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Nachdem der Ripper für eine Weile mit den anderen Musikern gespielt hatte, stand er auf und bot ein Solo dar, das die Höhle schier in Aufruhr versetzte. Die Trompetenklänge hallten von den Felswänden wider und rissen alle von den Stühlen; sie wiegten sich im Takt der fetzigen Musik und klatschten dazu in die Hände. Als er fertig war, brüllten sie vor Begeisterung und verlangten eine Zugabe.

Der Abend verging wie im Flug. George vergaß ganz das Schiff, das er noch abbezahlen musste, vergaß, dass er am nächsten Morgen früh aufstehen musste, um die Reparatur am Hauptgreifarm der Matilda zu beenden, damit er endlich von Ceres verschwand und den von ihm unterschriebenen Schürfvertrag erfüllte, bevor die Frist ablief und er der Astro Corporation eine Vertragsstrafe zahlen musste. Er saß wie alle anderen Leute einfach nur da, lauschte verzückt der Musik, rannte mit allen anderen zur Bar, wenn die Band eine Pause einlegte und trank die ganze Zeit. Er wurde auch berauscht — nicht aber vom Bier, sondern von der Musik.

Es war schon nach Mitternacht, als die Band nach ein paar Zugaben aufhörte und die Instrumente und Ausrüstung zusammenpackte. Die Leute verließen müde, aber glücklich den Pub. Die Zwillinge waren wie gewöhnlich verschwunden. Niemand hatte Hand an sie gelegt, außer in der virtuellen Realität. George bahnte sich durch die Menge einen Weg zum Ripper.

»Darf ich dir ein Bier ausgeben, Kumpel?«

Ripley schloss den Trompetenkoffer und schaute zu ihm auf. »Vielleicht eine Cola, wenn du es dir leisten kannst«, sagte er lächelnd.

»Logo, Rip. Keine Sorge.«

Ein paar Unentwegte standen noch immer an der Bar und schienen auch nicht die Absicht zu haben, zu gehen. George sah eine Gruppe von vier der neuen Typen dort sitzen; sie hatten sich über ihre Drinks gebeugt und unterhielten sich leise und angelegentlich. Sie alle trugen Overalls mit dem HSS-Logo über den Namensschildern.

»Noch ein Bier für mich und eine Cola für den Ripper hier«, rief George dem Barkeeper zu.

»Eine Cola?«, rief einer der Prolls spöttisch. Die anderen lachten.

Ripley, der an der Bar stand, lächelte ihnen zu. »Ich trinke nach Mitternacht keinen Alkohol mehr. Ich arbeite morgen früh wieder am Habitat.«

»Sicher«, kam die Antwort.

George schaute sie finster an. Sie waren noch neu in Ceres und wussten deshalb nicht, dass eine Import-Cola ein halbes Vermögen kostete. Er drehte sich wieder zu Ripley um. »Eine super Show hast du heute Abend geboten.«

»Es scheint den Leuten jedenfalls gefallen zu haben.«

»Schon mal dran gedacht, professionell zu spielen? Du bist zu gut, um in diesem Felsen zu versauern.«

Ripley schüttelte den Kopf. »Nee. Ich spiele Trompete nur so zum Spaß. Wenn ich es ernst nähme, würde es nur in Arbeit ausarten.«

»Du hast meine Ohren gequält mit diesem verdammten Lärm«, sagte ein anderer Proll.

»Genau«, sagte einer seiner Kumpel. »Wieso, zum Teufel, musstest du so verdammt laut spielen?«

»Tut mir Leid«, erwiderte Ripley, bevor George etwas zu sagen vermochte. »Das nächste Mal werde ich einen Schalldämpfer benutzen.«

Der Beschwerdeführer ging zu Ripley an die Bar. »Scheiß aufs nächste Mal. Wie willst du mich wegen der verdammten Kopfschmerzen entschädigen, die ich mir wegen dir eingehandelt habe?«

Er war groß, langgliedrig und athletisch gebaut; und er hatte kurzes blondes Haar mit einem ›Rattenschwanz‹ wie einer der alten Matadore. George sah, dass er noch jung war, aber doch schon alt genug, um bessere Manieren zu haben.

Das Lächeln des Rippers wirkte nun etwas gequält. »Ich könnte dir vielleicht zwei Aspirin spendieren«, erwiderte er sehr freundlich.

»Fick dich mit deinem Aspirin.« Der Typ schüttete dem Ripper seinen Drink ins Gesicht.

