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»Machen wir einen Test, Atan?« fragte Hasso.

Atan nickte nur schweigend.

Seit zwanzig Stunden hatten die Männer nicht länger als sechzig Minuten geschlafen. Der heiße Kaffee, den sie ununterbrochen tranken, half nicht mehr und belastete nur den Kreislauf. Die Antennenleitung war angezapft und auf ein Testgerät geleitet worden.

Atan kannte als Astrogator selbstverständlich den Kode, nach dem die Maschinen eines Schiffes eine Schaltung vornahmen. Gelang es den Männern, diesen Kode nur einmal abzustrahlen, fiel die CHALLENGER aus dem Hyperraum. Der Zusammenstoß mit dem Asteroiden war dann vergleichsweise harmlos. Ein Körper aus einem Kilometer gewachsenem Granit hielt den Aufprall aus, ohne zu zerbrechen.

»Also los!«

Der Befehl war bereits kodiert und ein breites endloses Band damit bespielt worden. Hasso schaltete den Strom ein.

Kleine Funken tanzten einige Sekunden lang zwischen den Drähten, den Kugeln und den Platten hin und her. Dann erwärmten sich die Schaltstellen. Hasso ging gespannt um den Schrank herum, wobei seine Füße die Verpackung und die ausgebauten Bauteile zur Seite schoben. Die Schaltungen wurden vorgenommen. Auf zwei Drittel sämtlicher Anzeigen schlugen die Zeiger aus. Hasso blickte Atan wortlos ins Gesicht und drückte die Starttaste. Das Band lief ab.

»Verdammt!« sagte Atan inbrünstig. »Nichts!«

Auf den Skalen des Testgerätes schlug nicht einmal der Zeiger des Energiemessers aus. Die Antenne auf der Oberfläche des Planeten erhielt demnach keine Energie und sendete auch nichts.

»Weiter, schnell!« fieberte Atan und rannte zurück in die Lichtinsel zwischen den Rückfronten der Funkschränke. Das Band spulte zurück, und Hasso montierte weiter die Verbindungen aus. Atan reichte ihm die neuen Teile.

So arbeiteten sie sich Stunde um Stunde durch die verwirrende Technik. Drähte glühten ... Die Schere zerschnitt Isolationen und Verbindungen ...

Und einhundertdreißig Minuten vergingen.

»Ich kann mich schon nicht mehr gerade auf den Beinen halten«, sagte Hasso und massierte seine Finger. »Außerdem tränen meine Augen so, daß ich fast nichts mehr erkennen kann. Aber wir haben es gleich.«

Hasso stand jetzt auf der Plattform eines Montagegerüstes. Sie hatten es in aller Eile gesucht und aufgestellt.

»Dreiundzwanzig - einundsechzig, Atan!« rief Hasso.

Er fing ungeschickt eine schwere Platte auf, die mit zahlreichen bunten Vierecken, Würfeln, Kugeln und gelben Verbindungskabeln bedeckt war. Vorsichtig schob der Ingenieur den kompletten Satz in eine magnetische Schiene ein und schloß ein halbes Dutzend Drähte an.

»Ich habe getan, was ich konnte«, sagte er und schwebte mit der kleinen Plattform zu Boden. »Versuchen wir es noch einmal.«

Wieder schalteten sie das Gerät ein. Wieder drückten sie die Starttaste. Wieder lief das Band durch. Wieder leuchteten unzählige kleine Lämpchen auf und erloschen.

Diesmal schlug der Zeiger des Energiemessers aus.

»Halt!« sagte Atan scharf. »Ich habe etwas bemerkt.«

»Was?« fragte Hasso.

»Der Funkschrank scheint zu funktionieren. Aber die Netzfrequenz des Betriebsstroms ist falsch. Ich habe in der kleinen Glimmlampe hier einen deutlichen Rhythmus erkannt. Das darf nicht sein. Vermutlich sind auf dem Weg von Dynamo bis zum Funkgerät Zerhacker eingebaut.«

Sie suchten zuerst die Leitung. Das isolierte Kraftkabel war schnell gefunden. Es lag unter dem Hallenboden verborgen. Dann hoben die Männer die Klappe eines Verteilerschachtes hoch. Auch hier waren keinerlei Veränderungen vorgenommen worden.

»Helme auf, Luftversorgung des Anzugs an, Handschuhe anziehen!« kommandierte Hasso. »Wieviel Zeit?«

»Zweiundzwanzig Minuten«, sagte Atan nach ei-nem kurzen Blick auf seine schwere Armbanduhr. Sie hielten sich gegenseitig.

Dann verließen sie den Kontrollraum und hasteten zwei Korridore entlang. Schließlich standen sie im Raum des Atommeilers.

