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Plötzlich stieß Humphries ein lautes Lachen aus und tanzte wie ein liebestoller Teenager um den Konferenztisch herum. »Ich hab sie!«, rief er zur Decke. »Ich habe alles, was ich immer wollte! Das ganze erbärmliche Sonnensystem ist in meiner Hand!«

* * *

Big George fand, dass sie Glück gehabt hatten, einen Flug an Bord eines HSS-Schiffs zu ergattern, das auf einer hochenergetischen Flugbahn nach Ceres unterwegs war.

»Wir werden in vier Tagen da sein«, sagte Kris Cardenas, als sie Fertiggerichte aus der Tiefkühltruhe der Bordküche holten.

Cardenas sah die Sache eher nüchtern. »Wieso schickt Humphries dieses Schiff auf einen Hochgeschwindigkeitsflug nach Ceres? Es ist praktisch leer. Wir sind die einzigen Passagiere, und es ist auch keine Fracht an Bord, soweit ich weiß.«

George schob sein Essen in die Mikrowellen und sagte: »Nach dem, was die Besatzung sich so erzählt, wollen sie den Kerl aufnehmen, der Lars gefangen hat.«

Besorgnis flackerte in Cardenas’ blauen Augen auf. »Darum geht es also! Eine triumphale Rückkehr für den siegreichen Helden.«

»Das ist nicht lustig, Kris. Wir müssen Lars vor Gericht stellen, weißte. Er hat Menschen getötet.«

»Ich weiß«, sagte sie niedergeschlagen.

Die Mikrowelle bimmelte.

»George«, fragte sie, »gibt es irgendeine Möglichkeit, wie wir Lars’ Hals retten können?«

»Sicher«, sagte er und holte das Gericht heraus. »Man könnte ihn zu lebenslänglicher Zwangsarbeit verurteilen. Oder vielleicht für hundert Jahre in einen Kryonik-Tank stecken.«

»Mal im Ernst«, sagte Cardenas.

George setzte sich an den kleinen Tisch in der Bordküche und packte die dampfende Mahlzeit aus. »Weiß nicht, was wir für ihn tun können, außer ihm eine faire Verhandlung zu garantieren. Er hat sich eine Menge Feinde gemacht, weißte.«

Sie warf ihr Fertiggericht wieder in die Tiefkühltruhe und setzte sich missmutig neben ihn. »Ich wünschte, es gäbe eine Möglichkeit, ihn zu retten.«

George war schon mit dem Essen beschäftigt und versuchte das Thema zu wechseln. »Wir werden für Lars tun, was wir können. Aber, weißte, ich frage mich schon die ganze Zeit … wieso entwickelst du denn keine Nanomaschinen, um das Erz aus den Asteroiden herauszuholen und an Ort und Stelle zu verarbeiten? Das Schürfen würde zum Kinderspiel.«

»Dann würden fast alle Bergleute auf einen Schlag arbeitslos werden.«

»Vielleicht«, sagte George. »Aber wir könnten ihnen doch Anteile an der Nanotech-Unternehmung verkaufen. Auf diese Weise würden sie abgefuckte Kapitalisten und müssten keine Drecksarbeit mehr machen.«

* * *

Harbin eskortierte Fuchs persönlich von der Shanidar zur Untergrundsiedlung auf Ceres. Fuchs trug zwar keine Handschellen oder Fesseln, aber er wusste auch so, dass er ein Gefangener war. Harbin hatte zwei seiner größten Männer dabei; er wollte kein Risiko eingehen.

Während sie im Zubringer zur Asteroidenoberfläche abstiegen, machte Fuchs das unvollendete Habitat aus, das gemächlich am Sternenhimmel rotierte. Ob es jemals fertig wird, fragte er sich. Werden sie jemals so leben können, wie ich es für Amanda und mich geplant hatte?

Amanda. Der Gedanke an sie sog die ganze Kraft aus ihm heraus. Wenigstens ist sie in Sicherheit, sagte Fuchs sich. Ja, sagte eine spöttische Stimme im Hinterkopf. Sie wird sicher wie in Abrahams Schoß sein, wenn sie Humphries erst geheiratet hat. Der alte Zorn schien wieder in ihm aufzulodern, doch es blieb bei diesem Strohfeuer, und er wurde wieder von der schieren Aussichtslosigkeit seiner Lage überwältigt. Er hat sie für sich gewonnen, und ich habe sie verloren.

Als sie durch die Luftschleuse in den Empfangsbereich traten, sah Fuchs, dass er von einer Gruppe aus vier Frauen und drei Männern erwartet wurde. Er kannte sie alle: ehemalige Nachbarn, ehemalige Freunde.

