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Aber Durotan würde nicht so leicht aufgeben. „Es war als Werbung gedacht, das ist klar“, sagte er schroff. „Aber wenn du noch nicht im richtigen Alter bist, werde ich das respektieren. Dennoch würde ich deine Gesellschaft schätzen. Also lass uns auf die Jagd gehen, begleitet von zwei stolzen Kriegern.“

Daraufhin war sie erschrocken. Offenbar hatte sie erwartet, dass er seinen Standpunkt durchzusetzen versuchen oder in Wut geraten würde.

„Ich...“

Sie unterbrach sich, ihre Augen weit aufgerissen. Dann grinste sie. „Gut, auf so eine Jagd werde ich mitgehen, Durotan, Sohn von Garad, Anführer des Frostwolf-Clans.“

Durotan hatte sich nie glücklicher gefühlt. Das war etwas völlig anderes als eine gewöhnliche Jagd. Er und Draka hatten ein schnelles Tempo vorgelegt und die beiden Krieger, die sie eigentlich hätten begleiten sollen, abgehängt. All die Wettbewerbe mit Orgrim hatten Durotan zu einem ausdauernden Läufer gemacht, und einen Moment lang befürchtete er, sein Tempo wäre zu hoch. Aber Draka, die so zerbrechlich geboren und so stark geworden war, hielt mit.

Sie redeten nicht viel, es gab nichts zu sagen. Sie waren auf der Jagd, und es gab Beute zu machen, um diese zurück zu ihrem Clan zu bringen. Die Stille war sogar angenehm.

Er wurde langsamer, als sie in offenes Gelände kamen, und begann, den Boden abzusuchen. Es lag kein Schnee, deshalb war das Spurenlesen nicht so leicht wie in den Wintermonaten. Aber Durotan wusste, worauf er achten musste. Zertretenes Gras, abgebrochene Zweige, ein Abdruck, wenn auch schwach, auf der Erde.

„Spalthufe“, sagte er. Er stand auf und suchte den Horizont ab, in jener Richtung, in die sie sich bewegten. Draka kroch immer noch auf dem Boden, ihre Finger bewegten sich fein über die Blätter.

„Eins ist verletzt“, verkündete sie.

Durotan sah sie an. „Ich habe kein Blut gesehen.“

Sie schüttelte den Kopf. „Kein Blut, aber das Muster der Spur sagt mir, dass es so ist.“ Sie zeigte dorthin, wo er zuvor den Boden untersucht hatte. Er sah nichts, das auf ein verletztes Tier hingewiesen hätte.

„Nein, nicht dieser Abdruck der andere und der daneben.“

Sie erhob sich und ging vor, achtsam darauf bedacht, wo sie hintrat, und plötzlich erkannte Durotan, was sie meinte. Der Abdruck eines Hufs war leicht weniger tief als die anderen drei.

Das Tier lahmte.

Er bedachte sie mit einem bewundernden Blick, und sie errötete leicht. „Es war leicht zu sehen“, sagte sie. „Du hättest es auch entdeckt.“

„Nein“, gab er ehrlich zu, „hätte ich nicht. Ich habe die Abdrücke gesehen, aber ich habe mir nicht die Zeit genommen, sie mir genauer anzuschauen. Du hast es getan. Du wirst eines Tages eine ausgezeichnete Jägerin.“

Sie straffte sich und sah ihn stolz an. Etwas Warmes, das ihn gleichzeitig stärkte und schwächte, durchlief ihn. Er war nicht besonders fleißig, wenn es darum ging, die Ahnen anzurufen, aber als er Draka vor sich stehen sah, sandte er ihnen ein schnelles Gebet. Lasst diese Frau mich mögen.

Sie folgten der Fährte wie Wölfe einem Geruch. Durotan führte nicht mehr, diese Frau war ihm beim Spurensuchen ebenbürtig. Sie ergänzten einander gut. Er hatte die schärferen Augen, aber sie sah genauer auf das, was sie fanden. Er fragte sich, wie es sein würde, neben ihr zu kämpfen. Die Augen auf den Boden vor sich gerichtet, liefen sie um eine scharfe Biegung. Er fragte sich, wie es sein würde...

Der große Schwarzwolf kauerte über dem Tier, das sie verfolgt hatten, und wirbelte knurrend herum. Eine endlos lange Zeit belauerten sich die drei Jäger. Aber noch bevor das mächtige Biest zum Sprung ansetzte, griff Durotan an.

Die Axt wog nichts in seinen Händen, als er sie hob und zuschlug. Sie sank tief in den Körper des Tiers, aber Durotan spürte den vergeltenden Biss der gelben Zähne, die sich knirschend um seinen Arm schlossen. Stechender Schmerz brandete durch ihn. Mühsam befreite er seinen Arm. Diesmal war es schwerer, die Axt zu heben, während sein Arm Blut verlor, aber er tat es. Der Wolf hatte sich voll auf Durotan konzentriert, seine gelben Augen bohrten sich in seine, sein Mund stand offen, und sein heißer Atem stank nach verwestem Fleisch.

