Выбрать главу

»Schön dumm«, meinte er nickend. »Es ist ja nicht verboten.«

Ich grinste.

»Mr. Lubbock«, sagte ich. »Oldfield war nicht Robinson, aber seine Laufbahn und seine Gesundheit sind zerrüttet worden, weil Sie und Mr. Axminster dazu verleitet wurden, ihn dafür zu halten.«

Er fuhr sich mit Daumen und Zeigefinger über den Schnurrbart.

»Oldfield hat das Reiten endgültig aufgegeben«, fuhr ich fort, »aber es wäre für ihn trotzdem sehr wichtig, sich von dem Verdacht befreien zu können. Würden Sie dazu beitragen wollen?«

»Wie?« sagte er.

»Würden Sie eine schriftliche Erklärung abgeben, wonach Sie zu keiner Zeit einen Beweis für Ihre Vermutung hatten, daß Sie, wenn Sie Robinson bezahlten, das Geld tatsächlich Oldfield gaben, und daß Sie zu keiner Zeit, bevor James Axminster sich an Sie wandte, irgendeinem Menschen Ihren Verdacht bezüglich Robinsons Identität verraten haben?«

»Ist das alles?« fragte er.

»Ja.«

»Na schön«, meinte er, »das kann ja nicht schaden. Aber ich glaube, daß Sie sich irren. Niemand als ein Jockei würde sich so viel Mühe geben, seine Identität zu verbergen. Warum auch, wenn die Stellung nicht davon abhängt? Aber ich kann Ihnen geben, was Sie wollen.«

Er nahm einen Füllfederhalter aus der Brusttasche, schrieb die Erklärung auf ein Blatt Papier, unterzeichnete, ergänzte den Brief mit dem Datum und las ihn durch.

»So«, sagte er. »Ich sehe aber immer noch nicht ein, was das nützen soll.«

Ich las, was er geschrieben hatte, faltete das Blatt zusammen und steckte es in die Brieftasche.

»Jemand hat Mr. Axminster erzählt, daß Oldfield Ihnen Informationen verkaufe«, sagte ich. »Wenn Sie zu keinem Menschen davon gesprochen haben - wer wußte es dann?«

»Oh.« Er riß die Augen auf. »Aha, ja, ich verstehe. Robinson wußte Bescheid. Aber Oldfield hätte sie nie verraten ... also war Oldfield nicht Robinson.«

»So ungefähr«, meinte ich und stand auf. »Herzlichen Dank für Ihre Hilfe, Mr. Lubbock.«

»Gern geschehen.« Er wedelte mit der Zigarre und lächelte breit. »Wir sehen uns auf dem Rennplatz.«

Kapitel 16

Am Dienstagvormittag kaufte ich ein Exemplar von >Horse and Hound< und telefonierte geraume Zeit mit ein paar von den Leuten, die Jagdpferde zum Verkauf anboten. Mit dreien davon vereinbarte ich, daß ich das betreffende Tier zwei Tage später besichtigen würde.

Dann rief ich einen der Farmer an, für den ich geritten war, und überredete ihn, mir am Donnerstagnachmittag seinen Land Rover mit Anhänger zu leihen.

Anschließend fuhr ich, nachdem ich mir von Joanna, die bei einer Probe war, ein Maßband ausgeborgt hatte, mit dem Mietwagen zu James’ Rennstall. Er saß in seinem Büro und erledigte Schreibarbeiten. Das im Kamin gerade erst entzündete Feuer kam gegen die Kälte nicht auf, und die Pferdepfleger draußen im Hof rannten durchfroren hin und her.

»Heute ist es wieder nichts mit dem Rennen«, meinte James.

»Immerhin, diesen Winter haben wir ziemlich viel Glück gehabt.« Er stand auf, rieb sich die Hände und wärmte sie an dem mageren Feuerchen.

»Ein paar Besitzer haben angerufen«, sagte er. »Sie wollen Sie wieder nehmen. Ich habe ihnen erklärt ...«:, und seine Zähne blinkten, als er mich unter den Brauen hervor ansah, »... daß ich mit Ihren Leistungen zufrieden bin und Sie im Gold Cup auf Template starten lasse.« - »Was!« rief ich. »Im Ernst?«

»Ja.«

»Aber ... Pip ...«, sagte ich.

»Ich habe Pip erklärt, daß ich Sie nicht von dem Pferd nehmen kann, nachdem Sie auf ihm das Königsrennen und den Winter-Cup gewonnen haben. Pip ist einverstanden. Ich habe mit ihm vereinbart, daß er in der Woche nach Cheltenham wieder anfängt, so daß er vor dem Grand National noch ein paar Rennen absolvieren kann. Im Grand National reitet er mein Pferd - wie im letzten Jahr.«

»Es ist sechster geworden«, sagte ich.

