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Die neben ihm liegende Amanda stellte sich schlafend. Aber sie dachte ebenfalls nach. Was vermag Lars mit dieser IAA-Anhörung überhaupt zu erreichen? Selbst wenn sich herausstellt, dass Humphries hinter den Angriffen auf die Schiffe steckt, was sollten sie dagegen unternehmen? Was auch immer geschieht, es wird Martin nur noch mehr gegen Lars aufbringen.

Wenn Lars seinen Rachefeldzug doch nur aufgeben und diesen Krieg beenden würde. Aber das wird er nie tun. Er wird weiterkämpfen, bis er umkommt. Er wird weiterkämpfen, bis er genauso mörderisch und hasserfüllt ist wie seine Gegner. Er wird niemals aufhören, auch wenn ich ihn noch so sehr darum bitte. Er entfernt sich von mir und wird mir fremd. Nicht einmal im Bett ist er noch derselbe.

Kapitel 33

»Dann hat er also eine Anhörung bei der IAA«, sagte Humphries, während er sich einen Wodka-Tonic mixte.

Die Bar in seinem palastartigen Heim war ein großzügiger Raum, der zugleich als Bibliothek diente. Bis zur Decke reichende Bücherregale zogen sich an zwei Wänden entlang. An einer dritten Wand verliefen Regale mit Video-DVDs und Cyberbook-Chips; sie waren um zwei Holofenster angeordnet, die außerirdische Szenerien aus langsam sich verändernden Perspektiven zeigten.

Humphries hatte jedoch kein Auge für den wunderschönen Sonnenuntergang auf dem Mars oder die stürmisch quirlende Wolkendecke des Jupiter. Seine Gedanken galten einzig und allein Lars Fuchs.

»Die Anhörung wird in der IAA-Niederlassung hier in Selene stattfinden«, sagte Diane Verwoerd. Sie saß auf einem gepolsterten Hocker an der edlen Mahagoni-Bar und hielt ein schlankes, hohes Glas mit giftgrünem Pernod und Wasser in der Hand.

Verwoerd war mit Humphries allein im Raum. Sie trug noch immer die Bürokleidung: Eine weiße ärmellose Rundhalsbluse unter einem kastanienfarbenen Blazer und eine schwarze Hose, die ihre langen Beine betonte. Humphries hatte sich bereits für den Feierabend umgezogen und war mit einem lässigen T-Shirt und sandfarbenen Chinos bekleidet.

»Bringt er auch seine Frau mit?«, fragte Humphries und trat hinter der Bar hervor.

»Wahrscheinlich.« Verwoerd drehte sich auf dem Hocker und schaute ihm nach, wie er zwischen den Reihen der in Leder gebundenen Bücher entlangschlenderte.

»Sie wissen es nicht mit Bestimmtheit?«

»Ich könnte es aber leicht herausfinden«, sagte sie.

»Er würde sie niemals auf diesem Felsen zurücklassen«, murmelte Humphries.

»Es hat Ihnen nicht gut getan, als er sie das letzte Mal mitbrachte.«

Er warf ihr einen giftigen Blick zu.

»Wir haben auch ganz andere Sorgen«, sagte Verwoerd. »Dieser Harbin.«

Humphries’ Gesichtsausdruck änderte sich. Freundlicher wurde er allerdings nicht, sondern nahm nur eine andere Ausprägung von Zorn an.

»Deshalb wollten Sie unter vier Augen mit mir sprechen«, sagte er.

Sie wölbte leicht eine Braue. »Ja, aus diesem Grund habe ich Ihre Einladung auf einen Drink angenommen.«

»Aber nicht zum Abendessen.«

»Ich habe schon andere Pläne für heute Abend«, sagte sie. »Außerdem sollten Sie sich mit Harbin beschäftigen. Und zwar intensiv.«

»Wie ist die Lage?«

Sie nippte am Drink und stellte das Glas dann sachte auf die Bar. »Offensichtlich ist es ihm nicht gelungen, Fuchs zu eliminieren.«

»Nach dem, was ich gehört habe, hätte Fuchs beinahe ihn eliminiert.«

»Sein Schiff wurde beschädigt, und er musste den Angriff auf die Starpower abbrechen. Anscheinend hatte Fuchs ihn schon erwartet; zumindest glaubt Harbin das.«

»Es interessiert mich einen feuchten Kehricht, was er glaubt. Ich bezahle ihn für Resultate, und er hat versagt. Und nun muss ich mit ansehen, wie die idiotische IAA ihn in die Mangel nimmt.«

Humphries trat gegen eine Ottomane, die ihm im Weg stand, und ließ sich auf das Sofa gegenüber der Bar sinken. Sein Gesicht war ein Bild puren Abscheus.

