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Fay machte eine kurze Pause, und Robin wartete geduldig. Aus dem Eisschrank holte er eine Flasche Mineralwasser und schenkte zwei Gläser voll.

Fay trank und fuhr dann fort: »Ich glaube, jetzt wird es für dich interessant. Am nächsten Tag, nach dem Mittagessen, als ich in mein Arbeitszimmer zurückkehren wollte, hielt mich ein Mann des Sicherheitsdienstes auf und sagte, sein Vorgesetzter wolle mich sprechen. Er führte mich in ein großes, aber spartanisch eingerichtetes Zimmer, in dem nur eine mannshohe Projektionsfläche in Kugelform auffiel. Darauf war eine Weltkugel zu sehen, auf die von innen Linien und Netze projiziert wurden.

Der Mann am Schreibtisch, der nur kurz aufsah, als ich hereinkam, war Gorosch, der Leiter der Security-Abteilung. Mein Begleiter verließ den Raum, und ich wartete eine Weile, bis sich Gorosch aufrichtete und mich längere Zeit schweigend musterte.

Dann sagte er: ›Ich habe eine Sonderaufgabe für dich. Du bekommst eine Extraprämie dafür, doch du bist zu absoluter Geheimhaltung verpflichtet. Wir werden hier im Haus keinen Kontakt mehr aufnehmen. Wenn ich dich brauche, bekommst du eine Anweisung von meinem Mitarbeiter, der sich als Journalist ausgegeben hat. Er wird sich schon bald melden. Du kannst gehen‹.«

Da Fay wieder schwieg, forderte Robin sie auf, weiterzureden. »Und dann hat er dich rufen lassen?«

»Man hat mich in einem fensterlosen Wagen in sein Haus gebracht. Es liegt etwas abseits an einem Berghang …«

»Was hast du dort erfahren?«

»Ich war bisher acht- oder zehnmal dort. Ich bekam Anweisungen. Als Volontärin arbeitet man zeitweise in verschiedenen Abteilungen, und das sollte auch so weitergehen. Aber von jetzt an musste ich dort, wo man mich gerade hingeschickt hatte, bestimmte Informationen sammeln. In einer Abteilung musste ich den Chef beobachten, seine Kontaktpersonen notieren und seine Gespräche mitschneiden. In einer anderen ging es um Verschlüsselungsmaßnahmen, ich versuchte, die Codes und Passwörter herauszufinden …«

»… und was solltest du auskundschaften, als du bei mir gearbeitet hast?«

Fay blickte Robin ein wenig verlegen an, dann sagte sie: »Ich sollte herausfinden, ob du Verbindung mit einigen früheren Kollegen aus der Zeit der Schulung hast – vor allem sollte ich deren Aufenthaltsort ermitteln.«

»Und hast du etwas herausgefunden?«, fragte Robin.

»Nur einige alte Geschichten aus deiner Schulungszeit. In diesem Fall war Gorosch nicht sehr zufrieden mit mir.«

Robin suchte Fays Blick, aber sie schaute zu Boden. Schon während Fays Erklärungen hatte sich Robin gefragt, ob Fay wirklich so offen war, wie es den Anschein hatte. Warum hatte sie sich auf diese bedenkliche Zusammenarbeit eingelassen? Nur, weil sie etwas hinzuverdienen wollte? Oder hatten sie ihre Auftraggeber mit dem Hinweis auf ein gutes Werk, für das man sie brauchte, bei der Stange gehalten? Er kannte sie zu wenig, um das zu beurteilen, und war sich deshalb noch längst nicht darüber im Klaren, wie er sie am besten zur Zusammenarbeit bringen könnte und ob er ihr vertrauen durfte.

Und nun, als es um die Frage ging, ob sie auch Robin ausspioniert hatte, hatte sie natürlich noch eher Grund dafür, ihr Verhalten zu beschönigen. Selbst wenn sie bisher bei der Wahrheit geblieben war – hatte sie vielleicht doch etwas über Robins Interesse an Angelo herausgefunden – und weitergegeben?

Robin ließ sich seine Zweifel nicht anmerken und ermunterte Fay, weiterzusprechen.

»Solltest du dich um die Arbeit kümmern, mit der wir damals beschäftigt waren?«

Fay schüttete den Kopf. »Nein, diese Suche nach langweiligen Daten kam mir recht unwichtig vor. Inzwischen weiß ich es besser, denn bei einer ähnlichen Aktion bin ich ja dann selbst in euer Netz geraten. Habe ich Recht?«

Robin sagte weder ja noch nein, aber die Art, wie er lächelte, konnte Fay als Bestätigung ihrer Vermutung nehmen.

