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»Glaubst du noch immer, dass es sich um Brandstiftung handelt?«, fragte sie.

»Natürlich!«, rief er ärgerlich. »Er hatte doch nie vor, uns zehn Millionen zu zahlen! Das war ein Köder, eine List. Er vertreibt uns von Ceres und überhaupt aus dem Gürtel.«

»Aber wieso hatte er uns das Angebot dann überhaupt erst unterbreitet …?«, fragte Amanda verwirrt.

»Um uns in die richtige Stimmung zu versetzen«, sagte Fuchs mit von Spott triefender Stimme. »Um uns an die Vorstellung zu gewöhnen, den Gürtel zu verlassen. Und nun wartet er darauf, dass wir zu ihm gekrochen kommen und ihn anbetteln, uns so viel zu zahlen, wie er uns zu geben bereit ist.«

»Das werden wir nicht tun«, sagte Amanda entschlossen. »Wir werden weder kriechen noch betteln.«

»Nein«, pflichtete er ihr bei. »Aber wir werden gehen. Wir haben keine andere Wahl.«

»Wir haben immer noch das Schiff.«

Er hob die buschigen Brauen. »Die Starpower? Willst du etwa wieder als Prospektor arbeiten?«

Amanda wollte eigentlich nicht wieder zum früheren Leben als Felsenratte zurückkehren. Aber sie nickte feierlich. »Ja. Wieso nicht?«

Fuchs schaute sie an; widerstreitende Emotionen brannten in seinen tief liegenden Augen.

* * *

Niles Ripley schlurfte todmüde über den öden dunklen Boden in Richtung der Luftschleuse. Er hatte das Gefühl, dass eine Vierstundenschicht im Habitat genauso anstrengend war wie eine Woche Schwerarbeit an einem anderen Ort. Und der Rückflug im Zubringer zur Oberfläche von Ceres war auch kein Vergnügen; die Bodenstation steuerte das kleine Boot zwar per Fernsteuerung aus dem Innern des Asteroiden, doch Ripley fühlte sich ohne einen menschlichen Piloten an Bord überaus unbehaglich. Dennoch war das Raumboot sicher gelandet — ein paar Meter von einem Humphries-Schiff entfernt, das gerade mit Vorräten für ein Bergbauschiff beladen wurde, das irgendwo im Orbit hing.

Ich kann es kaum erwarten, in den Pub zu gehen und ein paar Bierchen zu zischen, sagte Ripley sich. Bei Gott, heute werde ich mir sogar ein Importbier genehmigen.

Die Bauarbeiten kamen gut voran. Langsamer zwar, als Fuchs erwartet hatte, doch Ripley war mit dem Fortschritt zufrieden, den die Crew machte. Er schaute im Kugelhelm nach oben und sah das Habitat im Sonnenlicht funkeln, während es sich langsam wie ein Riesenrad drehte.

Na schön, sagte er sich, dann sieht es eben aus wie ein Schrotthaufen. Ein Haufen zentrisch angeordneter Raumschiffe, von denen keine zwei exakt identisch waren. Aber der Schrotthaufen stand kurz vor der Fertigstellung; bald würden Menschen oben in diesem Habitat leben und etwa die gleiche Schwerkraft wie auf dem Mond haben.

Zuerst muss ich aber dafür sorgen, dass der Strah-lenschutzschirm funktionierte, sagte er sich. Sechzehn verschiedene Sätze von supraleitenden Magneten, und es würden noch weitere dazukommen. Sie in Betrieb zu nehmen würde ein hartes Stück Arbeit werden.

Überhaupt war die Arbeit so verdammt anstrengend. Die Flachländer auf der Erde glaubten, dass das Arbeiten in der Schwerelosigkeit lustig wäre. Und leicht. Man trieb einfach umher wie in einem Schwimmbecken. Von wegen! Die Realität sah so aus, dass man jede Bewegung bewusst planen musste; im Raumanzug musste man wirklich Kraft aufwenden, um die Arme auszustrecken oder ein paar Schritte zu gehen. Sicher, man konnte wie ein gedoptes Karnickel herumhüpfen, wenn man unbedingt wollte. Verdammt, ich könnte von Ceres abspringen und wie Superman durchs All fliegen, wenn ich Lust dazu hätte — und falls es mir egal wäre, wenn ich mir bei der Landung die Beine breche. Die Arbeit in der Schwerelosigkeit ist anstrengend, vor allem in diesen verdammten Anzügen.

