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Ist auch egal, sagte er sich, als er auf der Rolltreppe zu Selenes unterster Ebene fuhr. Es ist besser, weder Pancho noch sonst jemanden darin zu verwickeln. Was ich tun muss, werde ich allein tun.

Nodon, Sanja und Amarjagal warteten am unteren Absatz der letzten Treppenflucht auf ihn. Der Korridor auf dieser Ebene war leer, wie Fuchs schon vermutet hatte. Nur die Reichsten lebten hier unten in der Umkehrung von Dachterrassen-Wohnungen auf der Erde. Keine Menschenmengen, sagte er sich, als die vier durch den breiten, leeren und stillen Gang gingen. Fuchs sah, dass die Wände mit Flachreliefs verziert waren und der Boden mit einem weichen Belag ausgelegt war. Er wusste auch, dass sie von Überwachungskameras beobachtet wurden, aber sie sahen nur aus wie vier Wartungsarbeiter — nichts, was Alarm ausgelöst hätte.

Bisher.

»Hast du den Wartungscomputer programmiert?«, fragte Fuchs Nodon.

Der nickte mit einem leicht ängstlichen Ausdruck in den großen wässrigen Augen. »Ja, Sir. Das Wasser wird auf dieser Ebene in …« — er schaute auf die Armbanduhr — »drei Minuten abgestellt.«

»Gut«, sagte Fuchs. Er hatte keine Ahnung, wie lang das Wartungspersonal brauchen würde, um zu entdecken, dass das Wasser für Ebene Sieben abgestellt worden war. Hoffentlich lang genug, dass wir vier in Humphries' Felsenhöhle kommen, sagte er sich.

Der Gang endete an einer kahlen Felswand, in die ein schweres Metallschott eingelassen war. Neben dem Schott war ein Tastenfeld.

»Hast du den Zugangscode?«, fragte Fuchs Nodon.

»Ich war noch nicht lang genug in der Wartungsabteilung beschäftigt, um hier unten eingesetzt zu werden«, flüsterte Nodon um Entschuldigung heischend. »Aber ich kenne die Notfall-Codes für die oberen Ebenen.«

»Probier sie aus.«

Nodon bückte sich vor der Tastatur und gab Zahlen ein. Fuchs schaute mit wachsender Ungeduld zu. Eine Überrang-Kombination muss es auf jeden Fall geben, sagte er sich. Humphries muss schließlich den Rettungskräften von Selene Zugang zu seinem privaten Reservat gewähren. Nicht einmal er vermag Notfall-Helfern den Zutritt zu seinem Grundstück zu verweigern. Das ist in Selenes Sicherheitsbestimmungen so festgelegt.

Die Luke öffnete sich plötzlich mit einem metallischen Klicken. In der Stille des leeren Gangs glich es einem Gewehrschuss.

»Na bitte!«, zischte Fuchs. Er legte die Pranke auf den kalten Stahl der Luke und drückte. Sie öffnete sich langsam und lautlos. Ein Hauch milder, warmer Luft strich an ihm vorbei, als die Luke sich ganz öffnete.

Fuchs verschlug es bei diesem Anblick fast den Atem. Ein weites Feld mit leuchtend bunten Blumen, warmes künstliches Sonnenlicht, das von den Lampen hoch oben herabstrahlte, die Luft mit Gerüchen geschwängert, die er seit seinem letzten Sommer auf der Erde vor so vielen Jahren nicht mehr wahrgenommen hatte.

Und Bäume! Hoch, stattlich, die belaubten Äste wie zu seiner Begrüßung ausgebreitet.

»Es ist ein Paradies«, wisperte Amarjagal mit ehrfürchtig geweiteten Augen. Nodon und Sanja standen mit offenem Mund neben ihr. Fuchs war den Tränen nahe.

»Kommt«, knurrte er mit einem ärgerlichen Kopfschütteln. »Es muss Alarm ausgelöst worden sein. Die Kameras haben uns im Blick.«

Er betrat den Pfad aus Ziegeln, der sich durch Rabatten mit farbenprächtigen Blumen schlängelte und zum Herrenhaus führte, das sie zwischen den Bäumen sahen.

Ein Paradies, sagte Fuchs sich. Aber dieses Paradies wird von bewaffneten Männern bewacht, und sie werden in ein paar Minuten auftauchen, um uns aufzuhalten.

