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»Die Anhörung beginnt in einer halben Stunde«, sagte er. Er wusste, dass die Veranstaltung fast schon angefangen haben würde, wenn Amanda seine Worte hörte. »Es tut mir Leid, dass ich dich nicht mitgenommen habe. Ich vermisse dich auch — ganz schrecklich. Ich werde dich anrufen, sobald die Anhörung zu Ende ist. Und ich liebe dich auch, mein Schatz. Von ganzem Herzen.«

Das Telefon läutete erneut. Diesmal war es aber Pancho. »Komm aus den Federn, Lars, alter Kumpel. Schwing die Hufe.«

* * *

Fuchs war enttäuscht, dass Humphries nicht zur Anhörung erschien. Bei näherer Betrachtung wunderte es ihn freilich nicht. Der Mann ist ein Feigling, der andere vorschickt, um die Drecksarbeit für ihn zu erledigen, sagte er sich.

»He, schau mal«, sagte Pancho, als sie den Konferenzraum betraten. »Doug Stavenger ist auch da.«

Stavenger und ein halbes Dutzend anderer Leute saßen auf den bequemen, mit Rollen versehenen Stühlen, die an einer Wand des Raums aufgereiht waren. Der Konferenztisch war an der rückwärtigen Wand aufgestellt und mit Getränken und Kanapees bestückt. Ein kleinerer Tisch stand auf der anderen Seite des Raums; er wurde von zwei Stühlen flankiert, auf denen Männer in Geschäftsanzügen saßen. Einer von ihnen hatte Übergewicht, ein gerötetes Gesicht und rote Haare; der andere war so schmal und nervös wie ein Windhund. Der Wandbildschirm hinterm Tisch zeigte das schwarzsilberne Logo der Internationalen Astronautischen Gesellschaft. Zwei Stuhlfelder waren vor dem Tisch arrangiert worden. George und Nodon hatten bereits Platz genommen. Fuchs sah, dass das andere Feld komplett von Leuten belegt war, von denen er annahm, dass es sich um HSS-Personal handelte.

»Viel Glück, Kumpel«, flüsterte Pancho und bedeutete Fuchs, auf einem der vorderen Stühle Platz zu nehmen. Sie selbst setzte sich neben Stavenger.

Fuchs fragte sich beiläufig, wer wohl die Zeche für die Speisen und Getränke zahlte, die dort angerichtet waren, und nahm den Stuhl zwischen Big George und Nodon. Er hatte sich kaum hingesetzt, als einer der vorn sitzenden Männer verkündete: »Die Anhörung ist eröffnet. Mr. Hector Wilcox, Leiter der Internationalen Astronautenbehörde, ist der Vorsitzende.«

Alle erhoben sich, ein grauhaariger, distinguierter Herr in einem noblen dreiteiligen Anzug trat durch die Seitentür ein und nahm seinen Platz hinterm Tisch ein. Er stellte einen Palmtop-Computer auf den Tisch und klappte ihn auf. Fuchs bemerkte, dass ein Aluminiumkrug, an dem Kondenswasser perlte und ein Kristallglas in einer Ecke des Tischs standen.

»Bitte setzen Sie sich«, sagte Hector Wilcox. »Wir wollen es möglichst kurz machen.«

Es geht los, sagte Fuchs sich; sein Herz pochte gegen die Rippen, und die Handflächen wurden plötzlich feucht.

Wilcox schaute in seine Richtung. »Wer von Ihnen ist Lars Fuchs?«

»Ich«, sagte Fuchs.

»Sie bezichtigen Humphries Space Systems der Piraterie, nicht wahr?«

»Das stimmt so nicht.«

Wilcox’ Brauen schossen förmlich zum Haaransatz hoch. »Das stimmt so nicht?«

Fuchs wunderte sich selbst über seine Courage. »Ich beschuldige kein Unternehmen pauschal krimineller Handlungen«, hörte er sich sagen. »Ich beschuldige eine Person, und zwar den Mann, der dieses Unternehmen leitet: Martin Humphries.«

Wilcox’ Erstaunen verwandelte sich in offensichtliches Missfallen.

»Wollen Sie damit sagen, dass die Handlungen, die Sie als Piraterie bezeichnen — und die überhaupt erst noch verifiziert werden müssen — von Mr. Humphries angeordnet worden seien?«

»Genau das will ich damit sagen, Sir.«

Auf der anderen Seite des Gangs erhob sich langsam eine große, dunkelhaarige Frau.

