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Falls die Telepathie nicht funktionieren sollte, postierte sich Prilicla zur Überwachung der emotionalen Ausstrahlung wiederum nah am Rumpf.

Fletcher führte einen Hochleistungsschneidbrenner mit sich, um — wenn nötig — schnellstens den Druck aus dem Alienschiff abzulassen und den vermeintlichen Beschützer zu töten, und Naydrad bezog mit der Drucktragbahre außen vor der Luftschleuse Stellung. Denn trotz der allgemein vorherrschenden Überzeugung, der blinde Alien könne einen Druckverlust weit ungefährdeter als der FSOJ durchstehen, würden Conway und Murchison ihn für den Fall einer notwendigen medizinischen Behandlung in der Drucktragbahre aus dem Schiff bergen müssen.

Ihre Köpfe fühlten sich immer noch so an, als ob jemand einen neurochirurgischen Radikaleingriff vornähme, ohne die segensreiche Erfindung der Narkose anzuwenden. Seit der nur wenige Sekunden dauernden Kommunikation an Bord der Rhabwar hatte sich außer eigenen Gedanken und den unerträglichen, juckenden Kopfschmerzen nichts in ihren Gehirnen abgespielt, und das änderte sich auch nicht, als Murchison, Fletcher und Conway die Luftschleuse betraten. Der gleich nach dem Öffnen der Innenluke einsetzende Lärm des wie ein Alienschlagzeug stampfenden und quietschenden Mechanismus im Käfiggang trug auch nicht gerade zur Milderung der Kopfschmerzen bei.

„Versucht diesmal, an den Alien zu denken“, bat Conway, als sie durch den geraden Teil des Korridors ins Schiff vordrangen. „Denkt daran, ihm zu helfen. Fragt ihn, wer und was er ist, denn wenn wir dem Überlebenden helfen wollen, müssen wir über diese Spezies soviel wie möglich in Erfahrung bringen.“

Sogar beim Sprechen spürte Conway, daß irgend etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Er hatte zunehmend das starke Gefühl, es würde etwas Furchtbares passieren, wenn er nicht stehenblieb und sorgfältig nachdachte. Aber durch die immer heftigeren, juckenden Kopfschmerzen war es schwierig, überhaupt noch an etwas zu denken.

Meinen Beschützer hatte der Telepath auf dem Schiff den FSOJ genannt. Sie denken an meinen Beschützer. Irgend etwas hatte er übersehen. Aber was…?

„Freund Conway“, sagte Prilicla plötzlich. „Beide Überlebende kommen durch den Käfiggang auf Sie zu. Die beiden kommen sehr schnell voran.“

Murchison, Fletcher und Conway blickten den Käfiggang mit dem klappernden und kreischenden Wald aus umherfuchtelnden Metallkeulen entlang. Der Captain machte den Schneidbrenner bereit und fragte: „Prilicla, können Sie sagen, ob der FSOJ dem Alien folgt?“

„Tut mir leid, Freund Fletcher“, antwortete Prilicla. „Die beiden sind dicht zusammen. Das eine Wesen strahlt Wut und Schmerz aus, und das zweite empfindet äußerste Besorgnis, Enttäuschung und die mit höchster Konzentration verbundene Emotion.“

„Das ist ja furchtbar!“ schrie Fletcher über den plötzlich zunehmenden Lärm des Mechanismus im Gang hinweg. „Wir müssen den FSOJ töten, um den Alien zu retten. Ich werde den Gang zum All hin öffnen…“

„Nein, warten Sie!“ rief Conway in eindringlichem Ton. „Wir haben das Ganze noch nicht genügend durchdacht. Über die FSOJs, die Beschützer, wissen wir noch überhaupt nichts. Denken wir nach. Konzentrieren wir uns zusammen. Wir müssen uns fragen: Wer sind diese Beschützer? Wen beschützen sie und warum? Was macht sie für die Aliens so wertvoll? Der Überlebende hat uns schon mal geantwortet und antwortet uns vielleicht noch einmal. Konzentrieren wir uns also mit aller Anstrengung!“

In diesem Augenblick tauchte der FSOJ hinter der Biegung des Gangs auf. Trotz der auf den Körper stoßenden und einschlagenden Metallstäbe und — keulen kam er schnell voran. Die vier Tentakel mit den Hornspitzen peitschten vor und zurück, hämmerten gegen die angreifenden Metallkolben und — stangen, verbogen sie und rissen einen Stab sogar aus der Verankerung. Der Lärm war unbeschreiblich. Der FSOJ meistert diesen Spießrutenlauf nicht unbedingt mit Bravour, dachte Conway grimmig, als er die zwischen den älteren Narben klaffenden Wunden in der Körperdecke und den aufgeblähten Bauch sah. Berücksichtigte man allerdings den Zustand des FSOJs, bewegte er sich ziemlich schnell vorwärts. Plötzlich spürte Conway, wie eine Hand an seinem Arm rüttelte.

