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Und dann schlug das Vibratorsignal des Sensors an … In der Tat, an der felsigen Stelle konnte man einige undeutliche Spuren erkennen. Hier schien es auch leicht, über den Zaun zu kommen, denn auf beiden Seiten ragten Felsen aus dem Boden, über die man ohne besondere Mühe steigen konnte. Das war wohl der Zugang, den Gorosch benutzt hatte. Von nun an folgten sie dem Weg, den ihnen der Spurenleser wies.

Als sie um eine Felsnase bogen, erblickten sie vor sich einen mit Flechten überzogenen, im Verfall begriffenen Betonsockel, davor verteilt einige zusammengerollte rostige Drahtseile und einen zerbrochenen Holztrog.

»Das war wohl mal eine Drahtseilbahn«, meinte Fay.

»Ja, könnte sein. Hier ist eine Rolle, da war der Trog aufgehängt. Und hier liegt das Führungsseil. Damit wurden Erze transportiert – schau, da sind noch ein paar Brocken.« Robin hob einen mit einer braunen Kruste überzogenen Stein auf und zeigte ihn Fay.

Sie schien nicht besonders interessiert. »Komm, wir sollten keine Zeit verlieren!«

Noch ein paar Schritte, eine Einebnung, teils mit Steinplatten gepflastert, und dann standen sie vor einer dunklen Öffnung in der Felswand.

»Ein Bergwerk! Das könnte das Versteck von Gorosch sein«, sagte Robin.

Jetzt schaltete er den Handscheinwerfer ein, denn nach wenigen Schritten wurde es völlig dunkel – selbst am Tag hätten sie eine Lampe gebraucht. Noch ein paar Meter, dann erreichten sie eine schwere Metalltür. Sie sah zwar alt aus, aber es war zu erkennen, dass sie vor nicht allzu langer Zeit erneuert worden war. Sie war durch einen Querbalken aus Stahl verschlossen, an dem ein schweres Schloss hing.

Robin suchte zuerst nach Alarmeinrichtungen, doch dann zögerte er nicht lange und holte die Nadelpistole heraus. Er schaltete den Laserstrahl ein, der mit einem glatten Schnitt den Bügel des Schlosses durchtrennte. Er bog ihn noch ein Stückchen auf, dann ließ er sich aus der Lasche ziehen. Gemeinsam hoben sie den schweren Querbalken an … die Tür ließ sich mühelos öffnen.

Vor ihnen führte ein Stollen leicht abwärts, der Strahl der Lampe reichte nicht bis ans Ende – er verlor sich in einem dünnen Nebel, der regungslos im Gang lag. Der Boden war feucht und glitschig, es roch modrig. Der helle Lichtstrahl stach wie eine Nadel ins Dunkel hinein und blendete mehr, als dass er erhellte. Erst als Robin auf Streulicht umgestellt hatte, wurde die Orientierung leichter.

Sie gingen langsam und vorsichtig voran und folgten dem Hauptgang, in dem Schleifspuren von Schuhen oder Stiefeln zu erkennen waren. Seitliche Öffnungen zu quer liegenden Stollen ließen sie unbeachtet.

Es gab ein paar Hindernisse zu überwinden, beispielsweise einen mit Wasser überschwemmten Gangabschnitt und einen Haufen von Steinen, die von der Decke heruntergebrochen waren. In einigen Abschnitten war die Decke durch Balkenkonstruktionen gestützt, doch diese wirkten wenig vertrauenerweckend. An einer Stufe kamen sie an einem wackeligen Geländer vorbei; als Fay es versehentlich berührte, brach es in sich zusammen.

Fast wären sie vorbeigegangen: Die Spuren bogen in einen Seitengang, der nach wenigen Schritten verschlossen war. Vor ihnen ein Gitter, an Querbalken befestigte Metallstäbe, und als Robin die Lampe darauf richtete, glaubten sie, ein Gespenst zu erkennen: Augen, die sie durch die Stäbe hinweg anstarrten, zerzaustes weißes Haar.

»Wer seid ihr?«, fragte eine heisere Stimme.

Robin trat näher …

»Jan van der Steegen! Sind Sie es wirklich?«

»Was wollt ihr von mir! Habt ihr mir die Kerzen gebracht?«

Robin merkte, dass er den Mann mit seiner Lampe blendete, und richtete sie kurz auf sein eigenes Gesicht. »Ich bin Robin Landt. Erinnern Sie sich nicht an mich? Ich gehöre zu Ihrer Abteilung. Und das ist Fay McCain …« Er ließ die Lampe wieder sinken und griff nach der Nadelpistole. »Wir holen Sie raus, haben Sie einen Moment Geduld. Das werden wir gleich haben.«

In der Tat war es leicht, die Stäbe zu durchtrennen. Mit einem Zischen schnitt sich der Laserstrahl durch das rostige Eisen.

