Выбрать главу

Kioto hatte auf einmal ein unangenehmes Gefühl. Seine Fröhlichkeit war im Nu verflogen. Im Kegel mußte eine ungewöhnliche Entdeckung gemacht worden sein. „Hallo Rai, hallo Rai! Was gibt's? Ist was geschehen? Braucht ihr Hilfe?“

„Gib doch Ruhe, du in deiner Kabine“, klang es unwirsch zurück. Dann besann sich Rai aber. „Nein, danke, keine Hilfe. Hier im Kegel ist nichts mehr zu machen.“

„So kurz und erfolglos hatte ich mir den Erkundungsgang nicht vorgestellt“, hörte Kioto den Monteur enttäuscht murmeln.

Auch im Raumschiff hatte man den seltsamen Disput der Kundschafter mit angehört. Kerulen und Mirsanow, die noch immer vor dem großen Bildschirm saßen, sahen sich fragend an. Aber da meldete sich schon Rai Raipurs Stimme, jetzt wieder laut und deutlich. Anscheinend hatte er sich ein vorläufiges Urteil gebildet.

„Hallo AJ-408, hallo Raumschiff! Wir bekommen viel Arbeit. Es sieht hier im Kegel wüst und hoffnungslos aus. Wir werden einen neuen Sender aufbauen müssen. Ein bedeutender Teil der Transistoren- und Halbleiteranlage ist zerstört. Hier drinnen muß für kurze Zeit hoher Druck und große Hitze geherrscht haben. Vermutlich hat ein Kleinmeteorit den Sender getroffen. Der Meteorit, etwa kirschkerngroß, hat die Kegelwand durchschlagen und ist hier im Innern zerplatzt. Dabei ist alles zertrümmert worden.“

Kerulen erteilte den Kundschaftern den Auftrag, die weitere Untersuchung des Senders einzustellen und einen passenden Standort für Mirsanows zweite Anti-Falle zu ermitteln.

Im Raumschiff setzte nun eine emsige Tätigkeit ein. Aus den Lagerräumen wurde eine vollständige Ausrüstung für das neue Funkwarnfeuer sowie das Material für die Falle zu den Schleusenkammern geschafft. Kerulen und der Navigator arbeiteten einen Plan aus, der den pausenlosen Fortgang der Arbeiten garantierte. Jedes der Besatzungsmitglieder einschließlich der Wissenschaftler sollte täglich für eine bestimmte Zeit zu den Bauarbeiten herangezogen werden.

All diese Vorbereitungen waren noch nicht abgeschlossen, als auch schon die Kundschafter mit der kleinen Erkundungsrakete Kioto Yokohatas vom Asteroiden zurückkehrten. Sie erstatteten dem Kommandanten über mehrere geeignete Stellen für die Anti-Falle Bericht. Der Kommandant beriet umgehend mit den Wissenschaftlern über den günstigsten Platz. Bald war man sich über den Standort einig.

Nun konnten die Programme zum Bau des Senders und der Falle ablaufen. Zwischen dem Raumschiff und dem Asteroiden begann ein lebhaftes Hin und Her. Unermüdlich wurden sowohl mit den Einmannraketen als auch mit der Aufklärungsrakete alle Bauteile und Arbeitsmittel zum Asteroiden hinübergeschafft. Der Transport nahm viel Zeit in Anspruch.

Die V-Rakete

Einige Stunden nach Baubeginn ereignete sich etwas Unheimliches. Die Arbeiten am fast vollendeten neuen Funkwarnfeuer und am halbfertigen Trichter der zweiten Anti-Falle auf dem Asteroiden Adonis mußten abgebrochen werden.

Norbert Franken hatte im Zentralposten Steuerwache. Im Raumschiff hielt sich nur ein Teil der Besatzung auf. Der andere Teil war auf dem Asteroiden mit den Transport- und Montagearbeiten sowie mit wissenschaftlichen Untersuchungen beschäftigt.

Zusammen mit Franken saß Sagitta im zentralen Steuerraum. Sie wußte Oulu drüben auf dem Asteroiden und beobachtete jetzt auf dem großen Bildschirm die Vorgänge auf der Baustelle. Sagitta war in den vergangenen Tagen immer mit Oulu zum Planetoiden hinübergeflogen. Sie waren stets zugleich für die Bauarbeiten eingesetzt gewesen.

Heute aber, vor wenigen Stunden, war ein Monteur verunglückt. Sein Atemgerät hatte falsch gearbeitet. Er hatte sich eine Sauerstoffvergiftung zugezogen. Sagitta hatte nunmehr die Pflicht, an Bord zu bleiben und den Patienten zu betreuen. Nachdem die Sauerstoffvergiftung abgeklungen war und sich der Zustand des Monteurs gebessert hatte, war Sagitta in den zentralen Steuerraum gekommen, um eine Weile das Treiben auf dem Planetoiden zu beobachten. Sie versuchte, Oulu zu erkennen. Das war schwer, denn im Raumanzug sahen alle gleich aus.