„Conway, Murchison, sind Sie beide taub?“ brüllte Fletcher sie an.

„Los, zurück zur Luftschleuse!“

„Einen Moment noch, Captain“, antwortete Murchison und schüttelte Fletchers Hand ab. Dann richtete sie ihre Kamera auf den heranstürmenden FSOJ. „Das muß ich unbedingt festhalten. Ich würde mir zwar zur Geburt meiner Kinder nicht so eine Umgebung aussuchen, aber andererseits nehme ich an, dem FSOJ hat man gar keine andere Wahl gelassen… paßt mal auf!“

Der FSOJ hatte inzwischen den Abschnitt des Gangs erreicht, der von Fletcher mit dem Schneidbrenner zum Teil von den Metallstäben bereinigt worden war. Ohne ein sich ihm entgegenstellendes Hindernis stürzte sich das Wesen durch das beschädigte Gitter und zappelte — jetzt, wo es durch den Mechanismus im Gang nicht mehr zu Boden geschlagen wurde — plötzlich schwerelos über ihnen und drehte sich hilflos um die eigene Achse, sobald einer der wild um sich schlagenden Tentakel die Wand traf.

Conway drückte sich mit den Handgelenk- und Fußmagneten flach zu Boden und kroch rückwärts auf die Luftschleuse zu. Murchison tat bereits das gleiche, nur Fletcher war noch immer auf den Beinen. Er zog sich langsam zurück und schwang dabei den voll aufgedrehten Schneidbrenner hin und her, den er wie ein Flammenschwert vor sich hielt. Einer der Tentakel des FSOJs hatte schwere Verbrennungen erlitten, aber für das Wesen schien das überhaupt kein Hemmnis zu sein. Fletcher stöhnte plötzlich laut auf, als ihn einer der Tentakel des FSOJ am Bein traf. Durch diesen Hieb wurden die Fußmagneten vom Boden gerissen, und der Captain schlug hilflos Räder durch die Luft.

Instinktiv griff Conway nach einem vorbeiwirbelnden Arm, brachte den Captain wieder ins Gleichgewicht und schob ihn in den geraden Abschnitt des Korridors. Ein paar Minuten später befanden sie sich alle drei in der Schleusenkammer und in so großer Sicherheit, wie man es in ein paar Metern Entfernung von einem herumwütenden FSOJ nur sein konnte.

Aber glücklicherweise handelte es sich um einen körperlich geschwächten FSOJ… Während sie das Wesen durch die einen Spaltbreit geöffnete Innenluke beobachteten, überprüfte Fletcher den Auslöseknopf des Schneidbrenners und richtete das Gerät auf die Außenluke. „Ich glaube, diese verdammte Bestie hat mir das Bein gebrochen“, sagte er mit schmerzverzerrter Stimme.

„Aber jetzt können wir die Innenluke offenhalten, ein Loch in die Außenluke schweißen und den Druck schnell aus dem Schiff ablassen.

Dann ist das Biest geliefert. Aber wo ist der andere Überlebende? Wo ist der blinde Alien?“

Langsam und bedächtig schob Conway die Handfläche vor die Düse von Fletchers Schneidbrenner. „Es gibt keinen blinden Alien mehr. Die Schiffsbesatzung ist tot.“

Murchison und Fletcher starrten ihn an, als wäre aus dem Arzt mit einem Schlag ein geistesgestörter Patient geworden. Doch für Erklärungen blieb keine Zeit.

„Wir sind mit dem Telepathen schon einmal über eine größere Entfernung als jetzt in Kontakt getreten“, sagte Conway langsam, wobei er die Worte mit großer Sorgfalt wählte. „Jetzt befindet er sich in der Nähe, und wir müssen es noch einmal versuchen. Diesem Wesen bleibt nur noch so wenig Zeit…“

„Das Wesen Conway hat recht“, bestätigte eine lautlose Stimme in ihren Köpfen. „Ich hab nur noch sehr wenig Zeit.“

„Und die dürfen wir nicht vergeuden“, sagte Conway in eindringlichem Ton. Er blickte Murchison und Fletcher flehentlich an und fuhr fort: „Ich glaube, einige der Antworten zu kennen, aber wir müssen noch viel mehr herausbekommen, wenn wir wirklich in der Lage sein wollen zu helfen.