»Wir übernehmen ihn jetzt«, sagte Joyce Takamine. Ihr hageres schlitzäugiges Gesicht war völlig ausdruckslos. Sie vermied es, Fuchs in die Augen zu schauen.

»Wohin bringen Sie ihn?«, wollte Harbin wissen.

»Er steht unter Hausarrest«, erwiderte Takamine steif, »bis unser Chef-Administrator zurückkehrt. Dann wird er wegen Piraterie und Mordes vor Gericht gestellt.«

Harbin bekundete mit einem Kopfnicken seine Zustimmung und übergab ihnen Fuchs. Geschafft, sagte er sich. Ich habe meine Arbeit getan. Nun will ich mir die Belohnung abholen.

Er führte seine beiden Leute zum Humphries-Büro, das sich nur ein paar Schritte entfernt im staubigen Tunnel befand. Dort erhob eine lächelnde junge Frau sich hinter ihrem Metallschreibtisch und begleitete das Trio persönlich zu ihren Unterkünften tiefer im Labyrinth aus Tunnels und Räumlichkeiten. Die beiden Männer mussten sich einen Raum teilen, aber Harbin bekam ein Apartment für sich allein. Es war zwar nur ein Raum, aber er war wenigstens ungestört. Jemand hatte sogar seine Reisetasche hergebracht und aufs Bett gestellt.

Eine Nachricht von Diane wartete auf ihn.

Sie hätte eigentlich einen fröhlichen und glücklichen Eindruck machen müssen, sagte Harbin sich, hätte ihren Sieg und seinen Triumph auskosten müssen. Stattdessen wirkte ihr Gesicht auf dem Wandbildschirm ernst, um nicht zu sagen todernst.

»Dorik, ich habe einen Hochgeschwindigkeitsflug für dich arrangiert. Ich möchte, dass du so schnell wie möglich nach Selene kommst. Wo du Fuchs nun zur Strecke gebracht hast, haben wir eine Menge zu erledigen — uns beiden stehen große Veränderungen bevor. Ich werde dir alles erzählen, wenn du hier bist.«

Der Bildschirm wurde dunkel. Harbin starrte ihn für eine Weile an; mit keinem einzigen Wort hatte sie ihm gratuliert, mit keiner einzigen Silbe hatte sie ein warmes Gefühl für ihn ausgedrückt. Allerdings hat sie auch nie gesagt, dass sie mich liebt.

Er ging zum Bett und setzte sich. Er war plötzlich müde. Liebe habe ich auch nie erwartet, sagte er sich. Bisher nicht, wurde er sich bewusst. Er öffnete die Reisetasche und suchte nach den Pillen, die ihm Seelenfrieden bringen würden — jedenfalls für eine Weile.

Kapitel 56

Humphries verbrachte den Morgen damit, Vorbereitungen für seine Hochzeit zu treffen. Er wies die Rechtsabteilung an, Fuchs eine Nachricht bezüglich Amandas Scheidungsantrags nach Ceres zu übermitteln. Das müsste der Zuckerguss auf dem Kuchen sein, sagte er sich entzückt. Vielleicht wird er Selbstmord begehen, wenn er die Nachricht erhält und uns so die Mühe ersparen, ihn vor Gericht zu stellen. Dann beschloss er, das Hotel Luna zu kaufen und zu renovieren, damit es für die Hochzeit in neuem Glanz erstrahlte. Es wird keine große Sache werden, sagte er sich, nur ein paar Dutzend Freunde. Und die wichtigsten Geschäftspartner natürlich. Es wird eine First-class-Veranstaltung werden. Wie lautete noch diese alte französische Bezeichnung, die längst nicht mehr gebräuchlich war? Etepetete. Genau. Ich will, dass diese Hochzeitsfeier klein, intim und etepetete wird.

Amanda wird wahrscheinlich auch Pancho einladen, wurde er sich bewusst. Aber was soll’s? Ich frage mich, wie viele Familienangehörige sie noch auf der Erde hat. Ich werde sie alle einfliegen lassen. Wieso nicht? Ich werde sie mit so viel Güte und Luxus überhäufen, dass sie gar nicht anders kann, als sich in mich zu verlieben.

Als es Mittagszeit war, grinste er noch immer und pfiff fröhlich vor sich hin. Er saß am Schreibtisch und ging die Tätigkeitsberichte der letzten zwei Tage durch. Er stutzte und sah, dass Diana einen Hochgeschwindigkeitsflug nach Ceres angefordert hatte. Die einzigen Passagiere an Bord des Schiffs waren Ambrose und Dr. Cardenas.