Auf Adonis erhob sich der Trichter der Anti-Falle bereits in halber Höhe. Im Augenblick entlud man die Erkundungsrakete, die die Transistorenanlagen für das neue Funkwarnfeuer gebracht hatte. Außerdem waren Monteure damit beschäftigt, die einzelnen Teile der dreißig Meter hohen Gittermasten, die den Trichter halten sollten, aufeinanderzusetzen. Achthundert Meter weiter nahmen Mirsanow und einige andere Wissenschaftler auf dem kleinen Plateau Messungen der kosmischen Strahlung vor.

Alle zwanzig Minuten verschwand das Bild mit seinem emsigen Treiben infolge der Rotation des Planetoiden. Drüben auf dem Asteroiden ergossen ununterbrochen bei Nacht und auch in der Dämmerzeit Scheinwerfer ihr helles Licht über die Baustelle. Sie tauchten den Bauplatz in ein sich scharf von der kosmischen Dunkelheit abgrenzendes Lichtfeld. Wer den Kreis des Lichtes überschritt, war von der Finsternis verschluckt, da die das Licht zerstreuende Atmosphäre fehlte.

Nach zwanzig Minuten erschien die Baustelle wieder auf der Dämmerungsseite des Asteroiden. Vom Schiff aus konnte man wieder die von den Raumanzügen unförmig vermummten Figürchen der Astronauten herumhüpfen sehen.

Plötzlich schrillte die Alarmklingel des Radars.

Norbert Franken wandte seinen Blick stirnrunzelnd vom großen Bildschirm ab. Auf dem Radarschirm des Funkpultes war ein heller Fleck erschienen. Er schob sich hinter dem Asteroiden hervor.

Franken las den Registrierstreifen des Radarschirmes ab. Nach den dort aufgezeichneten Angaben war das Radarobjekt schon einmal vor etwa einer Stunde in einer Entfernung von rund 18000 Kilometern erfaßt worden. Es war dann aber hinter dem Asteroiden verschwunden und erst jetzt wieder aufgetaucht. Franken mußte es wohl, vom Treiben auf dem Asteroiden abgelenkt, übersehen haben. Der Radarschreiber gab an, daß der erfaßte Gegenstand etwa in der gleichen Richtung wie AJ-408 und wie Adonis flog, sich dabei aber gleichzeitig dem Raumjäger und dem Planetoiden mit 5 Kilometer in der Sekunde näherte. Sein Abstand betrug noch 4200 Kilometer.

Franken blieb ruhig. Er errechnete, daß der kosmische Flugkörper, vor dem das Radar gewarnt hatte, in etwa vierzehn Minuten die Bahn des Asteroiden dicht vor ihm schneiden würde.

„Achtung, Arbeitsgruppen! Hier AJ-408! In vierzehn Minuten passiert unseren Bereich ein kosmischer Flugkörper. Es ist vermutlich ein großer Meteorit. Die Gefahr eines Zusammenstoßes besteht noch nicht. Empfehle trotzdem, die Schutzkegel des Funkwarnfeuers und der Anti-Falle aufzusuchen. — Ende.“

Da jeder Raumanzug mit einem streichholzschachtelgroßen Ultrakurzwellengerät für Sendung und Empfang ausgerüstet war, konnten alle Besatzungsmitglieder außerhalb des Raumschiffes die Warnung empfangen. Frankens Mitteilung war außerdem vom Bordfunk übertragen worden, so daß auch alle im Raumschiff anwesenden Besatzungsmitglieder Bescheid wußten.

Auf dem großen Bildschirm konnte man sehen, wie auf dem Asteroiden einige Gestalten dem Schutzkegel zustrebten. Auch die Monteure, die in der Höhe an der Errichtung der Gittermasten arbeiteten, kamen heruntergeschwebt. Andere blieben unbekümmert. Sie gingen weiter ihrer Arbeit nach.

Sagitta, sonst nicht ängstlich, konnte sich einer bangen Ahnung nicht erwehren. Vielleicht lag das daran, daß sie Oulu auf dem Asteroiden wußte. Dort draußen war eine Begegnung mit einem Meteoriten weitaus gefährlicher als im Raumschiff. Auch die eventuelle Zerstörung des Meteoriten mit den Strahlen des Helicons oder einem Atomgeschoß konnte für die Arbeitsgruppen auf Adonis unangenehme Begleiterscheinungen haben.

Besorgt versuchte Sagitta, in der Miene ihres Bruders Norbert zu lesen.

Der Funker beobachtete nachdenklich mit steigender, kaum zu verbergender Unruhe den immer deutlicher werdenden Radarreflex. Die außerordentliche Helle des Reflexes und die eigentümliche, aber noch undeutliche Form machten ihm Sorge. Franken fühlte sich unentschlossen. Allmählich begann sich die Form auf dem Radarschirm klarer abzuheben. Franken bekam vor Verwunderung große Augen. Er glaubte, seine Sinne täuschten ihn.