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Diese Bemerkung… schmerzte. Arthas hatte das nicht erwartet. Er machte eine Pause. Gefühle rangen in ihm und Uther, der immer der bessere Kämpfer von ihnen beiden gewesen war, nutzte dieses kurze Zögern zum Angriff aus.

»Für das Licht!«, rief er, riss den Hammer hoch und schlug mit aller Kraft auf Arthas ein. Die leuchtende Waffe kam so schnell auf Arthas zu, dass er das Geräusch der Bewegung hören konnte.

Er sprang gerade noch rechtzeitig zur Seite und spürte den Luftzug auf seinem Gesicht, als die Waffe daran vorbeizischte. Uthers Miene war ruhig und konzentriert… und tödlich. Er hielt es für seine Pflicht, den verräterischen Sohn zu töten und die Ausbreitung des Bösen zu stoppen.

So wie Arthas es für seine Pflicht hielt, den Mann zu töten, der ihn einst erzogen hatte. Er musste seine Vergangenheit auslöschen… seine ganze Vergangenheit. Sonst würde sie immer mit der trügerischen süßen Hoffnung des Mitgefühls und der Vergebung locken. Schreiend schlug Arthas mit Frostgram zu.

Uthers Hammer blockte den Schlag ab. Die beiden Männer kämpften angestrengt. Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, die Muskeln ihrer Arme zitterten vor Anstrengung, bis Uther mit einem Grunzen Arthas zurückschubste.

Der jüngere Mann taumelte. Uther verstärkte den Angriff. Sein Gesicht war ruhig, doch seine Augen waren wild und entschlossen, und er kämpfte, als wäre sein Sieg unausweichlich. Diese äußerste Selbstsicherheit erschreckte Arthas. Seine eigenen Schläge waren kräftig, kamen aber fahrig. Er hatte es noch nie geschafft, Uther auch nur ein einziges Mal zu schlagen…

»Es endet hier, Junge!«, brüllte Uther, seine Stimme dröhnte. Plötzlich war der Paladin zu Arthas’ Schrecken in ein leuchtendes, helles Licht gehüllt. Nicht nur der Hammer allein, sondern der ganze Körper erstrahlte, weil Uther selbst die Waffe des Lichts war, die Arthas niederstrecken würde. »Für die Gerechtigkeit des Lichts!«

Der Hammer kam auf Arthas zu. Alle Luft in Arthas’ Körper wurde aus ihm herausgepresst, als der Schlag ihn direkt in den Bauch traf. Nur seine Rüstung rettete ihn und selbst sie verbeulte unter dem leuchtenden Hammer, der von dem heiligen, strahlenden Paladin geführt wurde.

Arthas fiel lang gestreckt zu Boden, Frostgram flog aus seinem Griff, Todesangst durchzuckte ihn, als er um Atem rang und sich aufrappelte. Das Licht, von dem er sich abgewandt hatte, hatte ihn betrogen. Und nun kam die Strafe durch Uther, den Lichtbringer, seinen größten Helden, und das Licht erfüllte seinen alten Lehrer mit der Reinheit seines Glanzes und der Vorhersehung.

Das Leuchten, das Uther umgab, wurde stärker und Arthas verzog das Gesicht vor Schmerz, als das Licht seine Augen ebenso verbrannte wie seine Seele. Es war ein Fehler gewesen, das Licht zu verleugnen, ein schrecklicher Fehler. Jetzt hatten sich dessen Gnade und Liebe in dieses strahlende, unerbittliche Wesen verwandelt. Er blickte in das weiße Licht, das aus Uthers Augen drang. Tränen traten in seinen Blick, als er den tödlichen Schlag erwartete.

Er hatte das Schwert ergriffen, ohne es bemerkt zu haben, oder war es aus eigenem Willen in seine Hand gelangt? In dem wirbelnden mentalen Chaos, das momentan herrschte, konnte Arthas es nicht einschätzen. Er wusste nur, dass sich seine Hände plötzlich um Frostgrams Griff legten und dessen Stimme in seinen Gedanken erklang.

Jedes Licht hat seinen Schatten, jeder Tag hat seine Nacht. Und selbst die hellste Kerze kann gelöscht werden.

Und das gilt auch für das strahlendste Leben.

Er schluckte, sog Atemluft in seine Lungen, und nur eine Sekunde lang sah Arthas, wie das Licht, das Uther umgab, schwächer wurde. Dann erhob Uther den Hammer erneut, bereit zum finalen Hieb.

Doch Arthas war plötzlich fort.

Wenn Uther ein riesiger und mächtiger Bär war, dann war Arthas ein Tiger, stark, gewandt und flink. Und so stark und vom Licht gesegnet der Hammer und sein Träger auch sein mochten, war er doch keine schnelle Waffe, noch war Uthers Kampfstil sonderlich gewandt. Frostgram dagegen, obwohl ein riesiges zweihändig geführtes Schwert, schien von allein kämpfen zu können.

