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»Dann wird das Geld bald zu Ende sein, und Sie können wieder Gold suchen.«

»Das werden Sie nicht erleben!« grunzte Bishop. »Vorher hab’ ich mir natürlich meine Obstfarm in Südkalifornien gekauft und damit das Kapital in Sicherheit gebracht. Eine Prachtfarm habe ich schon lange im Auge. So an 40000 Dollar werde ich wohl ‘reinstecken müssen. Mit diesen beiden Händchen wird hienieden keine Arbeit mehr angefaßt, das kann ich Ihnen schwören. Dazu hab’ ich meinen Verwalter und meine zwei Dutzend Knechte. ich bin der Herr Chef, und wenn’s einmal nicht ordentlich geht, dann können die Lümmels was erleben. Im Stall hab’ ich ein paar Gäule stehen, aber was für Gäule! Aus Stahl, und die Haut so zart wie Kinderpopos. Wenn mich die Unruhe packt, das Goldfieber soll ja nie ganz aufhören in einem Menschen, der einmal gegraben hat, dann werfe ich ihnen Sattel und Gepäck auf, und heidi, geht’s los!«

»Und wie denken Sie sich das Zuhause?«

»Das Gutshaus steht schon auf meiner Farm. Wicken und Kresse an den Mauern und davor ein Gemüsegärtchen, man kann schon sagen ein Gemüsepark. Da habe ich vorhin was vergessen, wie wir vom Beefsteak sprachen, na, das können wir ja nachholen. Also, denken Sie sich auch noch Spinat, Tomaten, Spargel, Karotten, Gurken, wissen Sie, auch alles in Butter und mit so ganz hellen Farben, das Rot, das Gelb, das Grün. das kommt gleich nach dem Gebratenen. Wie schmeckt der Speck, Herr Corliss? Das Gewisse, das Weiche und Runde, wissen Sie - das in San Franzisko -, das hab’ ich natürlich dort gelassen. In meinem Haus ist auch so was, nicht ganz so parfümiert und überhaupt mehr solid. Bei mir zu Hause muß es ordentlich zugehn, die Frau muß auch zugreifen, wissen Sie. Aber nachts ist es dann doch ganz schön mit ihr. Das muß der Mensch für die Dauer haben - und außerdem was zum Vergnügen.« Während sie ihr Blechgeschirr mit Schneewasser reinigten und das Zelt mit Pfeifenrauch füllten, wurde Del Bishop wieder sachlicher.

»Das ist doch merkwürdig, Herr Corliss, Sie haben soviel mit Minen zu tun, aber das Goldfieber existiert gar nicht für Sie. Passen Sie nur auf, daß es Sie nicht eines Tages auch packt. Das ist schlimmer als Whisky, Pferde und Karten. Sogar die Weiber sind gar nichts dagegen. Am besten schützt man sich, wenn man vorher heiratet. Wenn man eine Frau hat, kann die Phantasie nicht mehr so draufloswuchern. Weiber machen dabei nicht mit, sie haben den richtigen Schwung nicht, und dann bleibt man auch selbst eher in seinen Grenzen. Ich hätte vor Jahren heiraten sollen, dann wäre vielleicht etwas aus mir geworden. Nehmen Sie mich zum warnenden Beispiel, Corliss!«

Corliss lachte traurig.

»Es ist mein heiliger Ernst! Ich bin zwar Ihr Angestellter, aber ich bin viel älter als Sie und weiß, was ich rede. Da ist so ein gewisses Fräulein in Dawson, mit der möchte ich Sie gerne zusammen sehen. Könnte eine ganz gute Mischung geben.«

Auf Schlittenreisen, wenn man immer in einem Raum haust und dieselben Decken benutzt, werden Männer entweder Feinde oder Brüder. Corliss dachte gar nicht daran, Bishops Anspielung als eine Unverschämtheit zu betrachten. Er wurde nachdenklich.

»Warum gehen Sie nicht drauflos und kapern sich das Mädel? Wollen Sie mir erzählen, daß Sie nicht verliebt in sie sind? Das hat mir mein kleiner Finger zugejuckt, wie ich Sie zum erstenmal in meinem Leben gesehen hab’! Damals, in Happy Camp. Da sind Sie aus Ihrer Hütte herausgetreten und haben ausgesehen wie einer, der aus den Wolken fällt. Aber jetzt ist der Augenblick da, und der kommt nicht wieder. Stellen Sie sich vor, da war einmal eine gewisse Annie. Das war ein Mädel, was Besseres kann ich mir nicht vorstellen, für mich nämlich. Alle zehn Finger leck’ ich mir heute noch ab, wenn ich an sie denke. Von früh bis spät auf den Beinen, blitzsauber. Aber ich hab’ die Zeit verstreichen lassen, immer mit dem verfluchten Gold vor den Augen. Kommt da eines Tages so ein großer schwarzer Kanadier an, ein Holzhändler, macht Männchen über Männchen und verdreht ihr ein bißchen den Kopf. Macht nichts, denke ich mir, noch einmal geh’ ich auf die Goldsuche, und dann komme ich als Millionär zurück. Schnecken, Herr Pfarrer! Ich bin ohne die Million zurückgekommen. und sie war schon längst seine Frau. Da ist jetzt das Stinktier bei Ihrem Mädel, der Kerl, dem ich damals einen Nasenstüber gegeben habe. Schwänzelt um sie herum und verdreht seine Glubschaugen. Was tun Sie? Laufen durch die Welt und halten sich nicht an die Sache. Mein lieber Corliss, an einem schönen Frosttag werden wir zusammen in Dawson einhinken, und da werden Sie ein wunderschönes Pärchen vorfinden, Ihr Fräulein Braut und das Stinktier als Ehegemahl. Und was haben Sie dann? Einen Dreck und eine Photographie.«

