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Jemand auf MZ 4 müßte diesen Spruch empfangen, die Lage klar sehen und die Kurskorrektur einleiten. Und zwar einige Minuten früher - denn sonst donnerte der Kreuzer mitten in die Kuppel auf der Oberfläche der Felsenwelt. Aber die Besatzung des Satelliten war tot. Die Geräte funktionierten nicht oder unvollkommen. Die Rechenmaschine der CHALLENGER bemerkte das Fehlen der Antwort und schaltete auf ein Robotgerät über. Ein endloses Band, für diese Art des Notfalls besprochen, begann sich zu bewegen. Auf der Welle des Notrufs schrie die CHALLENGER in den Raum hinaus.

»CHALLENGER an MZ 4 ... CHALLENGER an MZ 4 ... Wir erbitten dringend neue Koordinaten. Wiederholung: CHALLENGER an MZ 4 ...«

Das Asteroid schwieg beharrlich. Mit einer Geschwindigkeit, die nicht exakt meßbar war, fegte der Diskus im Hyperraum näher. Die Gerade der Flugbahn wies auf einen Punkt, der die Kreisbahn von MZ 4 tangierte. Der Elektronenrechner der CHALLENGER verstärkte die Sendeenergie.

»CHALLENGER an MZ 4 ... Kollisionskurs wurde errechnet ... Kollisionsgefahr besteht ... Erbitten dringend Kurskorrektur oder Halteimpuls ... CHALLENGER an MZ 4.«

Die Antenne strahlte nichts als einen Peilton ab. Die Entfernung betrug nur noch zweihundertachtzig Lichtsekunden. 280mal 299 791 km ± 1 km/sec).

Eine weitere Katastrophe bahnte sich an.

9.

Der Raum lag in geheimnisvollem Halbdunkel. Einzelne Geräusche waren zu hören: Das Klappern von Instrumenten und das Sirren einer Säge. Atemzüge und hin und wieder ein unterdrückter Fluch. Über allem lag das stetige Geräusch einer Turbinenanlage. Die Luft in dem Raum war frisch und kühl, und vereinzelt knackten die Heizgitter. In der Nähe der großen Maschinen und der Barrieren der Schaltschränke war Licht. Sonst lag der Raum im Dunkel. Plötzlich: Ein Hämmern heller Töne.

Eine ferne Stimme war zu hören. Statische Störungen des Alls überlagerten die einzelnen Worte, die langsam und überdeutlich formuliert wurden.

»... erbitte - neue - Koordinaten ...«

Ein Pfeifton, dann ein Prasseln. Ein Fluch folgte, und das Geräusch, mit dem Stahl gegen Blech schlug. Einer der beiden Männer hatte wütend einen elektronischen Schraubenzieher an die Wand geworfen.

»Es ist zum Verzweifeln!« stöhnte Shubashi.

Er drehte sich um und setzte sich. In einem freien Raum zwischen den Schränken und den abgestellten Rückplatten der Apparate stand ein Tisch, auf dem Tassen und viereckige Teller aus schwerem Plastik inmitten von Speisen und aufgebrochenen Rationspackungen lagen und standen.

»Mit allem sind wir fertig geworden!« sagte Hasso. Er griff nach einer Tasse und führte sie zum Mund.

»Richtig!« bestätigte Atan.

»Mit den Extraterrestriern sind wir fertig geworden. Wir haben die Überreste in die Kühlkammern gebracht ... Mit der Automatik der Luftumwälzanlage und den Gaszusätzen wurden wir fertig, nur mit diesem hier nicht.«

Hasso betrachtete die Rückfront eines demontierten Funkschrankes.

Die Männer hatten nach der Detonation ihrer Sauerstofftanks sofort zu arbeiten begonnen: Sie dichteten einen Teil des Korridorsystems ab und beließen die Luft nur in zwei Räumen, in der Kommandozentrale und in einem Nebenraum. Dann hatten sie die Umwälzanlage repariert, dem reinen Sauerstoff rund 78 Prozent Stickstoff zugefügt, die Menge des Sauerstoffs auf 25 Prozent reduziert.

Aus kleinen Behältern war Kohlendioxyd geströmt, sowie Argon, Neon, Helium, Krypton und Xenon. Jetzt besaß das Gemisch die richtige Zusammensetzung. Die Männer hatten die Helme ihrer Raumanzüge ablegen und die Handschuhe ausziehen können. Dann hatten sie Essen und Getränke gesucht und gefunden.

»Und in Kürze wird dieser idiotische Robotkreuzer hier einschlagen«, sagte Hasso. »Nur, weil wir nicht in der Lage sind, den Fehler in der Funkanlage zu finden.«

»... erbitte neue Koordinaten, kritische Distanz ...«

Die Robotstimme des Kreuzers klang entfernt. Die verzerrende Wirkung eines Funkverkehrs durch die Dimensionen schuf diesen Eindruck.

