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„.nur ein winziger Bruchteil der Galaxis ist von uns oder einer der anderen Spezies der Föderation erforscht worden“, fuhr O'Mara fort. „Und wir befinden uns in der Lage eines Menschen, der zwar Freunde in entfernten Ländern hat, aber keine Ahnung davon, wer bei ihm um die Ecke wohnt. Der Grund dafür ist, daß sich Reisende öfter treffen als Leute, die zu Hause bleiben, besonders dann, wenn diese Reisenden ihre Adressen austauschen und sich regelmäßig treffen.“

Vorausgesetzt, es traten unterwegs keine störenden Einflüsse auf, und die genauen Zielkoordinaten waren bekannt, dann war es wirklich genauso einfach, durch den Subraum zu einem benachbarten Sonnensystem zu reisen wie zu einem Planeten am anderen Ende der Galaxis. Aber man mußte erst einmal ein bewohntes Sonnensystem entdecken, bevor man dessen Koordinaten ins Logbuch eintragen konnte, und das erwies sich als eine nicht ganz leichte Aufgabe.

Es dauerte sehr lange, bis man wenigsten ein paar der kleineren weißen Flecken auf den Sternkarten eingetragen und erkundet hatte, allerdings mit nur wenig Erfolg. Wenn die Aufklärungsschiffe einen Stern mit Planeten fanden, war das schon an sich eine seltene Entdeckung — und eine noch seltenere, wenn auf dem Planeten Leben existierte. Und falls sogar eine der einheimischen Lebensformen intelligent war, dann fegte eine Welle des Jubels über die Planeten der Föderation hinweg, allerdings stets verbunden mit der Sorge, ob der Pax Galactica durch diese Aliens nicht möglicherweise bedroht sein könnte. Man sandte Spezialisten des Monitorkorps aus, um die knifflige, zeitraubende und oft gefährliche Arbeit zu verrichten, um erste Kontakte zu knüpfen und diese später zu vertiefen.

Die Fachleute für Erstkontakte stellten die Elite des Monitorkorps dar, eine kleine Gruppe von Spezialisten für extraterrestrische Kommunikation, Philosophie und Psychologie. Obwohl diese Gruppe nur relativ klein war, war sie bedauerlicherweise nicht gerade mit Arbeit überlastet.

„.im Verlauf der letzten zwanzig Jahre“, fuhr O'Mara fort, „hat sie in nur drei Fällen das Erstkontaktverfahren eingeleitet, und jedesmal trat die betreffende Spezies der Föderation bei. Ich will Sie jetzt nicht mit Einzelheiten langweilen, was die Anzahl der dazu erforderlichen Erkundungsflüge angeht oder wie viele Schiffe und Personen daran beteiligt waren und wieviel Material benötigt wurde. Erst recht werde ich Sie nicht mit den Gesamtkosten für diese Unternehmungen schockieren. Ich erwähne die drei Erfolge der Kontaktgruppe nur, um zu verdeutlichen, daß dieses Hospital im selben Zeitraum nicht nur voll einsatzfähig gemacht wurde, sondern auch Erstkontakte eingeleitet hat, die zum Eintritt von sieben neuen Spezies in die Föderation geführt haben. Und das wurde nicht etwa durch einen allmählichen, beharrlichen Aufbau und eine Ausweitung der Kommunikation bewirkt, bis ein Austausch komplexer philosophischer und soziologischer Auffassungen möglich geworden wäre, sondern indem einem kranken Alien medizinische Hilfe geleistet wurde.“

Der Chefpsychologe musterte sie alle der Reihe nach, und Prilicla brauchte ihm nicht extra zu sagen, daß er ihre ungeteilte Aufmerksamkeit besaß, denn das war an ihren Mienen abzulesen. „Natürlich stelle ich alles bewußt sehr vereinfacht dar“, fuhr er fort. „Nun gut, Sie mußten sich jedenfalls in solchen Fällen jeweils mit den medizinischen und/oder chirurgischen Problemen auseinandersetzen, die auftreten, wenn man eine bislang unbekannte Lebensform zu behandeln hat. Dabei standen Ihnen sowohl der Übersetzungscomputer des Hospitals, der zweitgrößte in der Galaxis überhaupt, als auch Kommunikationsspezialisten des Monitorkorps zur Verfügung, wobei das Korps auch für die Bergung vieler extraterrestrischer Opfer verantwortlich war. Aber die Tatsache bleibt bestehen, daß Sie, indem Sie medizinische Hilfe geleistet haben, den guten Willen der Föderation fremden Spezies gegenüber viel einfacher und direkter demonstriert haben, als es jeder langatmige Gedankenaustausch hätte tun können.

