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Conway fuhr herum und sah die im Raumanzug steckende Gestalt Priliclas wie einen kleinen Mond über der Metallandschaft des Schiffs schweben, während der Empath einen genau zwischen Mitte und Rand liegenden Punkt mit Leuchtfarbe besprühte. Der Durchmesser der markierten Stelle betrug bereits ungefähr drei Meter, und der Empath vergrößerte sie immer noch.

„Prilicla?“ fragte Conway.

„Zwei Ausstrahlungsquellen, mein Freund“, berichtete der Cinrussker.

„Aber die sind beide so schwach, daß ich die Position nicht genau feststellen kann. Sie müssen irgendwo unter dem markierten Rumpfbereich sein. Die emotionale Ausstrahlung ist in beiden Fällen ganz charakteristisch für bewußtlose und stark geschwächte Lebewesen. Ich würde sagen, die beiden Wesen befinden sich in schlechterer Verfassung als die vor kurzem von uns gerettete Dwerlanerin — sie sind beinahe tot.“

Bevor Conway antworten konnte, befahl der Captain in barschem Ton: „Gut, also los! Haslam, Chen, holen Sie die transportable Luftschleuse und die Schneidbrennerausrüstung raus. Diesmal suchen wir, mit Ausnahme von Doktor Prilicla, den Rand jeweils in Zweiergruppen ab. Der eine sucht ganz ohne Licht, und der andere richtet zur Hervorhebung von irgendwelchen Nähten den Scheinwerfer von der Seite auf die Außenhaut. Versuchen Sie irgend etwas zu finden, das wie eine Einstiegsluke aussieht. Und wenn wir die Luke nicht aufbekommen, dann schweißen Sie ein Loch hinein. Suchen Sie schnell, aber sorgfältig. Wenn wir in einer halben Stunde keinen Weg nach innen gefunden haben, schneiden wir die Oberseite in der Mitte der markierten Stelle auf und können nur hoffen, dabei keine Steuerungsgestänge oder Energieversorgungsleitungen zu treffen. Haben Sie noch was hinzuzufügen, Doktor?“

„Ja“, antwortete Conway. „Prilicla, können Sie mir noch irgend etwas Näheres über den Zustand der Überlebenden mitteilen?“

Conway befand sich bereits dicht hinter Fletcher auf dem Weg zurück zum Alienschiff, und der kleine Empath klebte mit den Magneten auf dem markierten Bereich des Rumpfs.

„Meine Erkenntnisse sind größtenteils negativ und beruhen eher auf Annahmen als auf Tatsachen“, erwiderte Prilicla. „Ich kann zwar bei keinem der beiden Wesen Schmerzen feststellen, dafür aber Hunger, Erstickungsgefühle und das dringende Bedürfnis nach irgend etwas, das für das Überleben unabdingbar ist. Eins der Wesen kämpft verzweifelt um sein Leben, während das zweite lediglich wütend zu sein scheint. Aber wegen der schwachen emotionalen Ausstrahlung kann ich nicht mit Sicherheit sagen, ob es sich bei den beiden Wesen überhaupt um intelligente Lebensformen handelt. Allen Anzeichen nach ist das wütende wahrscheinlich ein nichtintelligentes Versuchs- oder Haustier. Aber wie gesagt, sind das alles nur reine Vermutungen, mein Freund, und ich kann mich auch völlig irren.“

„Das bezweifle ich“, entgegnete Conway. „Diese Hunger- und Erstickungsgefühle machen mich allerdings stutzig. Das Schiff ist doch überhaupt nicht beschädigt, und die Luft- und Nahrungsversorgung müßte noch intakt sein.“

„Vielleicht haben die beiden gar keine schweren körperlichen Verletzungen, sondern befinden sich im Endstadium einer Erkrankung der Atemwege, mein Freund“, antwortete Prilicla zaghaft.

„In diesem Fall muß ich wohl mal wieder einen wirksamen Zaubertrank gegen extraterrestrische Lungenentzündung zusammenbrauen“, merkte Murchison von der Rhabwar aus an. „Ich danke Ihnen, Doktor Prilicla!“

Die transportable Luftschleuse — ein dicker, leichtgewichtiger Metallzylinder, über den eine durchsichtige Kunststoffhülle gestülpt war, die später im ausgefalteten Zustand die Vorkammer bildete — wurde in der Nähe des Alienschiffs plaziert. Während Prilicla so nah wie physikalisch möglich bei den Überlebenden blieb, schlössen sich Chen und Haslam dem Captain und Conway an, um eine letzte Suche nach einer feinen Naht auf der Schiffshaut aufzunehmen, die möglicherweise auf eine Einstiegsluke hinwies.

