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»Jim und Francois?« wisperte Shubashi entsetzt.

»Tot. Erstarrt. Mitten in der Bewegung ...«

Die zwei Männer blieben neben der Eßnische stehen und betrachteten erschrocken die Szene. Die Gesichtshaut und die Haut der Hände der unglücklichen Opfer begann sich bereits zu verfärben; die zahllosen geplatzten Äderchen boten ein Bild des Grauens.

»Das ist eine neue Art des Sterbens«, flüsterte Atan Shubashi. »Wer stirbt mitten in der Bewegung, die Gabel in der Hand und die Augen auf die Seiten eines Buches gerichtet?«

Atan wirbelte herum und hastete zur nächsten Tür.

Hasso Sigbjörnson folgte ihm mit gezogener Waffe. Die Männer wußten jetzt, daß in der Station ein unheimlicher Feind auf sie lauerte. Die Tür rollte ohne ein Geräusch zurück in die Wand. Neben der Tür zeigte ein Schild in Augenhöhe an, daß die Männer vor der Zentrale standen.

»Vorsicht, Hasso!« mahnte Atan.

Nebeneinander kamen die Männer näher.

Vor ihnen: Eine riesige Sternenkarte des betreffenden und der nebenliegenden Kuben. Erloschen ... Die Projektion war zweidimensional. Die riesige runde Karte war an Decke und Boden befestigt, und auf einem Kreis von acht Metern Durchmesser waren unzählige Sternpositionen vermerkt.

»Da!«

Wie Wasser breiteten sich die beiden Lichtkegel aus. Sie glitten über den Boden, erreichten die Füße eines Mannes und kletterten am Körper hoch. Es war Clarence. Er stand hochaufgereckt da, und seine Hand wies fast senkrecht nach oben und deutete auf eine Konstellation dreier Sonnen, die von den dünnen Ringen der Planetenbahnen umgeben waren. Neben Clarence saß ein zweiter Mann an der Eingabetastatur eines Computers. Beide waren tot. Mitten in der Bewegung hatte sie jener unsichtbare Feind getroffen.

»Ich kenne viele Möglichkeiten, jemanden umzubringen«, flüsterte Atan, als fürchte er, seine Stimme könnte den Gegner zueinem weiteren Angriff herausfordern, »aber das ist eine besonders teuflische Art.«

»Mit der Sauerstoffanlage kann es nichts zu tun haben«, sagte Hasso und sah sich um. »So sieht jemand, der erstickt ist, nicht aus.«

Atan berührte mit seinem dünnen Handschuh die Wand.

Ein plötzliches Summen übertrug sich durch den metallvergüteten Anzug. Es ging von den Wänden aus.

»Die Luftumwälzanlage läuft«, sagte der Astroga-tor. »Aber sie transportiert kein Gas mehr.«

Die Männer gingen auf die Tür zu. Als sie vor der Metallplatte standen und ihre Hände an den Rahmen legten, vernahmen sie weitere Vibrationen. Es war, als gehe im anschließenden Raum eine schwere Gestalt vorbei. Die schrittartigen Rhythmen näherten sich, hielten inne und entfernten sich wieder. Die Männer sahen sich an. Dann nickte Atan unmerklich.

Langsam öffnete sich die Tür - Zentimeter um Zentimeter. Die Handschuhe der Männer bremsten die Bewegung ab. Überall war Dunkelheit. Aber in dem Maschinenraum, der vor ihnen lag, bewegte sich eine helle Erscheinung von rechts nach links. Innerhalb einer Sekunde begriffen die Männer, daß sie einen der unheimlichen lautlosen Feinde vor sich hatten. Die Gestalt war unzweifelhaft humanoid. Sie sah aus wie der abgerundete Umriß eines Menschen aus Glas. Das milchigweiße Material des Körpers leuchtete von innen heraus, und Atan erkannte ein Nervensystem, das aus schwarzen Fäden verschiedener Dicke zu bestehen schien. Er stieß mit dem Ellenbogen seinen Freund an. Im gleichen Moment blieb das Wesen stehen.

Es stand vor einem Schrank mit zusammengesetzten Schaltelementen. Durch den Körper leuchteten die Griffe von Schaltern und Kipptasten. Dann hob das Wesen - noch immer lautlos - einen Arm und deutete auf die beiden Männer.

»Feuer!« stieß Hasso atemlos hervor.