»Sie müssen sich auch um Harbin kümmern.«

»Was?« Er schaute finster zu ihr auf. »Wie meinen Sie das?«

»Er weiß genug, um Ihnen zu schaden. Schwer zu schaden.«

»Er hat mich doch nie zu Gesicht bekommen. Er hatte nur mit Grigor zu tun.«

»Wenn Harbin der IAA erzählt, was er getan hat«, sagte Verwoerd wie zu einem begriffsstutzigen Kind, »was glauben Sie wohl, wen man verantwortlich machen wird — Grigor oder Sie?«

»Sie können aber nicht …«

»Meinen Sie nicht, dass sie intelligent genug sind, um zu wissen, dass Grigor niemals Angriffe auf Prospektorenschiffe autorisieren würde, wenn Sie ihm nicht den Befehl dazu gegeben hätten?«

Humphries machte den Eindruck, als ob er ihr sein Glas an den Kopf werfen wollte. Der Bote, der eine schlechte Nachricht überbringt, lebt gefährlich, sagte Verwoerd sich.

»Dann werden Sie auch Harbin eliminieren müssen«, sagte er. »Vielleicht sogar Grigor.«

Und dann mich?, fragte Verwoerd sich. »Harbin hat diese Möglichkeit auch schon in Betracht gezogen«, entgegnete sie laut. »Er behauptet, er habe Kopien vom Logbuch seines Schiffs an Freunde auf der Erde geschickt.«

»Unsinn! Wie hätte er denn …«

»Bündellaser-Verbindungen. Codierte Daten. Das geschieht jeden Tag. Auf diese Art hatte er auch mit unseren Tankern draußen im Gürtel kommuniziert.«

»Ist das denn die Möglichkeit — Nachrichten über diese große Entfernungen zur Erde zu schicken?«

Verwoerd griff wieder zu ihrem Drink. »Das geschieht jeden Tag«, wiederholte sie.

»Er blufft doch nur«, nuschelte Humphries.

Sie rutschte vom Hocker und ging zum Sofa, wo er saß. Sie richtete die Ottomane mit dem Fuß aus und setzte sich darauf. Dann beugte sie sich zu ihm hinüber, die Arme auf die Knie gestützt und den Drink in beiden Händen.

»Selbst wenn er bluffen sollte, können wir dieses Risiko trotzdem nicht eingehen. Ihn zu eliminieren wird nicht leicht sein. Er ist ein gut ausgebildeter Soldat und ein zäher Hund.«

»Er kommt mit einem HSS-Schiff nach Selene, nicht wahr?«, konstatierte Humphries. »Die Besatzung kann ihn doch unterwegs abservieren.«

Verwoerd seufzte wie eine Lehrerin, die es mit einem Schüler zu tun hatte, der seine Hausaufgaben nicht gemacht hatte. »Dann wären es gleich ein halbes Dutzend Leute, die etwas gegen Sie in der Hand hätten. Zumal ich glaube, dass nicht einmal die ganze Besatzung etwas gegen ihn ausrichten könnte. Wie gesagt, er ist gut trainiert und zäh. Die Lage könnte kritisch werden, wenn wir versuchen, ihn zu beseitigen.«

»Wie lautet Ihre Empfehlung?«, fragte er verdrießlich.

»Lassen Sie mich mit ihm sprechen — persönlich.«

»Sie?«

Sie nickte. »Halten Sie Grigor da raus. Harbin rechnet sicher damit, dass wir ihn aus dem Weg räumen wollen — vor allem, da er bei Fuchs versagt hat und genug weiß, um uns alle vor Gericht zu bringen. Lassen Sie mich ihn vom Gegenteil überzeugen. Ich werde ihm einen Bonus anbieten und ihn mit einem dicken Bankkonto zur Erde zurückschicken.«

»Damit er mich für den Rest seines Lebens erpressen kann.«

»Ja, natürlich. Genau das wird er glauben. Und wir werden ihn auch in diesem Glauben lassen, bis er auf der Erde einen Erpressungsversuch startet. Nur dass er dann schutzlos ist.«

Humphries’ Lippen kräuselten sich in einem listigen Lächeln.

»Delilah«, murmelte er.

Verwoerd sah, dass er mit ihrem Plan zufrieden war. Sie nahm einen kräftigen Schluck vom Pernod mit Lakritzaroma und pflichtete ihm dann bei: »Delilah.«

»Werden Sie auch mit ihm ficken?«, fragte Humphries mit einem sardonischen Lächeln.

Sie zwang sich, das Lächeln zu erwidern. »Wenn es sein muss.«

Und dann sagte sie sich: Du weißt noch nicht, wer hier Federn lassen wird, Martin. Jeder ist irgendwo angreifbar; selbst jemand wie du.