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Dann war Arthas bei ihm. Er explodierte förmlich vor roher Wut, brüllte, schlug zu und führte dabei den leuchtenden Hammer auf sein Ziel zu.

Er erwischte Kel’Thuzad am Knie und schleuderte ihn zurück. Andere drängten heran, sie schlugen mit ihren Schwertern zu und schlitzten die Gegner auf. Die Männer ließen ihren Zorn und die Wut an der Quelle des Übels aus, der Ursache für das Desaster.

Trotz all seiner Macht und Magie schien es, als könnte Kel’Thuzad wie jeder andere Mensch auch sterben. Beide Beine waren von Arthas Schlag zertrümmert worden und standen in merkwürdigen Winkeln ab. Sein Gewand war feucht von Blut und schimmerte schwarz. Etwas Rotes lief ihm aus dem Mund. Er stützte sich auf die Arme und versuchte zu sprechen, spuckte aber nur Blut und Zähne. Er versuchte es erneut.

»Naive… Narren«, presste er hervor und schluckte. »Mein Tod macht auf lange Sicht keinen Unterschied… weil jetzt… die Geißelung des Landes beginnt.«

Seine Ellbogen gaben nach und seine Augen schlossen sich, als er schließlich zusammenbrach.

Der Körper begann augenblicklich zu verfaulen. Der Zerfall, der Tage hätte dauern müssen, fand binnen weniger Sekunden statt. Das Fleisch wurde bleich, Blasen bildeten sich und platzten auf. Die Männer keuchten und sprangen zurück, bedeckten ihre Nasen und Münder. Einige von ihnen wandten sich ab und übergaben sich.

Arthas blickte Kel’Thuzad an, erschrocken und gleichermaßen gebannt, unfähig wegzusehen. Flüssigkeiten liefen aus dem Leichnam, das Fleisch nahm eine schleimige Konsistenz an und wurde schwarz. Die unnatürliche Zersetzung verlangsamte sich. Arthas wandte sich ab und schnappte nach frischer Luft.

Jaina war kreidebleich und hatte dunkle Ringe unter den vor Schreck geweiteten Augen. Arthas ging zu ihr und wandte sie von dem fürchterlichen Bild ab. »Was ist mit ihm geschehen?«, fragte er ruhig.

Jaina schluckte und versuchte, sich selbst zu beruhigen. Erneut schien sie durch ihre beherrschte Art Stärke zu finden. »Man glaubt, dass, wenn Nekromanten nicht sorgfältig genug arbeiten… dass dann…« Ihre Stimme verlor sich und plötzlich war sie eine junge Frau, die elend und verschreckt wirkte. »… so etwas passiert.«

»Komm«, sagte Arthas freundlich. »Lass uns nach Herdweiler aufbrechen. Die Menschen dort müssen gewarnt werden – wenn es nicht schon zu spät ist.«

Sie ließen den Leichnam dort liegen, wo er gefallen war, und schenkten ihm keinen weiteren Blick. Arthas sprach ein stummes Gebet zum Licht und hoffte, dass sie nicht zu spät kamen. Er wusste nicht, wie er sich verhalten würde, wenn er erneut versagte.

Jaina war erschöpft. Sie wusste, dass Arthas sein Ziel schnellstmöglich erreichen wollte, und sie teilte seine Besorgnis. Leben standen auf dem Spiel. Deshalb hatte sie, als er gefragt hatte, ob sie die Nacht ohne anzuhalten durchreiten konnten, zustimmend genickt.

Sie waren bereits stundenlang hart geritten, als sie feststellte, dass sie sich nur noch mit Mühe auf dem Pferd halten konnte. Sie war dermaßen müde, dass sie ein paar Sekunden lang völlig weggetreten war und beinahe vom Pferd heruntergefallen wäre. Angst durchfuhr sie und sie griff in die wilde Mähne des Tieres, zog sich zurück in den Sattel und zügelte ihr Pferd, das augenblicklich stehen blieb.

Mit den Zügeln in der Hand wartete sie einige Minuten lang zitternd, bis Arthas bemerkt hatte, dass sie zurückgefallen war. Sie hörte, wie er in der Ferne seine Männer anhalten ließ. Stumm blickte sie zu ihm auf, als er zu ihr zurückgeritten kam.

»Jaina, was ist?«

»Ich… es tut mir leid, Arthas. Ich wusste, dass du es eilig hast, und das verstehe ich ja auch, aber… ich war so müde und bin fast heruntergefallen. Könnten wir eine Rast einlegen, nur kurz?«

Selbst im schwachen Licht erkannte Jaina die Sorge um sie in seinem Blick. Doch gleichzeitig war seine Frustration unverkennbar. »Wie lange brauchst du?«

Ein paar Tage, wollte sie sagen. Stattdessen antwortete sie: »Nur lang genug, um etwas zu essen und ein wenig auszuruhen.«

Er nickte und half ihr vom Pferd. Dann trug er sie an den Rand der Straße, wo er sie sanft absetzte. Jaina holte etwas Käse aus ihrer Tasche, dabei zitterten ihre Hände. Sie erwartete, dass er den Männern Bescheid sagte. Doch stattdessen setzte er sich einfach neben sie. Seine Ungeduld schien hell wie ein Feuer zu lodern.