Corliss drehte sich um und sagte: »Wunderschön wäre es, wenn Sie jetzt endgültig das Maul hielten, Bishop.«

»Wer? Ich?«

»Nein, Sie!«

Bishop war gekränkt, aber dann hörte er Corliss lachen und dachte gar nicht mehr daran zu schweigen.

»Ich will Ihnen in aller Freundschaft sagen, was Sie zu tun haben: sobald wir zurück sind, waschen Sie sich die Hände, binden sich einen sauberen Kragen um, gehen zu Ihrem Mädel, machen für jede Stunde und für jeden Tag etwas anderes mit ihr aus und legen so viel Beschlag auf ihre Zeit, daß das Stinktier einfach in einer Versenkung verschwindet. Wenn Sie die Sache dann so weit getrieben haben, daß man Sie anlächelt, wenn Sie kommen, und ein Maul zieht, wenn Sie gehen, dann greifen Sie gefälligst mit Ihren beiden Vorderflossen zu, nehmen die Kleine mit einem Arm oben rum und mit einem Arm so um die Mitte und ziehen die ganze Geschichte so fest an sich, daß keine Briefmarke mehr dazwischen Platz hat. Dann wird Ihnen noch allerlei von selber einfallen, was dazugehört, und dann sagen Sie: morgen spreche ich mit deinem Vater. Wie es dann weiter ausgeht, das kann ich Ihnen allerdings auch nicht sagen. Manchmal wird so was mit der Zeit immer schöner, man hat auch von Fällen gehört, die weniger erfreulich verliefen. Aber heiraten müssen Sie auf jeden Fall. Das soll eine Geschichte zum Totlachen sein, die muß jeder einmal versucht haben. Am besten, ehe einer zu alt dazu ist und schließlich nichts leistet, wenn es drauf ankommt.«

Er trank, dampfte und dachte nach. Dann schloß er: »Dem Stinktier, falls es sich mausig machen sollte, kleben Sie eine in den Bauch oder an die Stelle, wo ich damals aus Versehen hingekommen bin mit meinem Händchen. Dann merkt er gleich, daß er Ihnen nicht sehr sympathisch ist, denn für dergleichen hat er ein ungeheuer zartes Empfinden, und zieht sich zurück. Sie haben’s ganz bestimmt nicht erst nötig, ihm den Schädel einzuschlagen.«

Damit stand Bishop auf, kratzte sich, wo es ihn juckte, das heißt überall, und ging nach geraumer Zeit hinaus, um die Hunde zu füttern.

*

Wieder einmal war Fronas Empfangszimmer voll von Menschen gewesen, darunter ein Franzose, Baron Courbertin, den St. Vincent eingeführt hatte. Die beiden standen auf Neckfuß miteinander. Sie kannten sich aus langvergangenen Tagen, hatten in Yokohama das Kirschblütenfest gefeiert, wußten viel von Geishas und dem Fudschijama zu berichten. Eine Zeitlang hatte Courbertin das Wort geführt, aber dann spürte er Gregorys Mißbehagen, und als ein ritterlicher Freund zog er ihn auf, wie man eine Spieluhr aufzieht.

»Jetz abbe Sie sick lang in Reserve geallten! Vincent, ick kennen Sie nickt wieder! Wo ist die Elan? Die alte Elan? Ick sprecken und sprecken - Sie macke silence, allons done, sprecke Sie!«

Es war nicht schwer, den Geographen zum Reden zu bringen. Er ließ eine Kanugeschichte vom Stapel, bei der sich allen Zuhörern die Haare sträubten. Er war mit einem feigen Kameraden den Kanonstrom hinuntergereist. Vor den Weißroßschnellen war der Bursche ausgestiegen und hatte es ihm allein überlassen, sich durch die Strudel zu kämpfen. Seine Nußschale von Boot war über die Schnellen getanzt, schwere Brecher waren über die Reling geschlagen und hatten das Boot fast zum Kentern gebracht. Auf Haaresbreite war er an tödlichen Riffen vorbeigeschifft, um endlich nach einer Todesfahrt von nur wenigen Minuten, die für ihn eine Ewigkeit voll von Schrecknissen bedeutete, ans sichere Ufer zu treten.