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An der Spitze einer schrägen Linie schritt Cliff Alli-stair McLane. Schlank, mit braunem kurzgeschnittenem Haar, das er arrogant, aber zweckmäßig in die Stirn gekämmt hatte. Auf der rechten Seite der schlichten schwarzen Uniform glänzte die Identitätsplakette.

Die fünf Mitglieder der Crew blieben in einer Reihe vor Marschall Wamslers spiegelndem Schreibtisch stehen. Wamsler, Lydia, Spring-Brauner und Tamara hatten den Aufmarsch mit sehr gemischten Gefühlen beobachtet und warteten auf McLanes Gambit.

Gelassen meldete sich McLane zur Stelle.

»Commander McLane und die ORION-Besatzung, Marschall.«

Die HM 4, das schwere Modell der Strahlwaffe, hing an den Befestigungen des Uniformgürtels. Für eine Strahlwaffe hatte der Stab eine ungewöhnliche Form.

Wamsler musterte die fünf Leute mit durchdringendem Blick, griff schweigend zu der Plastikmappe und blätterte darin.

»Major McLane«, sagte er langsam und ohne jede Betonung, »ich habe Ihnen etwas Entscheidendes zu eröffnen.«

McLane schwieg abwartend; seine Crew blickte starr geradeaus.

»Der Untersuchungsausschuß der Raumkommission hat folgendes angeordnet: Ihr Dienstunterstellungsverhältnis zu den Schnellen Raumverbänden wird ab sofort aufgehoben. Sie haben sich als zum Raumpatrouillendienst strafversetzt zu betrachten!«

Eine kleine Pause entstand. Dann frage McLane: »Für wie lange, Marschall Wamsler?«

Wamsler knurrte: »Für sechsunddreißig Monate.«

»Und aus welchem Grunde?« fragte McLane in gespielter Harmlosigkeit.

Wamsler blinzelte überrascht, dann schlug er mit der Mappe auf den Tisch und sagte scharf: »Major McLane! Ersparen Sie sich es bitte, Ihrer Mannschaft, den hier Versammelten und mir, den umfangreichen Katalog Ihrer Sonderveranstaltungen herunterzubeten.«

Wamsler warf einen Blick auf General van Dyke, dann sprach er weiter.

»In Zukunft, Major, werden Sie beim geringsten Vergehen gegen die Vorschriften Ihren Abschied bekommen. Verstehen wir uns in diesem Punkt, Commander?«

Ruhig sagte McLane: »Marschall Wamsler! Falls der Stab es wünscht, ziehen wir augenblicklich die Konsequenzen und scheiden aus dem Raumdienst aus.«

»Sie halten jetzt gefälligst Ihren Mund, McLane!« sagte Lydia van Dyke plötzlich und kam Wamsler zuvor. Überrascht blickte McLane sie an. Der General zwinkerte unmerklich; nur der Commander konnte es sehen.

»Sie quittieren nicht einfach den Dienst wie ein beleidigter Raumkadett, sondern Sie finden sich nach drei Jahren wieder bei mir ein. Klar?«

McLane zwinkerte mit dem rechten Augenlid zurück.

»Jawohl, General van Dyke«, sagte er.

Lydia salutierte vor Wamsler, drehte sich um und verließ ohne ein weiteres Wort das Büro. Vor ihr erlosch die Barriere und flammte wieder auf, als die harten Geräusche der Absätze verklangen. Wamsler sprach weiter.

»Es liegt ferner ein Befehl des Führungsstabes vor. Für diese sechsunddreißig Monate wird Ihnen ein Beamter des Galaktischen Sicherheitsdienstes zur Seite gestellt.«

Es gelang Wamsler, die grenzenlose Ruhe des Commanders zu durchbrechen. McLane beugte sich vor, hielt den Kopf schräg und tat, als habe er nicht richtig verstanden.

»Das ist ...« flüsterte er erstickt.

Wamsler unterbrach ihn scharf: »Keinen Kommentar, McLane, wenn ich bitten darf!«

Der wuchtige Kopf Wamslers deutete hinüber zu Leutnant Tamara Jagellovsk.

»Das ist Ihr zukünftiger Sicherheitsoffizier an Bord, Major. Leutnant Erster Klasse Tamara Jagellovsk. Ihnen ist zweifellos bekannt, McLane, daß Beamte des GSD Alpha-Order erteilen können.«

Zehn mißtrauische Augen richteten sich auf Tamara. Die Crew studierte in schöner Einmütigkeit den Leutnant, als sei er ein kosmisches Trümmerstück. Tamara ihrerseits gab die Blicke zurück und musterte die fünf Leute.

Wamsler wurde nun doch etwas unsicher.

»Ich hoffe, McLane, es gibt keinen Ärger!« sagte er warnend.