»Ich dachte, man bringt mir das Essen. Einmal am Tag, am Abend … sie haben mir die Uhr gelassen.« Van der Steegen schien gesund, aber etwas verwirrt. »Ich habe um Kerzen gebeten. Wo bringt ihr mich hin?« Robin musste ihn auffordern, aus dem Verschlag herauszutreten.

Jan wurde langsam wieder klarer. »Wo ist Michèle?«, fragte er. »Wie geht es ihr?«

Was für ein Zufall! Dass gerade ich als Befreier von Jan auftreten muss, dachte Robin. »Sie ist in Sicherheit, es geht ihr gut«, antwortete er. Doch jetzt sollte er lieber an den Zweck seines Vorhabens denken als an Michèle … »Wir suchen nach Aufzeichnungen, Speicherplatten oder Chips. Wo könnten sie sein?«

Van der Steegen deutete auf eine Stelle in der Wand. »Dort ist eine Kiste. Einmal habe ich gesehen … jemand hat etwas darin verstaut. Aber wir müssen uns beeilen, die beiden Männer können jeden Moment kommen.«

Als hätte er es vorausgesehen, hörten sie nun ein Geräusch – aus dem Gang, durch den sie selbst auch gekommen waren.

Robin bückte sich schnell zur angegebenen Stelle – da war die Kiste. Er hob den Deckel … hier lagen ein paar Chips, ein dünner Stoß Papier. Er öffnete seinen Rucksack, holte eine Kunststofftüte heraus und verstaute das Material in seiner Jackentasche.

»Kommt schnell«, rief er den anderen mit gedämpfter Stimme zu. Er lief mit ihnen zur Kreuzungsstelle, wobei er Jan stützte und mit sich zog. Wild entschlossen warf er den Rucksack in den weiterführenden Gangabschnitt, den sie nicht benutzten – und zwar so, dass er gut zu sehen war. Dann zog er sich mit den anderen in die gegenüberliegende Seite des Quergangs zurück und schaltete seine Lampe aus. »Ganz ruhig«, flüsterte er.

Ein paar Sekunden irrte ein Lichtstrahl über die Wände, dann tauchten zwei Männer mit gezogenen Pistolen auf. An der Kreuzung hielten sie kurz an.

»Da, ein Rucksack. Sie sind tiefer in den Stollen gelaufen. Komm!«

Die beiden verschwanden in der Fortsetzung des Hauptstollens.

Das war es, was Robin gehofft hatte. Vorsichtig schlich er vor, blickte kurz in die Gangfortsetzung hinein …

»Jetzt aber schnell!«, rief er mit unterdrückter Stimme.

Fay lief voran, Jan hinter ihr, und Robin leuchtete von hinten die Wegstrecke aus.

Zunächst kamen sie ganz gut voran, doch bald war Jan am Ende seiner Kräfte und musste sich von Robin stützen lassen. Als sie einige Sekunden Pause machten, hörten sie Stimmen aus dem hinteren Stollenabschnitt. Die Verfolger waren umgekehrt und kamen näher.

»Nur noch ein kleines Stück«, rief Robin. »Gleich haben wir es!«

Sie liefen wieder los, doch das Geräusch der Schritte hinter ihnen wurde immer lauter.

Da war die Öffnung ins Freie, sie rannten hinaus ins Dunkle, und Jan ließ sich zu Boden sinken. Robin zog die Tür hinter sich zu und legte den Balken vor. Er sah sich auf dem Boden nach dem Hängeschloss um und fand es auch sofort. Zwar war der Bügel durchschnitten, aber er fädelte den übrig gebliebenen Stumpf in die Lasche. Und schon wurden von der Innenseite Schläge hörbar – aber so schnell würde es ihren Verfolgern nicht gelingen, die Tür zu öffnen. Die Flüchtenden konnten das restliche Stück des Weges ohne besondere Eile zurücklegen. Noch immer kümmerte sich Robin um Jan, und Fay sorgte für die Beleuchtung. Zehn Minuten später standen sie unten am Weg.

»Würdest du den Wagen holen?«, fragte Robin. »Ich bringe van der Steegen bis zum Ende der Straße, dort sammelst du uns dann auf.«