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„Die Schwarzfels-Schamanen... du hast gesagt, du willst sie in dieser neuen Magie unterweisen.“

Gul’dan nickte. „Ich werde sie selbst ausbilden, und wenn sie diese neuen Künste schnell beherrschen, werde ich sie als Erste zu den neuen Hexenmeistern ernennen.“

Hexenmeister. Das war also der Name. Er klang interessant. Hexenmeister. Und die Schwarzfels-Hexenmeister würden die Ersten sein.

„Schwarzfaust, Häuptling des Schwarzfels-Clans, was sagst du zu meinem Angebot?“

Schwarzfaust wandte langsam seinen Kopf, um Gul’dan anzuschauen. „Ich sage, es lebe die Horde und es lebe der Schattenrat!“

Die Menge, die sich am Fuß des heiligen Berges versammelt hatte, war wütend. Durotan hatte denjenigen, denen er vertraute, Botschaften geschickt. Und alle bestätigten sie, dass sich die Elemente den Schamanen tatsächlich verweigerten. Besonders hart hatte es den Knochenmal-Clan getroffen: deren ganzer Kriegszug war gegen die Draenei gefallen. Ihr Tod war ein Rätsel geblieben, bis einige Tage später ein Schamane, der im Dorf zurückgeblieben war, versucht hatte, ein krankes Mädchen zu heilen, und erkannte, dass die Elemente ihm nicht mehr dienten.

Alle Clanführer waren mit ihren Schamanen gekommen, um von Ner’zhul eine Erklärung zu verlangen. Der trat aus seinem Zelt und grüßte sie, hob seine Hände und bat um Ruhe.

„Ich weiß, warum ihr hierher gekommen seid“, sagte er.

Durotan fröstelte. Ner’zhul stand weit entfernt, dennoch konnte Durotan ihn deutlich verstehen. Er wusste, dass Ner’zhul diesen Effekt üblicherweise dadurch erreichte, dass er den Wind nutzte, die Worte zu allen Anwesenden zu tragen. Aber wie war das möglich, wenn sich die Elemente den Schamanen verweigerten? Er tauschte einen Blick mit Draka, aber beide sagten nichts.

„Es stimmt, die Elemente antworten nicht länger auf die Rufe der Schamanen“, fuhr Ner’zhul fort, aber seine Worte wurden von wütenden Zwischenrufen übertönt. Er senkte kurz den Blick, und Durotan sah ihn genau an. Der geistige Führer der Orcs wirkte angegriffener, als Durotan ihn je erlebt hatte. Aber das war in dieser Situation nur allzu verständlich, dachte Durotan.

Nach kurzer Zeit erstarben die Rufe. Die versammelten Orcs waren wütend, aber sie wollten vor allem Antworten, auch wenn sie nach einem Ventil für ihren Zorn suchten.

„Einige von euch glauben, dass sich uns die Elemente verweigern, weil wir etwas Falsches tun. Aber das stimmt nicht. Wir sind gerade dabei, eine Macht zu erlangen, wie wir sie noch nie besessen haben. Mein Schüler, der ehrenwerte Gul’dan, hat diese Macht studiert. Ich lasse ihn eure Fragen beantworten.“

Ner’zhul drehte sich um, dabei schwer auf seinen Stab gestützt, und trat beiseite. Gul’dan verneigte sich tief vor seinem Meister, doch Ner’zhul schien das nicht wahrzunehmen. Er wartete, die Augen geschlossen, und wirkte alt und gebrechlich.

Im Gegensatz zu ihm hatte Gul’dan nie besser ausgesehen. Er steckte voller neuer Energie und wirkte sicher und voller Selbstvertrauen, als er sprach.

„Was ich euch erzählen will, werdet ihr vielleicht nur schwer akzeptieren können. Aber ich habe volles Vertrauen, dass mein Volk nicht engstirnig ist, wenn es sich selbst verbessern kann.“ Seine Stimme klang klar und stark. „Gerade, als wir mit Schrecken erkennen mussten, dass es machtvolle Wesen gibt, die völlig anders als unsere Ahnen sind, fanden wir einen Weg, eine neue Magie zu nutzen, die uns von den Elementen unabhängig macht. Diese neue Macht müssen wir nicht um Unterstützung bitten. Sie kommt zu uns, weil wir stark genug sind, um ihre Hilfe zu erzwingen. Wir kontrollieren sie, sie muss uns gehorchen und ist an unseren Willen gebunden.“

Gul’dan machte eine Pause, um seine Worte wirken zu lassen, und schaute sich unter den versammelten Orcs um.

