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«Fiona und Mackie sind befreundet. So hat alles angefangen. Mackie besuchte Fiona, ich machte dort ihre Bekanntschaft…«er lächelte kurz — »und dann, wie man so schön sagt, schlossen wir den Bund fürs Leben.«

«Und lebten glücklich bis an unser Lebensende«, ergänzte Mackie treu ergeben, obwohl mir schien, daß sie, wenn sie wirklich glücklich war, hart daran arbeitete.»Wir sind seit zwei Jahren verheiratet«, sagte sie.»Fast schon zweieinhalb.«

«Sie wollen doch nicht etwa diesen Kram mit Nolan in mein Buch hineinschreiben?«erkundigte sich Tremayne.

«Keine Veranlassung«, sagte ich,»es sei denn, Sie wollen es so haben.«

«Nein, will ich nicht. Ich war gerade dabei, ein paar Gäste zu verabschieden, als das Mädchen starb. Perkin sagte mir Bescheid, und ich mußte mich darum kümmern, aber ich kannte sie nicht einmal. Sie war mit Nolan gekommen, ich hatte sie vorher noch nie gesehen. Sie gehört nicht zu meinem Leben.«

«In Ordnung«, sagte ich.

Tremayne schien nicht besonders erleichtert; er nickte nur. Hier in seinen eigenen vier Wänden, wie er so vor seinem Kamin stand, war er ein großer kräftiger Mann, der seit langem gewohnt war, Verantwortung zu übernehmen und sein Königreich mit fester Hand zu regieren. Zweifel-los war dies die Person, um die es in dem Buch gehen sollte: ein Mann, der die Fäden in der Hand hielt, ein Mann von praktischem Verstand und dauerhaftem Erfolg.

So soll es sein, dachte ich. Wenn ich schon für mein täglich Brot singen mußte, dann würde ich auch die gewünschten Lieder singen. Nur: wo blieb inzwischen mein täglich Brot?

«Morgen früh«, wechselte Tremayne das Thema, nachdem er offensichtlich genug von der Verhandlung und den damit verbundenen Unannehmlichkeiten gehört hatte,»hätten Sie vielleicht Lust, morgen früh mitzukommen und zuzusehen, wenn meine Pferde bewegt werden?«

«Sehr gern.«

«Gut. Ich wecke Sie um sieben Uhr. Die erste Gruppe wird um halb acht herausgeführt, kurz vor Anbruch der Dämmerung. Momentan, bei dem Frost, können wir natürlich kein Sprungtraining machen, aber wir haben eine Allwetter-Galoppstrecke. Sie werden es morgen früh ja sehen. Wenn es sehr stark schneit, gehen wir nicht.«

«In Ordnung.«

Er drehte sich nach Mackie um:»Ich vermute, daß du bei der ersten Gruppe noch nicht draußen bist?«

«Nein, leider nicht. Wir müssen wieder früh los, um rechtzeitig in Reading zu sein.«

Er nickte und sagte zu mir:»Mackie ist meine Assistentin.«

Mein Blick wanderte von Mackie zu Perkin.

«Doch, bestimmt«, sagte Tremayne, der meine Gedanken gelesen hatte.»Perkin arbeitet nicht für mich, nur Mackie. Perkin wollte nie Pferdetrainer werden, er führt sein eigenes Leben.

Gareth… wer weiß… vielleicht tritt Gareth eines Tages in meine Fußstapfen, aber er ist noch zu jung, um zu wis-sen, was er einmal werden will. Als Perkin Mackie heiratete, brachte er mir jedenfalls einen verdammt guten Assistenten ins Haus, das klappt wirklich ganz vorzüglich.«

Mackie freute sich über das zweifellos ernstgemeinte Lob, und es schien, als wäre auch Perkin mit dem Arrangement zufrieden.

«Das Haus ist groß genug«, fuhr Tremayne fort,»und da Perkin und Mackie sich nicht gleich etwas Eigenes leisten konnten, haben wir es einfach geteilt; sie bewohnen ihre eigene Hälfte. Das kriegen Sie bestimmt bald mit. «Er leerte sein Glas und stand auf, um sich nachzugießen.»Sie können im Eßzimmer arbeiten«, sagte er und drehte den Kopf in meine Richtung.»Morgen zeige ich Ihnen, wo Sie die Zeitungsausschnitte, die Videos und die Bücher mit den Formen der Pferde finden. Was Sie brauchen, können Sie mit ins Eßzimmer nehmen. Wir stellen dort den Videorecorder auf.«

«Sehr schön«, sagte ich. Essen im Eßzimmer wäre mir bedeutend lieber, dachte ich im stillen.

