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Soweit ich mich erinnern kann, hast vor allem du das immer wieder behauptet.“

„Also, diese Wirkung übst du auf terrestrische DBDGs noch immer aus, das kannst du mir glauben“, entgegnete Conway und hielt ihr kurz zum Pulsmessen das Handgelenk hin. „Aber du solltest dich lieber darauf konzentrieren, die Schiffsoffiziere mit deinem Intellekt zu beeindrucken.

Erstens hab ich sonst viel zuviel Konkurrenz, und zweitens betrachtet dich der Captain womöglich noch als Gefahr für die Disziplin an Bord. Aber vielleicht tun wir Fletcher auch ein wenig unrecht. Ich hab nämlich einen Offizier über ihn reden hören. Anscheinend war der Captain auf dem Gebiet der extraterrestrischen Technik einer der besten Lehrer und Forscher des Monitorkorps. Als das Ambulanzschiffprojekt noch in den Kinderschuhen steckte, galt er bereits als Wunschkandidat der Fachleute vom Erstkontakt und als aussichtsreichster Anwärter für die Schiffskommandantur.

In gewisser Weise erinnert er mich an unsere Diagnostiker“, fuhr Conway fort. „Sein Kopf ist derart mit Daten und Fakten vollgestopft, daß er sich nur noch in der Form kurzer Vorträge ausdrücken kann. Aufgrund der Korpsdisziplin, aber auch wegen des seinem Rang gebührenden Respekts und seiner beruflichen Fähigkeiten konnte er seine Arbeit bisher erfolgreich erledigen, auch ohne tiefschürfende Gespräche führen zu müssen. Aber jetzt muß er allmählich lernen, auch mit ganz gewöhnlichen Leuten zu reden, das heißt mit Leuten, die keine Untergebenen oder Offizierskameraden sind — und dabei macht er bislang noch keine besonders gute Figur. Aber er bemüht sich wenigstens, und wir müssen eben etwas…“

„Es kommt mir ganz so vor, als hätte es da schon mal einen gewissen jungen und frischgebackenen Assistenzarzt gegeben, der viel mit Captain Fletcher gemeinsam hatte“, unterbrach ihn Murchison. „O'Mara ist sogar noch heute felsenfest davon überzeugt, dieser betreffende Mensch wäre lieber mit seinen extraterrestrischen Kollegen als mit denen seiner eigenen Spezies zusammen.“

„Mit einer großen Ausnahme“, berichtigte Conway sie mit einem süffisanten Lächeln.

Murchison drückte zärtlich seinen Arm und entgegnete, daß sie auf diese Bemerkung leider nicht so reagieren könne, wie sie es ohne Maske und Overall gerne getan hätte. Und mit der Zeit fiel es den beiden immer schwerer, sich auf Conways Checkliste zu konzentrieren. Aber der hohe Grad emotionaler Ausstrahlung in dem Raum reduzierte sich plötzlich wieder auf das Normalmaß, als der Gong den Wiedereintritt des Schiffs in den Normalraum ankündigte.

Der Bildschirm auf dem Unfalldeck blieb zwar dunkel, doch wenige Sekunden später war Fletchers Stimme über sämtliche Bordlautsprecher zu hören.

„Hier Kontrollraum. Wir sind nahe der durch die Bake angegebenen Position wieder in den Normalraum eingetreten, aber bisher gibt es keine Spur von einem in Not geratenen Schiff oder von Wrackteilen. Da bei einem Sprung durch den Hyperraum unmöglich absolute Punktgenauigkeit zu erreichen ist, kann das Unglücksschiff natürlich auch viele Millionen Kilometer entfernt sein…“

„Der hält schon wieder einen Vortrag“, seufzte Murchison.

„… aber die Impulse unserer Sensoren werden mit Lichtgeschwindigkeit ausgesandt und ebenso schnell wieder zurückgeworfen. Wenn also bis zur Registrierung eines Kontakts zehn Minuten verstreichen, würde die Entfernung des georteten Objekts demzufolge die Hälfte dieser Zeit in Sekunden multipliziert mit der…“

„Kontakt, Sir!“

„Ich nehme alles zurück, es sind also nicht allzu viele Millionen Kilometer. Astronavigation, geben Sie mir bitte die Entfernungs- und Kurskonstanten. Maschinenraum, halten Sie sich für Maximalschub in zehn Minuten bereit. Oberschwester Naydrad, brechen Sie den Außeneinsatz unverzüglich ab. Unfalldeck, ich halte Sie auf dem laufenden. Kontrollraum Ende.“

Conway wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Drucktrage zu, saugte die Chloratmosphäre ab und ersetzte sie durch den unter hohem Druck stehenden und extrem heißen Dampf der TLTU-Lebensform. Er hatte gerade mit der Überprüfung der Antriebsaggregate der Trage und der Instrumente zur Lagesteuerung begonnen, als Naydrad durch die Luke der Innenschleuse hereinkam, wobei ihr Anzug mit Kondenswasser beschlagen war und noch immer die Kälte des Alls ausstrahlte.