Ripley wirkte schockiert; er wusste nicht, wie er nun reagieren sollte. Er blinzelte nur verwirrt, während das Bier von der Nase und den Ohren tropfte.

George trat zwischen sie. »Das war aber nicht sehr nett«, sagte er.

»Ich spreche nicht mit dir, Rübezahl. Ich spreche mit diesem Klugscheißer und Radaubruder.«

»Er ist mein Freund«, sagte George. »Ich finde, du solltest ihn um Entschuldigung bitten.«

»Und ich glaube, du solltest deinen behaarten Arsch hier rausschieben, bevor dir noch etwas zustößt«, sagte der Proll, während seine drei Kumpels aufstanden und sich zu ihm gesellten.

George lächelte fröhlich. Nun wird es interessant, sagte er sich. »Mr. Ripley steht nicht auf Kneipenschlägereien«, sagte er zu demjenigen, der Ripley das Bier ins Gesicht geschüttet hatte. »Ihm platzt dabei vielleicht noch die Lippe auf, weißte, und dann würden alle hier einen Hals auf die Leute kriegen, die das gemacht haben.«

Der Typ schaute sich um. Der Pub war schon fast leer. Die paar verbliebenen Gäste hatten sich mit ihren Drinks von der Bar zurückgezogen. Ein paar Leute, die gerade im Begriff waren zu gehen, blieben an der Tür stehen und beobachteten die Szene. Der Barkeeper war schon einmal vorsichtshalber ans andere Ende der Theke zurückgewichen, wobei der Ausdruck in seinem Gesicht zwischen Nervosität und Neugier changierte.

»Ich scheiß drauf, wer auf wen ’nen Hals kriegt. Und das gilt auch für dich, du Arsch.«

George packte den Typen am Schlafittchen, hob ihn mit einer Hand hoch und setzte ihn mit einem Plumps auf der Bar ab. Er wirkte überaus überrascht. Seine drei Freunde standen reglos da.

Ripley berührte George am Arm. »Komm schon, Kumpel. Eine Schlägerei muss doch nicht sein.«

George schaute vom Proll, der auf der Bar hockte, zu seinen drei Kollegen, die noch auf eigenen Füßen standen. Dann grinste er breit.

»Ja«, sagte er zum Ripper. »Bringt nix, die Einrichtung zu demolieren. Oder ein paar Köpfe einzuschlagen.«

Er drehte sich und ging zur Tür. Und dann sprangen alle vier ihn gleichzeitig an. Das hatte er aber kommen sehen. Sie hatten indes keine Ahnung, wie man in einer niedrigen Schwerkraft kämpfte.

George wirbelte herum und erwischte den Ersten mit dem Handrücken, sodass er zu Boden ging. Die nächsten beiden wollten ihm die Arme festhalten, doch George schüttelte sie einfach ab. Der ursprüngliche Unruhestifter kam mit einem hochtönenden Jaulen auf ihn zu und versuchte ihn mit einem Karatetritt im Gesicht zu erwischen. George packte den Fuß mitten in der Bewegung und bog ihn um, sodass der andere vom Boden abhob und in einer zeitlupenartigen Spiralbewegung über die Bar hinwegflog. Er krachte in die Glasdekoration der Regale an der Rückwand.

»Gottverdammt, George, das wird aber teuer!«, schrie der Barkeeper.

Doch George war gerade mit den drei anderen Prolls zugange, die sich inzwischen wieder berappelt hatten. Sie gingen alle auf einmal auf ihn los, doch hätten sie genauso gut versuchen können, eine Statue umzuwerfen. George wankte grunzend einen Schritt zurück und schlug dann einen mit einem hammerharten Schlag zwischen die Schulterblätter nieder. Die anderen beiden schüttelte er ab, hob sie am Kragen hoch, schüttelte sie durch, wie ein Terrier eine Ratte schüttelt und stieß sie dann mit den Köpfen zusammen. Es klang hölzern.

Er schaute sich um. Zwei Männer lagen bewusstlos zu seinen Füßen. Und ein dritter lag mit dem Gesicht nach unten stöhnend auf dem Boden. Der Barkeeper beugte sich über den Proll, der in den Splittern der Verglasung hinter der Bar auf dem Boden lag und rief: »Irgendjemand wird für diesen Schaden aufkommen!«

»Bist du in Ordnung, George?«, fragte Ripley.

George sah, dass der Ripper einen Obstkistenstuhl in den Händen hielt. Er lachte. »Was willst du denn damit — sie zu Erde verfrachten?«