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Humphries wartete darauf, dass Fuchs etwas sagte. »Ich hoffe, Sie haben letzte Nacht gut geschlafen«, sagte Humphries schließlich.

Plötzlich dachte Fuchs wieder an die versteckten Kameras. Er räusperte sich und sagte: »Ja, danke.«

»Fühlen Sie sich wohl im Hotel? Ist alles in Ordnung?«

»Das Hotel ist in Ordnung.«

Die dritte Person im Raum war Diane Verwoerd. Sie saß auf dem anderen Stuhl vorm Schreibtisch. Sie hatte sich so hingesetzt, dass sie mehr Fuchs als Humphries zugewandt war. Wie ihr Chef trug sie einen Geschäftsanzug. Während Humphries’ burgunderfarbener Anzug jedoch mit filigranen Silberfäden durchwirkt war, bestand Verwoerds Kleidung aus einem schlichteren Material. Der geschlitzte Hosenrock zeigte jedoch einiges von ihren langen schlanken Beinen.

Das Schweigen zog sich in die Länge. Fuchs schaute aufs Holofenster hinter Humphries’ Schreibtisch. Es zeigte den üppigen Garten vorm Haus mit den bunten Blumen und exotischen Bäumen. Schön, sagte er sich, aber künstlich. Konstruiert. Eine Demonstration von Reichtum und Macht, quasi der Triumph des Willens. Wie vielen hungernden, heimatlosen Menschen auf der Erde könnte Humphries helfen, wenn er wollte, anstatt sich in dieser Illusion eines Gartens Eden auf dem Mond zu verbarrikadieren.

»Wir sind hier, um die letzten Modalitäten des Verkaufs der Helvetia GmbH an Humphries Space Systems zu klären«, sagte Verwoerd schließlich geschäftsmäßig.

»Nein, sind wir nicht«, sagte Fuchs.

Humphries richtete sich auf dem Stuhl auf. »Sind wir nicht?«

»Noch nicht«, sagte Fuchs zu ihm. »Vorher müssen wir uns noch mit ein paar Mordfällen befassen.«

Humphries schaute Verwoerd an; in diesem Moment verriet er Zorn. Doch er erlangte die Contenance fast sofort wieder zurück.

»Und was genau meinen Sie damit?«, fragte sie ruhig.

»Mindestens drei Prospektoren-Schiffe sind in den letzten zwei Wochen verschwunden«, sagte Fuchs. »Humphries Space Systems hat irgendwie die Rechte an den Asteroiden erworben, die diese Prospektoren eigentlich beanspruchen wollten.«

»Mr. Fuchs«, sagte Verwoerd mit dem Anflug eines spöttischen Lächelns, »Sie machen aus einer Koinzidenz eine Verschwörung. Humphries Space Systems hat Dutzende von Schiffen im Gürtel stationiert.«

»Ja, und das ist auch verdammt teuer«, ließ Humphries sich vernehmen.

»Und dann wäre da noch der Mord, der auf Ceres von einem Humphries-Mitarbeiter an Niles Ripley verübt wurde«, fuhr Fuchs ungerührt fort.

»Dem Vernehmen nach haben Sie das schon selbst in die Hand genommen«, blaffte Humphries. »Selbstjustiz, nicht wahr?«

»Ich habe vor Gericht gestanden, und man hat auf Notwehr erkannt.«

»Gericht«, sagte Humphries sarkastisch. »Mit Ihren Felsenratten-Kumpels besetzt.«

»Ihr Mitarbeiter hat Niles Ripley ermordet!«

»Nicht auf meine Anweisung«, erwiderte Humphries ungehalten. »Wenn irgendein Hitzkopf auf meiner Lohnliste einen Streit anfängt, kann ich doch nichts dafür.«

»Aber Sie profitieren davon«, sagte Fuchs schroff.

»Wie gelangen Sie zu dieser Schlussfolgerung?«, fragte Verwoerd cool.

»Ripley war die Schlüsselfigur bei unserem Habitatbau-Programm. Weil er nun fehlt, musste die Arbeit eingestellt werden.«

»So?«

»Wenn Sie nun Helvetia übernehmen, ist HSS die einzige Organisation, die noch in der Lage wäre, das Projekt zum Abschluss zu bringen.«

»Inwiefern sollte ich davon profitieren?«, fragte Humphries heftig. »Durch die Fertigstellung Ihres blöden Habitats würde ich keinen einzigen Penny verdienen.«

»Vielleicht nicht direkt«, sagte Fuchs. »Wenn Ceres dadurch aber sicherer und ›wohnlicher‹ wird, werden auch mehr Menschen in den Gürtel gelockt. Und wenn Ihre Firma dann den Nachschub kontrolliert und die Versorgung mit Lebensmitteln und Atemluft, wie sollten Sie davon nicht profitieren?«

