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Hinter der Außenseite des kreisförmigen Gangs waren die zur Lebenserhaltung notwendigen Güter sowohl für die Besatzung als auch für deren Gefangene gelagert. Da der Schiffsumfang von den Proportionen her der FSOJ-Lebensform angepaßt war, konnte man von einem speziell für den Transport dieser Lebewesen gebauten Schiff ausgehen. Daran ließen auch die Beleuchtung, die Atmosphäre und der Futterspender für die FSOJs keinen Zweifel.

Conway hielt kurz inne und musterte Fletcher und die anderen. Aber niemand widersprach. „Mir machen nur noch die sich schnell bewegenden Stangen und Kolben Kopfzerbrechen, besonders die mit den spitzen und keulenartigen Enden, weil ich mich einfach nicht mit dem Gedanken anfreunden kann, daß die FSOJs einzig und allein zum Foltern da sind“, fuhr er fort.

„Mir gefällt der Gedanke einer Dressur oder vielleicht einer Domestizierung für einen ganz bestimmten Zweck viel besser. Niemand konstruiert für eine nichtintelligente Lebensform extra ein interstellares Schiff, es sei denn, diese Lebewesen sind für die Erbauer des Schiffs außerordentlich wertvoll.

Deshalb müssen wir uns fragen: Was haben die FSOJs, was die blinden Aliens nicht haben? Was brauchen die Aliens am dringendsten?“

Alle starrten schweigend den FSOJ-Leichnam an. Plötzlich blickte Murchison zu Conway auf, aber Fletcher kam ihr zuvor.

„Die Augen?“

„Genau“, bestätigte Conway und fuhr fort: „Ich will natürlich nicht behaupten, die FSOJs wären sozusagen die Blindenhunde der Aliens. Aber wenn ihr Hang zur Gewalt erst einmal gebändigt ist, halte ich eine symbiotische oder parasitäre Verbindung für möglich, indem sich der blinde Allen durch die Stoppeln oder Fühler an der Unterseite mit dem zentralen Nervensystem des FSOJ und besonders mit dessen Sehnerven verbindet, um auf diese Weise…“

„Das ist unmöglich“, unterbrach ihn Murchison in bestimmtem Ton.

Prilicla zitterte wegen der von Conway ausgestrahlten Gefühle des Ärgers und der Enttäuschung. Das vorherrschende Gefühl war allerdings die Enttäuschung, weil Conway wußte, daß Murchison niemals so geradeheraus gesprochen hätte, wenn sie sich ihrer Sache nicht absolut sicher gewesen wäre.

„Dann vielleicht durch einen chirurgischen Eingriff und ein Dressurprogramm…“, schlug Conway hoffnungsvoll vor, aber Murchison schüttelte nur den Kopf.

„Tut mir leid“, entgegnete sie. „Wir haben inzwischen über beide Lebensformen Informationen genug, um eine symbiotische oder parasitäre Verbindung mit Sicherheit ausschließen zu können. Die blinden Aliens, die ich vorläufig als CPSD klassifiziert hab, sind Allesfresser und haben zwei Geschlechter. Einer der Leichname ist männlich, und der andere weiblich.

Die einzige natürliche Waffe dieser Lebensform ist der Stachel, aber die damit verbundene Giftdrüse ist schon seit langem verkümmert. Ich hab an den knöchernen Spitzen beider Stachel Kratzer gefunden, wonach sie inzwischen also als Greiforgane eingesetzt werden. Diese Wesen sind hochintelligent und trotz körperlicher und sensorischer Handikaps technologisch weit fortgeschritten — letzteres ist uns ja bereits bekannt.

Die Aliens scheinen zwar einzig und allein über den Tastsinn zu verfügen, aber nach dem Spezialisierungsgrad der Fühler auf der Körperoberseite zu urteilen, ist dieser außerordentlich empfindlich“, fuhr sie fort.

„Möglicherweise erfühlen diese Fühler Erschütterungen in festen oder gasförmigen Medien oder erfühlen den Geschmack von Stoffen, mit denen sie in Berührung kommen. Vielleicht können sie durch die Verfeinerung dieser Geschmacksfühler außer fühlen, hören und in gewisser Weise schmecken, auch durch Berührung riechen. Aber die Aliens können auf jeden Fall nicht sehen und hätten wahrscheinlich Schwierigkeiten mit dem Verständnis des Begriffs ›Sehen‹. Deshalb würden sie auch einen Sehnervenstrang beim Berühren nicht als solchen erkennen.“

