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Während die Tantra ihre schnellen Kreise um den Planeten zog, sandte sie wiederholt Signale aus, die jedoch unbeantwortet blieben. Mehrere Stunden vergingen. Die vierzehn Besatzungsmitglieder versammelten sich wiederum in der Steuerzentrale. Erg Noor saß in Gedanken versunken da, schließlich erhob er sich.

„Ich schlage vor, wir landen. Vielleicht brauchen unsere Brüder Hilfe; vielleicht ist ihr Schiff beschädigt und kann nicht zur Erde zurückkehren. Wenn das so ist, nehmen wir sie an Bord, laden das Anameson um und retten auch uns selbst dadurch. Eine Rettungsrakete abzuschießen hat keinen Sinn. Sie könnte uns auch nicht mit Treibstoff versorgen, würde aber so viel Energie verbrauchen, dass uns nicht mehr genug für ein Signal zur Erde bliebe.“

„Und wenn sie selbst wegen Mangels an Anameson hier gelandet sind?“, fragte Pel Lin vorsichtig.

„Dann müssen sie noch planetarische Ionenladungen an Bord haben — sie können nicht alles aufgebraucht haben. Sehen Sie, das Sternenschiff steht in der richtigen Position, das heißt, sie sind mithilfe der planetarischen Triebwerke gelandet. Wir laden den Ionentreibstoff um, steigen auf und können, sobald wir wieder in der Umlaufbahn sind, die Erde rufen und auf Hilfe warten. Das würde für den Fall, dass es gelingt, nicht mehr als acht Jahre dauern. Gelingt es uns aber, Anameson zu bekommen, dann sind wir schlagartig alle Schwierigkeiten los.“

„Vielleicht besteht ihr planetarischer Treibstoff nicht aus Ionen-, sondern aus Photonenladungen?“, wandte einer der Ingenieure ein.

„Auch die könnten wir für das Haupttriebwerk verwenden, wenn wir die Schalenreflektoren aus dem Hilfstriebwerk einbauen.“

„Bleibt noch das Risiko der Landung auf einem schweren Planeten und das Risiko, ihn zu betreten“, brummte Pur Hiss. „Der bloße Gedanke an diese Welt der Finsternis ist schrecklich!“

„Das Risiko bleibt natürlich, aber unsere ganze Situation ist ein einziges Risiko, das sich nicht grundsätzlich erhöht, wenn wir landen. So übel scheint der Planet gar nicht zu sein. Hauptsache, das Schiff bleibt unversehrt!“

Erg Noor warf einen Blick auf das Zifferblatt des Geschwindigkeitsreglers und trat dann entschlossen ans Pult. Eine Minute lang stand der Expeditionsleiter vor den Hebeln und Feinreglern der Steueranlage. Die Finger seiner großen Hände bewegten sich, als griffen sie die Akkorde auf einem Musikinstrument, sein Rücken war gebeugt, und sein Gesicht zu Stein erstarrt.

Nisa Krit trat zu ihm, nahm mutig seine rechte Hand und legte sie an ihre glatte, vor Aufregung glühende Wange. Erg Noor nickte dankbar, streichelte dem Mädchen über das üppige Haar und richtete sich auf.

„Wir tauchen in die unteren Schichten der Atmosphäre ein und gehen zur Landung über!“, sagte er laut, während er die Warnsirene einschaltete.

Ein Heulen ging durch das Schiff, die Besatzungsmitglieder nahmen ihre Plätze in den hydraulischen Schwebesitzen ein und schnallten sich fest.

Erg Noor ließ sich in die weiche Umarmung des Landesessels fallen, der aus einer Luke vor dem Pult aufgetaucht war. Dann erdröhnten die Schläge der planetarischen Triebwerke, und das Sternenschiff jagte heulend in die Tiefe, den Felsen und Ozeanen des unbekannten Planeten entgegen.

Die Radargeräte und die infraroten Reflektoren tasteten sich durch die Urfinsternis unter ihnen, die roten Lämpchen auf dem Höhenmesser brannten an der festgesetzten Marke, einer Höhe von tausendfünfhundert Metern. Berge von zehn Kilometern Höhe waren nicht zu erwarten auf diesem Planeten, auf dem Wasser und die Hitze der schwarzen Sonne, ähnlich wie auf der Erde, die Oberfläche eingeebnet hatten.

Bei der ersten Umkreisung konnten lediglich geringfügige Erhebungen — etwas höher als auf dem Mars — festgestellt werden. Es schien, als wären die gebirgsbildenden Kräfte im Inneren des Planeten fast gänzlich zur Ruhe gekommen oder nur vorübergehend tätig.