Die Oberschwester musterte Murchison und Conway einige Augenblicke lang und teilte ihnen dann mit, daß man sie, falls man sie brauchen sollte, in angenehme Gedanken versunken in ihrer Kabine finden würde.

Conway und Murchison überprüften auch die Haltegurte auf dem Unfalldeck mit großer Sorgfalt. Conway wußte aus Erfahrung, daß extraterrestrische Unfallopfer nicht immer zur Zusammenarbeit bereit waren und manchmal ausgesprochen aggressiv sein konnten, wenn sich für sie merkwürdige Wesen mit ebenso merkwürdigen Gerätschaften, deren Verwendungszweck ihnen nicht bekannt war, an ihnen zu schaffen machten.

Deshalb war das Unfalldeck mit verschiedensten materiellen und immateriellen Mitteln zur Ruhigstellung in Form von Riemen, Gurten und Traktor- und Pressorstrahlenprojektoren ausgestattet. Die Leistung der Projektoren reichte aus, um jedes Lebewesen bis zur Körpermasse und Muskelkraft eines im Endstadium seines Werbungstanzes befindlichen Tralthaners ruhigzustellen. Conway hoffte zwar sehnlichst, daß diese Mittel nie eingesetzt zu werden brauchten, aber sie standen nun einmal zur Verfügung und mußten deshalb auch überprüft werden.

Zwei Stunden vergingen, bevor der Captain wieder Neuigkeiten melden konnte, doch diesmal formulierte er sie knapp und brachte sie auf den Punkt.

„Hier Kontrollraum. Nach unserer Feststellung handelt es sich bei dem Kontakt nicht um einen natürlich vorkommenden interstellaren Körper. Wir werden uns ihm in dreiundsiebzig Minuten nähern.“

„Da bleibt uns noch genügend Zeit, um die Medikamente auf der Station durchzusehen“, stellte Conway fest.

Ein Teil des Bodens auf dem Unfalldeck ließ sich nach unten zum darunterliegenden Deck öffnen, das in eine Station und eine Kombination aus Labor und Apotheke eingeteilt war. Die Station bot Platz für zehn Unfallopfer mit relativ normalen Körpermaßen — also bis zur Größe eines Terrestriers —, und in ihr konnten zur Lebenserhaltung eine große Bandbreite an Umweltbedingungen reproduziert werden. Im Laborabschnitt, der von der Station durch eine doppelte Luftschleuse getrennt war, lagerten die von sämtlichen, der Föderation bekannten Lebensformen benötigten gasförmigen und flüssigen Grundbestandteile, die — so hoffte man — auch zur Reproduktion von Atmosphären bislang unbekannter Spezies zu verwenden waren. Außerdem enthielt das Labor noch chirurgische Spezialinstrumente, mit denen man bei einem Großteil der physiologischen Arten der Föderation die Haut durchtrennen und eine heilende Operation durchführen konnte.

Der Apothekenteil war mit den bekannten — wegen des Raummangels natürlich nur in geringen Mengen vorhandenen — Heilmitteln gegen häufiger auftretende ET-Krankheiten und abnorme Zustände gefüllt. Darüber hinaus standen in der Apotheke auch noch grundlegende Analysegeräte, wie man sie in jedem Pathologielabor antraf. Da blieb natürlich für zwei Menschen nur sehr wenig Platz zum Arbeiten übrig. Aber schließlich hatte sich Conway noch nie über die enge Zusammenarbeit mit Murchison beschwert, und auch von Seiten der Pathologin gab es keine Klagen.

Kaum waren sie mit der Überprüfung der ET-Instrumente fertig, erklang erneut Fletchers Stimme, und noch vor dem Ende seiner Ausführungen gesellten sich Prilicla und Naydrad zu ihnen.

„Hier Kontrollraum. Wir haben das verunglückte Schiff optisch erfaßt, und das Teleskop ist mit voller Vergrößerung darauf eingestellt. Sie können also dasselbe sehen wie wir. Wir setzen die Geschwindigkeit herab und werden in zwölf Minuten ungefähr fünfzig Meter vor dem Schiff zum Stillstand kommen. In den letzten Minuten unseres Anflugs beabsichtige ich den Einsatz der auf geringe Stärke eingestellten Traktorstrahlen, um die Drehung des havarierten Schiffs abzubremsen. Was meinen Sie dazu, Doktor?“