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»Sie haben uns in der Falle. Sie brauchen uns nur aufzuklauben und mitzunehmen«, sagte Shubashi.

Hasso nickte wieder. Noch immer überlegte er fieberhaft. Die Zeit eilte, denn das erste der Schiffe setzte bereits zur Landung an.

»Vermutlich«, sagte Sigbjörnson, »haben sie die Sauerstoffanlage irgendwie zerstört. Das werden wir gleich feststellen können. Ich versuche, diesen Raum zu fluten.«

Er schaltete nacheinander die einzelnen Räume ab, so daß die Versorgungsleitungen nur noch in den Kommandoraum führten. Alle anderen waren durch Magnetschieber abgesperrt. Dann drehte er den Knopf ruckartig herum. Vier Sekunden vergingen qualvoll langsam ...

Hasso und Atan regelten ihre Außenmikrophone ein; höchste Empfindlichkeit. Das Zischen der einströmenden Luft und das Summen der Ventilatorschächte hätte in den Lautsprechern klingen müssen wie ein Wasserfall. Nichts geschah. Nicht einmal eines der kleinen Lämpchen leuchtete auf.

»Nichts!« sagte Shubashi laut. »Außer Betrieb.«

»Ich sehe nach«, sagte Hasso.

Die Frontplatte des Schaltschrankes ließ sich lösen und schwang nach vorn. Die Drähte und Verbindungen waren, soweit er sehen konnte, intakt. Trotzdem funktionierte die Anlage nicht. Hasso schaltete den gesamten Satz auf das zweite Gerät um.

Jetzt würde sich zeigen, ob die Tanks geleert oder die Verbindungen durchtrennt waren. Die Kontrolllampe der zweiten Anlage leuchtete auf.

Hasso drehte auch hier den Schalter herum, nachdem er nur diesen einen Raum in den Kreislauf einbezogen hatte.

Klick! Nichts. Weder das Strömen der Gasmassen noch das Geräusch der Turbinen war zu hören.

»Aussichtslos«, sagte Shubashi.

Jetzt waren nur noch fünf Objekte als helleuchtende Punkte auf dem runden Radarschirm zu sehen. Ein Schiff war, wie ein Signal zeigte, bereits in der Nähe der Kuppel gelandet. Ein zweites schwebte so nahe an dem Asteroiden, daß die Radarimpulse es nicht mehr entdeckten.

»Zu spät!« flüsterte Shubashi. »Sie landen!«

Zwischen den Zähnen murmelte Sigbjörnson: »Verdammt - woher bekommen wir Sauerstoff?«

»Unsere LANCET!« schrie Atan plötzlich und begann zu laufen. »Der Oxygentank.«

Sie rasten quer durch den Kontrollraum und trafen sich wieder an der nächsten Tür. Das Stahlschott glitt auf.

Hinter ihnen blieb der leere Gang zurück. Sie erreichten die Kreuzung, warfen sich herum und liefen in den wabenförmigen Stollen hinein. Hunderte Meter weiter vorn sahen sie verschwommen die Umrisse der Schleuse, die in den Landeschacht hineinführte. Dahinter stand die LANCET. Die Männer rannten weiter. Sie hatten die Strahler in den Händen. Ob sie etwas nützten, war unwesentlich. Allein das Gefühl, nicht wehrlos zu sein, war beruhigend. Plötzlich erstrahlten die Seitenwände.

Die Männer hielten an und schlitterten noch einige Meter auf dem glatten Belag. Sie drehten sich um -nichts geschah. Offensichtlich hatten die Fremden einen Schalter betätigt.

»Weiter!« sagte Atan leise.

Die Schleuse schloß und öffnete sich. Atan und Hasso hasteten in die LANCET hinein. In rasender Eile begann Hasso die Klemmschrauben zu lösen. Dahinter befanden sich die Versorgungsleitungen und die Sauerstoffbatterie. Die Handschuhe des Mannes holten den Kasten der Batterie hervor.

Der Sauerstoff, der unter hohem Druck stand, reichte normalerweise für eine Zeit von zwanzig Tagen und für zwei Menschen in der LANCET. Die Ladekontrolle am viereckigen Tank zeigte Null. Hasso drehte den Tank um. An der Unterseite fehlte von einer der Zuleitungen das Metall. Als Hasso in den Schacht hineinleuchtete, sah er, daß ein scharfgebündelter Strahl die LANCET in der gesamten Breite durchstoßen hatte. Der Einschuß hatte den Sauerstoff leise ausströmen lassen. Hier, im Vakuum des Alls, hatte sich das verteilt. Hasso warf den leeren Tank in einen Winkel.

