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Der Lift schloß sich, indem eine zweite zylinderförmige Muffe über den Einstieg glitt. Dann hafteten die breiten Bänder, und die hydraulische Vorrichtung zog den Lift nach oben in den Bauch des Schiffes.

Der flache, hervorragend geformte Diskus der ORION VII hatte einen Durchmesser von fünfzig Metern, und die Höhe von der Radarantenne bis zum Bodengrill des Liftes betrug zwölf Meter. Zwei über den Außenrand hinausragende Stahlstreben trugen in den verkleideten Spitzen die Geschütze des Raumkreuzers. Die summenden Maschinen empfingen die Mannschaft mit den vertrauten Geräuschen. Die Mannschaft verteilte sich in ihre Kabinen und zog sich um.

Drei Minuten später betrat Cliff die Kommandokanzel, einen runden Raum mit zehn Metern Durchmesser, der voller Instrumente und Geräte, Sessel und Verstrebungen war.

»Alles klar, Mario?« fragte Cliff und setzte sich in den Sessel vor dem Steuerpult.

Cliff schaltete eine Reihe von Tasten durch. Nacheinander flammten die konischen Beleuchtungskörper an der Decke auf, die kleinen Monitoren zwischen den verchromten Deckenstreben, die sich rings um die Kanzel hinzogen, die mächtige Scheibe des Kommandantenbildschirms vor dem Steuersessel, die Beleuchtung der Skalen und Chronometer.

Helga Legrelle, ebenfalls in den dunklen Bordoverall gekleidet, kam herein und setzte sich.

»Mario?« fragte McLane ruhig. »Programmierung überprüft?«

Die Stimme de Montis kam aus der Ecke, in der ein leuchtender eiförmiger Gegenstand zwischen Boden und Decke stand. Die Finger des Ersten Offiziers lagen auf der Eingabetastatur des Computers.

»Unser elektronisches Genie ist in Ordnung ... Aber fragt mich nicht, welche zauberhaften Mädchen des Kadettenkorps ich deswegen versetzen mußte!«

Helga Legrelle schaltete mit einer geübten Bewegung eine Reihe von Knöpfen an; lautlos erwachten die Armaturen zu geheimnisvollem Leben.

»Computer einwandfrei - Kurs und Flugkoordinaten?«

»In Ordnung, Cliff«, sagte de Monti.

»Bordkontrolle!«

De Monti setzte sich neben McLane an das Steuerpult und ging die wichtigsten Schaltungen durch.

»Kontrolle beendet«, sagte Mario nach einer Weile.

Hasso Sigbjörnson und Atan Shubashi, der Bordingenieur und der Astrogator, betraten die Kommando-kanzel und nahmen vor ihren Kontrolltischen Platz. Die Routineüberprüfung, die jedem Flug voranging, nahm ihren Fortgang.

Tamara Jagellovsk, Leutnant Erster Klasse, betrat über die schmale Treppe die Steuerkanzel. Niemand beachtete den Sicherheitsoffizier. Tamara blieb unschlüssig stehen. Dann lehnte sie sich gegen eine der schwungvoll verkleideten Verstrebungen und wartete. Tamara trug den >Kleinen Bordanzug<, eine dunkelgraue Hosenkombination.

Das elektronische Bordbuch lief bereits.

Hasso fuhr ein Mikrophon zu sich heran und sagte gegen das Lamellengitter: »Maschine an Kommandant: Künstliches Schwerefeld setzt bei Zeit minus sechs Sekunden ein.«

»Tamara Jagellovsk vom Galaktischen Sicherheitsdienst meldet sich an Bord«, sagte Tamara halblaut. Noch immer beachtete sie niemand, aber das Bordbuch hatte die Impulse gespeichert.

»Kommandant an Astrogator und Navigation«, sagte Cliff in sein Mikrophon, »Computer auf Steuerung und Automatik!«

»Rechenmaschine übernimmt bei Zeit minus zehn Sekunden, Chef!«

Atan Shubashi hantierte mit seinem Pultrechengerät.

Signale huschten über Mattscheiben. Lichtbänder flammten auf, und Helga Legrelle meldete: »Raumüberwachung hat sich eingeschaltet. Leitstrahl steht. ORION und Basis 104 in Funkkontakt mit Erdaußenstation IV.«

Sie legte einen Funkspruch auf die Bordkommunikation um. Aus den Lautsprechern dröhnte die Stimme der Startüberwachung, die in einer drucksicheren Kanzel am oberen Rand des stählernen Schachtes saß und das Startfeld übersehen konnte.

»Basis 104. Abschußkontrolle an Schnellen Raumkreuzer ORION VII ... Sie sind zum Start freigegeben.«

»Danke, Basis!« sagte McLane und schaltete die Verbindung aus. Die Lautsprecherstimme sprach weiter.

