Выбрать главу

»Die Legion will alle Magie auf dieser Welt für sich und alles Leben verschlingen. Deshalb plant sie, die konzentrierten Energien aus dem Brunnen der Ewigkeit aufzunehmen. Doch dazu müssen sie das zerstören, was die wahrste und reinste Essenz an Lebensenergie auf ganz Azeroth enthält. Der Brunnen der Ewigkeit liegt jenseits der Großen See auf dem Kontinent Kalimdor. Und das Einzige, was die Legion noch aufhalten könnte, ist Nordrassil… der Weltenbaum. Er gewährt den Kaldorei Unsterblichkeit und sie sind an ihn gebunden.«

»Kaldorei?« Arthas war verwirrt. »Ich kenne die Quel’dorei. Ist das auch ein Volk der Elfen?«

»Das ursprüngliche Volk«, erklärte Kel’Thuzad. Er winkte ab. »Doch diese Details sind unwichtig. Wir müssen dafür sorgen, dass die Legion ihr Ziel nicht erreicht. Und es gibt einen Kaldorei, der uns dabei helfen kann.«

Und so hatte Kel’Thuzad Arthas mittels Magie auf diesen fernen Kontinent teleportiert, auf diesen Hügel, der den Blick weit ins Land ermöglichte. Die Wälder waren üppig und gesund, doch Arthas konnte bereits erkennen, was die Legion in der Ferne angerichtet hatte. Wo das Land, die Bäume und die Tiere nicht tot waren, waren sie korrumpiert worden. Die Dämonen verschlangen in der Tat alles Leben.

Eine Gestalt erklomm die Anhöhe und Arthas lächelte in sich hinein. Darauf hatte er gewartet.

Diese »Nachtelfen« waren anders. Ihre Haut war leicht lavendelfarben. Sie hatten Tätowierungen und schmückende Narben, die in religiösen Mustern in die Haut geritzt waren. Der Elf trug ein schwarzes Tuch um die Augen, doch er schien keine Schwierigkeiten zu haben, sich durch das Gelände zu bewegen. Er hatte eine Waffe bei sich, wie Arthas sie nicht kannte. Statt eines traditionellen Schwertes, das aus einem Griff mit einer daraus hervorstehenden Klinge bestand, hatte diese Waffe zwei gezackte Klingen, die grün leuchteten und von dämonischer Energie durchdrungen schienen.

Der Nachtelf war also schon auf die Dämonen gestoßen.

Arthas wartete eine Weile und beobachtete ihn. Der Nachtelf – Illidan Sturmgrimm, hieß er laut Kel’Thuzad – schimpfte mit sich selbst. Offensichtlich hatte man ihm einiges angetan und er schien sich so sehr nach Rache und Macht zu verzehren, wie Kel’Thuzad es vermutet hatte.

Arthas lächelte.

»Nach zehntausend Jahren bin ich endlich freigekommen und dennoch glaubt selbst mein eigener Bruder, dass ich ein Bösewicht bin!«, zeterte Illidan. »Ich werde ihm meine wahre Macht zeigen. Ich beweise ihm, dass die Dämonen mich nicht mehr kontrollieren!«

»Seid Ihr Euch dessen sicher, Dämonenjäger?«, fragte Arthas.

Der Nachtelf wirbelte herum und hob die Waffe.

»Seid Ihr sicher, dass Euch Euer Wille gehört?«

Der Elf mochte im traditionellen Sinne blind sein. Dennoch fühlte Arthas, dass er ihn wahrnahm. Illidan schnüffelte und knurrte. »Ihr stinkt nach Staub, Mensch. Ihr werdet es bereuen, an mich herangetreten zu sein.«

Arthas lächelte. Ein guter Kampf Mann gegen Mann reizte ihn. »Dann kommt«, lud er ihn ein. »Ihr werdet feststellen, dass wir gleichwertig sind.« Invincible bäumte sich auf und ritt den Hügel hinab, ebenso begierig auf den Kampf wie sein Herr.

Illidan knurrte und lief ihm entgegen.

Es war fast wie ein Tanz, dachte Arthas, als die beiden Kämpfer sich gegenüberstanden. Illidan war stark und anmutig, seine Fähigkeiten waren dämonisch verstärkt. Doch Arthas war auch kein normaler Kämpfer noch war Frostgram eine normale Klinge. Der Kampf war heftig und schnell. Arthas hatte recht gehabt. Sie waren sich wirklich ebenbürtig. Schon nach kurzer Zeit lösten sich beide Kombattanten keuchend voneinander.

