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Neben den verbrannten Stellen an den Düsenöfffnungen befand sich in der Mitte der Unterseite eine große, runde Stelle aus rauhem Metall, die sich fast bis zu einem Viertel des Schiffsradius' erstreckte. Darüber hinaus gab es zahlreiche andere rauhe Stellen unterschiedlicher Formen und Größen, die über die Unterseite und am Rand entlang verstreut waren und fast alle nur wenige Zentimeter Durchmesser hatten. Diese rauhen Stellen verwunderten Fletcher außerordentlich, denn sie waren wirklich rauh — sie schürften seine Handschuhe auf und stellten für jeden, der nur einen leichten Raumanzug trug, eine ernsthafte Gefahr dar. Was ihn aber am meisten verwirrte, war, daß der Rest des Schiffs so aussah, als sei es Stück für Stück von Uhrmachern zusammengesetzt worden.

Es gab drei rauhe Stellen, die mit den drei Ausbuchtungen am Schiffsrand übereinstimmten, die höchstwahrscheinlich als Gehäuse für die Hyperantriebsgeneratoren dienten.

Als die Mitglieder des Rettungsteams die Schiffsoberseite in Augenschein nahmen, entdeckten sie weitere kleine Verunstaltungen, die leicht über die sie umgebende Oberfläche vorstanden und die eine Art Materialfehler in der Metallverkleidung zu sein schienen. Fletcher sagte, sie erinnerten ihn an Korrosionsschäden, wenn man davon absehen würde, daß es zwischen diesen „Roststellen“ und dem unangegriffenen Metall keinen farblichen Unterschied gab.

Nirgendwo waren Anzeichen für den Einsatz von transparenten Materialien bei der Schiffskonstruktion zu sehen. Die Funkantennen oder Sensorfühler waren nicht ausgefahren — folglich hatte man sie vermutlich vor dem Aussetzen der Notsignalbake eingeholt und unter einigen der unglaublich gut schließenden Luken oder Klappen des Schiffs versteckt. Von diesen Luken konnte man nämlich nur ein paar erkennen, und das auch nur wegen des leichten Farbunterschieds zwischen Metalldeckel und Außenhaut. Nachdem sie sich auf der Suche beinahe zwei Stunden lang die Augen aus dem Kopf geguckt hatten, gab es noch immer keinen Anhaltspunkt, daß irgend etwas einem äußeren Öffnungsmechanismüs für eine dieser Luken auch nur ansatzweise geähnelt hätte. Das Schiff war und blieb fest verschlossen, und Fletcher konnte nicht einmal schätzen, wie lange es dauern würde, eine Einstiegsmöglichkeit zu finden.

„Das hier sollte eigentlich ein Rettungsversuch und keine langfristige wissenschaftliche Untersuchung werden“, sagte Conway verzweifelt. „Können wir nicht irgendwie mit Gewalt reinkommen?“

„Nur wenn alle Stricke reißen“, entgegnete Fletcher. „Wir sollten es nicht riskieren, die Insassen auf diese Weise womöglich zu beleidigen, bevor wir uns über die Hoffnungslosigkeit ihres Zustands nicht ganz sicher sind. Wir sollten uns jetzt bei der Suche nach einer Einlaßschleuse mehr auf den Rand konzentrieren. Schließlich liegt es bei der flachen, scheibenartigen Schiffsform und der beim Flug nach vorn gewandten Oberseite nahe, daß die Besatzung irgendwo am Rand an Bord geht. Unter der Schiffsoberseite müßten sich der Kontrollraum und die Kabinen befinden, da bin ich mir ganz sicher — und hoffentlich auch die Überlebenden.“

„Gut“, erwiderte Conway. „Prilicla, Sie begeben sich auf die Oberseite und konzentrieren sich allein auf emotionale Ausstrahlungen aus dem Schiffsinnern, während wir am Rand weitersuchen. Also, auf ein neues!“

Die Minuten flogen dahin, doch niemand meldete etwas anderes als negative Ergebnisse. Voller Ungeduld flog Conway mit seinen Anzugdüsen um den Rand des Schiffs herum, bis er nur ein paar Meter von Priliclas Position auf der Oberseite entfernt schwebte. Aus einem Impuls heraus aktivierte er die Fuß- und Handgelenkmagneten. Nachdem sie ihn sanft auf den Rumpf gezogen hatten, hob er einen Fuß und trat damit dreimal fest gegen die Metallhaut.

