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Inmitten des Gezänks und Gezeters ertönte plötzlich eine Stimme. Einer war ans Pult getreten und überschrie die Streitenden.»Felix ist tot! Hört ihr? Hier liegt er. Da. Er ist unter uns. Felix. Er ist gestorben. «Plötzlich war er da, er, der vorher niemandem aufgefallen war, den der eine und die andere vermißt hatten, und nun schauten alle und horchten auf.

Rudi stand vorn, und die anderen verstummten, überrascht, erschrocken, abgestoßen.»Felix ist tot! Hört ihr? Ich bin ihm erst vor kurzem begegnet. Aber Felix war wie ein Vater zu mir, und zwar nur, weil ich nach einem suchte. Er ging nicht in die Synagoge. Er lebte nicht nur in Israel. Er arbeitete auf allen Kontinenten und mit Menschen aus vielen Ländern. Sein Jerusalem war immer andernorts und überall zugleich. Er war im Zwischenraum zu Hause, wo ein Mensch auf den anderen trifft.«

Von einem Wort zum nächsten wurde es ruhiger in der Halle, und sogar der Rabbiner, selbst Jeschajahu Berkowitsch, nickte zu jedem Gedanken, während sein Chassid den Kopf schief legte. Nur Ethan folgte nicht den Worten, die hier die anderen zu trösten vermochten, sondern mußte statt dessen an Dovs Kassette denken, an jene Botschaft aus dem Jenseits, die ihm Felix nach dem Tod des Freundes hatte zukommen lassen:»Aber wie klingt eine zweite Stimme, wenn die erste verstummt ist? Was, wenn wir nicht mehr sein werden? Bald schon. Alle gestorben.«

Rudi sagte:»Felix ist tot. Hört ihr? Felix ist tot. Aber für mich lebt er noch, und ich liebe ihn. «Unmittelbar danach setzte der Gesang des Kantors ein. Eine Wehklage, die durch den Raum zog. Töne im Zwielicht. Dämmerklänge.»El male rachamim.«

Und als Ethan hernach gemeinsam mit dem Rabbiner und mit anderen das Kaddisch sprach, als er mit Dina hinter dem Leichnam herging, als er sich den Kragen einriß zum Zeichen der Trauer, als alle, nachdem sie eine Schaufel Erde ins Grab geworfen hatten, an ihm vorbeigingen, um ihn zu trösten, als er dann zusammen mit Rudi, mit Schmuel, mit Nimrod und mit Moische, dem Chassiden, nach dem Spaten griff und die Grube zuschüttete, mußte er an Dov denken, an dessen Bestattung er erst vor wenigen Wochen teilgenommen hatte, aber diesmal, anders als damals, schossen ihm die Tränen in die Augen, und er sah zu Noa hin, sah sie ihn anschauen und dabei dicht bei seiner Mutter stehen, die steinern ins Leere blickte und dabei sehr aufrecht stand.