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Jaina, bitte. Bitte versteh mich doch – selbst wenn ich es selbst nicht tue.

»Natürlich, Arthas.« Ihre Stimme klang monoton. »Wir werden immer Freunde sein, du und ich.«

Alles an ihrer Haltung, vom Gesicht bis hin zur Stimme, deutete auf ihren Schmerz und den Schock hin. Doch Arthas klammerte sich stattdessen an, die Worte. Eine Welle der Erleichterung, so stark, dass sie seine Knie weich werden ließ, brach über ihm zusammen. Es würde alles gut werden. Vielleicht war sie jetzt ein wenig bestürzt, doch sicherlich würde sie es bald verstehen. Sie kannten einander. Sie würde erkennen, dass er recht hatte, dass es zu früh war.

»Ich meine – es ist ja nicht für immer«, sagte er und spürte keine Notwendigkeit, sich zu erklären. »Nur für jetzt. Du musst noch lernen – ich bin mir sicher, ich war dabei eine ziemliche Ablenkung. Antonidas nimmt mir das sicher übel.«

Sie sagte nichts.

»Es ist das Beste. Vielleicht wird es eines Tages anders sein und wir können es noch mal versuchen. Es ist ja nicht so, dass ich nicht… dass du…«

Er zog sie in seine Arme und drückte sie. Einen Augenblick lang war sie hart wie Stein, dann spürte er, wie die Spannung von ihr abfiel, und sie legte die Arme um ihn. Sie standen eine lange Zeit lang allein in der Halle. Arthas ließ seine Wange an ihr goldenes Haar gedrückt. Die Haarfarbe, mit der zweifelsfrei ihre Kinder geboren werden würden.

»Ich möchte nicht die Tür zwischen uns zuwerfen«, sagte er ruhig. »Ich will…«

»Es ist alles in Ordnung, Arthas. Ich verstehe es.«

Er trat zurück, seine Hände lagen auf ihren Schultern, und er blickte ihr in die Augen. »Wirklich?«

Sie lachte auf. »Ehrlich? Nein. Doch es ist in Ordnung. Das wird es irgendwann einmal sein. Das weiß ich.«

»Jaina, ich will nur sichergehen, dass es richtig ist. Für uns beide.«

Ich will es nicht vermasseln. Ich kann es nicht vermasseln.

Sie nickte. Sie atmete tief ein, beruhigte sich und lächelte ihn an… ein echtes, wenn auch verletztes Lächeln. »Komm, Prinz Arthas. Du musst deine Freundin zum Ball geleiten.«

Arthas schaffte es durch den Abend und Jaina auch, obwohl Terenas ihnen merkwürdige Blicke zuwarf.

Er wollte es seinem Vater nicht sagen, noch nicht. Es war ein angespannter und unangenehmer Abend. Während einer Tanzpause sah Arthas hinaus auf den weißen Schnee und den in Mondlicht gebadeten See und fragte sich, warum alles Schlechte stets im Winter passierte.

Generalleutnant Aedelas Schwarzmoor wirkte nicht besonders glücklich darüber, zu dieser exklusiven Audienz mit König Terenas und Prinz Arthas einbestellt worden zu sein. Tatsächlich sah er aus, als wollte er im Boden versinken.

Die Jahre waren nicht gnädig zu ihm gewesen, weder im physischen Sinn noch wie das Schicksal mit ihm umgesprungen war. Arthas erinnerte sich an den gut aussehenden, recht schneidigen militärischen Kommandeur, der, obwohl er dem Trunk übermäßig zugeneigt war, zumindest die schlimmsten Auswirkungen hatte zurückhalten können.

Doch das war jetzt anders. Schwarzmoors Haar war grau durchwirkt, er hatte zugenommen und seine Augen waren blutunterlaufen. Glücklicherweise war er völlig nüchtern. Wäre er zu diesem Treffen angetrunken erschienen, hätte Terenas, der stets fest an Mäßigung glaubte, sich geweigert, ihn zu empfangen.

Schwarzmoor war vorgeladen worden, weil er versagt hatte. Irgendwie war der gefeierte Gladiatoren-Orc Thrall während eines Feuers aus Durnholde geflohen. Schwarzmoor hatte versucht, die Flucht zu vertuschen, und persönlich die Suche nach dem Orc geleitet. Alles war nur in kleinem Rahmen abgelaufen, doch ein Geheimnis, das so groß wie der riesige grüne Orc war, konnte nicht lange geheim gehalten werden.

Nachdem es bekannt geworden war, gab es natürlich wilde Gerüchte – es sei ein verfeindeter Lord gewesen, der den Orc befreit hatte, der damit seine Gewinne in der Arena sichern wollte, oder es wäre eine eifersüchtige Geliebte gewesen, die Schwarzmoor bloßstellen wollte. Manche behaupteten, eine schlaue Gruppe von Orcs, die nicht unter der merkwürdigen Lethargie litten, habe ihn befreit. Wieder andere waren sich sicher, dass Orgrim Schicksalshammer persönlich dahintersteckte oder Drachen, die als Menschen getarnt den Ort mit ihrem feurigen Odem in Brand gesetzt hatten.