Sie aß etwas Käse und blickte zu ihm auf, während sie kaute und sein Profil im Sternenlicht betrachtete. Eines der Dinge,, die sie an Arthas am meisten liebte, war, wie menschlich und gefühlvoll er mit ihr umging. Doch jetzt, von mächtigen Emotionen aufgewühlt, blieb er so distanziert, als wäre er hundert Meilen weit weg.

Impulsiv streckte sie ihre Hand aus, um sein Gesicht zu berühren. Er sah sie an, als hätte er vergessen, dass sie da war. Dann lächelte er ihr schwach zu. »Fertig?«, fragte er.

Jaina dachte an den einzigen Bissen, den sie gegessen hatte. »Nein«, sagte sie. »Aber… Arthas, ich mache mir Sorgen um dich. Mir gefällt nicht, was diese ganze Sache mit dir anrichtet.«

»Mit mir anrichtet?«, zischte er. »Hast du schon mal überlegt, was sie den Dorfbewohnern antut? Sie sterben und ihre Leichen verwandeln sich dann in wandelnde Tote, Jaina. Ich muss dem Einhalt gebieten. Ich muss es!«

»Natürlich müssen wir das und ich tue alles, um dir zu helfen, das weißt du. Doch… ich habe nie erlebt, dass du dermaßen von Hass besessen warst.«

Er lachte auf, kurz und hart. »Erwartest du, dass ich die Nekromanten zum Tee einlade?«

Sie runzelte die Stirn. »Arthas, verdreh mir bitte nicht die Worte im Mund. Du bist ein Paladin. Ein Diener des Lichts. Du bist genauso gut Heiler wie Krieger, doch ich erkenne in dir nur das Verlangen, deine Feinde zu vernichten.«

»Du klingst schon genauso wie Uther.«

Jaina antwortete nicht. Sie war so müde. Es fiel ihr schwer, ihre Gedanken zu ordnen. Sie nahm einen weiteren Bissen Käse und konzentrierte sich darauf, ihrem Körper die dringend benötigte Erholung zu verschaffen.

Aus irgendeinem Grund konnte sie nur schwer schlucken.

»Jaina… ich will doch nur, dass nicht noch mehr Unschuldige sterben müssen. Das ist alles. Und, das gestehe ich gern ein, ich bin aufgebracht, denn scheinbar schaffe ich es nicht allein. Doch wenn es erst vorbei ist, wird alles wieder gut. Du wirst schon sehen, das verspreche ich dir.«

Er lächelte und einen Augenblick lang sah sie den alten Arthas mit seinem schönen Gesicht. Sie lächelte ihm zu, ermunternd, wie sie hoffte.

»Bist du jetzt fertig?«

Jaina nahm noch zwei Bissen. Dann packte sie den Rest des Käses weg. »Ja, ich bin fertig. Brechen wir auf.«

Die Schwärze der Nacht wich gerade dem Grau des Morgens, als sie das Gewehrfeuer zum ersten Mal hörten. Arthas’ Hoffnung sank. Er trieb sein Pferd an, während sie weiter dem Weg nach Norden folgten, der durch die trügerisch friedlichen Hügel verlief.

Direkt vor den Toren von Herdweiler sahen sie mehrere Männer und Zwerge, allesamt mit Gewehren bewaffnet – und alle geübt im Umgang damit. Die leichte Brise trieb einen schwachen Pulvergeruch zu Arthas herüber, der zudem vom leicht süßlichen Duft nach frisch gebackenem Brot durchdrungen war.

»Stellt das Feuer ein!«, rief Arthas, als er mit seinen Leuten herangaloppierte. Er zerrte so fest an den Zügeln, dass sein Pferd vor Schreck wieherte. »Ich bin Prinz Arthas! Was geht hier vor? Warum seid ihr derart bewaffnet?«

Sie senkten die Gewehre, waren offensichtlich überrascht, ihrem Prinzen leibhaftig zu begegnen. »Sire, Ihr glaubt nicht, was hier vor sich geht…«

»Berichtet«, verlangte Arthas.

Arthas war nicht überrascht, als er hörte, dass die Toten auferstanden waren und angriffen hatten. Was ihn überraschte, war der Begriff »große Armee«. Er blickte Jaina an. Sie wirkte äußerst erschöpft. Die kurze Pause, die sie in der letzten Nacht eingelegt hatten, hatte nicht ausgereicht, um sie zu erfrischen.