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»Er muss die Pläne für dieses Schiff gehabt haben«, sagte Nodon, während er den Torso des Hartschalen-Anzugs hochhob und sorgfältig an seinem Platz auf dem Gestell deponierte. »Jedes Detail.«

»Jedes abgefuckte Detail«, pflichtete George ihm bei. Er saß auf der kleinen Bank vor den Anzugsgestellen und nahm sie auf ganzer Breite in Anspruch, sodass Nodon sich aufs Deck setzen musste, um sich die Stiefel auszuziehen. George war zu müde, um sich auch nur vornüber zu beugen und sich der Stiefel zu entledigen.

Als sie die Anzüge Stück für Stück aufgezogen hatten, gingen sie zur Bordküche. »Weißte, irgendjemand muss ihm die Daten für dieses Schiff doch gegeben haben«, sinnierte George laut.

»Ja«, pflichtete Nodon ihm bei.

»Aber wer? Dieses Schiff ist Privateigentum, und seine Spezifikationen sind nicht veröffentlicht worden. Man findet sie auf keiner Website.«

Nodon kratzte sich am spitzen, stoppelbärtigen Kinn und sagte: »Ob er vielleicht Zugang zu den Herstellerdaten hat?«

»Oder vielleicht auch zu den Wartungsdateien auf Ceres«, murmelte George.

»Ja, das wäre möglich.«

George wurde sich seiner Sache immer sicherer. »Wie dem auch sei, es muss jemand von Humphries Space Systems sein. Ihre Leute führen schließlich die Wartungsarbeiten durch.«

»Nicht Astro

»Nee. HSS hat mir einen Sonderpreis angeboten, wenn ich den Wartungsvertrag unterschreiben würde.«

»Dann muss es jemand bei HSS sein«, stimmte Nodon ihm zu.

»Aber wieso? Wieso hat der Bastard uns angegriffen?«

»Sicherlich deshalb, um den Anspruch auf den Asteroiden zunichte zu machen.«

George schüttelte verwirrt den Kopf. »Es gibt Millionen Felsbrocken im Gürtel. Und Humphries ist der reichste Mann im Sonnensystem. Wozu sollte er dann einen lausigen Asteroiden beanspruchen wollen?«

»Vielleicht war er es gar nicht«, sagte Nodon. »Sondern jemand aus seinem Unternehmen.«

»Ja.« George nickte. »Vielleicht.«

»Aber die ganze Betrachtung ist rein akademisch«, sagte Nodon mit einem resignierten Achselzucken.

»Wie meinst’n das, Kumpel?«

Nodon tippte mit dem Finger auf den kleinen Wandbildschirm, der den Inhalt der Bordküche abbildete und sagte: »Wir haben noch Rationen für zweiundzwanzig Tage. Vielleicht auch noch für vierzig Tage, wenn wir unsere Tagesration so weit reduzieren, dass wir nicht verhungern müssen.«

George grunzte. »Hat keinen Sinn, dass wir auf Diät gehen. Wir werden sowieso sterben.«

Kapitel 21

Während der wochenlangen Reise auf der Harper kam Amanda ihr Mann irgendwie wie ein Fremder vor: Er schien auf eine Art und Weise seltsam und verändert, die sie nicht in Worte zu fassen vermochte. Obwohl — distanziert wirkte er eigentlich nicht. Ganz bestimmt war er nicht distanziert: Lars verbrachte fast den ganzen Flug im Bett mit ihr, und sie trieben es mit einer stürmischen Leidenschaft, die sie noch nie zuvor erlebt hatte.

Doch selbst auf dem Höhepunkt ihrer Leidenschaft wirkte er irgendwie zurückgezogen; da war irgendetwas, das er vor ihr verbarg. Früher war sie immer imstande gewesen, seine Gedanken zu lesen: Nur einen Blick auf die Stellung seines Kinns, und sie wusste Bescheid. Er hatte ihr nie etwas verheimlicht. Nun war seine Miene jedoch reglos, der Gesichtsausdruck stoisch. Die tief in den Höhlen liegenden blauen Augen verrieten ihr nichts.

Die Erkenntnis, dass Lars versuchte, ihr gegenüber ein Geheimnis zu bewahren, ängstigte Amanda. Vielleicht mehr noch als das.

Als sie in ihrem Quartier auf Ceres angekommen waren und sich anschickten, die Reisetaschen auszupacken, beschloss Amanda, das Thema direkt anzusprechen.