»Sie dachten wirklich an alles!« sagte er mutlos.

Durch das Metall des Beibootes spürten die Männer eine Vibration, die von einer großen Maschine stammen mußte.

»Liftplattform!« sagte Hasso.

»Das bedeutet, daß die ersten Fremden gelandet sind und den Asteroiden betreten. Sie kommen herunter.«

»Sofort zurück!« sagte Shubashi plötzlich.

Shubashi klappte ein Fach seines breiten Gürtels auf. Hier war in einem dünnen Futteral ein kleiner, aus vergütetem Stahl hergestellter Kasten untergebracht. Er war etwa halb handgroß. An seiner schmalen Seite ragten zwei Ventile hervor, die mit winzigen elektronischen Verschlüssen ausgestattet waren. Atan hielt die Schachtel auf der Innenfläche der Hand Hasso vor Augen.

»Und das hier ... « sagte er triumphierend. »Ist das kein Sauerstoff?«

»Unsere Reservetanks!« meinte Hasso und löste seinen aus dem Gürtel. »Sie sind unsere Waffen.«

»Sie reichen aber keinesfalls für die gesamte Station.«

»Diese Sorge haben wir später. Los!«

Die Männer hasteten hinunter, warfen sich gegen die Schleusentür und betraten das Korridorsystem. In den Händen trugen sie Waffen und Zusatztanks, mit denen sie im Raumanzug bis zu hundertzwanzig Stunden Sauerstoff hatten.

Sie rannten durch den zweiten Korridor und blieben vor der ersten Tür stehen. Dann blickten sie sich an und schwiegen einige Sekunden.

»Wie gehen wir vor?« fragte Atan.

»Wir müssen die Tanks schlagartig öffnen.«

Hasso überlegte, wie sie es schaffen konnten.

»Außerdem müssen wir sicher sein, daß wir sämtliche Fremden in dem Raum versammelt haben, in dem wir die Tanks explodieren lassen wollen.«

»Der Kontrollraum?«

»Richtig!« sagte Hasso.

Schritte waren zu spüren. Hinter der Tür des Kon-trollraums schienen sich die fremden Wesen zu sammeln. Ihr Plan schien perfekt. Sie töteten die Besatzung des Asteroiden an der Grenze des terranischen Machtgebietes und übernahmen sämtliche Kenntnisse, deren sie hier auf MZ 4 habhaft werden konnten. Ihr Vorauskommando erwartete die Insassen der sieben Schiffe.

Die Männer hörten, daß der Aufzug ständig hinauf- und hinunterfuhr. Immer mehr Schritte.

Ein Summen lag in den Ohren. Es konnte nicht Schall sein, denn da die Luft fehlte, konnte er nicht geleitet werden. Es war ein Geräusch, das scheinbar in den Männern selbst entstand; es schien vom Zwerchfell auszugehen. Hasso öffnete die Tür einen winzigen Spalt.

»Wie weit sind sie?« flüsterte Atan und preßte sich neben Hasso an die Wand.

»Der Kontrollraum ist voll von ihnen.«

»Warte«, erwiderte Atan. »Es kommen noch mehr!«

Sie warteten dreißig Sekunden lang. Dann war der Lift zur Ruhe gekommen. Die Stärke der Vibrationen bewies, daß die Plattform auf dem Boden der Anlage ruhte. Also kamen keine Fremden mehr aus ihren Schiffen.

»Sie haben, soweit ich es erkennen kann, keine Helme auf«, meldete Atan.

Immer stärker wurde das Gefühl, das von den vibrierenden Zellen in den Körpern der beiden Terra-ner ausging. War dies die Form, in der sich die fremden Wesen miteinander verständigten? Die Vibrationen hörten auf.

»Sie sind vollzählig!« sagte Atan. »Los!«

Die Tür schob sich einige Zentimeter weiter auf. Die Männer sahen in einen Raum, der dicht vor dem Kontrollraum lag und durch eine breite Verbindungswand abgetrennt war. Dahinter, rings um die Maschinen und die Geräte des Kontrollraums und vor der Sternenkarte, sahen sie die Silhouetten der Fremden. Sie glichen gläsernen Menschen, menschlichen Formen aus milchigem Glas. Die Nervensysteme der Fremden waren schwarz. Es sah so aus, als pulsierten unzählige Strickleiternervensysteme in den schlanken Körpern. Die Extraterrestrier waren nicht viel kleiner als zwei Meter. Sie wandten den beiden Männern den Rücken zu - oder das, was bei Terra-nern der Rücken war. Hasso holte aus.