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Gilvesh nutzte die Unterbrechung in Conways Schilderung, um von der tiefen und regelmäßigen Atmung der Kelgianerin zu berichten, die natürlich in Wirklichkeit von der Beatmungsmaschine durchgeführt wurde. Und nach Priliclas Angaben blieb Edanelts Zustand genauso wie Thornnastors stabil — allerdings auf besorgniserregend niedrigem Niveau.

„Machen Sie weiter, Conway“, befahl O'Mara in barschem Ton. „Ihnen sieht und hört praktisch jeder dienstfreie Arzt im Hospital zu.“

Conway fuhr mit dem Bericht über die Bergung und Rettung der verletzten Schiffbrüchigen und den Transport der Leichen auf die Station der Rhabwar fort. Dabei betonte er besonders die Tatsache, daß nach der Rückkehr aufs Schiff kein einziges Mitglied der Besatzung und des medizinischen Personals Masken getragen hatte, als die Patientin und die mehreren toten DBPKs untersucht worden waren. Da die Überlebende das Bewußtsein nicht wiedererlangt und sich ihr Zustand zusehends verschlechtert habe, sei man schließlich zu dem Entschluß gekommen, die Suche nach weiteren Überlebenden lieber abzubrechen.

„Wir haben den Vermessungs- und Kontaktkreuzer Descartes gebeten, die Gegend weiter abzusuchen, falls sich…“

„Sie haben was getan…?“ fiel ihm Colonel Skempton ins Wort, dessen Gesicht plötzlich eine aschgraue Farbe angenommen hatte.

„Wir haben die Descartes gebeten, die Gegend weiter nach Überlebenden abzusuchen und Material über die Aliens, also Bücher, Bilder, persönliche Gegenstände und so weiter, zu sammeln und zu untersuchen“, antwortete Conway. „Denn solches Material würde der Besatzung der Descartes vor der Herstellung des offiziellen Kontakts behilflich sein, diese neue Lebensform besser zu begreifen. Die Descartes ist eins der wenigen Raumfahrzeuge, das einen Computer besitzt, der auch noch die Bewegungen sehr weit verstreuter Wrackteile analysieren kann, um daraus einen ungefähren Annäherungswert des ursprünglichen Hyperraumkurses des zerstörten Schiffs zu berechnen. Sie kennen ja die Vorgehensweise, Colonel. In solchen verfolgt man stets den errechneten Kurs zurück. Sobald man den Planeten ausfindig gemacht hat, tritt man so schnell wie möglich mit dem Heimatplaneten der Überlebenden in Kontakt, um die Hilfe eines Arztes ihrer eigenen Spezies zu erbitten…“

An dieser Stelle brach Conway seine Erklärungen ab, weil der Colonel ihm inzwischen gar nicht mehr zuhörte.

„Geben Sie sofort mit voller Leistung einen Hyperraumfunkspruch der höchsten Dringlichkeitsstufe durch“, befahl Skempton irgend jemandem, den man nicht auf dem Bildschirm sehen konnte. „Setzen Sie zur Verstärkung des Energieversorgungsgenerators auch die Zusatzenergie des Hospitals ein. Geben Sie der Descartes Anweisung, keine, ich wiederhole, keine Gegenstände, technische Materialien oder organische Proben aus dem Wrack mit an Bord zu nehmen. Falls sich bereits irgend etwas davon auf dem Schiff befindet, soll die Besatzung diese Gegenstände unverzüglich über Bord werfen. Unter gar keinen Umständen darf die Descartes den Herkunftsplaneten des Wracks ausfindig machen oder gar Kontakt mit den Bewohnern herstellen. Ihr ist außerdem jeder direkte Kontakt mit allen anderen Schiffen, Stützpunkten, Satellitenstationen und bewohnten oder unbewohnten Planeten und Planetoiden verboten. Die Descartes soll auf der Stelle zum Orbit Hospital zurückkehren und weitere Anweisungen abwarten. Einzig Funkkontakt ist erlaubt. Das Einlaufen in den Dockbereich des Orbit Hospitals ist ihr ausdrücklich untersagt. Die Besatzungsmitglieder werden auf dem Schiff bleiben und bis auf weiteres keine Besucher irgendeiner Spezies an Bord lassen. Verschlüsseln Sie den Funkspruch als Föderationsnotfall. Na los, wird's bald?“