»Sie beschuldigen mich also …«

»Meine Herren, wir sind doch hier, um den Verkauf von Helvetia zu verhandeln«, unterbrach Verwoerd die sich zuspitzende Auseinandersetzung. »Und nicht, um über die Zukunft des Asteroidengürtels zu diskutieren.«

Humphries schaute sie finster an; dann atmete er tief durch und sagte widerstrebend: »Richtig.«

Bevor Fuchs etwas zu sagen vermochte, ergänzte Verwoerd: »Was geschehen ist, ist geschehen, und niemand vermag es rückgängig zu machen. Falls ein HSS-Mitarbeiter einen Mord begangen hat, haben Sie schließlich dafür gesorgt, dass er den vollen Preis bezahlt hat.«

Fuchs suchte nach einer Erwiderung.

»Und nun sollten wir zur Sache kommen«, sagte Verwoerd, »und uns auf einen Preis für Helvetia einigen.«

Humphries sprang sofort darauf an: »Mein ursprüngliches Angebot basierte auf Ihren kompletten Aktiva, die sich durch das Feuer im Lagerhaus allerdings in Rauch aufgelöst haben.«

»Das absichtlich gelegt wurde«, sagte Fuchs.

»Absichtlich gelegt?«

»Es war kein Unfall. Es war Brandstiftung.«

»Sie haben einen Beweis dafür?«

»Wir haben keine Gerichtsmediziner auf Ceres. Auch keine polizeilichen Ermittler.«

»Dann haben Sie also keinen Beweis.«

»Mr. Fuchs«, sagte Verwoerd, »wir sind bereit, Ihnen drei Millionen internationale Dollar für die restlichen Aktiva der Helvetia GmbH zu zahlen, was — offen gesagt — kaum mehr als dem Goodwill entspricht, den Sie unter den Bergleuten und Prospektoren verbreitet haben.«

Fuchs schaute sie eine Weile schweigend an. Sie ist sich so sicher, sagte er sich. So cool und unbewegt und, ja, sogar schön — auf eine kalte, distanzierte Art. Sie ist wie eine Skulptur aus Eis.

»Nun?«, fragte Humphries. »Drei Millionen sind wirklich ein schönes Geschenk. Ihre Firma ist real nicht einmal die Hälfte wert.«

»Dreihundert Millionen«, murmelte Fuchs.

»Was? Was haben Sie gesagt?«

»Sie könnten mir auch dreihundert Millionen anbieten. Oder drei Milliarden. Es spielt keine Rolle. Ich werde nicht an Sie verkaufen.«

»Das ist doch Unsinn!«, platzte Humphries heraus.

»Ich werde zu keinem Preis an Sie verkaufen. Niemals! Ich werde nach Ceres zurückkehren und noch einmal von vorn anfangen.«

»Sie sind verrückt!«

»Wirklich? Vielleicht bin ich es. Aber ich wäre lieber verrückt, als Ihnen gegenüber nachzugeben.«

»Sie werden dabei nur draufgehen«, sagte Humphries.

»Soll das etwa eine Drohung sein?«

Erneut richtete Humphries den Blick auf Verwoerd, dann wandte er sich wieder an Fuchs. Er lächelte dünn. »Ich äußere keine Drohungen, Fuchs. Ich mache Versprechen.«

Fuchs erhob sich. »Dann will ich meinerseits auch ein Versprechen machen. Wenn Sie einen Kampf wollen, werde ich kämpfen. Wenn Sie Krieg wollen, werde ich Krieg gegen Sie führen. Meine Art zu kämpfen wird Ihnen nicht gefallen, das verspreche ich Ihnen. Ich habe Militärgeschichte studiert; das war Pflichtfach in der Schule. Ich verstehe zu kämpfen.«

Humphries lehnte sich auf dem Schreibtischstuhl zurück und lachte.

»Lachen Sie nur«, sagte Fuchs und wies mit einem kurzen Finger auf ihn. »Aber bedenken Sie: Sie haben viel mehr zu verlieren als ich.«

»Sie sind ein toter Mann, Fuchs«, blaffte Humphries.

Fuchs nickte zustimmend. »Einer von uns wird am Ende tot sein.«

Sprach’s, drehte er sich um und verließ Humphries’ Büro.

Für eine Weile starrten Humphries und Verwoerd auf die Tür, durch die Fuchs verschwunden war.

»Wenigstens hat er die Tür nicht zugeschlagen«, sagte Humphries grinsend.

»Sie haben ihn zum Kampf provoziert«, sagte Verwoerd mit einem besorgten Stirnrunzeln. »Sie haben ihn in die Ecke gedrängt, und nun glaubt er, dass er durch einen Kampf nichts mehr zu verlieren hätte.«