»Euer Ehren, ich bin Mister Humphries’ persönliche Assistentin, und in seinem Namen bestreite ich diesen Vorwurf kategorisch. Er ist geradezu lächerlich.«

Big George sprang auf und fuchtelte mit dem Armstumpf herum. »Du findest das lächerlich? Das hier hab ich mir wohl kaum beim Blümchenpflücken eingefangen!«

»Ruhe!« Wilcox schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Sie beide setzen sich wieder. Ich dulde keine emotionalen Ausbrüche bei dieser Anhörung. Wir werden die Sache ruhig und sachlich verhandeln.«

Verwoerd und George setzten sich.

Wilcox wies mit einem knochigen Finger auf Fuchs und sagte: »Nun, Sir, wenn Sie über Beweise verfügen, mit denen Sie die Beschuldigung der Piraterie zu stützen vermögen, dann möchten wir sie gern hören. Wir können die Verantwortlichkeit für solche Handlungen nämlich erst dann prüfen, wenn wir uns davon überzeugt haben, dass sie auch wirklich stattgefunden haben.«

Fuchs erhob sich langsam. Er spürte Zorn in sich aufwallen. »Ihnen liegen die Abschriften des Gefechts zwischen meinem Schiff, der Starpower, und dem Schiff, das uns angegriffen hat, vor. Sie haben die Schäden gesehen, die die Starpower davongetragen hat. Und Mr. Ambrose hat einen Arm in diesem Gefecht verloren.«

Wilcox schaute über die Schulter auf den rotgesichtigen IAA-Funktionär; der nickte kurz. »Notiert«, sagte er zu Fuchs.

»Dasselbe Schiff hatte zuvor schon Mr. Ambroses Schiff, die Waltzing Matilda angegriffen und ihn und sein Besatzungsmitglied als vermeintlich tot zurückgelassen.«

»Haben Sie weitere Belege dafür außer Ihren unbewiesenen Tatsachenbehauptungen?«, fragte Wilcox.

»Die Waltzing Matilda treibt im Gürtel. Wir können Ihnen die ungefähren Koordinaten für eine Suche geben, wenn Sie eine durchführen möchten.«

Wilcox schüttelte den Kopf. »Ich bezweifle, dass eine solche Suche erforderlich sein wird.«

»In der Vergangenheit«, fuhr Fuchs fort, »wurden bereits mehrere Schiffe angegriffen: die Lady of the Lake, Aswan, die Star…«

»Es gibt keine Beweise dafür, dass auch nur eins dieser Schiffe angegriffen wurde«, rief Verwoerd von ihrem Platz aus.

»Sie sind spurlos verschwunden«, sagte Fuchs unwirsch. »Ihre Signale sind abrupt abgebrochen.«

»Das ist aber noch kein Beweis, dass sie angegriffen wurden«, sagte Verwoerd mit einem Lächeln.

»Das ist richtig«, sagte Wilcox.

»In den meisten Fällen wurden die Asteroiden, die diese Schiffe beanspruchten, später von Humphries Space Systems beansprucht«, führte Fuchs aus.

»Na und?«, wandte Verwoerd ein. »HSS-Schiffe haben schon viele hundert Asteroiden beansprucht. Und wenn Sie die Statistik sorgfältig prüfen, werden Sie sehen, dass vier der fraglichen sechs Asteroiden von anderen Gesellschaften als HSS beansprucht wurden.«

Wilcox wandte sich dem schlanken Assistenten zu seiner Linken zu. Der Mann nickte hastig und sagte: »Drei wurden von einer Firma namens Bandung Associates beansprucht, und der vierte von der Kirche des Geschriebenen Wortes. Keine dieser Gesellschaften ist mit HSS verbunden; ich habe das sehr gründlich überprüft.«

»Dann stützt diese Anhörung sich also ausschließlich auf Ihre Behauptung, angegriffen worden zu sein«, sagte Wilcox wieder an Fuchs gewandt.

»Für die ich Beweise habe, die Ihnen auch vorliegen«, sagte Fuchs. Er kochte innerlich.

»Ja, ja«, sagte Wilcox. »Es besteht kein Zweifel, dass Sie angegriffen wurden. Aber angegriffen von wem? Das ist die eigentliche Frage.«

»Von einem Schiff, das für HSS unterwegs war«, sagte Fuchs. Er fragte sich, wieso er das noch einmal betonen musste, wo es doch so offensichtlich war. »Im Auftrag von Martin Humphries.«

»Können Sie das auch beweisen?«

»Kein Mitarbeiter von HSS würde einen solchen Schritt ohne die persönliche Zustimmung von Humphries persönlich tun«, insistierte Fuchs. »Er hat sogar einen meiner Leute töten lassen — er wurde kaltblütig ermordet!«