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»Sire«, rief einer der Kundschafter und lief herbei, »die Armee – sie kommt in unsere Richtung!«

»Verdammt«, murmelte Arthas. Die kleine Gruppe von Männern und Zwergen war einem Scharmützel gewachsen, doch sie konnte keine ganze Armee dieser Untoten aufhalten. Er traf eine Entscheidung. »Jaina, ich bleibe hier, um das Dorf zu beschützen. Beeil dich und berichte Lord Uther, was geschehen ist.«

»Aber…«

»Geh, Jaina! Jeder Moment zählt!«

Sie nickte. Mochte das Licht sie und ihren klaren Kopf segnen. Er warf ihr ein dankbares Lächeln zu, bevor sie durch das Portal trat, das sie zuvor geschaffen hatte, und darin verschwand.

»Sire«, sagte Falric und etwas in seinem Tonfall drängte Arthas, sich umzudrehen. »Ihr… solltet Euch das hier besser ansehen.«

Arthas folgte dem Blick des Mannes. Betroffen sah er leere Kisten… die das Zeichen von Andorhal trugen…

Er hoffte gegen jede Vernunft, dass er sich irrte. Arthas fragte mit bebender Stimme: »Was war in diesen Kisten?«

Einer der Männer aus Herdweiler blickte ihn verwirrt an. »Nur die Kornlieferung aus Andorhal. Ihr braucht Euch nicht zu sorgen, Milord. Sie wurde bereits an die Dorfbewohner verteilt. Wir haben ausreichend Brot.«

Danach hatte es also gerochen – es war nicht der typische Duft gebackenen Brotes gewesen, sondern irgendwie anders, ein wenig zu süß… und dann verstand Arthas. Seine Sinne schienen angesichts des Ausmaßes der Situation zu schwinden. Der wahre Umfang des Schreckens brach über ihn herein.

Das Korn war ausgeliefert worden… und plötzlich gab es eine beachtliche Armee von Untoten…

»Oh nein«, flüsterte er. Die Männer starrten ihn an und er versuchte erneut zu sprechen. Seine Stimme zitterte immer noch, doch dieses Mal nicht vor Schreck, sondern vor Wut.

Die Seuche tötete die Leute nicht einfach. Nein, dahinter steckte eine viel verderbtere Absicht. Es sollte sie in -

Noch während der Gedanke sich formte, krümmte sich der Mann, der Arthas Frage beantwortet hatte. Mehrere andere folgten seinem Beispiel. Ein seltsames grünes Leuchten durchdrang ihre Körper, pulsierte und wurde stärker. Sie fassten sich an die Bäuche und fielen zu Boden. Blut lief aus ihren Mündern, durchtränkte ihre Hemden. Einer streckte ihm die Hand entgegen, flehte um Hilfe. Stattdessen stieß Arthas ihn fort und sprang alarmiert zurück. Der Mann, der sich vor Schmerz krümmte, starb innerhalb kürzester Zeit.

Was hatte er getan? Der Mann hatte um Hilfe gebettelt, doch Arthas hatte keinen Finger gerührt. Aber konnte man überhaupt davon geheilt werden? Arthas starrte auf den Leichnam. Konnte das Licht -

»Gnädiges Licht!«, schrie Falric. »Das Brot…«

Arthas blickte in seifte Richtung und erwachte aus seinen Schuldgefühlen. Brot – die Grundlage des Lebens, gesund und nahrhaft – war jetzt schlimmer als der Tod geworden. Arthas öffnete den Mund, um zu schreien, seine Männer zu warnen, doch seine Zunge war wie gelähmt.

Die Seuche im Korn reagierte, noch bevor der entsetzte Prinz Worte finden konnte.

Die Augen des toten Mannes öffneten sich. Langsam setzte er sich auf…

Kel’Thuzad erschuf sich in erschreckend kurzer Zeit eine ganze Armee von Untoten.

Wirres Gelächter erklang in Arthas’ Ohren – Kel’Thuzad lachte wie wahnsinnig, triumphierend, selbst noch im Tod. Arthas fragte sich, ob er von all dem, was er miterleben musste, den Verstand verloren hatte. Der Untote klammerte sich an seine Füße und diese Bewegung ließ ihn reagieren und löste seine Zunge.

»Verteidigt euch!«, schrie Arthas und schlug mit dem Hammer zu, bevor der Mann aufstehen konnte. Doch die Gegner waren schneller, kamen torkelnd auf ihre toten Beine und richteten die Waffen, mit denen sie im Leben Arthas beschützt hätten, nun gegen ihn. Sein einziger Vorteil war, dass die Untoten nicht gut damit umgehen konnten. Deshalb verfehlten die meisten Schüsse auch ihr Ziel.

