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Die beiden kleinen Zusatztanks waren miteinander verbunden worden. Der Ingenieur hatte ein Stück des Abdichtbandes dazu verwendet. Die Männer konnten mit diesem selbstklebenden Band kleine Löcher in den Anzügen abdichten. Beide Tanks rutschten über den Boden bis an die Sternenkarte. Niemand hatte es gehört. Auch die Fremden schienen auf Gas als Schalleiter angewiesen zu sein.

»Genau zielen!« sagte Hasso und fühlte, daß ihm der kalte Schweiß ausbrach.

Atan Shubashi hob seine Waffe und visierte die beiden Tanks an. Plötzlich drehte sich einer der Fremden um.

8.

Die vier Männer sahen sich an. In dem Büro, in dem sie um den mächtigen Tisch saßen, war es totenstill.

»Wir stehen dem Phänomen gegenüber, daß eine außerirdische raumfahrende Rasse unser eigenes Hoheitsgebiet betritt. Es ist ungeheuerlich.«

Sir Arthur war der Chef des Führungsstabes. Ein Mann von fünfzig Jahren mit eisgrauem Haar, das in einer verwegen geschnittenen Bürstenfrisur den schmalen Schädel bedeckte. Die Augen waren ebenfalls grau. Sie betrachteten nachdenklich das Spiegelbild des kleinen Gegenübers von Sir Arthur.

»Früher oder später war damit zu rechnen«, erwiderte Oberst Villa kühl.

Sir Arthur schlug mit seiner Faust auf den Tisch.

»Ihre Gelassenheit, Oberst Villa, beruhigt mich ungemein!« sagte er und beugte sich vor. Er war kleiner und schmaler als der wuchtige Marschall an seiner Seite, aber man sah Sir Arthur an, daß er seinen Standpunkt starrköpfig bis zur Entscheidung durchfocht.

»Das war der Sinn der Antwort«, sagte Villa gelassen.

»Haben Sie vielleicht auch damit gerechnet, daß diese Fremden gegen unsere Strahlwaffen immun sind, daß sie Raumschiffe haben, die unseren in jeder Weise überlegen sind?«

Villa nickte ironisch. Er trug den weißen Kragen und die hellgraue Uniform des Sicherheitsdienstes. Unterhalb der rechten Schulter war das S im Kreis zu sehen. Ein kleiner zierlicher Mann mit schlanken, nervösen Händen.

»Wie hieß es in McLanes letzter Meldung, Marschall?«

Wamsler sah Sir Arthur verständnislos an. Er hatte über das Schicksal seines besten Mannes nachgedacht. Was war mit der ORION VII geschehen?

»Wenn McLane kein anderes Mittel als die Flucht kennt, bedeutet es, daß der Gegner tatsächlich überlegen ist.«

»Tatsächlich?« fragte Oberst Villa.

Die Stimmung wurde erregt. Auf der riesigen runden Raumkarte war an der Stelle, an der sich MZ 4 bewegte, ein winziger Lichtpunkt, der seine Farbe ständig veränderte. Daneben standen die Koordinaten des Asteroiden. Zehn/Nord 219 ...

Die vier Männer waren zusammengerufen worden, um die Lage zu beraten. Seit den ersten Vorstößen der Terraner in die Wildnis des Weltraums waren die Schiffe zum erstenmal auf Wesen gestoßen, die den Menschen ebenbürtig und vielleicht überlegen waren. Dies war ein absolutes Novum in der Geschichte der Raumfahrt. Man hatte davon abgesehen, die Öffentlichkeit zu informieren.

»Unser Hoheitsgebiet«, sagte Wamsler. Man sah, daß er unter der Ungewißheit litt. »Ist eine Kugel aus leerem Raum mit einem Durchmesser von neunhundert Parsek.«

Seine breite Hand wies auf das Schaubild.

»Dieser Durchmesser besagt nicht viel, meine Herren«, sagte Marschall Winston Woodrov Wamsler. »Wir wissen nicht einmal genau, was innerhalb dieses Raumes liegt. Natürlich haben wir jeden einzelnen Weltenkörper vermessen und aufgezeichnet und seine Position vermerkt. Aber wir wissen nicht, was jen-seits unserer Grenzen ist. Sozusagen hinter dem Hügel. Diese Fremden kommen von dort, und es ist ein Glück, daß wir sie bereits an der Grenze trafen.«

Villa schaltete sich ein.

»Der erste Kontakt der Fremden mit uns bestand aus Mord und Tod, aus Vernichtung und Angriff.«

»Wir griffen nicht an. Sie waren es«, sagte Sir Arthur hart.

