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Yamagata und Humphries nörgelten und quengelten.

Pancho gebot ihnen zu schweigen. »Machen Sie sich nicht ins Hemd, meine Herren. Ich weiß, wie wir das hinkriegen und unsere Aktionäre trotzdem bei Laune halten.«

»Ich wüsste nicht, wie das funktionieren soll«, grummelte Humphries.

»Ich auch nicht«, sagte Nobuhiko.

Grinsend verschränkte Pancho die Hände und legte sie auf den Konferenztisch. »Das ist doch ganz einfach. Jeder von uns unterzeichnet einen Vertrag mit Selene, wonach sie unser Asteroiden-Geschäft betreiben. Wir streichen die Gewinne ein, minus ein paar Prozente für Selene.«

»Eine Provision«, sagte Stavenger.

»Richtig«, pflichtete Pancho ihm bei. »Selene führt unser Geschäft und legt die Marktpreise für die Asteroiden-Produkte fest. Und wir drei lehnen uns zurück und sacken die Gewinne ein.«

Yamagata atmete tief durch. »Ich vermute, dass Selene die Preise so niedrig wie möglich ansetzen wird«, sagte er.

»Sehr wahrscheinlich«, sagte Stavenger. »Die Menschen auf der Erde brauchen die Ressourcen. Machtgelüste müssen hinter die Bedürfnisse der Allgemeinheit zurücktreten.«

»Machtgelüste?«, knurrte Humphries. »Sie haben doch dann die ganze Macht.«

»Stimmt!«, erwiderte Stavenger ernst. »Ich habe die ganze Macht. Ich habe zwar vermeiden wollen, sie zu gebrauchen, aber ihr habt mich dazu gezwungen. Also werden wir nun nach meinen Regeln spielen.«

»Ist okay für mich«, sagte Pancho.

»Selene wird der ›ehrliche Makler‹ für das Sonnensystem sein«, fuhr Stavenger fort. »Keine Konkurrenz mehr. Kein Töten mehr. Nie mehr Krieg.«

»Das gefällt mir nicht«, sagte Humphries.

»Das hatte ich auch nicht von Ihnen erwartet. Aber Sie werden sich damit abfinden müssen.«

»Kann man Selene eine solche Macht überhaupt anvertrauen?«, fragte Yamagata.

»Oder einem der hier Anwesenden?«, erwiderte Stavenger.

Beredtes Schweigen senkte sich über den Konferenztisch.

Schließlich sagte Pancho: »Ich bin bereit, es zu versuchen — auf fünf Jahre befristet. So müssten wir den Vertrag nach Ablauf nicht erneuern, falls wir mit Selenes Leistung nicht zufrieden sein sollten.«

»Aber nur, wenn zwei von den drei Unternehmen gegen eine Verlängerung sind«, sagte Stavenger. »Eine einzelne Firma kann nicht aus dem Vertrag aussteigen. Es ist eine Mehrheit erforderlich.«

»Einverstanden«, sagte Pancho.

»Ich möchte erst meine Leute auf der Erde fragen, bevor ich zustimme«, sagte Yamagata.

»Das gefällt mir trotzdem nicht«, schimpfte Humphries.

»Kommen Sie schon, Martin.« Pancho streckte den Arm aus und rüttelte ihn leicht an der Schulter. »Es wird Ihnen das Leben viel leichter machen. Sie werden immer noch der reichste Macker im Sonnensystem sein. Sie müssen sich nur noch zurücklehnen und den Profit einstreichen. Keinen Stress mehr.«

»Keine Gemetzel mehr«, sagte Stavenger mit todernstem Gesicht. »Auch wenn es nicht Ihre Absicht war, Martin — es waren Ihre Befehle, die letztlich zum Chrysallis-Massaker führten.«

»Das hätte vor Gericht keinen Bestand.«

»Seien Sie sich da nicht zu sicher. Bei Kriegsverbrechen verstehen die Gerichte keinen Spaß.«

Humphries lehnte sich auf dem Stuhl zurück, presste die Lippen zusammen und schloss die Augen. Schließlich setzte er sich wieder gerade hin und fragte Stavenger: »Wollen Sie mich noch immer verbannen?«

Stavenger lächelte. »Nein, ich glaube nicht, dass das nötig ist, Martin. Sie dürfen Ihr Anwesen unten wiederaufbauen. Außerdem hätte ich Sie lieber in meiner Nähe, wo ich ein Auge auf Sie haben kann.«

Letzte Änderungen

Die Drei-Sekunden-Verzögerung bei der Kommunikation zwischen der Erde und dem Mond störte Nobuhiko Yamagata nicht. Er empfand sie vielmehr als hilfreich, denn so hatte er die Möglichkeit, die Antworten an seinen Vater im Geiste vorzuformulieren.

