Выбрать главу

Arthas fläzte sich gegen einen Baum, badete sein Gesicht in dem schwachen Sonnenlicht und schloss die Augen. Er wusste, dass er Ruhe und Selbstbewusstsein ausstrahlte, das musste er auch. Seine Männer sorgten sich schon genug um ihn. Er durfte sich nicht anmerken lassen, dass auch er Bedenken hatte. Wie würde er nach all der Zeit mit Jaina auskommen? Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen. Doch alle Berichte hatten optimistisch geklungen und er wusste, dass sie der Aufgabe gewachsen war. Es würde funktionieren. Es musste.

Einer seiner Hauptmänner, Falric, den Arthas schon seit Jahren kannte, stampfte auf und ging einen der vier Wege an der Kreuzung ein kurzes Stück hinunter. Dann kam er zurück, um einen anderen Pfad ein Stück weit zu erforschen. Sein Atem war in der Kälte sichtbar und von Minute zu Minute wurde er ungeduldiger. »Prinz Arthas«, wagte er schließlich zu sagen, »wir warten hier bereits seit einigen Stunden. Seid Ihr sicher, dass Eure Freundin noch kommt?«

Arthas lächelte, als er, ohne die Augen zu öffnen, antwortete. Der Mann wusste aus Sicherheitsgründen nicht Bescheid. »Ich bin mir sicher.« Das war er auch. Er dachte an all die anderen Male, als er geduldig auf sie gewartet hatte. »Jaina kommt immer ein wenig zu spät.«

Kaum hatte er die Worte gesprochen, als aus der Ferne ein Schrei aufklang, gefolgt von den nur undeutlich verständlichen Worten: »Ich SCHLAGEN!«

Wie ein Panther, der in der Sonne gedöst hatte, sprang Arthas mit dem Hammer in der Hand auf. Er lief die Straße hinunter und entdeckte eine schlanke weibliche Gestalt, die auf ihn zueilte, als sie den Gipfel des Hügels erklomm und in sein Sichtfeld geriet. Hinter ihr zeichnete sich etwas ab, was, wie er wusste, ein Elementar war – ein wirbelnder Klumpen aus Wasser, mit simplem Kopf und Gliedern.

Und dahinter erschienen… zwei Oger.

»Beim Licht!«, schrie Falric und stürmte vorwärts.

Arthas hätte ihn überholt und das Mädchen eher erreicht, wenn er nicht in diesem Augenblick Jaina Prachtmeers Gesichtsausdruck gesehen hätte.

Sie lächelte.

»Lasst Eure Klinge stecken«, sagte Arthas und spürte, wie auch er lächelte. »Sie kann auf sich selbst aufpassen.«

Und das konnte die Lady tatsächlich – und zwar sehr effektiv. In genau dem Moment wirbelte Jaina herum und beschwor Feuer. Wenn einem jemand in diesem Gefecht leidtun musste, dann waren es die armen, verwirrten Oger. Sie brüllten vor Schmerz, als das Feuer an ihren plumpen, bleichen Körpern loderte, und blickten erschreckt die kleine Menschenfrau an, die für diese erstaunlichen Schmerzen verantwortlich war. Einer von ihnen war so schlau, wegzulaufen, doch der andere schien es nicht glauben zu können und kam näher. Jaina schickte ihm einen Feuerball entgegen. Der Oger schrie und brach zusammen, dann verbrannte er schnell. Der Gestank des verkohlenden Fleisches erfüllte Arthas’ Nase.

Jaina sah, dass der zweite floh. Sie wischte sich die Hände ab und nickte. Sie war noch nicht einmal verschwitzt.

»Meine Herren, das ist Fräulein Jaina Prachtmeer«, sagte Arthas gedehnt und ging zu seiner Freundin seit Kindheitstagen – und seiner ehemaligen Geliebten. »Spezialagentin der Kirin Tor und eine der talentiertesten Zauberinnen im ganzen Land. – Offensichtlich hast du nichts verlernt.«

Sie blickte ihn an und lächelte. Es lag keine Verlegenheit in ihrem Blick, nur Freude. Sie freute sich, ihn zu sehen, was auf Gegenseitigkeit beruhte. Die Begeisterung in ihm wuchs. »Schön, dich wiederzusehen.«

Es lag so viel Bedeutung in den wenigen, förmlichen Worten. Ihre Augen leuchteten, als sie antwortete: »Ja, gleichfalls. Es ist schon eine Weile her, seit ein Prinz mich irgendwohin begleitet hat.«

»Ja«, sagte er und ein wenig Reue klang dabei mit. »Das ist es.«

Jetzt wurde es unangenehm. Jaina blickte zu Boden. Er räusperte sich. »Nun, ich glaube, wir sollten aufbrechen.«