Sofort kam über die Frequenz des Anzugfunks nur noch ein einziges Pfeifen, weil alle Teammitglieder gleichzeitig melden wollten, daß ihre tragbaren Sensoren Geräusche und Schwingungen registriert hatten. Conway wartete, bis wieder Ruhe eingekehrt war.

„Tut mir aufrichtig leid, ich hätte Ihnen vorher Bescheid sagen sollen“, sagte er mit nur scheinbarem Bedauern. Hätte er nämlich vorher Bescheid gegeben, wäre eine endlose Diskussion mit dem Captain entstanden, an deren Ende Fletcher ihm sowieso verboten hätte, was er gerade getan hatte. „Aber wir brauchen viel zuviel Zeit. Das hier ist eine Rettungsaktion, verdammt noch mal, und wir haben nicht die leiseste Ahnung, ob es überhaupt jemanden zu retten gibt. Wir brauchen einfach irgendeine Reaktion aus dem Schiffsinnern. Prilicla, haben wir schon eine ausgelöst?“

„Nein, mein Freund“, antwortete der Empath. „Es gibt weder eine Reaktion auf Ihre Tritte gegen den Rumpf noch irgendwelche Anzeichen von bewußten Gedanken oder Emotionen. Aber ich kann im Moment trotzdem nicht mit Sicherheit sagen, ob deshalb keine Überlebenden im Schiff sind. Es kommt mir nämlich fast so vor, als würde die emotionale Gesamtausstrahlung in der Nähe des Schiffs nicht nur von den vier anwesenden Terrestriern und mir selbst herrühren.“

„Aha“, entgegnete Conway. „Sie wollen uns also in Ihrer gewohnt höflichen und zurückhaltenden Art mitteilen, daß wir emotional zu viel Staub aufwirbeln und aus der Gegend verschwinden sollen, damit sie ohne Störungen arbeiten können. Welche Entfernung brauchen Sie denn, Doktor?“

„Wenn Sie sich alle bis zu unserem Schiff zurückziehen würden, wäre das mehr als ausreichend, mein Freund“, erwiderte Prilicla. „Mir würde es außerdem sehr helfen, wenn die anwesenden Terrestrier eher mit dem Gehirn als emotional denken und die Funkgeräte abschalten könnten.“

Kurz darauf standen sie eine ganze Weile zusammen auf einer Tragfläche der Rhabwar, wobei sie Prilicla und dem Alienschiff den Rücken zugewandt hatten. Nach Conways Befürchtungen hätten sie nämlich beim Beobachten des arbeitenden Empathen eventuell Unruhe, Ungeduld oder Enttäuschung empfunden, wenn dieser nicht schnell auf einen Überlebenden stieß, und jedes starke Gefühl würde Prilicla bei der Suche nach emotionaler Ausstrahlung stören. Conway wußte zwar nicht, welche Gehirnübungen seine Kollegen durchführten, um ihre Gedanken von störenden emotionalen Ausstrahlungen freizuhalten, entschied sich aber selbst dafür, die Sternhaufen ringsum zu betrachten, die in Schwaden und Schleiern aus glühender Materie eingebettet waren. Dann durchfuhr ihn jedoch der Gedanke, daß er seine Augen und seinen Verstand einer schier unendlichen Pracht aussetzte und ein Gefühl des Staunens einen Empathen ebenfalls stören könnte.

Plötzlich zeigte Fletcher, der gelegentlich verstohlen zu Prilicla hinübergeschielt hatte, auf das Alienschiff Conway schaltete das Funkgerät gerade noch rechtzeitig ein, um den Captain sagen zu hören: „Ich glaube, wir können unseren Gefühlen wieder freien Lauf lassen.“

Conway fuhr herum und sah die im Raumanzug steckende Gestalt Priliclas wie einen kleinen Mond über der Metallandschaft des Schiffs schweben, während der Empath einen genau zwischen Mitte und Rand liegenden Punkt mit Leuchtfarbe besprühte. Der Durchmesser der markierten Stelle betrug bereits ungefähr drei Meter, und der Empath vergrößerte sie immer noch.

„Prilicla?“ fragte Conway.

„Zwei Ausstrahlungsquellen, mein Freund“, berichtete der Cinrussker. „Aber die sind beide so schwach, daß ich die Position nicht genau feststellen kann. Sie müssen irgendwo unter dem markierten Rumpfbereich sein. Die emotionale Ausstrahlung ist in beiden Fällen ganz charakteristisch für bewußtlose und stark geschwächte Lebewesen. Ich würde sagen, die beiden Wesen befinden sich in schlechterer Verfassung als die vor kurzem von uns gerettete Dwerlanerin — sie sind beinahe tot.“