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Diese Worte waren trotz seiner Wut zu Arthas durchgedrungen – irgendwie. Arthas hatte die Zähne zusammengebissen und zugesehen, wie die verängstigten Pferde, deren Reiter abgeschlachtet worden waren, weggeführt wurden. Uthers Worte waren weise, doch Arthas spürte, dass er die Männer enttäuscht hatte, die auf diesen Pferden gesessen hatten. Er hatte sie genauso enttäuscht, wie er Invincible enttäuscht hatte, und jetzt waren sie genauso tot wie das große Tier.

Er atmete tief ein und beruhigte sich. »Ja, Uther.«

Seine Ruhe war belohnt worden – Uther hatte ihn mit der Führung des Angriffs betraut. Wäre er doch nur rechtzeitig gekommen, um die drei armen Dorfbewohner retten zu können.

Eine sanfte Hand auf seinem Arm holte ihn zurück in die Gegenwart. Ohne nachzudenken, einfach aus Gewohnheit, bedeckte er Jainas Hand mit seiner eigenen. Sie wollte sie wegziehen, dann schenkte sie ihm ein leicht angespanntes Lächeln.

»Es ist sehr, sehr schön, dich wiederzutreffen«, sagte er impulsiv.

Ihr Lächeln wurde sanfter, aufrichtiger, und sie drückte seinen Arm. »Das finde ich auch, Euer Hoheit. Übrigens, danke dafür, dass du deine Männer zurückgerufen hast, als wir uns trafen.« Das Schmunzeln verbreiterte sich zu einem vollen Lächeln. »Ich habe dir ja schon einmal gesagt, dass ich kein zerbrechliches Püppchen bin.«

Er lachte. »Das bist du wirklich nicht, Milady. Du kämpfst mit uns gemeinsam in diesen Schlachten.«

Sie seufzte. »Ich bete darum, dass es keine Kämpfe gibt – nur eine Untersuchung. Doch ich tue, was sein muss. Das habe ich immer getan.«

Jaina zog ihre Hand zurück. Arthas war enttäuscht. »So wie wir alle, Milady.«

»Oh, hör damit auf, nenn mich wieder Jaina.«

»Und ich bin Arthas. Schön, dich kennenzulernen.«

Sie stupste ihn an und sie lachten. Plötzlich war die Barriere zwischen ihnen fort. Sein Herz erwärmte sich, als er auf sie hinabsah und sie wieder an seiner Seite war. Sie standen zum ersten Mal einer echten Gefahr gegenüber. Er war im Zwiespalt. Er wollte sie in Sicherheit wissen, doch gleichermaßen sollte sie mit ihren Fähigkeiten glänzen können. Hatte er das Richtige getan? War es zu spät? Wie wäre alles gekommen, wenn er ihr nicht gesagt hätte, dass er noch nicht bereit war? Doch es hatte gestimmt – er war für einige Dinge noch nicht bereit gewesen. Allerdings hatte sich vieles seit dem Winterhauchfest geändert. Und einige Dinge waren gleich geblieben. Alle möglichen Gefühle zerrten an ihm und er schob sie alle beiseite, außer einem: der ehrlichen Freude über ihre Anwesenheit.

Bevor die Dunkelheit hereinbrach, schlugen sie das Lager auf einer kleinen Lichtung in der Nähe der Straße auf. Es gab kein Mondlicht, nur die Sterne glitzerten in der schwarzen Dunkelheit über ihnen. Jaina entzündete witzelnd das Feuer, beschwor etwas köstliches Brot und Getränke. Dann erklärte sie: »Ich bin fertig.« Die Männer lachten und bereiteten gehorsam den Rest der Mahlzeit zu. Sie brutzelten Kaninchen an Spießen und packten Obst aus. Wein wurde herumgereicht und fast wirkten sie wie eine Gruppe von Freunden, die den Abend genossen, nicht wie eine kampfbereite Einheit, die eine tödliche Seuche untersuchte.

Danach saß Jaina ein wenig abseits der Gruppe. Ihre Augen waren zum Himmel gerichtet, ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Arthas trat zu ihr und bot ihr mehr Wein an. Sie streckte den Kelch aus, während er ihn vollgoss. Dann trank sie daraus.

»Das ist ein guter Jahrgang, Euer Ho… Arthas«, sagte sie.