»Wir könnten noch ewig so weiterkämpfen«, sagte Illidan. »Was wollt Ihr wirklich von mir?«

Arthas senkte Frostgram. »Aus Eurem Gemurmel von vorhin entnehme ich, dass Ihr und Eure Verbündeten von den Untoten bedrängt werdet. Der Schreckenslord, der die Armee der Untoten befehligt, heißt Tichondrius. Er kontrolliert ein mächtiges Zauberartefakt, den Schädel von Gul’dan. Der ist dafür verantwortlich, dass diese Wälder korrumpiert werden.«

Illidan legte den Kopf schief. »Und Ihr wollt, dass ich ihn für Euch stehle? Warum?«

Arthas weiße Augenbrauen hoben sich. Der Kerl war tatsächlich clever. Er verdiente zumindest die halbe Wahrheit, entschied Arthas. »Sagen wir mal, weil ich Tichondrius nicht sonderlich mag und der Herr, dem ich diene… davon profitieren würde, wenn die Legion versagt.«

»Warum sollte ich irgendetwas von dem glauben, was Ihr sagt, Mensch?«

Arthas zuckte mit den Achseln. »Eine gute Frage. Lasst sie mich beantworten. Mein Herr sieht alles, Dämonenjäger. Er weiß, dass Ihr schon Euer ganzes Laben lang nach Macht strebt, Macht gesucht habt. Jetzt liegt sie für Euch in greifbarer Reichweite!« Seine gepanzerte Hand bildete eine Faust vor Illidans verbundenen Augen und der Kopf des Nachtelfen wandte sich, wie erwartet, seiner Geste zu. »Nehmt mein Angebot an und Eure Feinde werden erledigt sein.«

Illidan hob langsam den Kopf und blickte Arthas an. Dieser blinde Mann wirkte beunruhigend, weil er offensichtlich doch irgendwie sehen konnte. Der Elf trat zurück und nickte gedankenverloren. Ohne ein weiteres Wort wendete Arthas Invincible und ritt davon.

Kel’Thuzad würde ihn schon bald wieder rufen. Alles war nach dem Plan des Lichkönigs verlaufen. Er hoffte nur, dass Illidan so fügsam war, wie er gewirkt hatte. Falls nicht… konnte es zu Komplikationen kommen.

Sie war nicht mehr am Leben. Noch hatte sie die Kraft, den Befehlen des Mannes zu trotzen, der sie unter Schmerzen in dieses neue Dasein geführt hatte.

Doch Sylvanas Windläufer hatte einen eigenen Willen. Offensichtlich hatte Arthas ihn nicht gebrochen. Er hatte es bei anderen getan. Warum war sie also scheinbar die Einzige, die nicht völlig zusammengebrochen war? Lag es an ihrer eigenen Stärke oder genoss er es nur, sie zu foltern? Die Banshee, die sie nun war, würde es wahrscheinlich nie erfahren. Aber wenn sie ihren Willen nur deshalb behalten hatte, weil Arthas seinen Spaß daran hatte, würde sie am Ende doch noch triumphieren.

Das hatte sie sich selbst geschworen und Sylvanas hielt ihre Versprechen.

Einige Zeit war ins Land gezogen, seit Arthas Menethil und die Geißel durch ihre geliebte Heimat gezogen waren. Und viel war seitdem geschehen.

Ihr sogenannter »Meister« hatte sich geweigert, wie ein Werkzeug benutzt zu werden. Zusammen mit dem arroganten Knochensack Kel’Thuzad – der den herrlichen Sonnenbrunnen korrumpiert hatte –, hatte Arthas sich gegen den Schreckenslord Tichondrius und den Dämonenlord Archimonde verschworen, dem Kel’Thuzad selbst dabei geholfen hatte, nach Azeroth zu gelangen. Sylvanas hatte währenddessen gut aufgepasst. Sie hatte sich alles gemerkt, was Arthas offenbarte, wie er dachte und wie er kämpfte. Das alles war nützlich für sie.

Er hatte nicht versucht, Tichondrius selbst zu töten, so wie er es mit Mal’Ganis getan hatte. Der verschlagene, einst menschliche Prinz hatte jemand anderen die Drecksarbeit erledigen lassen. Illidan, das glücklose Wesen, war ausersehen worden. Arthas hatte Illidans Hunger nach Macht gespürt und gegen ihn benutzt. Er hatte ihn aufgestachelt, den Schädel von Gul’dan zu stehlen, der einst ein legendärer orcischer Zauberer gewesen war. Um das zu tun, musste Illidan Tichondrius töten.

Arthas war den Dämonenlord los und Illidan wurde mit einem Artefakt belohnt, das seine Gier nach Macht befriedigte. Vermutlich war alles nach Plan verlaufen. Arthas und dadurch auch Sylvanas hatten seitdem nichts mehr von Illidan gehört.

Archimonde… der einst so mächtig gewesen war, dass er Dalaran, die große Stadt der Magier, mit einem einzigen Zauber hatte zerstören können, war ausgerechnet der Macht des Lebens zum Opfer gefallen, die er ursprünglich selbst vereinnahmen wollte. Sylvanas hasste die Lebenden mit derselben Leidenschaft, wie es die Legion getan hatte, und deshalb nahm sie es mit gemischten Gefühlen auf, als sie von seinem Tod erfuhr. Die Nachtelfen hatten ihre Unsterblichkeit geopfert, um ihn zu besiegen. Die reine, konzentrierte Kraft der Natur hatte den Dämon von innen heraus zerstört. Und dann hatte der Weltenbaum eine Katastrophe ausgelöst, die eine riesige Schockwelle aussandte. Als Archimonde gefallen war, blieb nur das Skelett von ihm übrig, und so war auch der Versuch der Legion gescheitert, sich auf dieser Welt festzusetzen.