»Basis 104 übergibt weiter an Erdaußenstation IV.«

»Fertig zum Start«, sagte McLane. »Erste Beschleunigungsstufe. Andruckausgleich und Eigenschwerkraftfeld einschalten!«

Hasso und Atan bedienten ihre Schalter und Hebel. Betont lässig drehte sich McLane um und musterte Leutnant Jagellovsk. Dann sagte er so laut, daß es jeder - einschließlich des Bordbuchs - hören könnte: »Ach - Sie sind ja auch da!«

Tamara nickte und lächelte ihn sarkastisch an.

»Zum Start«, fuhr McLane ironisch fort, »brauche ich weder Ihre Hilfe noch Ihre Überwachung. Bitte begeben Sie sich jetzt in Ihre Kabine. Schalten Sie Ihre Sprechverbindung ein - es ist ein kleiner Knopf, unter dem BSA steht. Bordsprechanlage.«

Seine falsche Liebenswürdigkeit wurde ätzend.

»Falls Sie mich zu sehen wünschen, steht Ihnen das Videophon zur Verfügung. In dem eingebauten Schrank finden Sie Ihr Bordgepäck. Dazu ein Verpflegungsset für zwölf Monate, eine Paralysepistole -falls Sie sich zu paralysieren wünschen! Und wenn es Ihnen ganz schlecht gehen sollte, stehen Ihnen immer unsere Kälteschlafkammern offen.«

Er drehte sich um und beobachtete den runden Schirm.

»Sie würden mich nicht ungern einfrieren, nicht wahr, Major McLane?« fragte Tamara.

»Leider steht nicht zur Debatte, was ich will«, erwiderte McLane knurrend. »Legen Sie sich jetzt hin und schalten Sie das Schwerefeld der Kabine ein. Wenn Ihnen etwas passiert, heißt es womöglich noch, ich hätte einen Mordanschlag auf Sie verübt.«

Tamara schluckte etwas hinunter, drehte sich um und verließ den Raum. Sie stieg in den kleinen Lift, der sie hinunter auf Deck II brachte. Sie hörte, während sich die Lifttür schloß, die nächsten Kommandos des Majors.

»Hasso! Photonenaggregate halbe Kraft.«

Sigbjörnson drückte drei Knöpfe in das Armaturenbrett.

Ein dünnes, hohles Summen ging durch das Schiff und rüttelte an den Verstrebungen. Die Maschinen versetzten bei einer gewissen Umdrehungszahl die Zellen in Bewegung; dann wechselte die Frequenz, und das Metall beruhigte sich wieder.

»Ich bin auf Automatik und Kontrolle«, sagte Sigbjörnson.

McLane nickte und murmelte: »Gut. Dann wollen wir starten!«

Die Bodenkommandos hatten den Platz geräumt; er war leer und dunkel. Eine mechanische Stimme zählte rückwärts. Dann hob die ORION langsam ab. Gleichzeitig verstärkten sich die Projektoren und drückten das Wasser zur Seite.

Zuerst erschien in der gewaltigen Bucht ein Strudel, der seinen Radius vergrößerte, bis die Wand rasenden Wassers hinunter auf den Meeresgrund reichte. Wie ein Phoenix stieg die ORION langsam durch den Raum, hob sich über das Wasser, und der Strudel verringerte seine Drehungsgeschwindigkeit. Dann beruhigte sich das Meer wieder; an den Ufern würden ein wenig später schwere Brecher anbranden. Das Heulen der Maschinen verstärkte sich.

Der gewaltige Andruck des waagrecht startenden Schiffes, das seine Maschinen voll einsetzte, wurde von den Retardern abgefangen. Die ORION wurde schneller und durchjagte die Troposphäre und brach durch einen Streifen von Zirruswolken.

Zwanzigtausend Meter ... Mesosphäre: Ein Rudel Perlmutterwolken wurde durch den Sog auseinandergetrieben.

Heaviside-Schicht. Untere Appleton-Schicht. Thermosphäre. Die Konzentration der Gashülle wurde immer geringer. Exosphäre und Van-Allen-Gürtel. Die ORION war im freien Raum und jagte der Sonne entgegen.

Der riesige Digitalrechner an Bord arbeitete tickend.

Der Antrieb wurde jetzt, da die Frequenzen in Ultraschall übergegangen waren, leiser und schließlich völlig lautlos.

Hasso hob eine Hand.

»Willst du Tamara die gesamte Fahrt über in ihrer Kabine eingeschlossen halten? Das wäre in ihren Augen zweifellos Freiheitsberaubung, und das wiederum ist strafbar.«

Mürrisch sagte de Monti: »Wir werden diese Schnüfflerin schon kleinkriegen. Am Ende wird sie uns aus der Hand fressen.«