Er versuchte noch eine Weile, weitere Einzelheiten zu erfahren, doch ohne Erfolg. Aber darauf kam es ja gar nicht so sehr an, wichtiger war, dass ihm Fay bei der Aktion helfen konnte, die er sich ausgedacht hatte.

Fay hatte bemerkt, dass er bei ihren letzten Worten nicht mehr so recht bei der Sache war, und darum brach sie ihren Redefluss ab und kam gleich auf den wesentlichen Punkt: »Wie auch immer du über mich denkst, so kannst du dich darauf verlassen: Ich will dir helfen.«

»Ich werde dir nun etwas darüber sagen, worum es geht«, kündigte er an und erzählte ihr ein wenig über den Verdacht, dass illegale Kräfte möglicherweise Einfluss auf die Internationale Konferenz nehmen könnten. »Wir wissen eben nicht, auf welche Weise Einfluss genommen werden soll, aber es besteht durchaus die Möglichkeit, dass sich daraus Gefahren für die Teilnehmer ergeben. Und darum ist es so wichtig, dass wir Informationen darüber bekommen.«

Fay zog die Stirn in Falten, es war ihr anzusehen, dass sie sich verschiedene Möglichkeiten durch den Kopf gehen ließ.

»Du hattest Verbindung mit einem einflussreichen Vertreter der Gegenseite, mit Gorosch. Wir haben ihn im Verdacht, an der Planung einer Verschwörung beteiligt zu sein. Im Moment befindet er sich mit den anderen im Gefängnis und wird verhört.«

»Was kann ich tun?«

»Du hast sein Haus von innen kennen gelernt. Wir haben es bereits durchsucht – und nichts gefunden. Aber es muss doch irgendetwas geben: Dokumente, Mitschnitte, Notizen. Vielleicht hast du eine Ahnung, wo wir suchen könnten?«

Fay verzog das Gesicht, als kostete sie das Nachdenken einige Anstrengung. Nach einer Weile sagte sie: »Ich hab’ eine Beobachtung gemacht … sie könnte dir nützlich sein. Einmal, als ich wieder zu Gorosch gebracht wurde, kamen wir zu früh an und mussten warten. Da war ich neugierig und versuchte, das abgedunkelte Fenster einen Spalt breit zu öffnen.«

Sie unterbrach ihre Schilderung und nahm einige kleine Schlucke vom Mineralwasser. Robin merkte, dass sie ihn heimlich beobachtete, und lächelte darüber, dass Fay selbst in dieser Situation nicht vergaß, ihre Erzählung noch etwas spannender zu machen.

»Es ist dir vermutlich gelungen. Also – was hast du beobachtet?«

»Ich sah Gorosch mit einer Mappe im Garten. Er kam von der Seite, vom Berghang – aus einer Richtung, wo es außer ein paar Felsen, Grasbüscheln und Gestrüpp nichts gab.«

»Und was hat das zu bedeuten?« Robin hatte schon eine Vermutung, doch er wollte Fays Ansicht hören.

Sie sah ihn triumphierend an: »Es bedeutet, dass Gorosch dort oben, zwischen den Felsen, ein Versteck hat. Habt ihr davon bei eurer Untersuchung nichts bemerkt?«

Bisher hatte Robin keine große Hoffnung gehabt, aber nun war er plötzlich hellwach und tatendurstig. »Du bist eine gute Beobachterin«, sagte er. »Wir werden der Sache nachgehen, und du kommst mit.«

»Wann geht es los?«

»Wir brauchen noch ein bisschen Zeit zur Vorbereitung. Doch es wird nicht lange dauern.«

»Und wann bin ich wieder frei?«

»Wenn wir Erfolg haben, sind dir die Entlassungspapiere sicher«, antwortete Robin. Und er ließ es sich gefallen, dass Fay zu ihm trat und ihn küsste.

Abzug der Truppen

Es war klar, dass irgendetwas geschehen musste, und tatsächlich deutete sich schon am nächsten Tag etwas an. Es war nichts Konkretes, ein paar Anzeichen, nicht greifbar, eher ein Wechsel in der Stimmung aller Beteiligten.

Diese Erwartung bestätigte sich am späten Vormittag: Von den Diplomaten erfuhr ich, dass man ihnen eine baldige Rückreise in Aussicht gestellt hatte, und das drückte sich im Verhalten der Besatzer aus, die man mit Gepäck beladen in den Gängen antraf.

Tagsüber gab es für mich nicht viel zu tun. Wenn die Räumung des Gebäudes bevorstand, dann durfte auch ich endlich hoffen, meinem unfreiwilligen Asyl zu entkommen. Dazu brauchte ich nichts vorzubereiten. Die von mir installierten Geräte ließen sich binnen einer halben Stunde abbauen, und mein Rucksack lag sowieso fertig gepackt bereit.