In der Sekunde, bevor die großen Zähne in sein Gesicht hacken konnten, hörte Durotan einen Kriegsschrei. Da war eine unscharfe Bewegung am Rande seines Blickfelds. Draka sprang die Bestie an, ihren langen verzierten Speer nach vorn gerichtet. Der Kopf des Wolfs zuckte zurück, als der Speer seinen Leib durchbohrte. In einem Augenblick der Unachtsamkeit hob Durotan erneut die Axt und schlug so fest zu, wie er konnte. Er fühlte, wie sie den Körper des Tiers durchschnitt und sich sogar in die Erde unter ihm bohrte, so tief, dass er sie nicht sofort herausziehen konnte.

Er trat zurück, keuchte. Draka stand neben ihm.

Er fühlte ihre Wärme, ihre Kraft, ihre Leidenschaft für die Jagd, die so stark wie seine war. Gemeinsam starrten sie auf die mächtige Bestie, die sie beide erlegt hatten. Sie waren von einem Tier überrascht worden, das normalerweise nur mehrere erfahrene Orcs erledigen konnten. Und sie lebten noch. Ihr Feind lag tot am Boden, in zwei Teile gehauen von Durotans Axt, während Drakas Speer aus seinem Herzen ragte. Durotan begriff, dass er niemals würde sagen können, wer von ihnen beiden tatsächlich den Wolf getötet hatte. Und das machte ihn seltsamerweise glücklich.

Er brach zusammen und schlug auf den Boden.

Draka war zur Stelle und wischte das Blut von seinem verletzten Arm, nur um aufzustöhnen, als noch mehr kam. Sie behandelte ihn mit Heilsalben und eng gebundenen Bandagen. Dann rieb sie einige bitter schmeckende Kräuter in Wasser und befahl ihm zu trinken. Nach ein paar Augenblicken schwand der Schwindel.

„Danke“, sagte er ruhig.

Sie nickte und schaute ihn nicht an. Doch ein Lächeln verzog ihre Mundwinkel.

„Was ist so komisch? Dass ich hingefallen bin?“ Seine Stimme klang härter, als er beabsichtigt hatte, und sie sah schnell auf, von seinem Tonfall überrascht.

„Absolut nicht. Du hast gut gekämpft, Durotan. Viele hätten die Axt nach so einem Biss fallen lassen.“

Er fühlte sich seltsam befriedigt von dem Kompliment, das wie eine bloße Feststellung klang und nicht nach einer Schmeichelei. „Was belustigt dich dann so?“

Sie grinste und sah ihn direkt an. „Ich weiß etwas, was du nicht weißt. Aber... ich denke, nach dieser Sache kann ich es dir sagen.“

Er fühlte, wie er selber lächelte. „Ich fühle mich geehrt.“

„Ich habe dir gestern gesagt, dass ich noch nicht das richtige Alter für das Werberitual habe.“

„Das stimmt.“

„Nun... als ich das sagte, wusste ich, dass ich es bald erreichen würde.“

„Ich verstehe“, sagte er, obwohl er keine Ahnung hatte, wovon sie sprach. „Nun... wann wirst du denn alt genug?“

Ihr Lächeln wurde breiter. „Heute“, sagte sie einfach.

Er sah sie einen Moment lang an, dann, ohne ein weiteres Wort, zog er sie zu sich und küsste sie.

Nachdem Talgath die Orcs eine Zeitlang beobachtet hatte, zog er sich zurück; ihre tierische Natur beleidigte ihn. Ein Man’ari war etwas Besseres. Abgesehen von den weiblichen Wesen mit den Lederflügeln und dem Schwanz stillten die Man’ari ihre Begierde mit Gewalt, nicht mit Paarung. Am liebsten hätte er die beiden auf der Stelle gelötet, aber sein Meister duldete keine Einmischung. Wenn die beiden nicht zu ihrem Clan zurückkehrten, würde dies das Misstrauen der anderen wecken. Und obwohl sie unwichtig wie Insekten waren, konnten sie zur Plage werden. Kil’jaeden wollte, dass er nur beobachtete und Bericht erstattete, nicht mehr. Und das würde Talgath tun.

Rache, so dachte Kil’jaeden, war am süßesten, wenn man ihr zu reifen erlaubte. Es hatte in den langen Jahren Momente gegeben, in denen er daran gezweifelt hatte, den Fluchtort der Eredar zu finden. Aber je mehr Talgath ihm berichtete, desto zuversichtlicher und freudiger wurde Kil’jaeden.