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»Aber mit einem kleineren Bestand«, grummelte er. »Die Versicherung wird uns nämlich nicht den gesamten Verlust ersetzen.«

»Aber es wäre schon einmal ein Anfang«, sagte Amanda mit einem von Herzen kommenden Lächeln.

Fuchs erwiderte das Lächeln jedoch nicht. Er wandte den Blick von seiner Frau ab. Pancho glaubte, dass irgendetwas in seinem Kopf vorging, und er nicht wollte, dass sie es mitbekam.

»Ich werde wieder als Prospektor arbeiten«, sagte er, den Blick auf die entgegengesetzte Wand des Wohnzimmers gerichtet.

»Aber …«

»Ich werde die Starpower wieder übernehmen, sobald der derzeitige Leasingvertrag abgelaufen ist.«

»Aber was ist mit Helvetia?«, fragte Amanda.

Er drehte sich zu ihr um. »Du wirst Helvetia leiten müssen. Du kannst auf Ceres bleiben, während ich mit dem Schiff unterwegs bin.«

Pancho musterte sie. Da ging irgendetwas zwischen ihnen vor, eine versteckte Agenda, die sie nicht zu ermessen vermochte.

»Lars«, sagte Amanda mit sehr leiser Stimme, »bist du sicher, dass du das tun willst?«

»Das ist das, was ich tun muss, Liebling.« Seine Stimme klang unbeugsam.

* * *

Pancho lud sie beide zum Abendessen im Restaurant Erdblick in der Hotellobby ein.

»Das soll ein gemütlicher Abend werden«, sagte sie ihnen. »Kein Wort über Humphries oder Ceres oder übers Geschäft überhaupt. In Ordnung?«

Sie erklärten sich halbherzig einverstanden.

Also sprachen sie beim Essen natürlich übers Geschäft. Über Panchos Geschäft.

Der stehende Witz übers ›Erdblick‹ war, es sei das beste Restaurant im Umkreis von vierhunderttausend Kilometern. Was durchaus der Wahrheit entsprach: Die beiden anderen Restaurants in Selene, oben in der Grand Plaza, waren bessere Bistros. Das im zweiten Tiefgeschoss gelegene ›Erdblick‹ hatte Panorama-Fensterwände, die holografische Abbildungen der Mondoberfläche zeigten. Man hatte förmlich den Eindruck, durch echte Fenster auf den rissigen Boden des riesigen Kraters Alphonsus zu schauen und auf die erodierten, eingefallenen Ringwall-Berge. Und immer stand die Erde an diesem dunklen Himmel — sie hing dort wie ein glühendes Juwel aus tiefem Blau und reinstem Weiß, das sich ständig veränderte und trotzdem immer gegenwärtig war.

Das ›Erdblick‹ warb damit, dass es menschliches Personal hatte und keine Roboter. Pancho war der Ansicht, dass ein wirklich erstklassiges Restaurant Tischdecken benutzen sollte, doch stattdessen gab es im ›Erdblick‹ glitzernde Platzdeckchen aus lunarem Wabenkern-Metall, das so dünn und geschmeidig wie Seide war.

Keiner von ihnen hatte sich zum Abendessen umgezogen. Fuchs trug noch immer den grauen Anzug und Amanda das türkisfarbene knielange Kleid. Pancho, die ein Faible für Overalls und Softboots hatte, hatte den Tag in einem geschäftlichen Ensemble aus einer schokoladenbraunen Hose, einem hellgelben Sweater und einer beigefarbenen Weste aus Wildleder begonnen. Amanda hatte ihr eine kastanienfarbene irische Spitzenstola geliehen, um ›dein Outfit aufzupeppen‹.

Nachdem der gut aussehende junge Kellner die Getränke gebracht und die Essensbestellungen entgegengenommen hatte, trat am Tisch ein Schweigen ein. Sie hatten sich darauf geeinigt, nicht übers Geschäft zu sprechen. Doch worüber sollten sie sich sonst unterhalten?

Pancho nippte an ihrer Margarita und schaute dem Kellner nach. Ein schöner knackiger Hintern, sagte sie sich. Ob er verheiratet ist?

»Was hast du denn in letzter Zeit so gemacht, Pancho?«, fragte Amanda schließlich — mehr um das Schweigen zu brechen als aus sonst einem Grund.

»Ich? Ich bin an einer Sache dran, von der Dan Randolph schon vor Jahren gesprochen hat: Fusionsbrennstoffe vom Jupiter abzapfen.«

Fuchs spitzte die Ohren. »Fusionsbrennstoffe?«

»Ja. Helium-drei, Tritium und andere Isotope, weißt du. Die Jupiteratmosphäre ist voll davon.«

»Jupiter hat aber eine steile Gravitationsquelle«, sagte Amanda.