Die Normalfrequenz eines gebräuchlichen Stromnetzes betrug fünfzig Perioden je Sekunde. Die Helligkeitsschwankungen einer Glimmlampe waren mit dem normalen Auge zwar zu erkennen, aber nicht genau abzuschätzen. Die Veränderung war Atan aufgefallen.

Diesmal hatten die Freunde keinerlei Schwierigkeiten.

Sie fanden ein kleines unscheinbares Gerät auf einer der Zuleitungen und schalteten mit ein paar einfachen Griffen den Weg des Betriebsstroms um. Er lief jetzt nicht mehr geradeaus, sondern über einige Schaltstellen, die vorher genau kontrolliert worden waren. Die Netzfrequenz mußte den genormten Wert betragen. Ein neuer Versuch ... Die Energie war konstant.

»Ist der Sichtschirm eingeschaltet?« fragte Atan.

»Ja. Wir müßten die CHALLENGER bereits sehen, wenn es uns gelingen sollte, sie zum Eintritt in den Normalraum zu bewegen. Gut. Los!«

Hasso drückte die Taste, nachdem Atan das Testgerät abgeklemmt hatte.

Die Spannung war auf dem Höhepunkt angelangt, aber beide Männer waren zu müde, um noch zu zittern oder Schweißausbrüche zu erleiden. Das Signal wurde klar abgestrahlt!

»CHALLENGER an MZ 4 ... Wir erbitten ...« sagte die beharrliche Stimme des Robots noch. Dann schwieg sie, offensichtlich überrascht. Und im selben

Augenblick erschien der wuchtige Diskus auf dem Schirm. Das Schiff fegte in einem irrsinnigen Tempo näher und wurde größer und größer.

»Sollte die Dichtung unserer Gänge und Schleusen zerstört werden, Freund Hasso«, sagte Atan mit einer trockenen Kehle, »dann empfiehlt es sich, vorher die Helme zu schließen.«

Sie zogen die Handschuhe an und überprüften die Aggregate und den Luftvorrat. Er reichte noch für einen halben Tag. Dann setzten sie die Helme auf und nickten sich zu. Die CHALLENGER wurde immer größer.

Jetzt unterschied man schon in dem Dämmerlicht des Alls die Kanten und Vorsprünge, die feinen Linien der Schleusen und die Antenne auf der oberen Schale des Diskus. Shubashi und Hasso klammerten sich an die Kanten des Funkschranks. Das Band lief noch immer um die Tonköpfe und hämmerte den Befehl hinaus, aus dem Hyperraum zu springen.

Dann: Etwa siebzig Meter von der Oberfläche entfernt ...

Detonation! Das Schiff schien für einen Sekundenbruchteil stillzustehen. Dann zerfetzte eine ungewöhnlich starke helle Explosion den Laborkreuzer. Er barst auseinander. Ein Feuerball erschien, und die Trümmer schwirrten nach allen Seiten davon. Eine fast unmerkliche Erschütterung ging durch den kugelförmigen Felsball. Dann herrschte Ruhe.

»Aber ...« sagte Shubashi.

»Ich sehe es«, sagte Hasso und legte seinen Arm um die Schulter des Astrogators.

Was sie sahen, war verblüffend.

Um den Asteroiden wölbte sich ein kugelförmiges Kraftfeld. Es schien ein Magnetschirm zu sein, der Druck von außen abwehren sollte. Ein Schutz für die sieben Schiffe, weniger für den Satelliten.

»Jetzt haben wir Ruhe«, sagte er. »Ich habe nur noch eine einzige Arbeit auszuführen.«

Er ging mit steifen Schritten zum Funkschrank.

Dort schaltete er die Bandautomatik ab und griff nach dem Mikrophon. Auf einen Knopfdruck hin erschien eine Tabelle mit Anrufzahlen der nächstgelegenen Relaisstellen und den Kodeziffern der verschiedenen Bedeutungen.

»Das ist Neun/Nord 201«, sagte Hasso Sigbjörnson und tippte die Buchstaben. Ein primitives Elektronenhirn speicherte sie. Hasso stellte eine Meldung zusammen.

»MZ 4 an Neun/Nord 201 ... H.S. ... T.A.T. ... T.R.A.V. Atan Shubashi und Hasso Sigbjörnson an interessierte Stellen ... Der Asteroid unbeschädigt bis auf Kleinigkeiten ... Sämtliche Fremden durch Sauerstoffexplosion getötet... Spezimen in Kältekammer aufbewahrt ... Sieben Schiffe unversehrt auf Oberfläche des Asteroiden ... Rest Mannschaft ORION unversehrt, aber müde ... Magnetschirm von Fremden hat die CHALLENGER zur Detonation gebracht ... Wir wünschen, von McLane umgehend abgeholt zu werden ... Ende.«