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Die leuchtenden Ringe des Zielgerätes schoben sich ineinander. Als sich die drei Linien deckten, befand sich genau in ihrem Mittelpunkt die Kuppel, unter der die Massen der Maschinen und Räume lagen. De Monti ließ die Griffe der Justieranlage los, als seien sie glühend. Er sprang aus dem Sessel.

»Mache das selbst!« sagte er zwischen den Zähnen.

McLane blieb zwischen der Vorderkante des Sessels und der Sichtscheibe der Zieleinrichtung stehen. Er blickte von der Seite in das Gesicht de Montis. Voller Verachtung drehte der Erste Offizier den Kopf weg. McLane holte Atem und drückte den Auslöser. Hinter einer massiven Röhre aus Quarzglas näherten sich zwei Elektroden einander. Berührten sie sich, schlossen sie die Leitung kurz, und die Energieflut wurde durch die Projektoren geleitet.

Wimmernd arbeitete die Automatik.

Der Abstand zwischen den gezahnten Metalladern verkürzte sich immer mehr. Er betrug nur noch wenige Zentimeter. De Montis Stirn war voller Schweiß, aber der Mann fror. McLane bewegte sich plötzlich und schlug mit der Hand auf den Auslöseschalter der Sicherung. Mit einem trockenen Geräusch blieben die beiden Elektroden stehen.

Über den Schirm des Videophons sagte Tamara hart: »Commander McLane! Sie müssen MZ 4 vernichten!«

Cliff hob den Kopf und starrte Tamara wild ins Gesicht. Er hatte seinen ganzen Mut gebraucht, um den Knopf zu drücken. Jetzt hatte ihn dieser Mut verlassen und er war unfähig, den Auslöser ein zweites Mal zu bestätigen.

»Ich muß!« brüllte er heiser. »Aber ich will nicht, verstehen Sie? Ich kann nicht!«

Einige viereckige Anzeigen erloschen schnell hintereinander. Aufgeregt packte de Monti seinen Chef am Arm und deutete auf die blinden Glasvierecke.

»Cliff!« rief er. »Die Fremden ziehen unsere gesamte Betriebsenergie ab.«

»Was heißt das?« fragte der GSD-Offizier.

»Das heißt auf alle Fälle, daß wir MZ 4 nicht mehr vernichten können, auch wenn wir es wollten.«

Er drückte die Taste. Die Elektroden fuhren weiter aufeinander zu. Einen kurzen Moment wartete McLane auf das Überschlagen des Lichtbogens. Aber nichts geschah.

»Commander?« fragte Legrelle über die Bordsprechanlage. »Abstand zu den fremden Schiffen nur noch fünfzig Lichtsekunden. Sie kommen immer näher!«

»Cliff«, sagte de Monti beschwörend, »wir können im Moment nichts mehr tun. Wir müssen weg. Schnellstart!«

»Also gut. Schnellstart!«

McLane raste aus dem Kampfstand und warf sich vor seinem Pult in den Sessel. Die Elektronik hatte die Energie umgeleitet, so daß die Maschinen genügend Kraft entwickeln konnten. Die ORION nahm sofort Fahrt auf, kippte ab und raste davon. Hinter ihr stand ein Nebel aus Ionen im Raum. Die Fremden kamen unerbittlich näher.

Der Kommandant zermarterte seinen Kopf. Zunächst war es wichtig, das kostbare Schiff in Sicherheit zu bringen. Dreißig Lichtminuten später und weiter von dem steinigen Asteroiden entfernt, bezog die ORION VII eine Warteposition.

*

Die Halle war groß und dunkel. Neben zahlreichen Geräten und Anzeigen, hinter deren Skalen keine Lichter glühten, befand sich ein Radarschirm, der rätselhafterweise arbeitete. Shubashi und Sigbjörnson blieben davor stehen.

Die Männer hatten wieder die entsicherten Strahler in den Händen, und von Zeit zu Zeit sahen sie sich um. Bisher hatte sich keiner der Außerirdischen genähert. Hasso deutete auf die Mitte des Schirms, dessen Wischer sich wie rasend drehte. Sieben Lichtpunkte zeichneten sich ab.

»Sie kommen in voller Stärke«, sagte er. »Sollte tatsächlich ein Kampf stattgefunden haben, so hat Cliff nicht ein Schiff vernichten können. Ob die ORION noch existiert?«

»Vermutlich nicht. Ich habe eben versucht, sie zu erreichen. Nichts.«

»Das heißt: Die ORION ist vernichtet, und McLane ist tot.«

»Tot wie wir.«

Sigbjörnson überlegte. Es war in seinem langen Leben der erste Kontakt mit intelligenten Wesen, sah er von einigen Planeten mit Eingeborenen ab, die sich noch in der Dämmerung einer Frühkultur bewegten. Es gab immer einen Weg, dem Verhängnis zu entkommen. Und persönlich weigerte er sich, an den Tod McLanes zu glauben.