»Das hoffe ich auch, Marschall!« gab McLane spitz zurück. Er blickte noch immer Tamara an. Commander und GSD-Offizier maßen sich wie zwei Ringkämpfer. Wamsler räusperte sich und sprach weiter. McLanes Blick kehrte zu ihm zurück.

»Gut. Ich möchte mich jetzt mit Ihnen und Ihrer Crew über Ihren ersten Einsatz im Raumpatrouillendienst unterhalten. Sie starten morgen achtzehn Uhr Zehn/Nord 219. Ihre Aufgabe: Überwachung, Sicherung und Kontrolle aller Raumschiffs- und Funksatellitenbewegungen in diesem Kubus.«

»Marschall!« stammelte McLane außer Fassung, »das ist ein Auftrag für Raumkadetten!«

Mit kaltem Lächeln erwiderte Wamsler: »Betrachten Sie den Einsatz als Erholungsflug. Sie sehen ohnehin etwas angegriffen aus. Alles klar?«

»Alles«, sagte McLane geschlagen. »Alles, Marschall!«

3.

Aus unerklärlichen Gründen hatte sich die Bezeichnung eingebürgert: Starlight-Casino. Der Raum befand sich unweit der Basis auf der Erdoberfläche, aber ein Teil war in eine tropische Lagune eingebaut worden. Hinter dicken Glaswänden sah man Schwärme der exotischen Fische und die unaufhörlich wachsenden Korallenbänke. Über dem gesamten Raum hingen die Klänge der Musik, die aus versteckten Lautsprechern drang. Modekomponist dieses Jahres war Thomas Peter; von ihm spielte man den Blues des stummen Astronauten.

Auf der Platte der Bar hätte man sehr gut Hundertmeterläufe veranstalten können. McLane, dessen Stimmung sich mit Hilfe von Alkohol wieder verbessert hatte, saß neben Hasso und fragte unmotiviert: »Du möchtest noch einen Cognac, Hasso?«

Hasso Sigbjörnson machte eine Bewegung, die Abwehr und Askese ausdrücken sollte.

»Nein, Cliff«, sagte er streng. »Nicht für mich. Ich muß gehen ... Wirklich, Cliff«, setzte er hinzu, als er das Grinsen im Gesicht seines Kommandanten sah. »Ich müßte nämlich seit zwei Stunden zu Hause sein.«

»Nichts wird dich aufhalten, Hasso!«

Das Mädchen, das hinter der Bar stand, näherte sich. Es hatte in der Siedlung der Raumfahrer einen Aufstand gegeben, als man die Barmädchen vor Jahren durch Robotanlagen hatte ersetzen wollen. Seitdem blieb alles beim alten.

McLane drehte sich um und beobachtete die tanzenden Paare.

»Ich sollte mich wirklich langsam auf den Weg machen. Was hast du mich vorhin gefragt, Cliff?« meinte Hasso irgendwie bedrückt.

»Ich dich gefragt?« fragte Cliff. »Nichts!«

»Ja! Du fragtest mich doch etwas - vor drei Sekunden.«

Cliff begann zu lachen.

»Richtig!« stellte er fest und winkte dem Mädchen hinter der Bar mit der Hand. »Ich habe dich gefragt, ob du noch einen Cognac willst.«

»Ja, bitte!« Sigbjörnson nickte ergeben.

Die Gläser kamen; hohe, schlanke Zylinder mit einem selbstleuchtenden Fuß. Die Beleuchtung bewirkte, daß der Alkohol wie ein kostbarer Stein wirkte.

»Aber dann muß ich gehen«, sagte Hasso. »Sonst wird Ingrid böse.«

»Vollkommen zu Recht«, warf McLane ein.

Sigbjörnson hatte ein Problem. McLane erkannte es klar, zumal Hassos blaue Augen unsicher wirkten. Der Commander drehte das Glas zwischen den Fingern und wartete.

»Sag mal, Cliff - möchtest du nicht noch auf einen Sprung mitkommen?«

McLane begann, schallend zu lachen. Einige Gäste drehten sich um.

»Ach du Schreck!« sagte er und begriff schlagartig, welcher Art das Problem Hassos war. »So sieht es also wieder einmal aus!«

»Ja, Cliff - ich habe es ihr fest versprochen.«

»Wie oft hast du es ihr eigentlich schon >fest versprochen^« fragte Cliff und lachte noch immer. »Glaubt sie dir eigentlich überhaupt noch etwas, Has-so?«

Hasso nickte und schien zu glauben, was er sagte.

»Es ist mein Ernst. Ich höre auf!«

Cliff trank einen tiefen Schluck aus dem Glas und stellte es vor sich auf die Bar zurück. Dann bohrten sich seine braunen Augen in das Gesicht des Ingenieurs.