Sie bemühten sich dabei, trotz aller gebotenen Gründlichkeit schnell vorzugehen, weil man nach Priliclas Meinung in bezug auf die Überlebenden keine Zeit mehr zu verlieren hatte. Immerhin betrug der Schiffsdurchmesser fast achtzig Meter, und sie mußten in der vom Captain vorgegebenen halben Stunde eine enorm lange Strecke absuchen. Trotzdem, es mußte einfach einen Weg nach innen geben — ihr Hauptproblem war nur, daß die Schiffskonstruktion trotz der vielen rauhen und verkrusteten Stellen auf der Oberfläche ein Meisterwerk an technischer Präzision war.

„Wäre es nicht möglich, daß diese rauhen Stellen der Grund für die Notlage des Schiffs sind?“ fragte Conway plötzlich. Er hielt eine Seite seines Helms dicht über den Rumpf und beleuchtete mit dem Scheinwerfer im spitzen Winkel die gerade von Fletcher nach Nähten abgetastete Stelle.

„Vielleicht sind die Schwierigkeiten der Überlebenden nur eine Nebenerscheinung“, fuhr er fort. „Der schon fast unnatürlich gute Anschluß zwischen der Außenhaut und den Luken könnte als Schutz gegen eine Art von galoppierender Korrosion auf dem Heimatplaneten dieser Wesen dienen.“

Lange Zeit herrschte Schweigen, dann entgegnete Fletcher: „Das ist allerdings eine äußerst beunruhigende Vorstellung, Doktor, erst recht, weil Ihre galoppierende Korrosion auch unser eigenes Schiff befallen könnte.

Aber das glaube ich nicht. Die verkrusteten Flecken scheinen nämlich aus dem gleichen Material zu bestehen wie das Metall darunter — das sind keine Rostschichten. Außerdem befällt die Korrosion anscheinend gerade nicht die Nähte.“

Conway entgegnete darauf nichts. Tief im Innern seines Gehirns regte sich langsam eine Idee und nahm Gestalt an. Doch als die aufgeregte Stimme Chens in seinem Kopfhörer erklang, zerplatzte sie wieder wie eine Seifenblase.

„Hier drüben, Sir!“

Chen und Haslam hatten etwas gefunden, das wie eine große, runde Luke oder ein einzelner Teil der Außenverkleidung von ungefähr einem Meter Durchmesser aussah, und besprühten den Umriß bereits mit Markierungsfarbe, als Fletcher, Prilicla und Conway bei ihnen ankamen.

Innerhalb und außerhalb des Kreisumfangs befanden sich keine rauhen Flecken, mit Ausnahme von zwei winzig kleinen Punkten, die direkt am unteren Rand nebeneinanderlagen. Bei näherer Untersuchung zeigte sich darüber hinaus ein etwa zehn Zentimeter großer Kreis, der die beiden rauhen Punkte umschloß.

„Das könnte eine Art Schalter zum Öffnen der Luke sein“, sagte Chen, der angestrengt seine Aufregung unter Kontrolle zu halten versuchte.

„Da haben Sie wahrscheinlich recht“, pflichtete ihm Fletcher bei. „Sie haben beide gute Arbeit geleistet. Stellen Sie jetzt die transportable Schleuse über der Luke auf. Schnell.“ Er legte seine Sensorplatte auf das Metall und fuhr dann fort: „Unter der Luke befindet sich ein großer, leerer Raum, es handelt sich also mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um eine Einlaßschleuse. Falls wir die nicht manuell öffnen können, schneiden wir sie eben auf.“

„Prilicla?“ fragte Conway.

„Nichts, mein Freund“, erwiderte der Empath. „Die Ausstrahlung der Überlebenden ist viel zu schwach, um sie zwischen den anderen Strahlungsquellen in dieser Gegend überhaupt entdecken zu können.“

„Unfalldeck“, sagte Conway. Als sich Murchison meldete, fragte er schnelclass="underline" „Würde es dir angesichts des Zustands der Überlebenden etwas ausmachen, mit dem transportablen Analysator herüberzukommen? Bald stehen die Atmosphäreproben zur Verfügung, und es würde einiges an Zeit sparen, wenn wir sie nicht erst zu dir zur Analyse rüberbringen müßten.

Außerdem wäre auch die Vorbereitungszeit für die Einrichtung der Trage für die Patienten kürzer.“

„Ich hab damit gerechnet, daß du so etwas vorschlägst“, antwortete Murchison knapp. „Zehn Minuten.“

Haslam und Chen brachten die Vorkammer der transportablen Luftschleuse um die Einstiegsluke herum in die richtige Position und befestigten den Plastikstoff mit einer schnell trocknenden Dichtungsmasse am Rumpf. Conway und Fletcher ließen sich dabei von den losen Falten des transparenten Gewebes und der Luke aus Leichtmetall, die ohne Gewicht gegen ihren Rücken schlugen, nicht stören. Der Captain konzentrierte sich ganz und gar auf den Mechanismus, der seiner felsenfesten Überzeugung nach zur Öffnung der Luke diente, und beschrieb dabei sämtliche Eindrücke und Handgriffe für den auf der Rhabwar mitschneidenden Dodds.