Durotan sah Drek’Thar an und fragte den Freund: „Ist das möglich?“

Drek’Thar zuckte hilflos mit den Schultern. Gul’dans Worte schienen ihn völlig zu erschrecken. „Ich habe keine Ahnung“, murmelte er. „Aber ich sage dir, nach dem letzten Kampf... Durotan, die Schamanen taten ihre Pflicht mit dem Segen der Ahnen! Wie konnten die Elemente sich uns unter diesen Umständen verweigern? Und wie konnten die Ahnen das zulassen?“

Er klang verbittert, als er das sagte. Der Schock und die Scham steckten noch tief in ihm. Durotan konnte es nachvollziehen; der Schamane musste sich wie ein Krieger fühlen, dessen beste Axt sich unter seinen Händen in Rauch verwandelt hatte, eine Axt, die ein vertrauter Freund ihm gegeben hatte, damit er sie für eine gute Sache einsetzte.

„Ja! Ja, ich sehe, ihr versteht den Wert dessen, was ich... was das schöne Wesen, das sich uns angenommen hat, unserem Volk anbietet“, fuhr Gul’dan fort. „Ich habe von diesem großen Wesen gelernt, wie auch ein paar der ehrenwerten anderen Schamanen.“

Er trat zurück, und einige Schamanen traten vor, in die schönsten Lederrüstungen gekleidet, die Durotan je gesehen hatte.

„Das sind alles Schwarzfels-Orcs“, murmelte Draka. Sie verengte die Augen zu Schlitzen. Durotan war es auch aufgefallen.

„Was sie gelernt haben“, sprach Gul’dan weiter, „wird jedem Schamanen beigebracht, der es lernen möchte. Das schwöre ich euch. Folgt mir jetzt aufs offene Gelände, wo seit ewiger Zeit unsere Kosh’harg-Feste gefeiert wurden. Sie werden euch ihre neuen Fähigkeiten demonstrieren.“

Durotan fühlte sich plötzlich ohne Grund krank. Draka ergriff vorsorglich seinen Arm, als sie sah, wie bleich er war.

„Mein Gefährte, was ist los?“, fragte sie, während sie gemeinsam mit allen anderen zum Platz des Kosh’harg-Festes gingen.

Er schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht“, sagte er mit leiser Stimme. „Ich fühle mich bloß... als würde gleich etwas Schreckliches geschehen.“

Draka grunzte. „Ich habe dieses Gefühl schon eine sehr lange Zeit.“

Durotan verzog keine Miene. Er war für das Wohl seines Volkes verantwortlich, und sein Verhältnis zu Ner’zhul und wahrscheinlich auch zu Gul’dan war bereits gestört. Durotan war sich wohl bewusst, dass, wenn einer der beiden Schamanen ihn oder seinen Clan in Misskredit bringen wollte, ihm das leichter fallen würde als je zuvor. Die Clans waren jetzt vereint, und würde der Frostwolf-Clan verstoßen werden, bedeutete das sein Ende. Durotan mochte es nicht, wie sich die Dinge entwickelten, aber er konnte nicht ständig dagegen protestieren. Um sich selbst machte er sich keine Sorgen. Aber er wollte nicht zulassen, dass sein Clan litt.

Und trotzdem, sein Blut raste, sein Herz schlug heftig, und sein Körper bebte vor böser Vorahnung. Er sprach ein schnelles Gebet zu den Ahnen, damit sie sein Volk weise leiteten.

Sie erreichten das flache Flusstal, wo seit Generationen das Kosh’harg-Fest stattfand. Als seine Füße den heiligen Boden berührten, fühlte Durotan, wie er sich entspannte. Erinnerungen kamen, und er lächelte, als sie seinen Geist erfüllten. Er erinnerte sich an die schicksalhafte Nacht, als er und Orgrim es gewagt hatten, die Erwachsenen zu belauschen, und wie enttäuscht sie von den langweiligen Unterhaltungen gewesen waren. Inzwischen war er schlauer und sich sicher, dass er und Orgrim, verwegen, wie sie sich damals auch gefühlt haben mochten, wahrscheinlich nicht die Ersten gewesen waren, die dies getan hatten, und bestimmt auch nicht die Letzten.

Er erinnerte sich auch daran, als er zum ersten Mal die Frau gesehen hatte, die später seine Lebensgefährtin geworden war. Er erinnerte sich, wie sie gemeinsam auf die Jagd gegangen waren, wie er um das Feuer zum Klang der Trommeln getanzt hatte, wie das Blut in seinen Adern pulsiert war und wie er den Mond angesungen hatte. Solange sein Volk all dies hatte, dachte er, würde alles gut werden.

Irgendwie ermutigt schaute er dorthin, wo normalerweise die Tänze stattfanden. Ein kleines Zelt stand dort, und er fragte sich, wozu es wohl diente.

Er und Draka blieben ein paar Meter entfernt vom Zelt stehen, weil sie annahmen, dass es Teil der Vorführung war. Die anderen taten es ihnen gleich. Die Sonne schien hell, während sich mehr und mehr Orcs versammelten. Durotan stellte fest, dass die meisten, die an diesem Tag gekommen waren, Clan-Häuptlinge und ihre Schamanen waren.