Der Colonel wandte sich wieder um, sah Conway an und fuhr fort: „Dieser Bazillus oder dieses Virus oder was auch immer das ist, befällt also warmblütige Sauerstoffatmer und vielleicht auch andere Lebensformen. Wie Sie selbst sehr gut wissen, Doktor, sind drei Viertel der Bürger der Föderation warmblütige Sauerstoffatmer, und den größten Teil davon machen wiederum die kelgianischen, tralthanischen, melfanischen und terrestrischen Lebensformen aus. Hier im Hospital haben wir gute Chancen, den Erreger aufzuhalten und etwas zu entdecken, womit wir ihn bekämpfen können. Aber wenn er die Descartes befällt, könnte er sich auf dem Schiff so schnell verbreiten, daß der Mannschaft vor dem Aussetzen der Notsignalbake nicht einmal mehr die Zeit bleibt, darüber nachzudenken, was für neue Probleme sie damit hervorruft. Denn das oder die Schiffe, die aufgrund des Notsignals zu Hilfe eilen, tragen dann die Infektion nach Hause oder, noch viel schlimmer, zu anderen Anlaufhäfen. Eine Epidemie von solchen Dimensionen würde ganz bestimmt das Ende der Föderation und ziemlich sicher den Untergang der Zivilisation auf einem Großteil der Planeten bedeuten.

Wir können nur hoffen, daß die Descartes die Nachricht noch rechtzeitig erhält“, fügte er mit grimmiger Miene hinzu. „Aber da der Zusatzreaktor des Hospitals die Ausgangsleistung des Senders verstärkt, müßte die Besatzung schon blind, stumm und taub sein, wenn sie nichts von dem Funkspruch mitbekommt.“

„Oder bereits sehr krank“, gab O'Mara in ruhigem Ton zu bedenken.

Das darauf folgende lange Schweigen wurde schließlich von der respektvollen Stimme Captain Fletchers vom Bord der Rhabwar aus unterbrochen.

„Wenn ich Ihnen einen Vorschlag machen dürfte, Colonel“, sagte er, „wir kennen die Position der Wrackteile und der Descartes, falls sie sich noch an der Unglücksstelle aufhält, und auch annähernd den galaktischen Sektor, in dem sich wahrscheinlich der Heimatplanet des zerstörten Schiffs befindet. Wenn also in dem Gebiet eine Notsignalbake ausgesetzt werden sollte, muß sie mit ziemlicher Sicherheit von der Descartes stammen. Die Rhabwar könnte auf das Signal dergestalt reagieren, daß sie sich zwar dorthin begibt, aber nicht um zu helfen, sondern um alle anderen angehenden Retter zu warnen.“

Ganz offensichtlich hatte der Colonel das Ambulanzschiff völlig vergessen. Barsch fragte er: „Sind Sie etwa immer noch über den Bordtunnel mit dem Hospital verbunden, Captain?“

„Seit dem Kontaminierungsalarm nicht mehr“, antwortete Fletcher.

„Aber falls Sie den Vorschlag annehmen, brauchen wir Energie und Lebensmittel für einen ausgedehnten Flug. Normalerweise ist ein Ambulanzschiff ja nur höchstens ein paar Tage unterwegs.“

„Vorschlag angenommen. Danke schön, Captain“, entgegnete Skempton. „Lassen Sie die Vorräte so bald wie möglich vor Ihre Luftschleuse schaffen. Zur Vermeidung von direktem Kontakt mit dem Hospitalpersonal können Ihre Männer die Sachen dann später an Bord holen.“

Conways Aufmerksamkeit hatte die ganze Zeit sowohl dem Gespräch als auch dem Analysator gegolten, der allem Anschein nach kurz vor der Verkündung eines Ergebnisses stand. Jetzt sah er zu dem Bildschirm auf und protestierte: „Colonel Skempton, Captain Fletcher, das können Sie nicht machen! Wenn die Rhabwar abfliegt, sind wir auch die Pathologin Murchison und die DBPK-Leichen los und nehmen uns selbst jegliche Möglichkeit einer schnellen Identifizierung und Neutralisierung des Erregers.

Murchison ist hier die einzige Pathologin, die Erfahrungen mit dieser Lebensform aus erster Hand hat.“

Skempton blickte einen Moment nachdenklich drein. Dann erwiderte er: „Das ist zwar ein berechtigter Einwand, Doktor, aber denken Sie doch einmal nach. Hier im Hospital herrscht kein Mangel an Pathologen, die Ihnen bei der Untersuchung der Patientin helfen könnten, auch wenn die nur Erfahrungen aus zweiter Hand besitzen und die DBPK-Leichen an Bord der Rhabwar bleiben müssen. Wir können den Erreger trotzdem unter Kontrolle bringen und mit der Zeit eine Behandlungsmethode für diese Krankheit hier im Hospital entwickeln. Die Rhabwar hingegen könnte verhindern, daß die Descartes warmblütige Sauerstoffatmer auf womöglich Dutzenden von Planeten infiziert. Der ursprüngliche Befehl bleibt bestehen.