Выбрать главу

Restalaan sprach eine Reihe von Lauten, die sich in Durotans Hirn einbrannten. „Kehla men samir, solay lamaa kahl.“

Der Wald begann zu schimmern, als wäre er nur eine Spiegelung auf der Oberfläche eines Sees, in den ein Stein geworfen worden war. Unvermittelt schnappte der junge Orc nach Luft. Das Leuchten wurde intensiver, und auf einmal gab es keinen Wald, keine Bäume mehr, dafür aber eine große gepflasterte Straße, die an einer Seite des Berges hinaufführte.

„Wir sind hier im Herzen des Ogerlandes, obwohl es das noch nicht war, als die Stadt vor langer Zeit erbaut wurde“, sagte Restalaan. „Wenn uns die Oger nicht sehen können, können sie uns auch nicht angreifen.“

Durotan fand endlich seine Sprache wieder. „Aber... wie?“

„Eine einfache Illusion, mehr nicht. Eine Lichtspiegelung.“

Irgendetwas an der Art, wie er das sagte, ließ Durotans Haut prickeln.

Als er den verwirrten Gesichtsausdruck des Orcs sah, ergänzte Restalaan: „Dem Auge kann man nicht immer trauen. Wer kann schon davon ausgehen, dass alles, was er sieht, auch so ist? Dass ihm das Licht alles offenbart, zu jeder Zeit? Denn Licht und Schatten können manipuliert werden, verändert, von denen, die wissen, wie es geht. Durch die magischen Worte und das Berühren des Kristalls habe ich den Lichtfall auf die Steine, die Bäume und die Landschaft geändert.

Und so entdeckt das Auge plötzlich etwas völlig anderes, als es zuvor zu sehen meinte.“

Durotan wusste, dass er immer noch dümmlich starrte. Restalaan lachte leicht. „Kommt, meine neuen Freunde. Kommt dorthin, wo noch niemand eures Volkes zuvor war. Begeht die Straßen meiner Heimat.“

3

Drek’Thar hatte in Zeiten des Friedens die Städte der Draenei nie gesehen. Er sah sie erst, als... nun, ich greife mir selbst vor. Aber er erzählte mir, dass mein Vater über ihre erleuchteten Straßen gegangen war, ihr Essen gegessen, in ihren Gebäuden geschlafen und mit ihnen gesprochen hatte. Er hatte einen Blick in eine Welt geworfen, die so anders war als – unsere eigene, dass es noch immer schwerfällt, sie sich vorzustellen. Sogar die Länder der Kaldorei sind mir nicht so fremd wie all das, was ich von den Draenei gehört habe. Drek’Thar sagte, dass Durotan nicht die passenden Worte kannte, um zu beschreiben, was er sah. Vielleicht könnte er es heute, würde er in dem Land leben, das seinen Namen trägt.

Aber das tut er nicht, und das hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack bei der Geschichte.

Durotan konnte sich nicht rühren. Es war, als hätte sich ein rätselhaftes Netz aus strahlender Energie um ihn gezogen, und er konnte sich nicht dagegen wehren. Er beobachtete, während sein Mund leicht offen stand, und versuchte zu verstehen, was seine Augen ihm offenbarten.

Die Stadt der Draenei war herrlich. Sie lag an der Flanke des Berges, als wäre sie daraus entsprungen. Für Durotans Augen war es die perfekte Verbindung von Stein und Metall, von Natur und Künstlichem. Er wusste nicht genau, was er sah, aber er erkannte es als harmonisch. Nachdem der Tarnzauber aufgehoben war, zeigte sich die Stadt in ihrer ruhigen Großartigkeit. Alles, was er sah, zog das Auge an. Massive Steinstufen, weit und stumpf an der Basis und sich nach oben hin verjüngend, führten zu kugelförmigen Bauten. Einer dieser Bauten erinnerte Durotan an ein Schneckenhaus, ein anderer an einen Pilz. Die Kombination war umwerfend. Gebadet in den Farbtönen der untergehenden Sonne, wirkten die harten Linien der Stufen sanfter, und die Rundungen der Kuppeln erschienen einladend.

Er drehte sich um und sah einen Ausdruck auf Orgrims Gesicht, der dem seinen sicherlich ähnelte. Und dann sah er ein leichtes Lächeln auf Restalaans Lippen.

