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Sie nickte schweigend. Beide verließen den Wohnraum Frankens.

Vierundzwanzig Stunden später entschied sich, ob die Anti-Falle erprobt werden konnte oder nicht. Man näherte sich dem großen Radarobjekt. Mirsanow, Lorcester und Kerulen hielten sich schon seit Stunden im Zentralposten vor dem großen Radarschirm auf.

Langsam steuerte Kommandant Kerulen den Raumjäger näher an den Meteoriten heran. Mirsanow war brennend daran interessiert, zu erfahren, wie dieser große Brocken beschaffen war. Endlich hatte es Kerulen zusammen mit El Durham und dem Navigator geschafft, AJ-408 bis auf etwa 20 Kilometer an den Weltraumkörper heranzubringen. Die Fernsehkameras vermochten es jedoch noch nicht, den Gegenstand im Weltraum sichtbar zu machen. Der Abstand war noch zu groß und das Sonnenlicht zu schwach, als daß es von dem Körper reflektiert werden konnte.

Das Raumschiff paßte sich der Geschwindigkeit des Meteoriten an. Der Pilotron wurde eingeschaltet und übernahm wieder die automatische Führung des Schiffes. Gewissenhaft hielt er einen immer gleichbleibenden Abstand zu dem Raumkörper ein.

Ein wichtiger Augenblick war gekommen. Kerulen gab den Befehl, eine Magnesiumsonne mit dem Katapult in Richtung des Meteoriten zu schleudern. Voller Erwartung blickten Mirsanow, Kerulen, Lorcester, der Navigator, El Durham, Nikeria und Franken auf den großen zentralen Bildschirm. Ein großer dunkler Fleck hob sich vom sternigen Hintergrund ab. Das war der Meteorit.

Nach einigen Minuten leuchtete ein weißlicher Lichtschein auf. Die Magnesiumsonne hatte gezündet. Ihr stabförmiger Körper brannte langsam ab. Das helle Licht ergoß sich über den Meteoriten. Deutlich und scharf hob sich sein Aussehen mit allen Einzelheiten hervor.

Der Meteorit war eine große, längliche und nicht besonders dicke Felsplatte. Er rotierte kaum merklich um seine Längsachse. Die beiden Flächen der Felsplatte schienen ziemlich eben zu sein. Nur um die Kanten dieses großen Bruchstückes zogen sich scharfgezackte Ecken und Spitzen. Die Platte schien ein äußerst festes Gefüge zu haben. Soweit es sich auf dem Fernsehbild erkennen ließ, durchzog auch nicht ein Riß die glatten Flächen. Der Stab der Magnesiumsonne war verbrannt. Der helle weißliche Lichtschein ließ merklich nach. Wenige Sekunden später erlosch die Lichtquelle.

Oulu Nikeria hatte inzwischen an Hand optischer Messungen geometrische Berechnungen mit dem Elektronenhirn angestellt. Auch Norbert Franken war nicht müßig geblieben und hatte Funkmessungen vorgenommen. Nikeria und Franken verglichen und ergänzten gegenseitig ihre Ergebnisse. Sie ergaben Übereinstimmung.

„Der Meteorit ist eine Felsplatte von 410 Meter Länge, 237 Meter Breite und 21 bis 34 Meter Dicke“, berichtete Norbert Franken dem ungeduldig harrenden Professor. „Seine Masse beträgt etwa 10 Millionen Tonnen“, ergänzt Oulu Nikeria.

„Das bedeutet, daß dieser Riesenmeteorit, der fast schon ein Asteroid ist, für die Errichtung einer Anti-Falle geeignet ist, nicht wahr?“ fragte der Kommandant die beiden Wissenschaftler Mirsanow und Lorcester.

Mirsanow überlegte mit gerunzelter Stirn. Dann sagte er: „Ja, ich glaube, die Felsplatte ist lang und eben genug für unser Projekt. Sie bietet genug Fläche. Wir müssen den Meteoriten sofort inspizieren. Es ist notwendig, ihn aus nächster Nähe in Augenschein zu nehmen, um den Platz auszusuchen, wo die Anti-Falle aufgestellt werden kann.“

Mirsanow und Lorcester waren so vom Eifer für ihr Projekt befallen, daß sie aus dem Steuerraum hinausrannten, um sich für den Ausflug in den Weltraum vorzubereiten. Sie gingen sofort zu einer Schleuse und legten sich die schweren Weltraumanzüge an.

Die beiden Wissenschaftler benutzten nicht die Aufklärungsrakete Kioto Yokohatas, sondern Einmannraketen. Jeder der beiden bestieg eins dieser Kleinstraumfahrzeuge, die Ähnlichkeit mit an zwei Enden in Kegelstümpfen auslaufenden Hochseebojen hatten. Die zwei Einmannraketen wurden kurz nacheinander einfach durch die Umkehrung der Wirkungsrichtung des künstlichen Gravitationsfeldes aus der geöffneten Schleusenkammer heraus und vom Rumpf des Raumschiffes hinweggetrieben. Sie fielen gewissermaßen in den Weltraum hinaus.