»Ja, stimmt. Ich habe genug Pferde, um Pip und Sie fast die ganze Zeit zu beschäftigen, und außerdem bekommen Sie sicher auch noch andere Ritte. Es müßte für euch beide ganz gut klappen.«

»Ich weiß nicht, wie ich mich bedanken soll«, stammelte ich.

»Bedanken Sie sich bei sich selbst«, empfahl er ironisch. »Sie haben es verdient.« Er bückte sich und legte ein Stück Kohle aufs Feuer.

»James«, sagte ich, »wollen Sie für mich etwas schreiben?«

»Schreiben? Oh, Sie bekommen für die nächste Saison einen Vertrag, genau wie Pip.«

»Das hab’ ich nicht gemeint«, sagte ich verlegen. »Es dreht sich um etwas ganz anderes . Würden Sie schriftlich niederlegen, daß es Maurice Kemp-Lore war, der Ihnen gesagt hat, daß Oldfield Informationen über Ihre Pferde gibt, und daß er behauptete, das von Lubbock erfahren zu haben?«

»Schriftlich?«

»Ja. Bitte«, sagte ich.

»Ich sehe nicht ein ...« Er studierte mich scharf, dann hob er die Schultern. »Na ja, meinetwegen.« Er setzte sich an den Schreibtisch, nahm ein Blatt Papier und schrieb, was ich verlangt hatte. »Unterschrift und Datum?« sagte er.

»Ja, bitte.«

Er drückte den Löscher auf das Blatt. »Was soll das nützen?« fragte er, als er mir die Erklärung gab.

Ich nahm Mr. Lubbocks Blatt aus meiner Brieftasche und gab es ihm. Er las es dreimal.

»Mein Gott«, sagte er. »Unglaublich. Wenn ich mich nun genau bei Lubbock erkundigt hätte? Das war ein großes Risiko für Maurice!«

»Halb so schlimm«, erklärte ich. »Sie wären doch nie auf die Idee gekommen, etwas Verdächtiges an seiner freundlichen Warnung zu finden. Es hat ja geklappt. Grant ist gefeuert worden.«

»Das tut mir leid«, sagte James langsam. »Mir wäre es angenehm, wenn ich das gutmachen könnte.«

»Schreiben Sie Grant und erklären Sie ihm alles. Das ist ihm wichtiger als alles andere.«

»Das mach’ ich«, versicherte er und notierte es sich.

»Am Samstag vormittag«, sagte ich, die beiden Papiere wieder in meiner Brieftasche verstauend, »werden diese Dokumente beim National Hund Committee landen. Sie reichen natürlich für gerichtliche Schritte nicht aus, aber Kemp-Lore wird auf alle Fälle von seinem Postament kippen.«

»Da haben Sie recht.« Er sah mich an und überlegte: »Warum warten Sie bis Samstag?«

»Ich ... äh ... bin erst am Samstag soweit.«

Er beließ es dabei. Wir gingen gemeinsam hinaus und besuchten ein paar Pferde; James gab Anweisungen, verteilte Kritik und Lob an die Pfleger.

Wir gingen an den Boxen entlang, und James betrat die Sattelkammer, um Sid Bescheid zu sagen, daß auch morgen nicht geritten werden konnte. Ganz unerwartet konnte ich nicht über die Schwelle. Ich wollte nicht hineingehen. Ich wußte, daß das albern war, aber das änderte nichts.

Der Zaumzeughaken hing von der Decke herab, und ein paar Lederriemen schwangen harmlos hin und her. Ich drehte mich um, starrte auf den Hof hinaus und fragte mich, ob ich so etwas jemals wiedersehen konnte, ohne mich zu erinnern.

Eineinhalb Kilometer von seinen Stallungen entfernt, in hügeliger Gegend, gehörte James ein altes, verlassenes Verwalterhaus. Früher war es von dem Mann bewohnt worden, der sich um die Galopper kümmerte, hatte mir James einmal erzählt, aber da es weder Strom, Leitungswasser noch hygienische Einrichtungen gab, wohnte der neue Platzwart im Dorf und fuhr mit dem Motorrad zur Arbeit.

Das alte Haus war auf einem überwachsenen Weg zu erreichen, der von einer wenig benützten Landstraße abzweigte; diese Straße führte nirgends hin, als sechs Kilometer weiter zur Hauptstraße. Sie bediente nur zwei Bauernhöfe und ein Privatwohnhaus und wurde wegen des geringen Verkehrs mit für das Training der Axminster-pferde verwendet.