Als Folge davon hat es eine deutliche Verschiebung des Schwerpunkts der Erstkontaktpolitik gegeben.“

So, wie man nur eine Methode kannte, durch den Hyperraum zu reisen, gab es auch nur ein Verfahren, ein Notsignal zu senden, wenn ein Unfall oder eine Fehlfunktion auftrat und ein Schiff im Normalraum zwischen den Sternen gestrandet war. Der mit festem Leitstrahl arbeitende SubreumM: war keine zuverlässige interstellare Kommunikationsmethode, da er durch dazwischenliegende Sternkörper Störungen und Verzerrungen ausgesetzt war und überdies Unmengen von Schilfsenergie benötigte — Energie, die ein in Not geratenes Schiff zumeist gar nicht mehr aufbringen konnte. Doch eine relativ simple „Notsignalbake“ brauchte keine Nachrichten zu übermitteln — sie war einfach ein nuklearbetriebenes Gerät, das ein Peilsignal sendete, einen Hilferuf im Subreum, der immer wieder sämtliche verwendbaren Funkfrequenzen durchlief, bis er einige Minuten oder Stunden später verstummte.

Da sämtliche Schiffe der Föderation vor dem Abflug Einzelheiten über Kurs und Passagiere einreichen mußten, war die Position des Notsignals normalerweise ein guter Hinweis auf die physiologische Klassifikation einer Spezies, die in Schwierigkeiten geraten war. Dann wurde ein Ambulanzschiff mit der entsprechenden Mannschaft und Ausrüstung zur Lebenserhaltung an Bord vom Orbit Hospital oder von seinem Heimatplaneten geschickt. Aber es gab Fälle, und zwar viel mehr als allgemein angenommen, in denen für die Föderation unbekannte Wesen in ein Unglück verwickelt waren und dringend Hilfe benötigten — Hilfe, die die Ambulanzschiffe mitsamt ihren Besatzungen kaum zu leisten vermochten.

Nur wenn beim betreffenden Bergungsschiff die Hyperraumantriebshülle zu vergrößern war, um das verunglückte Schiff darin einzuschließen, oder aber die Wesen unversehrt befreit werden und in eine für sie passende Umweltbedingung auf dem Föderationsschiff geschafft werden konnten, transportierte man sie ins Orbit Hospital im galaktischen Sektor zwölf. Folge davon war, daß viele bislang unbekannte Lebensformen, die über eine hohe Intelligenz und eine fortgeschrittene Technologie verfügten, starben und allenfalls noch als interessante Studienobjekte für die Pathologie dienten. Doch hatte man bereits seit langem nach einer Lösung dieses Problems gesucht und die Antwort darauf vielleicht sogar gefunden.

Man hatte entschieden, ein ganz spezielles Ambulanzschiff auszurüsten, das nur auf diejenigen Notsignale reagieren sollte, deren Positionen sich nicht mit den von den Föderationsschiffen eingereichten Flugplänen deckten.

„…wann immer es möglich ist“, fuhr O'Mara fort, „ziehen wir es vor, mit raumreisenden Lebensformen in Kontakt zu treten. Spezies, die zwar intelligent, aber keine Raumreisenden sind, werfen zumeist nur Probleme auf. Wir können bei denen nie sicher sein, ob wir ihre natürliche Entwicklung fördern oder nur behindern, ob wir ihnen technologisch unter die Arme greifen oder einen vernichtenden Minderwertigkeitskomplex bereiten, wenn wir von ihrem Himmel herabfallen.“

„Und wenn das Raumschiff keine Notsignalbake besitzt, was dann?“ unterbrach ihn Naydrad.

„Wenn eine Spezies technologisch so weit fortgeschritten ist, daß sie über Raumschiffe verfügt, und dann eine solche Sicherheitsvorkehrung für die Insassen nicht trifft“, antwortete O'Mara, „dann möchte ich sie lieber erst gar nicht kennenlernen.“

„Ich verstehe“, sagte die Kelgianerin.

Der Chefpsychologe nickte und fuhr dann rasch fort: „Nun verstehen Sie wohl auch, warum vier ranghöhere oder spezialisierte Mitglieder des medizinischen und chirurgischen Mitarbeiterstabs unseres Hospitals zu Ambulanzschiflbegleitern degradiert werden.“ — O'Mara drückte einige Knöpfe auf seinem Schreibtisch, und die Sternkarte der Föderation wurde durch eine große und detaillierte grafische Darstellung eines Schiffs ersetzt —, „…und zwar zu Begleitern eines ganz besonderen Ambulanzschiffs, wie Sie sehen können. Captain Fletcher, fahren Sie bitte fort.“