Als sie mehrere hundert Meter vom Raumschiff weggetrieben waren, ließen sie die kleinen Raketenmotore an. Sie steuerten auf die dunkle Masse der Felsplatte zu. Ganz allmählich näherten sie sich ihr. Mirsanow hielt sich zwanzig Meter von dem Meteoriten entfernt, und Lorcester schob sich mit seiner Einmannrakete in nur fünf Meter Abstand an der Felsplatte entlang.

Sorgfältig wurde der Meteorit von allen Seiten untersucht. Zeichnungen und Skizzen entstanden in den engen Kabinen der Einmannraketen, auf denen alle Beobachtungen und geeignete Stellen für die Anti-Falle eingetragen waren. Zuerst wurde die der Sonne zugewandte Ebene der Platte genau studiert. Diese Fläche drehte sich infolge der Rotation aus dem Bereich der Dämmerung verbreitenden Sonnenstrahlen heraus, so daß die beiden Forscher auch die andere Seite der Platte sorgfältig unter Ausnutzung des schwachen Sonnenlichtes absuchen konnten.

Das Sonnenlicht hatte hier in rund 500 Millionen Kilometer Entfernung von diesem Zentralgestirn nur noch ein Zehntel der Leuchtkraft wie auf der Erde. Die jeweils der Sonne zugewandte Seite des Meteors wurde also von einer Art dämmrigen Lichts überstreut und matt erhellt. Für eine Untersuchung war dieses Licht fast schon zu schwach. Dennoch begnügten sich die beiden Forscher damit. Nur ab und zu schaltete einer von ihnen seinen Bordscheinwerfer ein, um die Oberfläche des Felsens an einer bestimmten Stelle abzutasten.

Lorcester, der der Oberfläche des Meteors am nächsten war, hatte die gefährlichere, aber auch die günstigere Beobachtungsposition inne. Er führte seine Einmannrakete langsam hin und her. Dabei hatte er den Eindruck, als tanze er an einer Felswand auf und ab. Es war ihm aber absolut unmöglich, zu bestimmen, wo an dieser Wand oben oder unten war. Im Kosmos gab es eben kein Oben und Unten. Lorcester mußte dabei höllisch aufpassen, damit er den Zacken und Felsnadeln am Rande der Platte nicht zu nahe kam, denn diese ragten teilweise bis zu zwölf Meter in den Weltraum hinaus.

„Der felsige Boden des Meteors ist völlig glatt, wie mit dem Besen gekehrt“, berichtete Lorcester bei der Annäherung dem noch etwas weiter entfernten Mirsanow über Sprechfunk. „Kein Geröll und keinerlei Gesteinskrümel sind verstreut.“ Lorcester entdeckte lediglich eine trichterförmige Vertiefung, in der sich einige lose Steine angesammelt hatten. Als er seine Einmannrakete noch näher an die Felsplatte heranführte, stellte er fest, daß der Boden reichlich mit kleinen Unebenheiten bedeckt war. „Es gibt zahlreiche zentimetergroße Buckel, Wellen und Absätze sowie viele kleine faust- bis tellergroße Mulden“, berichtete Lorcester an Mirsanow. Erfreulicherweise durchzogen aber keine großen Spalten die Felsplatte. Nur wenn man ganz genau hinsah, konnte man im grellen Lichtkegel des Bordscheinwerfers haarfeine Risse erkennen.

Lorcester untersuchte einen dieser Risse. Er brachte seine Einmannrakete an der senkrechten Felswand zum Halten. Vorsichtig ließ er sie bis auf einen halben Meter an die Wand heranrücken. Dann setzte er seine beiden Manipulatoren ein.

Die Manipulatoren waren künstliche Arme, die aus Öffnungen der kleinen Rakete herausgestreckt werden konnten. Diese Arme sahen wie mechanische Klauen oder Greifer aus und vermochten nicht nur große Werkzeuge zu halten sowie grobe Arbeiten auszuführen, sondern man vermochte mit ihnen auch die feineren Handarbeiten zu erledigen.

Diese Manipulatoren wurden mit Bioströmen gesteuert. Der Pilot trug dazu breite Armbänder an seinen Handgelenken, die die Bioströme aus den menschlichen Muskeln und Nerven in sich aufnahmen und an einen radioähnlichen Verstärker weiterleiteten. Die Manipulatoren ahmten draußen im Vakuum des Weltraums getreulich alle Bewegungen nach, die der Pilot in seiner Kabine mit dem Arm oder mit der Hand ausführte.