»Lars, was ist eigentlich los?«

Er stopfte gerade eine Hand voll Socken und Unterwäsche in eine Schublade. »Was soll denn los sein?«, fragte er, ohne zu ihr aufzuschauen. »Wie kommst du überhaupt darauf, dass etwas los wäre?«

»Dir geht irgendetwas im Kopf herum, und du willst es mir nicht sagen.«

Er richtete sich auf und kam zu ihr ans Bett. »Ich denke an alles, woran wir denken müssen. Die Versicherung, die neuerliche Bestückung des Lagerhauses, die Rückholung der Starpower

Amanda saß neben ihrer offenen Reisetasche auf dem Bett. »Ja, natürlich. Und woran denkst du noch?«

Er wandte den Blick von ihr ab. »Wie, woran noch? Reicht das denn nicht?«

»Da ist doch noch etwas, Lars. Irgendetwas beschäftigt dich, seit wir Selene verlassen haben.«

Er schaute auf sie herab und richtete die Aufmerksamkeit dann wieder auf die Reisetasche. Er durchwühlte sie und murmelte irgendetwas von seinem Rasierapparat.

Amanda legte die Hand auf seine und unterbrach ihn bei seiner Verrichtung. »Lars, bitte sag es mir.«

Er richtete sich auf. »Es gibt Dinge, von denen du besser nichts wissen solltest, Liebling.«

»Was?« Sie war regelrecht schockiert. »Welche Dinge denn?«

Er lächelte fast. »Wenn ich es dir sagte, dann wüsstest du es ja.«

»Es ist wegen Martin, nicht wahr? Du bist schon seit deiner Besprechung mit ihm so komisch.«

Fuchs holte tief Luft. Sie sah, wie die Brust sich wölbte und wieder zusammenzog. Er stellte die Reisetasche ab und setzte sich neben sie aufs Bett.

»Auf dem ganzen Rückflug«, sagte er mit schwerer, leiser Stimme, »habe ich nach einer Möglichkeit gesucht, wie wir ihn daran hindern können, die Kontrolle über den ganzen Gürtel zu übernehmen.«

»Das ist es also.«

Er nickte, doch sie sah, dass das noch nicht alles war. Sein Blick war besorgt und unstet.

»Darauf hat er es abgesehen. Er will die vollständige Kontrolle über alles und jeden hier draußen. Er will die absolute Macht.«

»Und wenn schon«, platzte Amanda heraus. »Lars, wir müssen doch nicht gegen ihn kämpfen. Wir können es auch gar nicht! Du vermagst ihn nicht aufzuhalten.«

»Irgendjemand muss es aber tun.«

»Aber doch nicht du! Nicht wir! Wir stecken das Geld von der Versicherung ein, gehen zur Erde zurück und vergessen das alles.«

»Vielleicht kannst du das vergessen«, sagte Fuchs und schüttelte langsam den Kopf. »Ich kann es nicht.«

»Du meinst, du willst nicht.«

»Ich kann nicht.«

»Lars, du bist auf einem blöden Macho-Trip. Das ist kein Kampf zwischen dir und Martin. Es gibt nichts, worum man kämpfen müsste! Ich liebe dich. Weißt du das nach all den Jahren immer noch nicht? Glaubst du es nicht?«

»Es geht darüber hinaus«, sagte Fuchs düster.

»Darüber hinaus …?«

»Er hat Menschen getötet. Freunde von uns. Ripley. Die Männer und Frauen an Bord der Schiffe, die verschwunden sind. Er ist ein Mörder.«

»Aber was kannst du dagegen tun?«

»Ich kann kämpfen.«

»Kämpfen?« Nun hatte Amanda wirklich Angst. »Wie denn? Und womit?«

Er hielt die Hände mit den knubbeligen Fingern hoch und ballte sie langsam zu Fäusten. »Mit den bloßen Händen, wenn es sein muss.«

»Lars, das ist doch verrückt! Wahnsinn!«

»Glaubst du, ich wüsste das nicht?«, sagte er schroff. »Glaubst du, es würde mich nicht bis auf den Grund der Seele ängstigen. Ich bin schließlich ein zivilisierter Mensch und kein Neandertaler.«

»Und wieso …?«

»Weil ich muss. Weil ein Zorn in mir ist, eine Wut, die mich nicht mehr loslässt. Ich hasse ihn! Ich hasse seine bräsige Selbstsicherheit. Ich hasse die Vorstellung, dass er nur einen Knopf drücken muss, und Millionen von Kilometern entfernt werden Menschen ermordet, während er in seinem eleganten Haus sitzt und sich an Fasan delektiert. Und sich in Phantasien über dich ergeht!«