»Das kannst du laut sagen«, sagte Pancho. »Stell dir vor, es sind ein paar Verrückte an mich herangetreten, die durch die Jupiteratmosphäre fliegen wollten — als ein Stunt! Sie hatten sogar einen Netzwerkproduzenten dabei.«

»Wahnsinn«, murmelte Fuchs.

»Ja, sicher. Und dann gibt es da noch ein paar Wissenschaftler, die eine Forschungsstation im Orbit um Jupiter einrichten wollen. Um die Monde zu studieren und so.«

»Aber die Strahlung«, sagte Amanda.

»Ein enger Orbit unter den Van Allen-Gürteln des Jupiter. Wäre vielleicht machbar.«

»Astro würde das finanzieren?«

»Nein, zum Teufel!«, platzte Pancho heraus. »Die Universitäten müssen für die Finanzierung sorgen. Wir werden dafür den Sauger bauen.«

»Und ihn als Plattform zum Abschöpfen der Jupiter-Atmosphäre verwenden«, ergänzte Amanda.

Pancho lächelte sie an. Manchmal vergesse ich, wie klug sie doch ist, sagte Pancho sich. Ich lasse mich von ihrem Engelsgesicht und den schönen Brüsten täuschen.

Dann schaute sie auf Fuchs. Er saß mit dem unberührten Drink vor sich da und starrte in ein privates Universum. Woran auch immer er denkt, sagte Pancho sich, er ist eine Myriade Kilometer von hier entfernt.

Waltzing Matilda

Nachdem sie ins Schiff zurückgekehrt waren, brauchten George und Nodon noch einmal Stunden, um die Löcher zu stopfen, mit denen der Laser des Angreifers die Hülle perforiert hatte und alle Systeme auszuprüfen. Sie waren beide todmüde, als sie endlich in der Lage waren, die Raumanzüge auszuziehen und ebenso müde wie ängstlich zur Brücke zu stapfen.

George setzte sich auf den Sitz des Kommandanten, und Nodon glitt auf den Sitz zu seiner Rechten.

»Du führst eine Diagnose des Stromgenerators durch«, sagte George. »Ich werde den Navigationsrechner überprüfen und sehen, wohin, zum Fuck, wir überhaupt fliegen.«

Schweigend arbeiteten sie noch einmal zwanzig Minuten.

»Ich kann den Generator reparieren«, sagte Nodon schließlich. »Es sind nur ein paar Elektroden defekt. Wir haben Ersatzteile dabei.«

George nickte. »In Ordnung. Wenn du den Generator wieder zum Laufen bringst, müssen wir uns wenigstens keine Sorgen wegen des Stroms für die Lebenserhaltungssysteme machen.«

»Das ist mal eine gute Nachricht«, sagte Nodon und nickte.

»Richtig. Und hier ist die schlechte Nachricht. Ohne ein Ruder sind wir im Arsch.«

Nodon sagte nichts. Sein hageres Gesicht blieb völlig ausdruckslos, doch George sah, dass sein kahl geschorener Kopf mit einem glitzernden Schweißfilm überzogen war. Das liegt sicher nicht an der Temperatur hier drin, sagte George sich. Auf der Brücke war es nämlich inzwischen ausgesprochen kühl.

»Er hat genug Löcher in die Treibstofftanks geballert, um uns noch tiefer in den Gürtel zu schicken«, sagte George mit einem schweren Seufzer.

»Und das Haupttriebwerk ist irreparabel beschädigt.«

»Wahrscheinlich.«

»Dann werden wir sterben.«

»Sieht jedenfalls so aus, Kumpel. Es sei denn, uns kommt jemand zu Hilfe.«

»Das Funkgerät ist auch stumm. Er muss die Antennen mit dem Laser zerstört haben.«

George nickte. »Darauf hatte der verdammte Bastard es also abgesehen.«

»Er hat ganze Arbeit geleistet.«

George saß da, starrte auf die Steuerkonsole, auf der die Hälfte der Signallampen rot leuchtete und versuchte nachzudenken.

»Die Lebenserhaltung funktioniert jedenfalls«, dachte er laut.

»Aber erst, wenn der Generator wieder läuft«, klärte Nodon ihn auf. »Sonst werden die Batterien in …« — er blickte auf die Anzeigen — »elf Stunden erschöpft sein.«

»Dann sollten wir den Generator lieber reparieren. Das ist unsere höchste Priorität.«