Arthas bewegte sich erneut vorwärts, diesmal gab es kein Zögern, und er begann ernsthaft zu kämpfen. Er war gnadenlos, als er Uther Lichtbringer angriff, verschwendete keinen Atem, um den Paladin daran zu hindern, den tödlichen Schlag auszuführen. Uthers Augen weiteten sich vor Schreck, dann zogen sie sich vor Entschlossenheit zusammen. Doch das Licht, das gerade noch so hell aus ihm gestrahlt hatte, wurde mit jeder verstreichenden Sekunde schwächer.

Es schwand vor der Macht, die ihm der Lichkönig gegeben hatte.

Immer wieder traf Frostgram. Mal den leuchtenden Kopf des Hammers, dann den Stiel. Schließlich erwischte das Schwert Uthers Schulter und drang tief zwischen Hals und Schulterpanzer ein.

Uther grunzte und taumelte zurück. Blut floss aus der Wunde. Frostgram verlangte nach mehr und Arthas war bereit, es ihm zu geben.

Knurrend wie ein Tier, mit wehendem weißen Haar, verstärkte er den Angriff. Der Hammer, groß und leuchtend, fiel aus Uthers gefühllosen Fingern, als Frostgram ihm beinahe den Arm abtrennte. Ein Schlag dellte Uthers Brustpanzer ein, das Blau und Gold der Allianz, für die er einst gekämpft hatte, fiel in Stücken auf die schneebedeckte Erde. Uther, der Lichtbringer, sank auf die Knie. Er blickte auf. Sein Atem kam stoßweise. Blut tropfte aus dem Mund, lief in seinen Bart, doch in seinem Gesicht war kein Anzeichen von Kapitulation zu erkennen.

»Ich hoffe von Herzen, dass es einen besonderen Ort in der Hölle für Euch gibt, Arthas.« Uther keuchte, sein Blutdruck stieg an.

»Das werden wir niemals erfahren, Uther«, sagte Arthas kalt und hob Frostgram zu einem letzten Schlag. Das Schwert sang förmlich aus Vorfreude. »Ich beabsichtige, für immer zu leben.«

Er stieß mit dem Runenschwert durch Uthers Kehle, ließ die trotzigen Worte verstummen, durchtrennte das große Herz. Uther starb fast augenblicklich. Arthas zog die Klinge heraus, trat zurück und zitterte.

Gewiss nur wegen der nachlassenden Anspannung und der Freude.

Er kniete sich hin und hob die Urne auf. Dann hielt er sie einen Augenblick lang fest, brach langsam das Siegel, drehte den Behälter um und goss seinen Inhalt aus. Die Asche von König Terenas fiel wie grauer Regen, wie verdorbenes Mehl in den Schnee hinab.

Augenblicklich drehte der Wind. Das graue Pulver, alles, was von dem König übrig geblieben war, wurde plötzlich verweht, wirbelte herum und drohte den Todesritter zu bedecken. Erschrocken trat Arthas zurück. Er hielt automatisch die Hände vors Gesicht und ließ die Urne fallen, die mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden landete.

Er schloss die Augen und wandte sich ab, doch er war nicht schnell genug und begann zu husten. Die Asche war beißend und erstickend. Augenblicklich ergriff ihn Panik. Seine gepanzerten Hände versuchten sein Gesicht zu reinigen, versuchten das feine Pulver, das in seinen Mund, in Nase und die Augen eingedrungen war, wegzuwischen. Er spuckte und einen Augenblick lang drohte sein Magen zu revoltieren.

Arthas atmete tief ein und versuchte sich zu beruhigen. Einen Augenblick später stand er auf und war wieder ganz gefasst. Wenn er überhaupt etwas spürte, dann hatte er es so tief begraben, dass er es selbst nicht wusste. Mit versteinerter Miene ging er zu dem Wagen zurück, der die stinkenden, beinahe flüssigen Überreste von Kel’Thuzad enthielt, und übergab die Urne einem Mitglied der Geißel.

»Legt den Nekromanten hier hinein«, befahl er.

Er stieg auf Invincible.

Quel’Thalas war schon ganz nah.

18

Während der sechs Tage, die sie benötigten, um das Land der Hochelfen zu erreichen, sprach Arthas mit dem Schatten von Kel’Thuzad und scharte viele neue Untertanen um sich.

Er zog, die Fleischwagen in seinem Schlepp, von Andorhal nach Osten, an den kleinen Dörfern des Teufelssteinfelds vorbei, sowie an Dalsons Obstgarten und Gahronns Trauerfeld. Dann ging es über den Thondroril bis in die östlichen Teile Lordaerons hinein. Überall gab es wiederbelebte Seuchenopfer und ein einfacher mentaler Kontakt ließ sie wie treue Hunde folgen. Sie mussten nicht eigens versorgt werden, sie lebten von den Toten. Woran man sich erst einmal gewöhnen musste…