»Einer der Vorteile, wenn man ein Prinz ist«, antwortete er. Er streckte seine langen Beine aus und legte sich neben sie, ein Arm hinter seinem Kopf als Kissen, der andere hielt den Becher an seine Brust, während er zu den Sternen aufschaute. »Was, glaubst du, werden wir finden?«

»Ich weiß es nicht. Ich wurde als Ermittler ausgeschickt. Ich frage mich, ob es mit Dämonen zu tun hat, wenn man an deine Konfrontation mit den Orcs denkt.«

Er nickte in der Dunkelheit. Doch dann begriff er, dass sie ihn gar nicht sehen konnte, und sagte: »Da stimme ich dir zu. Ich frage mich, ob wir nicht besser einen Priester mitgenommen hätten.«

Sie wandte sich ihm lächelnd zu. »Du bist ein Paladin, Arthas. Das Licht wirkt durch dich. Außerdem kannst du besser mit Waffen umgehen als jeder andere Priester, den ich kenne.«

Er lächelte. Der Augenblick verweilte zwischen ihnen, und als er gerade die Hand nach ihr ausstrecken wollte, seufzte sie, stand auf und trank den Wein aus.

»Es ist spät. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich bin erschöpft. Ich sehe dich morgen. Schlaf gut, Arthas.«

Doch er konnte nicht schlafen. Er warf sich auf seiner Bettrolle herum, schaute in den Himmel. Die Geräusche der Nacht zogen seine Aufmerksamkeit auf sich, als er gerade einzuschlafen schien. Er konnte es nicht mehr aushalten. Er war immer impulsiv gewesen und das wusste er auch, aber verdammt…

Er warf die Decke zurück und setzte sich auf. Das Lager lag ruhig da. Hier gab es keine Gefahren, deshalb hatten sie keine Wache aufgestellt.

Leise stand Arthas auf und ging zu der Stelle, wo Jaina schlief. Er kniete neben ihr und strich ihr das Haar aus dem Gesicht.

»Jaina«, flüsterte er, »wach auf.«

Wie sie es schon in der Nacht vor so langer Zeit getan hatte, erwachte sie unerschrocken und leise und blinzelte ihn neugierig an.

Er lächelte. »Hast du Lust auf ein Abenteuer?«

Sie neigte den Kopf, grinste, die Erinnerung holte offensichtlich auch sie ein. »Was für ein Abenteuer?«, entgegnete sie.

»Vertrau mir.«

»Das habe ich immer getan, Arthas.«

Sie unterhielten sich flüsternd, ihr Atem war in der kalten Nacht sichtbar. Sie stützte sich jetzt auf einen Ellbogen und er tat es ihr gleich und berührte mit der anderen Hand ihr Gesicht. Sie zog sich nicht zurück.

»Jaina… ich glaube, es gibt einen Grund, warum wir wieder zusammengekommen sind.«

Da war es, das leichte Runzeln der Stirn. »Natürlich. Dein Vater hat dich geschickt, weil…«

»Nein, nein. Mehr als das. Wir arbeiten jetzt zusammen. Wir – wir arbeiten gut zusammen.«

Sie war auffallend still. Er fuhr fort, die sanften Rundungen ihrer Wangen zu liebkosen.

»Ich… ich bin das alles durchgegangen – vielleicht können wir… reden. Du weißt schon.«

»Über das, was beim Winterhauchfest geendet hat?«

»Nein. Nicht über das Ende. Über Anfänge. Weil alles sich für mich unvollständig anfühlt, ohne dich. Du kennst mich wie niemand sonst, Jaina, und das fehlt mir.«

Sie war für eine Weile ganz still, dann seufzte sie leise und legte ihre Wange in seine Hand. Er erzitterte, als sie den Kopf drehte und ihn in seine Handfläche küsste.

»Ich konnte mich dir nie verweigern, Arthas«, sagte sie, dabei lag ein Lachen in ihrer Stimme. »Und ja, auch ich fühle mich unvollständig. Ich habe dich auch so sehr vermisst.«

Erleichterung stieg in ihm auf und er beugte sich vor, umschloss sie mit den Armen und küsste sie leidenschaftlich. Sie würden diesem Rätsel gemeinsam auf den Grund gehen, es lösen und als Helden heimkehren. Dann würden sie heiraten – vielleicht im Frühling. Er wollte, dass sie mit Rosenblättern begrüßt wurde. Und später würde es dann diese blonden Kinder geben, von denen Jaina erzählt hatte.

Sie wurden nicht intim, nicht hier, umgeben von Arthas’ Männern. Doch er kam zu ihr unter die Decke, bis der stählerne Sonnenaufgang ihn widerstrebend in sein eigenes Bett zurücktrieb. Bevor er ging, nahm er sie in die Arme und hielt sie eng umschlungen. Danach schlief er ein wenig, mit der festen Überzeugung, dass nichts – keine Seuche, kein Dämon, kein Rätsel – den vereinten Bemühungen von Prinz Arthas Menethil, dem Paladin des Lichts, und Lady Jaina Prachtmeer, der Magierin, widerstehen konnte. Sie würden gemeinsam da durchgehen und tun, was auch immer nötig war.