Hunger!«

Schnell wurde ein Feuer angezündet. Die besten Fleischstücke wurden auf die Bratspieße, die sie rasch aus den stärksten von Grikor mitgebrachten Ästen angefertigt hatten, aufgespießt.

Als auch der Großvater nach einer Weile wiederkam und einen dicken Baumstamm mitschleppte, drang ihm schon von weitem der angenehme Bratenduft in die Nase.

»Das ist die einzig richtige Art; so muß das erlegte Wild zu-bereitet werden«, sagte der Großvater und ließ sich am Feuer nieder. »Zu Hause wird es in den Kochtopf geworfen, wird gekocht - und der ganze Geschmack, der ganze Genuß ist weg! Auch Fische soll man da essen, wo man sie gefangen hat, und in dem Wasser, aus dem sie kommen, kochen. Nimmt man anderes Wasser, geht der ganze Geschmack verloren... Ist das ein Wunder? Das sind alles Naturgesetze.. . Hier habt ihr nun einen ,Rettungsring' für den Taucher.« Der Großvater wies auf den knotigen Baumstamm, den er herangeschleppt hatte. »Es ist der Stamm einer Linde, der ist leicht und geht nicht unter. Werft ihn ins Wasser und haltet euch daran fest... Donnerwetter! Der Braten duftet aber verteufelt gut. Das war doch sicher Grikors Idee... « Nachdem sich alle gestärkt hatten, sprang Kamo sofort auf. Er wollte sich schon ausziehen und ins Wasser gehen, aber der erfahrene alte Jäger warnte:

»Das geht nicht. Mit vollem Magen kann man im Wasser einen Schlag bekommen. Jetzt wird erst ein paar Stunden ausgeruht, und dann geht es mit frischen Kräften ans Werk.«

Die Geologen stimmten ihm zu, und alle streckten sich im Schatten auf dem weichen Grase aus. Nach den Aufregungen des Vormittags waren sie bald eingeschlafen.

Kamo erwachte als erster. Er blickte sich um und weckte hastig seine Freunde:

»Wir müssen uns beeilen, zieht euch aus!«

Aber Armjon hielt ihn zurück.

»Nein, warte noch. — Seto, hilf mir, wir müssen das Petroleum in den Krug umgießen, außerdem, glaube ich, müssen wir dem Lindenstamm noch mehr Tragkraft geben.«

»Wie willst du denn das anstellen?«

»Laßt mich nur machen.. . Hier, die drei Glasballons sind groß genug... Wenn Luft darin ist, schwimmen sie wie Schweinsblasen. Großväterchen, darf ich aus dem Fell deiner Jagdbeute ein paar Stücke rausschneiden?«

Armjon schnitt ein paar Fellstücke zurecht, band damit die Öffnungen der leeren Ballons zu und befestigte sie mit Fellstreifen an dem Lindenstamm des Großvaters. Dann trug er gemeinsam mit Seto und Kamo diesen kunstvollen ,Rettungs-ring' zum See und warf ihn ins Wasser.

»Jetzt können auch die Nichtschwimmer mitkommen«, rief er. »Ich wette, der Stamm trägt spielend eine Last von vier Zentnern. «

»Zieht euch nun aber endlich aus«, drängte Kamo, der seine Ungeduld nicht länger zügeln konnte.

»Nein«, widersprach Armjon, »wir sind noch nicht fertig. Hast du schon mal nachgedacht, wie wir den schweren Krug mit dem Petroleum bis in die Mitte bringen und versenken sollen?«

Kamo, der nur darauf brannte, endlich etwas zu erleben, schüttelte den Kopf:

»Petroleum ist leichter als Wasser, und keiner von uns wird imstande sein, mitsamt dem Krug zu tauchen, geschweige denn damit auf dem Grund zu hantieren.«

»Wir können ihn ja mit einem Stein beschweren«, schlug Seto vor.

»Bravo«, rief Armjon, »richtig. Merkt ihr nun, warum ich die Ballons an den Baumstamm gebunden habe? Damit werden wir den Krug erst einmal bis zur Seemitte schaffen können.« Ein schwerer Stein wurde herangeholt und in den Krug versenkt. Dann befestigten die Kinder das Gefäß mit Fellresten an ihrem ,Rettungsring'.

»Geht's jetzt los?« fragte Kamo.

»Ja«, rief Armjon, »jetzt müßte es gehen.«

»Wir wollen uns auch ausziehen«, sagte Aschot Stepanowitsch zu seinem Kollegen. »Diesem Zug müssen wir uns unbedingt anschließen.«

Im Wasser hielten sich die Jungen an dem Lindenstamm fest und steuerten ihn zur Mitte des Sees.

»Hier muß es sein«, sagte Seto. »Die aufsteigenden Blasen hier müssen aus dem Spalt kommen. Kamo, hilf mir den Krug losbinden. Ich will dann damit tauchen.«

»Warte«, rief Armjon, »erst binden wir dir einen Strick um den Leib. - Wie tief wird es hier sein?«

Armjon sah sich den Strick an - er war sicher länger als zehn Meter... Dann banden sie den Krug los, dessen Öffnung sorgfältig mit Fell abgedichtet war, und übergaben ihn Seto.

»So, jetzt kann's losgehen!«

»Du brauchst keine Angst zu haben. Ich halte den Strick gut fest«, rief Grikor und umklammerte das Ende des Stricks. Er hatte es zur Sicherheit noch mehrere Male um seinen Arm geschlungen.

»Laß ja nicht los«, rief Seto und nahm den Krug unter den Arm, »die Strömung ist sehr stark.« Dann tauchte er unter... Das Wasser brodelte, und Blasen stiegen auf und zerplatzten.

Die Jungen klammerten sich an den Baumstamm und erwarteten gespannt die Rückkehr ihres Kameraden.

Der Strick, an dem Seto festgebunden war, rollte langsam ab. Schließlich straffte er sich. Das Wasser geriet in Bewegung.

Grikor wollte gerade eine spaßige Bemerkung machen, als er plötzlich aufschrie; sein Gesicht war vor Anstrengung rot angelaufen:

»Ich kann den Strick nicht mehr halten«, keuchte er. »Kamo, hilf mir, schnell! Der Strudel hat Seto erfaßt; er zieht mich mit runter!«

Kamo eilte Grikor zu Hilfe und packte den Strick, sie wurden beide mit ungeheurer Gewalt nach unten gezogen.

Jetzt mußten sich der schwimmende Baumstamm des Großvaters und die daran befestigten Ballons bewähren.

»Haltet euch mit der einen Hand am Baumstamm fest. Laßt ja nicht los!« schrie Aschot Stepanowitsch aufgeregt.

Auch die beiden Geologen griffen nun zu, und alle zogen mit vereinten Kräften an dem Strick. Der Baumstamm hielt ihr Gewicht aus, und sie blieben an der Oberfläche.