Arthas’ Männer griffen währenddessen entschlossen an. Sie zertrümmerten Schädel, enthaupteten und erschlugen ihre Gegner, die vor einigen Sekunden noch Verbündete gewesen waren.

»Prinz Arthas, die untoten Streitkräfte sind eingetroffen!«

Arthas wirbelte herum, die Rüstung voller Blut, die Augen geweitet.

So viele. Es waren so viele. Skelette, schon lange tot, frische Leichen, die erst vor Kurzem verwandelt worden waren, und weitere bleiche, madenbesetzte Abscheulichkeiten stürmten auf sie zu. Er konnte die Panik spüren. Die Männer hatten schon zuvor die Untoten bekämpft. Aber es waren nie so viele gewesen – keine Armee von lebenden Toten.

Arthas riss seinen Hammer, der zu glühendem Leben erwachte, hoch über sich. »Weicht nicht zurück!«, brüllte er. Seine Stimme war nicht mehr schwach und zittrig, sondern barsch und zorngeladen. »Wir sind vom Licht ausersehen! Wir werden nicht sterben!«

Seine grimmig entschlossenen Gesichtszüge badeten im Licht, als er angriff.

Jaina war erschöpfter, als sie sich selbst hatte eingestehen wollen. Ausgelaugt von tagelangen, pausenlosen Kämpfen brach sie zusammen, nachdem sie den Teleportzauber beendet hatte. Sie vermutete, dass sie einen Moment lang ohnmächtig gewesen sein musste. Denn das Nächste, woran sie sich erinnern konnte, war, wie ihr Meister sich über sie beugte und sie vom Boden anhob.

»Jaina – Kind, was ist los?«

»Uther«, stammelte Jaina. »Arthas… Herdweiler…« Sie packte Antonidas’ Gewand. »Nekromanten… Kel’Thuzad… die Toten – erheben sich zum Kampf…«

Antonidas’ Augen weiteten sich. Jaina schluckte und fuhr fort. »Arthas und seine Männer… kämpfen allein in Herdweiler. Er braucht sofort… Verstärkung!«

»Ich glaube, Uther ist im Palast«, sagte Antonidas. »Ich schicke sofort mehrere Magier, um Portale für die vielen Männer zu schaffen. Das hast du gut gemacht, meine Liebe. Ich bin sehr stolz auf dich. Und jetzt erhole dich ein wenig.«

»Nein!«, schrie Jaina. Sie zwang sich dazu, auf die Beine zu kommen, konnte aber kaum stehen. Durch reine Willenskraft überwand sie schließlich; die ärgste Erschöpfung. Zitternd streckte sie ihre Hand aus, um Antonidas daran zu hindern, ihr zu helfen. »Ich muss zu ihm. Es geht mir gut. Kommt!«

Arthas wusste nicht, wie lange er gekämpft hatte. Er schwang den Hammer fast unablässig, seine Arme zitterten vor Anstrengung, seine Lunge brannte. Nur die Kraft des Lichts, das ihn mit ruhiger Stärke und Stetigkeit erfüllte, hielt ihn und seine Männer auf den Beinen. Die Untoten schienen von dieser Kraft geschwächt zu werden, auch wenn das offenbar ihre einzige Schwäche war. Nur ein sauberer Tod – Arthas fragte sich flüchtig, ob man es tatsächlich »töten« nennen konnte, da sie bereits tot waren – konnte die wandelnden Leichen aufhalten.

Doch es kamen immer mehr. Welle folgte auf Welle. Seine Untergebenen – seine Leute – hatten sich in diese Monster verwandelt. Er hob den müden Arm zu einem weiteren Schlag, als über dem Schlachtenlärm eine Stimme ertönte, die Arthas kannte.

»Für Lordaeron! Für den König!«

Die Männer sammelten sich beim leidenschaftlichen Ruf Uthers, des Lichtbringers, und griffen erneut an. Uther rückte mit einer großen Streitmacht von Rittern an, allesamt frisch und kampferfahren. Sie wichen nicht vor den Untoten zurück – Jaina, die trotz ihrer Müdigkeit ebenfalls mit Uther und den Rittern durch das Portal gekommen war, hatte sie offensichtlich ausreichend unterrichtet, sodass keine wertvollen Sekunden durch den ersten Schrecken verloren gingen.

Die Untoten fielen jetzt schneller und jede Welle wurde wild und leidenschaftlich bekämpft – mit Hammer, Schwert und Flammen.

Jaina sank zu Boden, ihre Beine gaben nach, als der letzte lebende Tote in Flammen aufging, stürzte und schließlich wahrlich tot sein Ende fand.

Sie griff nach einem Wasserbeutel und trank ausgiebig, schüttelte sich und holte etwas Trockenfleisch heraus. Der Kampf war vorbei – zumindest für den Augenblick.