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Seine Brust bebte mit der Leidenschaft seiner Gefühle. Er wirkte, als könnte er eine komplette Stadt mit bloßen Händen auseinandernehmen. Und Durotan glaubte, dass er das tatsächlich vermochte.

Hellschrei deutete auf seinen Clan. „Krieger des Kriegshymnen-Clans – tretet vor! Nicht einem von euch wird diese Verzückung verwehrt werden!“

Die Kriegshymnen-Krieger liefen nach vorn, alle begierig darauf, das zu fühlen, was ihr Häuptling fühlte. Der Kelch wurde herumgereicht, und einer nach dem anderen trank. Jeder zuckte einen Moment in tiefer Qual, doch jedes Mal schien sich diese Qual in scheinbares Entzücken und offensichtliche Stärke zu verwandeln. Und die Augen von jedem, der trank, färbten sich rot.

Schwarzfaust schaute zu, und sein Blick wurde noch finsterer. Als der letzte Kriegshymnen-Krieger aus dem Kelch getrunken hatte, grunzte er: „Jetzt werde ich trinken!“

Er nahm den Kelch und nahm einen großen Schluck. Dann fasste er sich einen Moment an die Kehle, blieb aber völlig ruhig, während die schwarze Magie ihre höllische Aufgabe erfüllte. Er hatte seine Rüstung ausgezogen, und so war das Anwachsen seiner Muskeln unter der grünen Haut gut zu sehen.

Er winkte seinen Söhnen, und Maim und Rend schubsten andere Orcs aus dem Weg. Durotan sah wie Griselda, Schwarzfausts einzige Tochter, zögerte, bevor auch sie vortrat, um zu trinken.

Schwarzfaust lachte sie aus. „Du nicht!“, schnarrte er.

Griselda zuckte zurück, als hätte er sie geschlagen. Doch Durotan, der das Mädchen immer gemocht hatte, stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Schwarzfaust wollte sie beschämen. Stattdessen hatte er ihr unwissentlich ein großes Geschenk gemacht.

Schwarzfaust winkte Orgrim zu sich. „Komm, Freund Orgrim! Trink mit mir!“

Selbst als sein bester und ältester Freund gerufen wurde, um die verderbliche Flüssigkeit zu trinken, konnte Durotan nicht sprechen. Aber dankbarerweise musste er das auch nicht.

Orgrim neigte den Kopf. „Mein Häuptling, ich werde diesen Ruhm nicht von dir nehmen. Ich bin dein Stellvertreter, nicht der Häuptling selbst. Mir verlangt auch nicht nach dieser Position.“

Durotan sackte vor Erleichterung zusammen. Orgrim sah, was Durotan gesehen hatte. Auch wenn er nicht wusste, was Durotan wusste, so war er kein Narr. Er hatte seine eigene Seele, und er würde sie nicht aufgeben für diese Art Macht, die den Körper stärkte und die Augen im düsteren Rot glühen ließ.

Nun stellten sich die anderen Häuptlinge der Reihe nach auf. Sie waren begierig auf diesen Segen, der zwei ihrer berühmtesten und respektiertesten Häuptlinge so begeisterte. Nur Durotan rührte sich nicht.

Drek’Thar beugte sich zu ihm hin und flüsterte: „Mein Häuptling, trinkst du denn nicht?“

Durotan schüttelte den Kopf. „Nein. Und ich werde auch niemandem aus meinem Clan erlauben, davon zu trinken.“

Drek’Thar blinzelte erschreckt. „Aber... Durotan, es ist offensichtlich, dass dieser Trank große Kraft und Energie bringt. Du wärst ein Narr, nicht davon zu trinken.“

Durotan schüttelte erneut den Kopf und erinnerte sich an den Inhalt der Botschaft. Zuerst war er skeptisch gewesen, aber inzwischen war er sicher. „Ich wäre ein Narr, würde ich es tun“, sagte er ruhig. Als Drek’Thar protestieren wollte, ließ er seinen früheren Schamanen mit einem Blick verstummen.

Durotan erinnerte sich an die Worte des Draenei-Propheten Velen. „Wir entschieden uns gegen die Sklaverei und wurden dafür verbannt“. Durotan wusste, wenn die Orcs erst aus dem Kelch getrunken hatten, gehörte ihnen ihr Wille nicht mehr. Gul’dan tat das, was die Anführer der Eredar auf ihrer Heimatwelt getan hatten – er verkaufte sein Volk in die Sklaverei. Die Geschichte wiederholte sich. Vielleicht würden er und sein Clan so wie die Draenei bald die „Verbannten“ genannt werden.

Doch was er tat, war richtig. Er erkannte, dass mittlerweile alle Häuptlinge außer ihm getrunken hatten, und der Moment, den er gefürchtet hatte, gekommen war.