»Aber vorher versuchen wir noch einige Tricks. Wir kennen diese Station und die technische Einrichtung genau«, sagte er. »Einige dieser durchsichtigen Fremden nehmen wir mit, wenn wir sterben.«

Shubashi lachte kurz und gereizt auf.

»Wie stellst du dir das vor, Hasso? Gegen Strahl-waffen sind sie immun. Die Energie durchschlägt ihre Körper einfach, ohne sie zu beschädigen. Nicht einmal Sauerstoff oder ein anderes Gas brauchen sie zum Leben.«

Ein nachdenklicher Ausdruck kam in die Augen des Ingenieurs. Er murmelte: »Sauerstoff ...«

Atan riß seinen Kopf herum und starrte Hasso an.

»Wenn sie ...« begann er. Hasso nickte, und zum erstenmal lächelte er wieder.

»Wir sind Idioten«, sagte der Ingenieur. »Wenn sie keinen Sauerstoff benötigen und deswegen die gesamte Anlage hier abschalten oder zerstören, dann ist Sauerstoff Gift für sie. Sie vertragen keinen Sauerstoff. Vermutlich basiert ihr Metabolismus auf einer Katalyse.«

»Wenn du das gleiche denkst wie ich«, rief Atan, »dann müssen wir die Schaltung der Sauerstoffreserven finden.«

»Richtig! Die Umwälzanlage läuft noch immer.«

Sie wandten sich von dem Radarschirm ab, über dem jetzt einige Signale aufleuchteten. Es waren die Warnlichter, die eine schnelle Annäherung von Körpern anzeigten.

Binnen Sekunden fanden sie, was sie gesucht hatten.

Das Steuerpult mit dem dreifach angelegten In-strumentensatz für die Versorgung der Station. Luftdruck, Gaszusammenstellung, Schwerefeld, Generatoren und Heizung, Energiefluß ... all dies konnte von hier aus gesteuert werden. Hasso setzte sich in den Sessel und studierte die Aufschriften und die Pfeile, mit denen Schalter und Uhren verbunden waren.

»Das hier ist es«, sagte er und deutete auf einen Hebel. Das Licht lag voll auf dem Armaturenbrett.

»Los! Worauf wartest du noch?« sagte Atan.

Dann schwieg er bestürzt. Er hatte erkannt, worum es Hasso ging.

»Wenn wir jetzt die Tanks öffnen, fluten wir das Kavernensystem des Asteroiden«, stellte Sigbjörnson nüchtern fest. »Dann töten wir vielleicht die wenigen Fremden, die sich hier aufhalten. Vergiß nicht - es wollen sieben Schiffe landen. Was dann?«

»Die Landenden stellen fest, daß der Asteroid unter Sauerstoff steht und wissen Bescheid. Sie bringen uns um.«

»Außerdem kommen sie überhaupt nicht in die Gänge herein, wenn sie merken, daß jenseits der Schleuse Luft ist.«

»Sie haben vermutlich Raumanzüge«, sagte Hasso. »Aber ein Versuch könnte nicht schaden. Wenn wir allerdings sämtliche Fremden hier versammelt haben, dann könnte die Sache mit dem Sauerstoff funktionieren.«

Die Gefahr war groß. Noch immer lag die Hand des Ingenieurs auf dem runden Schalter mit dem Dorn, der auf Null deutete. Innerhalb gewisser Grenzen konnte die Konzentration verändert werden. Wenn Sigbjörnson den Knopf drehte, und der Dorn wies auf Versorgung, dann füllte sich die Station mit Sauerstoff und, sobald ein zweiter Schalter betätigt wurde, mit Kohlendioxyd und Gasspuren. Dabei starben die Fremden. Es dauerte höchstens noch Minuten, bis die Schiffe gelandet waren. Es stand außer Zweifel, daß diese Räume das Ziel der Ankömmlinge waren. Was tun?

»Sie kommen hierher und bringen uns um wie Cla-rence und seine Leute, Hasso.«

Sigbjörnson überlegte weiter.

»Und warum haben uns die Fremden, die schon hier sind, noch immer am Leben gelassen?«

»Vielleicht wollen sie uns als Versuchsobjekte. Schließlich dürften sie einen Überfall auf die Erde und deren Herrschaftsgebiet planen. Sie brauchen uns lebend, um unsere Gewohnheiten studieren zu können und um uns auszufragen.«