„Ihr seid uns willkommen, Durotan und Orgrim“, sagte Restalaan. Die Worte schienen den Bann zu brechen, und Durotan trat linkisch vor. Die Steine auf der Straße waren gerundet, ob von der Zeit oder der Hand der Draenei, konnte er nicht sagen. Als sie näher kamen, erkannte Durotan, dass sich die Stadt in die Berge hinein fortsetzte. Das architektonische Muster der großen Stufen, die zu sanft geschwungenen Gebäuden führten, setzte sich dort fort. Es gab lange Straßen, die aus demselben weißen Stein bestanden, der irgendwie nie schmutzig wurde, obwohl mindestens zehn Generationen in dieser Stadt gelebt und gestorben waren, seit die Draenei in diese Gegend gekommen waren. Statt der Häute und Hörner von erlegten Tieren benutzten die Draenei die Geschenke der Erde. Überall sah er glühende Edelsteine, und es gab eine merkwürdige Fülle von hellbraunem Metall, wie Durotan es noch nie gesehen hatte. Die Orcs kannten Metall und verarbeiteten es auch. Durotan selbst hatte auf der Jagd Axt und Schwert getragen. Aber dieses hier...

„Woraus ist eure Stadt erbaut?“, fragte Orgrim. Es war das Erste, das er sagte, seit die beiden ihre merkwürdige Reise in der Gesellschaft der Draenei angetreten hatten.

„Aus vielen Dingen“, sagte Restalaan freundlich. Sie gingen durch die Tore und wurden von den Bewohnern neugierig, aber keineswegs feindselig beäugt. „Wir sind Reisende, die in eurer Welt noch relativ neu sind.“

„Neu?“, sagte Durotan. „Es ist über zweihundert Sommer her, dass euer Volk hierherkam. Wir waren damals anders, als wir jetzt sind.“

„Nein, wart ihr nicht“, widersprach Restalaan. „Wir haben die Orcs beobachtet, wie sie an Stärke, Können und Talent gewannen. Ihr habt uns beeindruckt.“

Durotan wusste, dass es als Kompliment gemeint war, aber irgendwie klang es in seinen Ohren abfällig. Als wenn... als wenn die Draenei dachten, sie wären irgendwie besser als die Orcs. Der Gedanke kam und ging, flüchtig wie der Schlag eines Schmetterlingsflügels. Er sah sich um und fragte sich, ob es nicht auch tatsächlich stimmte. Keine orcische Behausung war so prächtig, so erhaben. Aber... die Orcs waren ja schließlich auch keine Draenei. Sie mussten nicht wie die Draenei leben.

„Die Antwort auf deine Frage, Orgrim, lautet: Als wir hier ankamen, benutzten wir alles, was wir mitgebracht hatten. Ich weiß, dass dein Volk Boote baut, um auf Flüssen und Seen zu reisen. Nun, wir kamen in einem Boot, dass durch den Himmel reisen kann, und das brachte uns hierher. Es bestand aus Metall und... anderen Dingen. Nachdem wir erkannt hatten, dass dieser Platz hier unsere Heimat werden würde, nahmen wir Teile von dem Boot und benutzten sie als Baumaterial.“

Daher kam also das viele matte, geschwungene Metall, das aussah wie eine Mischung aus Kupfer und Haut. Durotans Atem stockte.

Neben ihm schnaufte Orgrim. „Du lügst! Metall kann nicht schwimmen!“

Ein Orc hätte geknurrt und Orgrim auf die Ohren geschlagen, und zwar ziemlich hart für solch eine Frechheit. Der Draenei lächelte nur sanft. „Das möchte man meinen. Genauso wie man meinen möchte, dass es nicht möglich ist, die Elemente zu beschwören, um einen Oger zu bekämpfen.“

„Das ist etwas anderes“, schnaubte Orgrim. „Das ist Magie.“

„Genau wie dies hier, auf seine eigene Art“, sagte Restalaan. Er winkte einen seiner Leute heran und sagte etwas in seiner eigenen Sprache. Der andere Draenei nickte und entfernte sich.

„Da ist jemand, den ich euch gern vorstellen möchte, wenn er nicht zu beschäftigt ist“, sagte Restalaan, dann wurde er still.

Durotan hatte tausend Fragen, traute sich aber nicht, sie zu stellen, denn er fürchtete, sich damit zu blamieren. Orgrim schien Restalaans Antwort die Magie betreffend akzeptiert zu haben. Dennoch schauten sich beide Jungen immer noch interessiert um.

Sie kamen an vielen Draenei vorbei, und einmal sah Durotan ein Mädchen, das wohl in seinem Alter war. Sie war fein gebaut, aber groß, und als Durotan ihren Blick auffing, schien sie erschreckt. Dann zog ein sanftes Lächeln über ihre Lippen, und sie senkte schüchtern den Kopf.

Durotan bemerkte, wie er zurücklächelte. Ohne nachzudenken sagte er: „In unserem Lager gibt es viele Kinder. Wo sind eure?“