Gul’dan winkte ihn nach vorn. „Mächtiger Durotan, Held von Telmor!“ Durotan zwang sich dazu, sich nichts anmerken zu lassen. „Komm zu den anderen Häuptlingen. Trink deinen Teil aus dem Kelch.“

„Nein, Gul’dan, das tue ich nicht!“

Im Licht der Fackeln konnte Durotan sehen, dass ein Muskel nahe Gul’dans rechtem Auge zuckte. „Du verweigerst dich? Glaubst du, du bist besser als die anderen? Glaubst du, du brauchtest den Segen nicht?“

Die anderen Häuptlinge schauten ihn finster an, mit schnaufendem Atem, als würden sie laufen.

Durotan schüttelte den Kopf. „Es ist meine Entscheidung.“

„Vielleicht denken andere aus deinem Clan anders“, entgegnete Gul’dan und breitete die Arme aus. „Wirst du sie trinken lassen?“

„Nein. Ich bin der Häuptling des Frostwolf-Clans. Und dies ist meine Entscheidung!“

Gul’dan schritt herab von der Obsidianplatte und trat auf Durotan zu. Er beugte sich zu ihm und flüsterte ihm ins Ohr: „Was weißt du? Und wie hast du es erfahren?“

Zweifellos wollte er ihn einschüchtern, aber stattdessen wurde Durotan von neuer Hoffnung erfüllt. Gul’dan fühlte sich bedroht. Aber anstatt einen Mörder zu schicken, der Durotan in der Nacht meuchelte, wollte er ihn auf diese Weise bezwingen. Doch seine Worte hatten gerade die Wahrheit der Botschaft bestätigt, und er hatte zudem zugegeben, dass er nicht wusste, von wem diese Nachricht stammte. Durotan erkannte, dass er überleben und seinen Clan dennoch beschützen konnte.

Er entgegnete ebenso leise: „Ich weiß genug. Und du wirst nie erfahren, wie ich es erfahren habe.“

Gul’dan trat zurück und lächelte. „Es ist tatsächlich deine Entscheidung, Durotan, Sohn des Garad. Aber wenn du dich solch einer Segnung verweigerst, musst du mit den Konsequenzen leben.“

Die Worte waren doppeldeutig, aber Durotan kümmerte es nicht.

Gul’dan ging zu seinem Platz zurück und schrie der Menge zu: „Alle, die die Segnung des mächtigen Kil’jaeden, unseres Wohltäters, erhalten wollten, haben sie erhalten. Denkt an diesen Ort als heiligen Boden, weil hier die Orcs zu etwas Größerem wurden. Denkt von diesem mächtigen Berg als Kil’jaedens Thron, von wo aus er uns beobachtet und uns bei unserem Tun segnet, damit wir mehr erreichen, als es uns sonst möglich wäre.“

Er trat zurück und nickte Schwarzfaust zu. Dessen Augen glühten rot. Er hob die Arme und schrie: „Heute schreiben wir Geschichte. Heute greifen wir die letzte Festung unserer Feinde an. Wir werden ihnen die Glieder abreißen. Wir werden in ihrem Blut baden. Wir werden durch die Straßen ihrer Hauptstadt stürmen wie ihr schlimmster Albtraum. Blut und Donner! Sieg der Horde!“

Durotan schauderte. An diesem Abend noch? Es war keine Strategie besprochen worden, und das Ziel ihres Angriffs war mehr als eine kleine Siedlung oder ein Dorf. Das war die Hauptstadt der Draenei. Das war ihre letzte Zuflucht, und Durotan war sicher, dass sie härter kämpfen würden als je zuvor, wie in die Enge getriebene Tiere. Er erinnerte sich an die großen Kriegsmaschinen, die gebaut worden waren. Schwarzfaust hatte sie vorgeschickt, wohin, wusste weder Durotan noch sonst ein Orc.

Wahnsinn. Das alles war Wahnsinn.

Und als die Masse, die ihn umgab, schreiend zujubeln begann und er ihre Augen sah, die wirkten wie zwei Nadelköpfe aus rotem Licht, erkannte er, dass dieses Wort besser passte, als ihm lieb war. Diejenigen, die von dem verderbten Trunk genommen hatten, waren tatsächlich dem Wahnsinn anheimgefallen!

Grom Hellschrei tanzte nah am Feuer, wedelte mit den neuen, muskulösen Armen und warf den Kopf in den Nacken. Der Feuerschein tanzte auf der einst braunen Haut, die nun grün war. Durotan, krank und verwirrt vor Schreck, schaute in die glühenden roten Augen, die denen der versklavten Kreaturen so ähnlich waren, die die Hexenmeister kontrollierten. Die grüne Haut war vom selben Farbton, wie er bereits die Haut der Hexenmeister befleckte und inzwischen auch die von Durotan und seiner Gefährtin.