Murchison deutete auf den geöffneten Körper des FSOJs und erklärte: „Aber das ist nicht der hauptsächliche Grund für die Unmöglichkeit einer Symbiose. Normalerweise muß sich nämlich ein intelligenter Parasit oder Symbiont nahe dem Gehirn plazieren oder an einer Stelle, wo die Hauptnervenstränge leicht zugänglich sind. Bei uns Terrestriern wäre das entweder im Nacken oder oben auf dem Kopf. Doch das Gehirn dieser Aliens sitzt nicht im Schädel, sondern befindet sich zusammen mit den anderen lebenswichtigen Organen tief im Körper, und zwar an einer ziemlich ungünstigen Stelle. Es liegt nämlich direkt unter der Gebärmutter und umgibt den Anfang des Geburtskanals. Deshalb wird das Gehirn während des Wachstums des Embryos zusammengedrückt und kann bei einer schwierigen Geburt sogar zerstört werden. Der Nachwuchs kommt kämpfend zur Welt und verfügt über einen bis zum jagdfähigen Alter ausreichenden Nahrungsvorrat.

Beim zwittrigen FSOJ hingegen bleiben die Jungen in der Gebärmutter, bis sie relativ groß und vollständig fürs Überleben ausgerüstet sind“, fügte sie noch hinzu. „Das Überleben ist in seinem Lebensraum bestimmt nicht einfach, und die blinden Aliens hätten eine viel geeignetere Lebensform als Symbionten finden können, wenn es ihnen darum gegangen wäre.“

Conway rieb sich den schmerzenden Kopf und dachte daran, daß schwierige Fälle normalerweise nicht solch eine Wirkung auf ihn hatten. Hin und wieder hatte er schon mal wegen eines Patienten eine schlaflose Nacht verbracht oder sich beunruhigt oder sogar ernsthaft besorgt und angespannt gefühlt, wenn die Zeit für eine äußerst wichtige Entscheidung heranrückte — aber Kopfschmerzen hatte er davon bisher noch nie bekommen. Wurde er langsam alt? Aber nein, diese Erklärung war viel zu einfach. Schließlich hatten sie an Bord des Alienschiffs alle Kopfschmerzen gehabt.

„Irgendwie müssen wir uns zu den Überlebenden durchschlagen“, sagte er entschlossen. „Und zwar bald. Aber es wäre dumm und geradezu kriminell, das Leben eines vernunftbegabten Wesens durch Zeitvergeudung mit einem Versuchstier zu gefährden, selbst dann, wenn es sich um ein von der Schiffsbesatzung für so wertvoll gehaltenes Tier wie den FSOJ handelt.

Also, wenn wir alle einer Meinung sind und den FSOJ für ein nichtintelligentes Lebewesen halten…“

„… lassen wir den Druck aus dem Schiff heraus, warten, bis uns Prilicla den Tod des FSOJ meldet und schweißen uns so schnell wie möglich durch den Rumpf zu dem überlebenden Alien hindurch“, beendete Fletcher den Satz für Conway und fügte dann hinzu: „Verdammt, ich hab schon wieder Kopfschmerzen.“

„Ich hätte einen Vorschlag, Freund Fletcher“, meldete sich Prilicla zaghaft zu Wort. „Der blinde Alien ist klein und könnte den Käfiggang wahrscheinlich passieren, ohne durch die FSOJ-Dressurmechanismen behelligt zu werden. Die Intensität der emotionalen Ausstrahlung beider Wesen hat mittlerweile bis zu dem Punkt zugenommen, an dem ich sie als völlig genesen bezeichnen möchte. Einer der beiden strahlt unmäßigen und unkontrollierten Zorn aus, während der andere in zunehmende Frustration verfällt und sich verzweifelt bemüht, irgend etwas zu unternehmen. Ich leide übrigens ebenfalls an Beschwerden im Schädelbereich, Freund Conway.“

Schon wieder diese ansteckenden Kopfschmerzen! dachte Conway.

Das kann einfach kein Zufall… Plötzlich erinnerte er sich an seine Anfangsjahre im Orbit Hospital.

Damals war er noch unerträglich stolz gewesen, dem Personal eines Krankenhauses mit vielfältigen Umweltbedingungen anzugehören, obwohl er zu der Zeit nur wenig mehr als ein medizinischer Laufbursche gewesen war. Doch dann bekam er eines Tages den Auftrag zur Zusammenarbeit mit Dr. Arretapec, einem VUXG, der die Fähigkeiten zur Teleportation, Telekinese und Telepathie besaß und für ein Projekt, bei dem es um die Entwicklung von Intelligenz bei einer saurierähnlichen Spezies ging, praktische und finanzielle Unterstützung der Föderation erhalten hatte.