Arthas hatte es genossen, den Orc kämpfen zu sehen, doch er erinnerte sich daran, dass auch ihm der Gedanke gekommen war, ob es klug war, einen Orc auszubilden. Als die Nachricht von Thralls Flucht bekannt geworden war, hatte Terenas Schwarzmoor augenblicklich zum Rapport bestellt.

»Es war schon schlimm genug, dass Ihr einen Orc zum Gladiatoren ausbilden musstet«, begann Terenas. »Doch ihm auch noch Militärstrategie und das Lesen und Schreiben beizubringen… Ich muss Euch fragen, Generalleutnant, was im Namen des Lichts habt Ihr Euch dabei gedacht?«

Arthas unterdrückte ein Lächeln, als Aedelas Schwarzmoor vor seinen Augen buchstäblich zu schrumpfen schien.

»Ihr hattet mir versichert, dass das Geld und die Materialien direkt in den Ausbau der Sicherheit gehen und dass Euer Orc gut bewacht würde«, fuhr Terenas fort. »Und dennoch ist er irgendwie dort draußen, statt sicher in Durnholde verwahrt. Wie konnte das geschehen?«

Schwarzmoor runzelte die Stirn und sammelte sich ein wenig. »Es ist sicherlich wenig erfreulich, dass Thrall fliehen konnte. Ich bin mir sicher, Ihr wisst, wie ich mich fühle.«

Das war ein Punkt für Schwarzmoor. Terenas litt immer noch darunter, dass Schicksalshammer vor seiner Nase geflohen war. Doch es war kein schlauer Schachzug des Generalleutnants.

Terenas runzelte die Stirn und fuhr fort. »Ich hoffe, das ist keine beunruhigende Entwicklung. Das Geld stammt aus der Arbeit der Menschen, Generalleutnant. Es soll ihnen Sicherheit bieten. Muss ich einen Verwalter mitschicken, der dafür sorgt, dass es richtig verteilt wird?«

»Nein! Nein, nein, das wird nicht nötig sein. Ich werde jede Kupfermünze nachweisen.«

»Ja«, sagte Terenas mit trügerischer Ruhe, »das werdet Ihr.«

Als Schwarzmoor schließlich ging und sich auf dem ganzen Weg nach draußen unterwürfig verneigte, wandte sich Terenas an seinen Sohn.

»Was hältst du von der ganzen Sache? Du hast Thrall in Aktion erlebt.«

Arthas nickte. »Er war ganz anders, als ich mir einen Orc vorgestellt habe. Ich meine… er war groß. Und kämpfte wild. Doch es war offensichtlich, dass er auch intelligent war. Und gut ausgebildet.«

Terenas strich sich durch den Bart und dachte nach. »Es gibt ein paar flüchtige Orcs dort draußen. Einige, die vielleicht nicht wie die anderen unter der Mattigkeit leiden. Wenn Thrall sie findet und ihnen beibringt, was er weiß, könnte das für uns sehr schlecht sein.«

Arthas setzte sich aufrechter hin. Möglicherweise war das die Gelegenheit, auf die er gewartet hatte. »Ich habe viel mit Uther geübt.« Und das hatte er wirklich. Unfähig, anderen – und sich selbst – zu erklären, warum er die Beziehung mit Jaina beendet hatte, hatte er sich in die Ausbildung gestürzt. Er kämpfte jeden Tag stundenlang, bis sein Körper schmerzte, und versuchte sich so zu verausgaben, dass ihr Bild aus seinem Kopf verschwand.

Das war es doch, was er wollte, oder? Sie hatte es gut aufgenommen. Warum lag er dann aber nachts wach, vermisste ihre Wärme und Gegenwart derart schmerzhaft, dass es schon eine Qual war? Er hatte sogar die bislang verachteten Stunden in ruhiger stiller Meditation willkommen geheißen, um sich abzulenken. Wenn er sich vielleicht auf das Kämpfen konzentrierte, darauf, zu lernen, wie man das Licht akzeptierte und kanalisierte, konnte er endlich über sie hinwegkommen. Über das Mädchen, mit dem er selbst Schluss gemacht hatte.

»Wir könnten selbst nach diesen Orcs suchen. Sie finden, bevor Thrall es schafft.«

Terenas nickte. »Uther hat mir von deiner Hingabe beim Lernen berichtet und er ist beeindruckt von deinen Fortschritten.« Er traf eine Entscheidung. »Nun gut. Sag Uther Bescheid und triff die Vorbereitungen. Es ist an der Zeit für deine ersten Kampferfahrungen.«