Tremayne sagte:»Sobald das Tauwetter einsetzt, nehme ich Sie mit zum Rennen. Sie kapieren das bestimmt schnell.«

«Kapieren?«wiederholte Perkin erstaunt.»Versteht er denn nichts von Pferderennen?«

«Nicht sehr viel«, sagte ich.

Perkin zuckte skeptisch mit den Augenbrauen:»Das wird bestimmt ein tolles Buch.«

«Er ist Schriftsteller«, sagte Tremayne, ein wenig defensiv.»Er wird es lernen.«

Ich nickte beipflichtend. Schließlich hatte ich die Lebensgewohnheiten der entferntesten Ureinwohner erlernt, da müßte das Gleiche eigentlich auch bei der Bruderschaft der Rennställe im heimischen England funktionieren. Zuhören, zuschauen, fragen, verstehen, ausprobieren; ich würde mich an die gleiche Methode wie schon sechsmal vorher halten, und diesmal brauchte ich noch nicht einmal einen Dolmetscher. Die wirklich brennende, quälende Frage bei dem Unternehmen war die, ob es mir gelingen würde, Tremaynes Leben in eine auch für andere ansprechende Form zu bringen.

Endlich wehte Gareth mit einem Schwall kalter Luft herein. Nachdem er seine wattierte psychedelische Jacke, deren Farben in den Augen schmerzten, ausgezogen hatte, fragte er seinen Vater ohne Umschweife:»Was gibt’s zum Abendessen?«

«Was du willst«, antwortete Tremayne, dem es sichtlich egal war.

«Dann Pizza. «Sein Blick blieb an mir hängen.»Hallo, ich bin Gareth.«

Tremayne nannte ihm meinen Namen und sagte, daß ich seine Biographie schreiben und solange bei ihnen wohnen würde.

«Hand aufs Herz«, sagte der Junge mit erwartungsfrohem Blick,»möchten Sie Pizza?«

«Ja, gern.«

«Kommt in zehn Minuten. «Er wandte sich Mackie zu.»Wollt ihr beiden auch was?«

Mackie und Perkin schüttelten gleichzeitig den Kopf und murmelten etwas in der Richtung, daß sie sich sowieso gleich in ihre eigenen Gefilde zurückziehen wollten, und genau das schienen Gareth und Tremayne erwartet zu haben.

Gareth war etwa einsfünfundsiebzig groß, verfügte über eine gehörige Portion der Selbstsicherheit seines Vaters und über eine heisere, mitunter krächzende Stimme. Er bedachte mich mit einem taxierenden Blick, als wollte er noch einmal überprüfen, mit wem er es auf die Dauer meines Besuches zu tun haben würde, und schien weder enttäuscht noch sonderlich beglückt zu sein.

«Ich habe drüben bei Coconut den Wetterbericht gehört«, erzählte er seinem Vater.»Heute war der kälteste Tag seit fünfundzwanzig Jahren. Die Pferde von Coconuts Vater haben unter der Jute ihre gefütterten Decken an.«

«Genau wie unsere«, entgegnete Tremayne.»Haben sie noch mehr Schnee für morgen angekündigt?«

«Nein, es soll aber noch ein paar Tage so kalt bleiben. Ostwind aus Sibirien. Hast du daran gedacht, mein Schulgeld zu überweisen?«

Tremayne hatte eindeutig nicht daran gedacht.

«Wenn du den Scheck unterschreibst, dann gebe ich ihn dort direkt ab. Sie werden so langsam ein bißchen ungeduldig.«

«Die Schecks sind im Büro«, sagte Tremayne.

«Klar. «Gareth nahm seinen Josefsmantel mit hinaus und kam sofort noch einmal zurück.»Ich nehme an, es besteht nicht die geringste Chance«, sagte er zu mir,»daß Sie kochen können?«

Kapitel 4

Als ich am nächsten Morgen hinunterging, fand ich das Gemeinschaftszimmer dunkel vor; in der Küche brannte jedoch Licht.

Die Küche war nicht ganz so hochherrschaftlich eingerichtet wie die von Fiona, doch immerhin gab es hier einen großen Tisch mit Stühlen ringsum, ebenso einen soliden Gasherd, dessen Wärme den frühmorgendlichen Frost ohne Schwierigkeiten verscheuchte. Ich hatte mir schon überlegt, daß ich von Tremayne einen Mantel ausleihen mußte, wenn ich mir die Pferde ansehen ging, doch auf einem der Stühle lagen meine Stiefel, die Handschuhe und der Skianzug, an dem mit einer Sicherheitsnadel festgesteckt ein Zettel hing:»Mit herzlichstem Dank zurück.«

Ich mußte grinsen, nahm den Zettel ab und zog mir gerade Anzug und Stiefel an, als Tremayne in gefüttertem Mantel, mit Mütze und gelbem Schal hereinkam, sich in die bloßen Fäuste hauchte und den Nordpol mit in die Küche brachte.