Erg Noor stellte den Flughöhenregler auf zweihundert Meter und schaltete die großen Scheinwerfer ein. Unter dem Sternenschiff breitete sich ein riesiger Ozean — ein wahres Meer des Schreckens — aus. Kohlrabenschwarze Wellen brandeten auf und stürzten über unbekannten Tiefen wieder zusammen.

Der Biologe wischte sich den Schweiß von der Stirn und versuchte einen von den Wellen reflektierten Lichtstrahl abzufangen. Sein Gerät konnte die geringsten Schwankungen des Reflexionsvermögens — auch als Albedo bekannt — registrieren, um den Salzgehalt oder die Mineralisation dieses Meeres der Finsternis festzustellen.

Das glänzende Schwarz wurde von dem matten Schwarz des Festlandes abgelöst. Die gekreuzten Strahlen der Scheinwerfer bahnten sich einen schmalen Weg durch Wälle der Finsternis. Unversehens tauchten erste Farbflecken auf: bald gelblicher Sand, bald die graugrüne Oberfläche eines flachen Felsrückens.

Die Tantra raste der geschickten Hand des Kommandanten gehorchend über den Kontinent hinweg.

Endlich hatte Erg Noor die Ebene wiederentdeckt.

Aufgrund ihrer geringen Höhe konnte man sie nicht als Hochebene bezeichnen, obwohl Fluten und Stürme des schwarzen Meeres sie offensichtlich nicht erreichten — sie lag einige Hundert Meter über Meereshöhe.

Das vordere Backbord-Radargerät gab ein Pfeifen von sich. Die Scheinwerfer der Tantra folgten dem Radarstrahl. Jetzt wurden die Umrisse eines Sternenschiffes erster Klasse deutlich sichtbar. Die Verkleidung des Bugteils aus umkristallisiertem anisotropen Iridium glänzte wie neu im Scheinwerferlicht. In der Nähe des Schiffes waren keine provisorischen Bauten zu sehen, an Bord brannte kein einziges Licht — finster und leblos stand es da, ohne auf das Näherkommen des Schwesterschiffes zu reagieren. Die Strahlen der Scheinwerfer glitten über das Schiff hinweg und weiter, wurden plötzlich funkelnd von einer riesigen Scheibe mit spiralenförmigen Vorsprüngen wie von einem blauen Spiegel reflektiert. Die Scheibe stand hochkant, war etwas zur Seite geneigt und teilweise in den schwarzen Boden eingesunken. Für einen Augenblick konnten die Beobachter sehen, dass hinter der Scheibe Felsen aufragten und die schwarze Finsternis sich noch mehr verdichtete. Dort befand sich wahrscheinlich ein Steilhang oder ein Abstieg in eine Tiefebene.

Das ohrenbetäubende Heulen der Tantra ließ ihren Rumpf erzittern. Erg Noor wollte in unmittelbarer Nähe des anderen Sternenschiffes aufsetzen und musste daher alle Menschen warnen, die sich möglicherweise in der Todeszone, das heißt ungefähr hundert Meter im Umkreis des Landeplatzes aufhielten. Das schreckliche Donnern der planetarischen Triebwerke war selbst im Schiff zu hören. Auf den Bildschirmen tauchte eine Wolke rotglühender Staubteilchen auf. Der Boden des Schiffes begann sich steil emporzurichten und nach hinten abzufallen. Die hydraulischen Scharniere drehten die Sitzflächen der Sessel sanft und lautlos herum, sodass sie parallel zu dem nun vertikalen Boden schwenkten.

Die gigantischen, mit Gelenken versehenen Landestützen sprangen aus dem Rumpf des Schiffes, verspreizten sich und fingen den Aufprall auf dem Boden der fremden Welt auf. Ein Stoß, ein Schlag und noch ein Stoß, ein Schwanken des Bugteils, und die Tantra stand gleichzeitig mit den Motoren still. Erg Noor hob die Hand ans Pult, das sich nun über ihm befand, und drehte den Hebel zum Abschalten der Landestützen herum. Langsam, mit kleinen Stößen kippte der Bug des Sternenschiffs wieder nach vorn, bis es seine normale horizontale Landeposition eingenommen hatte. Die Landung war abgeschlossen. Wie üblich hatte sie den menschlichen Organismus so stark erschüttert, dass die Sternflieger gezwungen waren, noch eine Zeit lang halb liegend in ihren Sesseln zu verharren, um sich davon einigermaßen zu erholen.