Sie nickte und entließ den Elementar mit einem Wink. »Ich brauche diesen Kerl nicht, wenn ich so kräftige Soldaten bei mir habe«, sagte sie und schenkte Falric und seinen Männern ihr strahlendstes Lächeln. »So, Euer Hoheit, was weißt du mir über diese Seuche zu berichten, die wir untersuchen müssen?«

»Nicht viel«, musste Arthas eingestehen, als sie neben ihm herging. »Vater hat mich einfach losgeschickt, damit ich mit dir zusammenarbeite. Uther hat vor Kurzem mit mir gegen die Orcs gekämpft. Doch ich schätze, wenn die Zauberer von Dalaran sich dafür interessieren, wird es mit Magie zu tun haben.«

Sie nickte und lächelte immer noch, obwohl ihre Stirn sich wieder in der gewohnten Art und Weise furchte. Arthas spürte einen merkwürdigen Schmerz, als er es bemerkte. »Ganz richtig. Obwohl ich mir nicht sicher bin, wie genau. Deshalb hat Meister Antonidas mich ausgeschickt, um Bericht zu erstatten. Wir sollen die Dörfer entlang der Königsstraße abreiten, mit den Bewohnern reden und sehen, ob wir irgendetwas Interessantes erfahren. Hoffentlich sind sie noch nicht davon befallen und es ist nicht mehr als der lokal begrenzte Ausbruch irgendeiner Krankheit.«

Weil er sie so gut kannte, konnte er den Zweifel in ihrer Stimme hören. Er verstand ihn. Wenn Antonidas wirklich geglaubt hätte, dass es nicht ernst wäre, hätte er sicher nicht seine beste Schülerin geschickt – und König Terenas nicht seinen Sohn.

Er wechselte das Thema. »Ich frage mich, ob es etwas mit den Orcs zu tun hat.« Als sie fragend eine Augenbraue hob, fuhr er fort: »Ich bin mir sicher, du hast davon gehört, dass einige der Grünhäute aus den Lagern geflohen sind.«

Sie nickte. »Ja. Manchmal frage ich mich, ob die kleine Familie, die wir gesehen haben, dabei war.«

Er war unangenehm berührt. »Nun, wenn sie es ist, dient sie vielleicht auch noch den Dämonen.«

Ihre Augen weiteten sich. »Was? Ich dachte, das Problem wäre bereits vor langer Zeit gelöst worden – und dass die Orcs keine dämonische Energie mehr nutzen würden.«

Arthas zuckte mit den Achseln. »Vater hat Uther und mich ausgeschickt, um bei der Verteidigung von Strahnbrad zu helfen. Als wir dort eintrafen, hatten die Orcs bereits begonnen, die Dorfbewohner zu verschleppen. Wir haben sie in ihrem Lager gestellt, doch drei Männer wurden… geopfert.«

Jaina hörte jetzt so konzentriert zu, wie sie es stets tat. Nicht nur mit ihren Ohren, sondern mit ihrem ganzen Körper, und sie achtete auf jedes Wort. Beim Licht, sie war so wunderschön.

»Die Orcs haben gesagt, dass sie die Männer den Dämonen opfern wollten. Nannten es ein geringes Opfer – sie wollten eindeutig mehr.«

»Und Antonidas scheint zu glauben, dass diese Seuche magischer Natur ist«, murmelte Jaina. »Ich frage mich, ob es da eine Verbindung gibt. Es ist entmutigend, zu hören, dass sie derart in alte Verhaltensweisen zurückgefallen sind. Vielleicht ist es nur ein einzelner Clan.«

»Vielleicht – vielleicht auch nicht.« Er erinnerte sich daran, wie Thrall im Ring gekämpft hatte, und dachte darüber nach, wie selbst dieser bunt gemischte Haufen von Orcs ihnen einen erstaunlich harten Kampf geliefert hatte. »Wir können uns kein Risiko leisten. Wenn wir angegriffen werden, haben meine Männer Befehl, alle zu töten.« Kurz dachte er über die Wut nach, die ihn ergriffen hatte, als der Anführer der Orcs die Antwort auf Uthers Kapitulationsangebot geschickt hatte. Die beiden Männer, die der alte Paladin als Parlamentäre ausgesandt hatte, waren getötet worden, ihre Pferde kamen ohne Reiter zurück – eine brutale und unmissverständliche Botschaft. »Los, lasst uns aufbrechen und diese Tiere vernichten!«, hatte er damals geschrien und die Waffe, die er bei der Aufnahme in den Orden der Silbernen Hand bekommen hatte, war hell erstrahlt. Er wäre am liebsten sofort losgestürmt, doch Uther hatte ihn am Arm zurückgehalten.

»Denkt daran, Arthas«, hatte er gesagt und seine Stimme hatte ruhig geklungen, »wir sind Paladine. Rache gehört nicht zu unseren Tugenden. Wenn wir zulassen, dass unsere Leidenschaft sich in Blutrünstigkeit verwandelt, dann werden wir genauso widerwärtig wie die Orcs.«