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Tamara tippte McLane auf die Schulter. Der Commander fuhr herum und starrte die Frau an, als sähe er sie zum erstenmal.

»Ja?« fragte er knurrend.

»Ist es für Ihren Auftrag wichtig, Commander«, fragte sie, »ob MZ 4 wahnsinnig ist oder nicht?«

In der Kommandokanzel breitete sich Totenstille aus. Bedächtig sagte McLane:

»Wenn Sie eine von uns wären, Leutnant, würde ich Ihnen sagen, daß es uns nicht gleichgültig sein kann und darf, was mit unserem Freund Clarence los ist. Da Sie aber nur Sicherheitsbeamtin sind, habe ich eine andere Antwort für Sie: Laut Raumüberwachungsdaten unseres Computers wird in achtundvierzig Stunden der automatisch gesteuerte Raumkreuzer CHALLENGER MZ 4 passieren. Er soll von dort eine Kurskorrektur erhalten.«

Shubashi, der seinen Chef kannte und wußte, was zu tun war, vergrößerte erneut die Lautstärke der fremden Funkimpulse.

»Falls die CHALLENGER aber statt dessen das hier bekommt, gibt es eine Katastrophe. Vermutlich wird dann der Kreuzer gegen den Asteroiden rasen.«

Tamara senkte den Kopf.

»Das leuchtet mir ein«, sagte sie. »Aber - haben Sie nicht die Möglichkeit, das Elektronengerät der CHALLENGER mit einer Kurskorrektur umzuprogrammieren?«

McLanes Lächeln war nur als grimmig zu bezeichnen.

»Wenn Sie mir nicht verboten hätten, den Satelliten zu zerstören, hätte ich die Möglichkeit gehabt. Da aber dieser Funksatellit die fremden Zeichen ebenfalls aufnimmt und weitergibt, würden sich die drei Funkgeräte gegenseitig stören: Unseres, das von MZ 4 und das des Satelliten. Es ist unmöglich, die CHALLENGER umzuprogrammieren.«

Shubashi und de Monti wechselten einen schnellen Blick.

Tamaras Lage war schwierig; sie hatte gegen fünf aufeinander eingespielte Mitglieder zu kämpfen. Tamara steckte den Schlag regungslos ein und fragte: »Was werden Sie also tun?«

»Wir landen auf dem Asteroiden und versuchen, die Störung zu beheben.«

»Gut«, stimmte Tamara zu. »Sie wissen aber, was bei Ihrem Vorleben eine eigenmächtige Kursänderung bedeuten kann?«

»Natürlich«, sagte McLane kurz. »Der einzige Trost ist, daß Sie Ihre Meldung erst nach der Landung auf Terra machen werden. Bis dahin sind mir mehr Ausreden eingefallen, als Sie sich vorstellen können.«

Die ORION nahm etwas Fahrt auf. Sie bewegte sich lautlos und ohne Energieemission auf den langsam näher kommenden Ball aus Gestein zu und verringerte dann ihr Tempo. Der Diskus schlug eine Kreisbahn ein, umrundete auf drei verschiedenen Orbits den öden Körper und blieb in einem Kilometer Entfernung über der Kuppel stehen. Die Geschwindigkeiten beider Körper waren einander angepaßt worden. Ein prickelndes Gefühl der Spannung bemächtigte sich der Mannschaft. Sie versammelte sich um den Schirm des Kommandanten und starrte das Bild an. Funkmasten, Radareinrichtung hinter einer Kunststoffkuppel und die schimmernde Fläche der Kuppel, unter der die Menschen lebten, unter der die riesige Rechenmaschine stand, die Verbindungsgänge und der kleine Landeplatz für die Verbindungsboote. Daneben sah man den Schacht für eine Magnetlandung, die ein Beiboot Typ LANCET vornehmen konnte.

»Verdammt!« knurrte McLane. »Dort ist etwas passiert.«

Nichts rührte sich ... Nur diese fremden Funkzeichen drangen noch immer leise aus den Lautsprechern.

5.

448 pc ... Vierhundertachtundvierzig Parsek von Terra entfernt. Ein Parsek mißt 3,26 Lichtjahre, die Entfernung, die das Licht in dieser Zeit zurücklegt. Das war die gedachte Linie eines kugelförmigen Raumes mit neunhundert Parsek Durchmesser. Hier war die Grenze. Das Gebiet dahinter war, abgesehen von vereinzelten Vorstößen der Pioniereinheiten, unbekannt.

Clarence und seine Männer waren einer der Außenposten; ihr Dienst war gefährlich, und der Kontakt mit der Heimat Terra beschränkte sich auf die Funkverbindungen und auf gelegentliche Besuche von vereinzelten Schiffen. Die ORION hing unbeweglich über dem felsigen Asteroiden ohne Lufthülle, ohne eine Spur von Leben, ohne Licht.