Saitos Gesicht wurde ernst, als Nobu ihm von der Abmachung berichtete, die sie mühevoll ausgearbeitet hatten.

»Aber das wird Yamagata davon abhalten, sich wieder im Weltraum zu engagieren«, wandte Saito ein.

»Nicht ganz«, antwortete Nobuhiko. »Wir werden nur einen kleinen Anteil der Gewinne vom Asteroiden-Bergbau erhalten — wohl wahr. Aber der Preis für Asteroiden-Rohstoffe wird so tief sinken, dass wir imstande sein werden, die Wiederaufbau-Programme fortzusetzen und zugleich in neue Weltraum-Projekte zu investieren.«

»Die Kosten für unsere Projekte in Japan senken«, murmelte Saito. »Hmm. Ich verstehe.«

Am Ende pflichtete Yamagata der Ältere seinem Sohn darin bei, dass die Zustimmung zu der Vereinbarung wohl das Beste sei. Als Nobuhiko das Gespräch mit seinem Vater beendete, sprach Saito schon von der Errichtung von Solarkraftwerk-Satelliten im Orbit um den Planeten Merkur.

»Das Sonnenlicht ist dort viel intensiver«, sagte er. »Wir könnten die Energie für Schiffe erzeugen, die zu den Sternen fliegen! Vielleicht werde ich dieses triste Kloster verlassen und das Merkur-Projekt selbst leiten.«

Schweißgebadet nach redlichem Bemühen hielt Martin Humphries den nackten Körper von Tatiana Oparin an sich gedrückt und dachte über seine Zukunft nach.

»Vielleicht werde ich das Haus gar nicht wiederaufbauen«, sagte er und schaute zur dunklen Decke des Hotelzimmers auf. Tausende fluoreszierende Lichtpunkte funkelten an ihr wie Sterne in einer Sommernacht auf der Erde.

»Nicht wiederaufbauen?«, murmelte Tatiana verschlafen.

»Ich könnte nach Connecticut zurückgehen. Dort leben meine Jungen. Aus dem Kümmerling wird nichts, aber Alex macht sich prächtig. Ganz der Vater.« Er lachte über diese geistreiche Bemerkung.

»Du willst den Mond verlassen?«

»Nur für einen Besuch. Um die Kinder zu sehen. Und ich habe dort unten noch andere Familienangehörige. Die meisten von ihnen kann ich aber nicht riechen.«

»Aber du wirst doch weiter in Selene leben, oder?«

»Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Der Höllenkrater wäre ein interessanter Ort. Vielleicht werde ich mich in eins der dortigen Kasinos einkaufen. Einen auf Playboy machen anstatt weiter ein Industriekapitän zu sein. Wäre vielleicht mal eine nette Abwechslung.«

»Du würdest einen tollen Playboy abgeben«, sagte Tatiana und schmiegte sich enger an ihn.

Humphries lachte in der Dunkelheit. Das ist viel leichter als einen Konzern zu leiten, sagte er sich. Lass die anderen die Arbeit machen und streich du die Gewinne ein.

Stavenger verbrachte den Abend hauptsächlich damit, einen langen, ausführlichen Bericht über die Friedenskonferenz an seine Frau zu schicken.

»Ich glaube, dass es funktionieren könnte«, schloss er. »Ich glaube, dass es uns gelingen wird, es zu einem Erfolg werden zu lassen.«

Er wusste, dass Edith auf dem Weg zurück zu ihm war. Sie hatte das Grauen bei Ceres körperlich unversehrt überstanden. Die Dokumentation mit den Computer-Simulationen des Angriffs — gestützt auf ihren Augenzeugenbericht — war die größte Sensation seit den Treibhaus-Fluten. Sie galt schon als Kandidatin für den Pulitzer-Preis.

Doch nichts davon war für Stavenger von Bedeutung. Edith geht es gut, sagte er sich. Sie ist auf dem Heimweg. Ihr ist nichts zugestoßen. Es war ein emotionales Trauma für sie, aber körperlich ist ihr nichts geschehen. Sie wird sich wieder erholen. Ich werde ihr dabei helfen.

Stavenger war sich bewusst, dass Ediths Dokumentation der Schlüssel zum Friedensvertrag war. Wo das Chrysallis-Massaker nun jedem Menschen im Sonnensystem vor Augen geführt wurde, hatten Humphries und die anderen gar keine andere Wahl, als eine Vereinbarung zu treffen und die Kämpfe zu beenden.

Nun kommt der schwierige Teil, sagte Stavenger sich. Nun müssen wir den Vertrag erfüllen.