Für heute ist jedenfalls Feierabend, sagte er sich und sah, wie das Habitat langsam unter dem stark gekrümmten, zerklüfteten Horizont verschwand. Ceres ist ja so klein, sagte er sich. Nur ein hochgejubelter Felsbrocken, der mitten im Nichts hängt. Ripley schüttelte den Kopf im Kugelhelm; er vermochte es kaum zu fassen, dass er hier draußen an diesem unwirklichen Ort arbeitete. Er setzte den Weg zur Luftschleuse fort und wirbelte trotz aller Vorsicht bei jedem Schritt körnige Staubwolken auf, die sich erst nach langer Zeit wieder setzten. Dann senkte er den Kopf im Helm und sah, dass der Anzug wie üblich bis hinauf zur Überhose mit grauem Staub überzogen war. Die Ärmel und Handschuhe waren auch verschmutzt. Ich werde eine gute halbe Stunde brauchen, um den Anzug von diesem ganzen Siff zu säubern, sagte er sich.

Die Luftschleuse war in eine Kuppel aus Ceres-Steinen integriert; die massive Metallluke war das einzige Anzeichen menschlicher Präsenz an der Oberfläche von Ceres außer den beiden fragilen Raumschiffen, die dort draußen standen. Ripley hatte die Luke fast erreicht, als sie aufschwang und drei mit Raumanzügen bekleidete Gestalten langsam und vorsichtig herauskamen, als ob sie bei jedem Schritt, den sie in dieser minimalen Schwerkraft machten, die Beschaffenheit des Bodens prüfen wollten. Bei allen Raumanzügen prangte ein HSS-Logo an der linken Brust, direkt über den Namensschildern. Ripley fragte sich, ob es sich vielleicht um die Typen handelte, die Big George im Pub aufgemischt hatte. Sie waren alle Mitarbeiter von Humphries gewesen, wie er sich erinnerte.

Sie trugen sperrige Kisten, die wahrscheinlich mit Ausrüstungsgegenständen gefüllt waren. In Ceres’ niedriger Schwerkraft vermochte ein Mann Lasten zu tragen, für die andernorts ein kleiner Lkw benötigt wurde. Alle drei hatten diverse Werkzeuge an den Koppelgürteln hängen.

»Wohin des Wegs, Kameraden?«, fragte Ripley leutselig auf der allgemeinen Anzugsfunkfrequenz.

»Wir beladen das Boot«, ertönte die Antwort im Ohrhörer.

»Jeden Tag der gleiche Mist«, beklagte sich ein anderer. »Lauter Kram für die Bergbauschiffe oben im Orbit.«

Dann waren sie so nah, dass sie Ripleys Namen lesen konnten, der auf seinen Hartschalenanzug schabloniert war. Ripley sah, dass sie neu auf Ceres waren, denn sie hatten noch keinen persönlichen Anzug bekommen. Die Anzüge, die sie trugen, hatten sie sich anscheinend aus dem HSS-Lager besorgt; sie hatten die Namen auf Klebeband geschrieben und auf die Anzüge geklebt.

»Buchanan, Santorini und Giap«, las Ripley laut. »Hi. Ich bin Niles Ripley.«

»Wir wissen, wer du bist«, sagte Buchanan etwas angesäuert.

»Der Trompetenspieler«, sagte Santorini.

Ripley setzte sein ›Frieden schaffendes‹ Lächeln auf, obwohl sie es im Zwielicht wohl kaum sahen.

»He, dieser Streit von vor ein paar Tagen tut mir Leid«, sagte er besänftigend. »Mein Freund hat sich da wohl etwas hinreißen lassen.«

Alle drei stellten ihre Kisten auf den geröllübersäten, staubigen Boden.

»Ich habe gehört, dass man dich den Ripper nennt«, sagte Buchanan.

»Manchmal«, sagte Ripley zurückhaltend.

»Wo ist eigentlich deine Trompete?«

»In meinem Quartier«, sagte Ripley mit einem leisen Lachen. »Ich trage sie nicht ständig mit mir rum.«

»Zu dumm. Ich würde sie dir wirklich gern in den Arsch rammen.«

Ripley lächelte noch immer. »Ach, komm schon. Es gibt doch keinen Grund, um …«

»Dieser Gorilla, dein Freund, hat Carl mit drei gebrochenen Wirbeln auf die Krankenstation geschickt!«

»He, ich habe den Streit nicht angefangen. Und ich suche auch jetzt keinen.«

Sie drangen auf ihn ein und hielten seine Arme fest. Im ersten Moment hätte Ripley fast gekichert. Ihr könnt doch in Raumanzügen keinen Kampf austragen, um Gottes willen! Es wäre, als ob man in einer Ritterrüstung boxen wollte.

»He, nun reicht es aber«, sagte Ripley und versuchte die Arme freizubekommen.

Buchanan trat ihm die Beine unter dem Körper weg, und Ripley kippte in der zeitlupenartigen Bewegung, die für die Mikrogravitation charakteristisch war, wie in Trance nach hinten. Sein Fall schien minutenlang zu dauern; unzählige Sterne wanderten in diesem Zeitraum lautlos und majestätisch durch sein Blickfeld. Schließlich traf er auf dem Boden auf; der Kopf schlug von innen schmerzhaft gegen den Helm, und eine dichte Staubwolke hüllte ihn ein.