Ein einziges Gerät war in Ordnung.

Hasso blickte nachdenklich die blinkenden Lichter und die Ausschläge der Zeiger an. Es war die automatische Peilanlage. Sie sendete sowohl in den dreidimensionalen Raum wie auch in den Hyperraum. Es war wie ein Funkfeuer, das man von der See und vom Land aus sehen konnte. Nach diesem Muster orientierte sich die Rechenmaschine auf der CHALLENGER. Und die Zeit, die Korrektur durchzuführen, wurde immer kürzer.

»Wenn wir die CHALLENGER empfangen«, sagte Atan, »dann müßte es doch auch möglich sein, dieses Schiff anzufunken.«

»Natürlich - vorausgesetzt, die Funkgeräte sind nicht einer Technik angepaßt worden, die ich nicht verstehe.«

»Diese Dreiergruppen von vorhin?« fragte Atan.

»Ja. Der Strom geht in die Anlage. Sie arbeitet auch, aber keines der Testgeräte spricht an. Ich versuche schon seit Stunden, diesen Fehler zu eliminieren.«

*

Die Terraner hatten einst diesen kleinen Mond eingefangen, und sie befestigten einige ausgebaute Triebwerke an verschiedenen Punkten der Oberfläche. In transportablen Hütten wurde ein Rechengehirn aufgestellt, und die Beschleunigungswerte und die der Rotation wurden ausgerechnet. Dann brachte man den Asteroiden in eine stabile Bahn, und in der bewegte er sich noch immer.

Und auf diese Steinkugel, einen Kilometer Durchmesser groß, raste ein atombetriebenes Schiff los, dessen kinetische Energie unendlich war. Unendlich?

Es flog im Hyperraum. Die Riemannsche Mathematik sagte aus, daß ein Zusammenstoß zwischen einem Objekt im Hyperraum und einem zweiten, das sich zwar an der gleichen Stelle, jedoch nur im dreidimensionalen Raum befand, eine kosmische Katastrophe auslösen konnte. Bisher war dies noch niemals geschehen, und die Beweisführung für jene Gleichung war nicht unbedingt erforderlich. Und schon gar nicht in den Augen Atans und Hassos. Aus diesem Grund ängstigten sie sich.

»Verstehst du?« fragte Hasso. »Die Fremden haben das Kernstück des Senders umgemodelt. Ihre Technik und unsere haben keine Gemeinsamkeiten. Ich versuche seit zwanzig Stunden, die neuen Teile herauszureißen und durch Austauschteile zu ersetzen, die wir in den Regalen des Magazins fanden. Aber die Menge der Leitungen, Schaltpulte, Transistoren und jener kleinen Kugeln, die ich heute zum erstenmal sah, ist einfach zu groß. Also wird, wenn wir es nicht schaffen, die CHALLENGER von ihrem Kollisionskurs wegzubringen, der Asteroid detonieren.«

»Eine Detonation«, sagte der Astrogator leise, »die unter Umständen die halbe Galaxis verwüsten kann.«

»Du sagst es«, schloß Hasso. Er ging mit energischen Schritten an die Rückfront des Schrankes und riß eine weitere Leitung heraus.

»CHALLENGER an MZ 4 ... Erbitte neue Kurskoordinaten ... Erbitte ... «

»Wieviel Zeit haben wir noch?« fragte Hasso, während er einen kleinen Baustein der Anlage aus den Kontakten zog, ihn aufklappte und anblickte.

»Noch einhundertachtzig Minuten, Hasso!«

Drei Stunden ... Beide wußten, daß alles von ihnen abhing. Die Schiffe auf der Oberfläche konnten abgeschleppt und auseinandergenommen werden. Damit kannte man die Fremden wesentlich besser; ihre Technik war ohne Überraschungen, wenn man die Schiffe hatte. Prallte die CHALLENGER auf den Asteroiden, wurden auch jene Schiffe zerstört.

Die Körper der Außerirdischen lagen in den Kältekammern. Terranische Wissenschaftler konnten sie untersuchen und wertvolle Schlüsse ziehen. Alle diese Erkenntnisse waren nicht mehr möglich, wenn es nicht gelang, den Kreuzer aus dem Hyperraum herauszudirigieren.

»Atan - diese Nummer!« sagte Hasso und warf seinem Freund einen ganzen Satz von Transistoren zu. Atan suchte auf dem Plan, strich die Nummer aus und machte sich daran, an einer freien Ecke des Tisches ein kompliziertes Bauteil zusammenzusetzen. Als Hasso die Verbindungen festlötete, waren sie wieder ein Stück weiter.