Über die Bordsprechanlage kam McLanes Stimme, knapp und beherrscht: »Antrieb stillegen. Generatoren abschalten. Schiff an MZ 4 verankern.«

Der Erste Offizier schaltete die Geräte ab. Das Summen des Antriebs verstummte.

»Wir stehen genau neunhundert Meter über dem Asteroiden, Cliff«, sagte Helga Legrelle, die eine Messung durchgeführt hatte.

»Und ich empfange immer noch diese verstümmelten Dreiergruppen«, meldete Shubashi und deutete auf die schweren Kopfhörer über seinen Ohren. »Völlig unerklärlich, woher ... «

»Wir werden nachsehen«, sagte McLane. »Ich brauche zwei Freiwillige.«

»Gewöhne es dir doch endlich einmal ab, nach Freiwilligen zu suchen! Niemand geht freiwillig«, sagte Hasso. »Wozu brauchst du mich?«

McLane lachte kurz und freudlos.

»Danke. Du gehst also und nimmst Atan mit.«

»In Ordnung!« sagte Shubashi.

»LANCET I ... Abschußkanal fertigmachen. Druckanzüge anlegen, Waffen mitnehmen!«

Shubashi schüttelte den schmalen Kopf und blickte zu seinem Chef hinüber.

»Wozu die Druckanzüge, Cliff? Die Sauerstoffanlage von MZ 4 ist besser als unsere!«

»Wo eine Funkanlage verrückt spielt, kann auch die Sauerstoffanlage nicht funktionieren. Macht, daß ihr in die LANCET kommt!«

Mit energischen Schritten verließen de Monti, Atan Shubashi und Sigbjörnson die Kommandokanzel. Tamara setzte sich neben McLane in den leeren Sessel und fragte leise: »Warum tun Sie das, Major?«

»Würden Sie an meiner Stelle anders handeln?« fragte McLane aggressiv zurück.

»Ich habe mich an meine Order zu halten«, erwiderte Tamara und betrachtete das Gesicht McLanes.

»Auch ein Robot hält sich nur an seine Order, Leutnant«, gab McLane zu bedenken.

Tamara grinste. »Seit ich Sie kenne, Major, verehre ich die Robots. Sie tun wenigstens ihre Pflicht.«

Cliff zuckte seine Schultern.

»Wozu sind nach Ihrer Meinung dann eigentlich noch Menschen zu gebrauchen?«

»Sie haben nicht ganz unrecht, Major«, sagte Tamara leise und deutete auf die Lichtsignale, die den Weg der drei Personen durch das Schiff markierten. »Ein Robot würde schneller als jeder Mensch ausrechnen können, was dort bei Clarence nicht stimmt.«

Nicht ohne Interesse verfolgte Helga das Gespräch. Zwei Körper, die wie eine Kreuzung zwischen einer Kugel und einem linsenförmigen Objekt aussahen, auf der Oberschale mit einer Anzahl kleiner Plexol-kuppeln ausgerüstet waren und eine Schleuse besaßen, befanden sich auf beiden Seiten der zentralen Kommandokanzel im Schiff. Zwei Schleusensysteme der ORION-Oberfläche schlossen die Startschächte ab. Ein Magnetfeld startete die LANCET.

Sigbjörnson und Shubashi kamen den gewundenen Gang entlang, während de Monti den Kontrollstand betrat. Die beiden Männer schlossen die Säume ihrer enganliegenden Raumanzüge mit den durchsichtigen Helmen und blieben vor der Schleuse des Beibootes stehen. Mit einem Knistern erwachte der Helmfunk.

»Alles klar, Hasso?« fragte Atan und tastete nach dem Griff der Strahlwaffe.

»Die Aggregate funktionierten zuverlässig wie immer, Atan!« erwiderte Hasso und drückte auf den großdimensionierten Schalter. Geräuschlos verschwand die äußere Schleusentür im Rumpf des Bootes. Hinter den Männern fuhr die Drucksicherung in die Kontakte; sie schützte das Schiffsinnere vor dem Vakuum des Alls.

Die Männer bestiegen den Körper an der Unterseite, schlossen beide Schleusentüren und gingen die Schrägfläche hoch. Die LANCET war nicht mehr als eine plattgedrückte Hohlkugel mit zahlreichen Versorgungseinheiten und einem karg ausgestatteten Inneren.

»LANCET I fertig zum Abschuß!« ertönte es über die Bordsprechanlage.

»Danke, LANCET!« sagten McLane und de Monti wie aus einem Munde. De Monti kontrollierte die einzelnen Anzeigen seines Armaturenbretts.