Oberst Villa war ein schlauer Taktiker und ein gerissener Verhandlungspartner. Er gehörte zu jenen Männern, die Krieg als die letzte aller Möglichkeiten ansahen. Zuerst waren ganz andere Dinge wichtiger. Forschung, Entwicklung und Verständigung. Dann erst setzte man die Waffen ein. Er war hier, um eine überstürzte Aktion zu verhindern.

Das aber hatte er nicht laut gesagt. Er wußte, daß Wamsler ähnlich dachte und ähnlich handeln würde. Auch er dachte seit Jahren daran, wie wohl der erste Kontakt mit Extraterrestriern aussehen würde. Jetzt wußten sie es alle.

»Meine Herren!« bat Kublai-Krim und verschaffte sich mit erhobener Stimme Gehör. »Ich weiß nicht, ob dies die richtige Zeit für grundsätzliche Diskussionen ist. Die Lage ist klar: Ein vorgeschobener Relaisasteroid wurde von Fremden besetzt und die Mannschaft getötet. Daran bestehen keine Zweifel. Ich habe die Erste und Zweite Strategische Flotte in Alarmzustand versetzt und bitte um Freigabe der Einsatzbefehle.«

Villa lächelte knapp.

»Glücklicherweise ist dies wiederum etwas, das nur wir vier gemeinsam beschließen können. Und Sie werden es sehr schwer haben, Kublai, mich zu überzeugen.«

Wieder trommelten seine Finger einen schnellen Rhythmus auf das Glas.

»Diese Fremden sind da, daran besteht kein Zweifel«, sagte Villa und legte die Fingerspitzen beider Hände gegeneinander. »Sie tauchten zuerst an der Grenze auf und trafen dort auf Clarence und seine Männer. Es kann ein Zufall oder ein Mißverständnis sein, daß die Besatzung des Asteroiden starb. Ich betone: Es kann sein!«

»Nettes Mißverständnis!« warf Wamsler ein.

Das Lächeln von Oberst Villa blieb freundlich.

»Es ist durchaus möglich, daß es eine Folge von Verständigungsschwierigkeiten war oder von der Unmöglichkeit, eine Verständigung herbeizuführen. Warten wir den Bericht McLanes ab oder, wenn er umgekommen ist, von einem anderen Schiff, das nicht zerstört wird. Ich bin dafür, daß wir alles versuchen, mit den Fremden Kontakt herzustellen - und unter Kontakt, Sir Arthur, meine ich nicht die Entsendung einer Flotte, die mit Strahlgeschützen und Energiewerfern um sich feuert.«

Kublai-Krim schwieg einige Sekunden. Dann sagte er ruhig: »Wir hatten bisher keine Ahnung von der Existenz dieser Extraterrestrier.«

»General!« antwortete Villa erstaunt, »wir empfangen seit Jahrhunderten aus dem All Signale. Ein Großteil davon, das stellten unsere Wissenschaftler fest, stammt nicht aus Radiosternen, sondern ist Beweis für fremde Intelligenz.«

»Diese fremden Intelligenzen sind mir gleichgültig«, rief Kublai-Krim und strich über sein borstiges Haar, »solange sie uns in Ruhe lassen.«

»Mit Verlaub«, erwiderte Oberst Villa, noch immer von bestrickender Höflichkeit, »gerade diese Einstellung halte ich für antiquiert.«

»Ich muß doch sehr bitten!« rief Kublai-Krim.

Villa lächelte maliziös.

»Es ist ein seltsamer Zug von uns Terranern«, stellte er versonnen fest. »Wir haben in den letzten Jahrhunderten viel geschaffen. Alles geschah im Zeichen des Fortschritts. Wir gründeten Kolonien auf Mars, auf Merkur und fast sämtlichen Planeten und Monden des Sonnensystems und einigen anderen unseres Herrschaftsbereiches. Die Einstellung der Militärs ist die gleiche geblieben seit der Zeit der Pharaonen. Wir sind wir! Und wenn jemand es wagen sollte, aus dem sorgsam gezüchteten Schema unserer Vorstellungen auszubrechen, dann sprechen die Lichtgeschütze und die Energiewerfer. Der Fall McLane liegt nicht viel anders.« Wamsler hob die Hand. Fragend richteten sich die Augen Villas auf ihn.

»Es bleibt die Frage offen«, sagte Wamsler, und ihm war anzumerken, daß er keinen Rat wußte, »ob uns ein anderes Mittel bleibt, als die strategischen Raumflotten einzusetzen. Wozu raten Sie, Oberst Villa?«

»Ich warne mit Entschiedenheit vor größeren Kampfhandlungen. Krieg ist etwas, das wir uns im Augenblick weniger denn je leisten können. Wir müssen drei verschiedene Dinge klären. Unbedingt. Erstens: Wer sind diese Fremden? Zweitens: Was wollen sie von uns? Drittens: Über welche Hilfsmittel verfügen sie?«