Aus den Zungen der Projektoren brachen zwei dünne Strahlen und tauchten den Raum in blauweiße Helligkeit. Sie vereinigten sich in Brusthöhe im Körper des Fremden. Dann sahen die Männer der ORION, daß die Strahlen aus den mörderischen Waffen den Körper glatt durchschlugen und auf den Schalterschrank auftrafen. Das Metall der Front schmolz und sprang in einem Funkenregen weg. Atan zielte auf den Kopf des fremden Wesens. Wieder spannte sich ein fadendünner vernichtender Strahl von der Projektorspitze bis zu dem Wesen. Nichts!

Das Wesen blieb zwei, drei Sekunden stehen. Dann wandte es sich ab und ging weiter nach links. Ein wuchtiger Maschinenblock entzog den Fremden den Blicken der beiden Männer.

Shubashi und Sigbjörnson blickten sich voller Entsetzen an und zogen sich zurück. Vor ihren Gesichtern schloß sich die stählerne Tür wieder. Der Astro-gator sagte atemlos: »Hasso - was war das?«

Verwirrt schüttelte der Ingenieur den Kopf.

»Auf keinen Fall ein menschliches Wesen.«

»Die Strahlen gingen einfach durch diesen Körper hindurch ...« flüsterte Atan. »Und unsere Waffen sind imstande, Stahl zu schmelzen. Was hat dieses Wesen aushalten können?«

»Extraterrestrier«, stellte Hasso fest. »Sie sind an der Grenze eingedrungen, und niemand weiß, woher sie kommen. Wir müssen sofort die ORION benachrichtigen!«

Augenblicklich schaltete Hasso erhöhte Sendeenergie ein.

»Sigbjörnson auf MZ 4 ruft ORION VII!« rief er.

De Monti meldete sich sofort. Seine Stimme klang besorgt.

»Was gibt es, Hasso?«

Mit gehetzter Stimme antwortete Sigbjörnson: »Clarence und seine Leute leben nicht mehr. Sie sind auf eine merkwürdige Weise umgekommen. Verstehst du?«

McLanes Stimme überlagerte das erschreckte Ausatmen des Ersten Offiziers.

»Wir verstehen, Hasso. Weiter!«

»Wir haben einen Extraterrestrier gesehen und auf ihn geschossen, Cliff. Er kümmerte sich nicht darum. Die Strahlen gingen einfach durch ihn hindurch!«

»Wie?« schrie McLane, »hier, in diesem Raumkubus? Das kann doch nicht möglich sein!«

Beschwörend rief Hasso: »So ist es, Cliff. Wir haben es genau gesehen! Der Fremde war immun gegen unsere Strahlwaffen.«

»Wo seid ihr?« fragte McLane knapp.

»Im Kontrollraum.«

»Haben die Fremden euch bemerkt, Hasso?«

»Höchstwahrscheinlich, wenn sie nicht gerade blind waren. Es besteht eine geringe Chance, daß sie uns für Robots hielten. Immerhin leben wir noch.«

»Sofort zurück in die LANCET, Jungens!« schrie McLane. »Und Schnellstart! Ihr müßt sofort den Asteroiden räumen!«

6.

Cliff Allistair McLane drehte seinen Kopf von dem Mikrophon weg. Neben McLane starrten de Monti, Helga Legrelle und Tamara Jagellovsk auf die runde Scheibe des Schirms. McLane sagte halblaut zu Helga: »Dauerbeobachtung des umliegenden Raums!«

»Jawohl, Chef!« sagte Helga. Sie war mit zwei langen Schritten an ihrem Funktisch.

»Kampfstand besetzen, Mario! Alarmstart vorbereiten!«

De Monti verschwand aus der Steuerkanzel. Ein halbes Deck höher, weiter dem Rand des Diskus zu, befanden sich die beiden Kampfstände. Fassungslos sagte der GSD-Leutnant: »Außerirdische Lebewesen

- hier? In unserem Herrschaftsgebiet?«

McLane saß bereits in seinem Sessel und bereitete den Schnellstart der ORION vor. Er hob nicht einmal das Gesicht von seinen Schaltern und Hebeln, als er erwiderte: »Dieser Asteroid ist einer der äußersten Stützpunkte Terras. Wir stehen nur einige Lichtjahre vor der letzten Grenze unserer Raumkugel. Ein größeres Gebiet kann im Augenblick nicht wirksam genug kontrolliert werden.«

»Gab es jemals Anzeichen dafür, daß außer uns Terranern auch noch andere Wesen in dieser Galaxis leben?« fragte Tamara schnell.

Gereizt antwortete McLane: »Für Ihre Ausbildung haben Sie reichlich anthropozentrisches Weltbild! Allein in unserer Galaxis gibt es rund sieben Milliarden Planeten, die intelligentes Leben hervorgebracht haben können. Woher nehmen Sie eigentlich die Arroganz anzunehmen, wir wären die einzigen Zweibeiner, die addieren und multiplizieren können?«