Nobuhiko schob den Ärmel des grünen Chirurgenkittels hoch und schaute auf die Uhr. Er wandte sich an den Leiter des Verhörtrupps. »Wo bleibt sie denn?«, fragte er unwirsch. »Ich warte nun schon seit fast einer halben Stunde.«

Die Maske des Mannes saß etwas schief. Er schob die Kappe zurück und enthüllte eine Linie, die der Gummizug auf der Stirn hinterlassen hatte.

»Tsavo sollte sie hierher bringen«, sagte er.

»Sie müssten längst hier sein«, sagte Nobuhiko.

»Vielleicht sind sie …« Der Mann zögerte.

»Sie sind was?«

»Sie haben nach ihrer ersten Begegnung in Selene eine Nacht zusammen verbracht. Vielleicht sind sie gerade … miteinander im Bett.«

Eine der maskierten Frauen kicherte.

Nobuhiko war nicht amüsiert. »Schicken Sie jemanden los, um sie zu suchen. Sofort!«

Pancho hatte sich die Reisetasche unter den Arm geklemmt und marschierte zügig den Gang entlang. Sie versuchte sich an den Weg zu erinnern, den sie genommen hatte, als Tsavo sie auf diese Ebene herunterbrachte. Teufel, sagte sie sich, es ist erst ein paar Stunden her, aber ich bin mir nicht mehr sicher, aus welcher Richtung wir kamen. Mein Gedächtnis ist futsch.

Sie erinnerte sich an den Tarnanzug, in dem sie sich vor so vielen Jahren in Humphries' Herrenhaus geschlichen hatte. Einen Tarnmantel könnte ich nun gut gebrauchen, sagte sie sich, als sie auf der Suche nach Überwachungskameras den Blick über die Decke schweifen ließ. Sie sah zwar keine, aber sie wusste, dass das nichts heißen wollte. Die Kameras konnten auch versteckt sein.

Sie machte zwei Metalltüren am Ende des Ganges aus. Der Aufzug! Pancho eilte hin und lehnte sich gegen den in der Wand eingelassenen Knopf.

Nun wird sich zeigen, ob sie mich beobachten. Wenn der Aufzug funktioniert, heißt das, dass sie von meiner Flucht noch nichts wissen.

Die Aufzugtüren glitten auf, und Pancho betrat den Fahrstuhl. Erst als die Türen sich wieder schlossen und der Aufzug nach oben beschleunigte, wurde ihr bewusst, dass es sich vielleicht um eine Falle handelte. Teufel! Vielleicht wartet eine Armee von Wachen oben am Eingang auf mich.

Fusionsschiff Elsinore

Ein normaler Passagier, der zum Feisenratten-Habitat in Ceres reiste, hätte sich in der Enge des Fusionsschiffs schnell gelangweilt. Die Elsinore beschleunigte mit einem Sechstel Ge, damit der einzige Passagier sich in der vertrauten Schwerkraft des Mondes wohl fühlte. Doch wie alle Schiffe, die zwischen dem Mond und dem Gürtel verkehrten, war die Elsinore für den schnellen, effizienten Flugverkehr und nicht für touristischen Luxus gebaut. Es gab keine Unterhaltung an Bord außer den Videos, die von Selene oder der Erde übertragen wurden. Die Mahlzeiten wurden in der kleinen Bordküche serviert.

Edith aß mit dem Kapitän des Schiffes und einem seiner Offiziere, einer jungen Asiatin, zu Abend. Die Frau sprach wenig, hörte dem Passagier des Schiffes und ihrem Kapitän aber aufmerksam zu.

»Wir werden die Strahlenwolke morgen verlassen«, gab der Kapitän über seinem Teller mit Sojabratlingen und Pilzen gut gelaunt bekannt. »Ceres liegt abseits des prognostizierten Pfads der Wolke.«

»Sie scheinen sich deshalb keine Sorgen zu machen«, sagte Edith.

Er zuckte leicht die Achseln. »Nein, Sorgen mache ich mir nicht. Aber ich bin vorsichtig. Unser Strahlenschutzschirm funktioniert, sodass wir ungefährdet sind. Und morgen um diese Zeit müssten wir die Wolke verlassen haben.«

»Wird die Wolke den Gürtel überhaupt erreichen?«, fragte sie.

»O ja, sie ist so groß und intensiv, dass sie sich erst jenseits des Jupiter-Orbits verflüchtigt haben wird. Ceres wird nicht von ihr betroffen, aber die Hälfte des Gürtels wird von tödlicher Strahlung gebadet werden.«

Edith lächelte ihn an und richtete die Aufmerksamkeit auf ihr Essen aus gentechnisch gezüchtetem Karpfenfilet.